Inhalt:
Die Enterprise erlebt ein Déjà vu, eine Wiederholung der letzten paar Sekunden, die auch auf anderen Schiffen wahrgenommen wird. Kurz darauf trifft ein Notruf von Paul Mannheim ein, einem Physiker, der sich Jahre zuvor mit einem Team zurückzog, um Experimente an Raum und Zeit durchzuführen. Die Enterprise fliegt Mannheims Labor an. Dort findet man die einzigen zwei Überlebenden, Paul Mannheim und dessen Frau Jenice, eine alte Liebe von Picard. Mannheim erklärt, eines seiner Experimente habe einen Riss in der Zeit entstehen lassen. Dieser Riss sei für die Vorfälle auf der Enterprise verantwortlich. Er müsse nun geschlossen werden. Mannheim ist zwar in Folge des Experiments schwer krank, kann aber die notwendigen Anweisungen geben. Da der Riss zu Zeitverschiebungen führt, durch die eine Person auf sich selbst treffen kann, ist Data am besten geeignet, um den Riss zu schließen: Er lässt sich am wenigsten verwirren, wenn er sich selbst in einer anderen Zeit trifft. Besser noch, drei Datas sind sogar in der Lage, miteinander zusammen zu arbeiten, ohne die Übersicht zu verlieren. So gelingt es, den Riss zu in der Zeit zu schließen. Mannheim erholt sich daraufhin wieder.
Währenddessen denkt Picard über die Entscheidungen in seiner Jugend nach. Wie erfahren, dass er als junger Mann eine Verabredung mit Jenice hatte, sie aber sitzen ließ. Um die Geschichte abzurunden, wenn auch zwanzig Jahre zu spät, treffen sich Picard und Jenice doch noch in jenem Restaurant in Paris, in dem sie verabredet waren auf dem Holodeck.
Kommentar
Schlechte Schauspieler ruinieren hier eine Folge, die auf dem Papier sicherlich ganz passabel aussah. "We'll Always Have Paris" erzählt eine einfache Geschichte über ein missglücktes Experiment mit Raum und Zeit. Diese hat zwei Höhepunkte: Eine witzige Szene mit einer Zeitverschiebung, in der Picard, Riker und Data sich selbst begegnen; und eine tricktechnisch beeindruckende Auflösung, in der wir gleich drei Datas zu sehen kriegen.
Das alles ist aber nur Hintergrund für Picards Begegnung mit einer alten Liebe, die er als junger Mann sitzen ließ. Dieser Aufbau gefällt mir, ich richte meine Aufmerksamkeit gerne auf die Figuren auch wenn, wie hier, nicht sehr viel Fleisch am Knochen ist. Patrick Stewart bereichert die dünne Geschichte mit sorgfältiger Schauspielerei, die uns eine bessere Vorstellung davon gibt, wer unser Captain eigentlich ist. Wir erfahren hier, dass er nicht ganz im Reinen ist mit den Entscheidungen, die er in seiner Jugend traf. In einem Gespräch mit Jenice in der Krankenstation bleibt etwas unausgesprochen, das dem Captain trotz seiner Erfolge fehlt: vielleicht eine Beziehung, vielleicht eine Familie. Picard hinterfragt in dieser Episode für einen kurzen Moment die Entscheide seiner Jugend, und wir lernen ihn dadurch besser kennen. Spätere Episoden werden die Thematik vertiefen: In "The Inner Light" (dt.: Das zweite Leben) erhält Picard eine zweite Identität, in der er sich für eine Familie entscheidet; in "Lessons" (dt.: Der Feuersturm) geht er eine Beziehung ein; und im ersten Kinofilm, "Generations", landet er einmal in einer Traumwelt, in der er eine Familie hat und sie (erneut) aufgeben muss; "Tapestry" (dt.: Willkommen im Leben nach dem Tode) schließlich zeigt uns ein Szenario, in dem Picard zwei Entscheidungen aus seiner Jugend korrigieren darf, und einer davon betrifft, wie hier, eine Frau. Eine häufige Kritik an der Serie betrifft die Tatsache, dass diese Erlebnisse nie über die einzelnen Geschichten hinaus reichen, und dass sich die Figuren im Verlauf der Serie nicht maßgebend verändern. Der Vorwurf übersieht aber, dass die Figuren dennoch immer deutlicher charakterisiert werden, und zwar eben gerade durch die Gegenüberstellung dessen, was sie sind, mit dem, was sie sein könnten. Darin liegt der Wert der vielen alternativen Universen, die in der Serie eingeführt werden.
Das erste und größte Problem der Episode ist Michelle Phillips als Jenice, Picards vergangene Liebe. Die Frau kann nicht schauspielern, oder sie kann es jedenfalls nicht in dieser Rolle mit diesem Drehbuch. Am liebsten würde man bei ihren Nahaufnahmen nicht hinsehen. Vielleicht hat das auch derjenige erkannt, der für den Schnitt verantwortlich war: In einer Szene mit den beiden Figuren im Konferenzraum sehen wir Picard so oft wie nur möglich, als würde sich die Kamera für die andere Figur schämen. So entsteht natürlich keine glaubwürdige Beziehung, und das vernichtet die Romanze, wenn auch nicht Betrachtung von Picard. Es hilft der Romanze auch nicht, dass Jenice mit strahlendem Gesicht Gespräche mit Picard führt, während ihr Mann im Sterben liegt. Apropos: Das zweite Problem ist Jenices Ehemann, Paul Mannheim, gespielt von Rod Loomis. Wiederum möchte ich dem Schauspieler keinen allgemeinen Vorwurf machen; aber vermutlich sah er sich die falschen Filme an, um sich auf die Rolle des verrückten Professors vorzubereiten.
Eine interessante Szene ist sehr kurz und im Rahmen der Handlung nicht von großer Bedeutung. Sie spielt zwischen Beverly und Troi. Es bleibt überhaupt kein Zweifel, dass Beverly Interesse an Picard hat, das weit über Freundschaft hinaus geht. Das Thema wird aber nicht mehr zur Sprache kommen und erst in der siebten Season wieder aufgenommen (und aufgelöst), in der Episode "Attached" (dt.: Kontakte). Es setzt sich sogar in das Finale der Serie fort, "All Good Things" (dt.: Gestern, heute, morgen), das eine alternative Zukunft zeigt, in der Picard und Beverly einmal verheiratet waren.
Die beste Szene der Episode ist die letzte, in der Riker und Deanna nach dem Namen eines Lokals für ihren Landeurlaub suchen. Es liegt ihnen auf der Zunge, aber es ist Picard, der den Namen schließlich weiß. Es ist eine knappe Szene mit einer subtilen Botschaft, vermutlich der wichtigsten dieser Episode: Hinter dem Captain steckt eine Privatperson.
Bemerkenswertes
Der Titel der Episode ist ein Zitat aus dem Film "Casablanca". Eigentlich erstaunlich, dass Picard nie sagte: "Von all den Raumschiffen in all den Sternensystemen in all den Galaxien..."
Picards Fechtpartner ist selbst eine kleine Anomalie in Raum und Zeit: Er ist hier das erste und letzte Mal zu sehen und spielt in der Handlung überhaupt keine Rolle. Wieder einmal heißt es, das Drehbuch sei in kurzer Zeit verfasst worden (Larry Nemecek: "The Star Trek: The Next Generation Companion") vielleicht ist der Fechtpartner also ein Artefakt davon.
Ein weiterer interessanter Kommentar aus Nemeceks Buch: In der ursprünglichen Fassung sollten Picard und Jenice eine Nacht zusammen verbringen. Die nachträgliche Entfernung dieses Elements erklärt vermutlich, weshalb die Geschichte nun so dünn wirkt; und auch, weshalb die Mitte der Episode gestreckt wirkt und einige Minuten langweilt.
Datas Gestik, während er spricht (er betont die Sätze mit seiner linken Hand), ist in dieser Episode beinahe ein wenig aufdringlich. Sie ist aber typisch für die Figur und bleibt während der nächsten Jahre erhalten.
Michelle Phillips spielte einige Jahre eine Hauptrolle in dem "Dallas"-Spin-Off "Unter der Sonne Kaliforniens" (Org.: Knots Landing).
Nitpicking:
Es wäre schön, wenn wir erfahren hätten, weshalb der mittlere Data der richtige Data war, und wie er das wissen konnte?
Einschaltquoten (von Martin Seebacher):
In den USA blieben die Ratings von "We'll Always Have Paris" konstant und erreichten wie die Folge in der Woche davor ein 9.7 Rating, aber diesmal nur einen 4. anstatt eines 3. Platzes.
In Deutschland waren diesmal nur 2,5 Millionen Zuschauer dabei.
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