Inhalt:
Beverly Crusher verliebt sich in Odan, einen Botschafter der Trill. Die Beziehung wird sehr rasch leidenschaftlich. Odan hat den Auftrag, einen Konflikt zu schlichten. Er wird in diesem Zusammenhang verletzt und muss von Beverly behandelt werden. Sie stellt erstaunt fest, dass Odan eine symbiontische Lebensform ist: Sein Bewusstsein befindet sich in einem wurmähnlichen Wesen, das einem Wirtskörper eingepflanzt wurde. Der Wirt trägt nur Augen, Hände und Füße bei, das Bewusstsein der Person befindet sich im Symbionten. Der Odan-Wirt stirbt bald, woraufhin der Symbiont provisorisch in Riker implantiert werden muss. Beverly hat nun große Mühe damit, die Beziehung fortzusetzen, überwindet aber mit der Zeit ihre Verstörung angesichts der neuen Situation und akzeptiert Odan wieder als ihren Liebhaber, selbst in Rikers Körper. Riker ist jedoch nur als provisorischer Wirt vorgesehen, bis dass die Trill einen Ersatz schicken - eine Frau. Beverly kann die Beziehung nun nicht mehr fortführen.
Kommentar:
"The Host" ist eine clevere Episode, die uns in der besten Tradition der Science Fiction über eine Frage nachdenken lässt: Wie weit und wie aufrichtig können wir das Innere, den Charakter einer Person lieben, und wie wichtig sind Äußerlichkeiten? Ob Shakespeare ("there's language in her eye, her cheek, her lip") oder Sinatra ("the way you hold your knife, the way you wear your hat"), die typische Liebesbekundung preist Äußerliches, denn alles andere entzieht sich in erster Annäherung unseren Sinnen. Es ist eine alte, beinahe abgedroschene Frage mit wenig Aussicht auf eine Antwort, und dennoch lasse ich mich oft von ihr frustrieren: Können wir durch Gespräch und Beobachtung irgendetwas Nennenswertes über das Bewusstsein einer anderen Person erfahren? Ich würde mit einem bedingten (und hoffnungsvollen) Ja antworten, aber in meinen tiefsten Momenten danke ich, um es in einem weiteren Zitat zu fassen (denn aller guten Dinge sind drei), wie Büchners Danton: "Wir wissen wenig voneinander. Wir sind Dickhäuter, wir strecken die Hände nacheinander aus aber es ist vergebliche Mühe, wir reiben nur das grobe Leder aneinander ab, -- wir sind sehr einsam." Wenn wir derartige Mühe haben, eine Person überhaupt zu kennen, können wir sie dann lieben, um ihres Bewusstseins, ihres Innersten willen? Diese Episode spielt mit dem Thema, indem sie die neue Spezies der Trill vorstellt. Es sind kleine Wesen, kaum mehr als Gehirne, die einen humanoiden Wirt benötigen, um überleben zu können. In dieser Episode wir der Wirt vollständig vom Bewusstsein des Symbionten gesteuert (im Gegensatz zu "Deep Space Nine", wo die Konvention die ist, dass Eigenschaften von Symbiont und Wirt miteinander verschmelzen). Dies ist offensichtlich eine clevere Science Fiction Prämisse, denn damit ist das Innere vom Äußeren gänzlich entkoppelt und dem Gedankenexperiment steht nichts mehr im Wege. Beverly Crusher verliebt sich in einen der Trill, dessen Wirt jedoch bald schon schwer verletzt wird, so dass der Symbiont in neuen Wirten implantiert wird: Zuerst provisorisch in Riker, danach in einer Frau. Beverlys Gefühle und ihre Bereitschaft für eine Beziehung geraten ins wanken, als sie ihren Geliebten in der Gestalt ihres Freundes Riker sieht, und sie stürzen völlig um, als es sich um eine Frau handelt.
Das größere Thema hinter der Geschichte sind unsere mentalen Einschränkungen. So sehr wir uns wünschen, die Essenz einer Person kennen und lieben zu können, und so überzeugt ich davon bin, dass nicht-offenkundige Attribute wie Intelligenz und Humor eine ebenso große Rolle spielen bei unserer Partnerwahl wie das richtige Verhältnis von Bauch- zu Hüftumfang einer Frau: Letztlich gibt es Schaltkreise in der Hardware unserer Gehirne, die uns nur ein bestimmtes Maß an Flexibilität gestatten. Ich wäre genau so wenig fähig zu einer homosexuellen Beziehung wie Beverly in der Episode. Damit bin ich auf der Suche nach einem attraktiven Geist auf die Hälfte der Möglichkeiten beschränkt, denn ich als Mann werde zu einem anderen Mann nie die die gleiche Nähe fühlen können wie zu einer Frau. Mein Gehirn ist einfach nicht dafür programmiert. Tatsächlich ist die Breite meines "Suchbildes" in der Partnerwohl sicherlich noch sehr viel enger, und der Augenabstand, die Nasenform oder die Ohrläppchenlänge mag darüber entscheiden, ob ich eine Frau attraktiv finde oder nicht. Der einzige Vorteil unserer analytischen Vernunft besteht darin, dass wir uns dieser Einschränkungen bewusst werden und sie akzeptieren können. Darin besteht die "Botschaft" von "The Host" für jene Leute, die in einer Geschichte so etwas suchen: Die festen Schaltkreise in unseren Gehirnen, die im Verlauf der Evolution auf der Grundlage einfachrer Strukturen zusammengeklaubt wurden, werden uns nie erlauben, eine Person nur um ihrer Essenz willen zu lieben, auch wenn wir uns das einreden. Aber wir haben die Möglichkeit, uns über diese Einschränkung Rechenschaft abzulegen, uns selbst auf diese Weise besser zu kennen, und ebenso unsere eigenen Einschränkungen und die unserer Mitmenschen besser zu verstehen. Wir wissen, was wir von uns oder anderen nicht erwarten dürfen. Ich habe zudem die Vermutung, dass sich dies viel weiter als auf intime Beziehungen ausdehnt: In jeder persönlichen Bekanntschaft steht ein Äußeres zwischen mir und dem fremden Bewusstsein, und meine Wahrnehmung wird davon auf die eine oder andere Weise beeinflusst. Mit all unserer Kognition können wir dergleichen Gefühle vermutlich nicht beeinflussen. Wir können uns ihrer lediglich bewusst sein, wie Beverly am Ende der Episode, als das Bewusstsein ihres Liebhabers mit allen physischen Attributen einer Frau auftritt: Sie versucht gar nicht erst, die Beziehung erneut aufzunehmen. Es ist ein goldener Käfig, in dem wir leben.
Bemerkenswertes:
Diese Episode war eine große Herausforderung, da Gates McFadden im siebten Monat (also sehr sichtbar) schwanger war, was man mit geschickten Kameraeinstellungen verbergen musste. Dies ist einigermaßen offensichtlich, wenn man es weiß.
Die Trill werden hier eingeführt. In "Star Trek: Deep Space Nine" wird eine Hauptfigur, Jadzia Dax, zu dieser Spezies gehören. Nachdem die Cardassianer bereits in "The Wounded" vorgestellt wurden und in der selben Episode Colm Meaney als Chief O'Brien erstmals eine echte Rolle zu spielen hatte, fehlen nun nur noch die Bajoraner, bevor alle Grundlagen für die Spin-off Serie der "Next Generation" gelegt sind. Wir lernen die Bajoraner in "Ensign Ro" kennen.
Beverly erzählt Deanna von ihrem neuen Liebhaber beim Coiffeur, eine Umkehrung der Situation in jener berühmten Gymnastikszene in "The Price" (dt.: Der Barzanhandel) der dritten Season.
Einschaltquoten (von Martin Seebacher):
In den amerikanischen Syndication Charts konnte die Folge den ersten Platz mit einem Rating von 11.3 Punkten belegen.
In Deutschland waren bei der Erstausstrahlung 1,77 Mio. Zuschauer bei einem sehr guten Marktanteil von 20% dabei.
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