Inhalt:
Die Voyager stößt auf unzählige Lebensformen, die im All herumtreiben. Neelix ist wieder einmal eifersüchtig auf Tom Paris und treibt Kes damit zur Weißglut. Kes zieht sich zurück, als sie in Freßanfällen plötzlich lebende Käfer und Kartoffelbrei vermengt mit Erde in sich hineinstopft.Neelix findet Kes und bringt sie sofort in die Krankenstation, wo sich die völlig verängstigte Kes im Büro des Holodocs hinter einem Schutzschild verbirgt. Janeway gelingt es, zu Kes vorzudringen. Kes erklärt, daß sie das Elogium durchlebt. Ihr Körper bereitet sich auf die Befruchtung vor, dafür sei es aber Jahre zu früh. Okampas durchleben nur einmal das Elogium und müßten sich in dieser Phase entscheiden, ob sie ein Kind wollen. Sie möchte, daß Neelix der Vater ist, doch der zeigt sich eher entsetzt. Kes unterbreitet ihm, daß er nur 50 Stunden Zeit hat, um sich zu entscheiden, danach sei es für die Paarung zu spät.Die Voyager wird von dem Schwarm im All angezogen. Als man mit magnetischen Impulsen versucht, die Kreaturen von der Voyager wegzustoßen, ketten sich die Lebensformen an den Warpantrieb. Ein größeres Wesen taucht auf und befeuert die Voyager mit einem Plasmasturm.Als die kleineren Lebewesen von den Subraumemissionen der Voyager angezogen werden, erkennt man, daß die Wesen das Schiff für einen sexuellen Partner halten. Chakotay empfiehlt, das Verhalten der Kreaturen zu imitieren. Das Unternehmen hat Erfolg, die Wesen ziehen sich zurück.Neelix entschließt sich für die Paarung, doch nun macht Kes einen Rückzieher, weil sie sich für noch nicht reif genug hält, um ein Kind großzuziehen. Da ihr Elogium durch das elektrophoretische Feld der Kreaturen erzeugt wurde, meint der Holodoc, daß es nicht echt war und in zwei Jahren erneut auftreten wird. Lt. Wildman gesteht Janeway, daß sie schwanger ist.
Kritik:
"Elogium" ist eine eher durchschnittliche Episode. Die Kreaturen im All erinnerten im Ansatz an die TNG-Folge "Galaxy's Child" (dt.: Die Begegnung im Weltraum), in der es auch um das Problem ging, ein hartnäckiges Weltraumwesen zu vertreiben. Man muß aber zugestehen, daß die Kreaturen im All nur als Erklärung für Kes' vorzeitiges Elogium dienten und relativ kurz abgehandelt wurden.
Viel wichtiger war die Story um Kes und ihre vorzeitige Gebärfähigkeit. Jennifer Lien beeindruckte in ihrer Darstellerleistung als verwirrte Kes und brachte spätestens mit dieser Episode alle Kes-Zweifler zum Schweigen. "Star Trek - Voyager" ist eine Serie, in der sich die Schauspieler auch mit Ideen und Kritikpunkten an die Produzenten wenden können. Tim Russ (Tuvok) macht davon regen Gebrauch, ebenso Jennifer Lien, die daher an der vielversprechenden Entwicklung ihrer Rolle großen Anteil hatte. Jennifer Liens Einsatz war zumindest mit der Grund dafür, daß Charakter und Fähigkeiten von Kes bereits in der ersten Season überraschend gründlich vertieft wurden. Kein Wunder, daß Kes bei den Fans bald zu einem Favoriten unter der Voyager-Crew aufstieg.
Daß man sich in der Kes-Figur und in Jennifer Lien nicht getäuscht hat, bewiesen auch kommende Episoden wie z.B. "Persistence of Vision" (dt.: Rätselhafte Visionen) und "Cold Fire" (dt.: Suspiria), welche das Potential, das in der Kes-Figur schlummert, weiter ausschöpften.Da das Thema "Weltraumkreaturen" eher am Rande eine Bedeutung hatte, erlebte der Zuschauer bei "Elogium" ein fesselndes Charakterstück, in dem es hauptsächlich um das Thema Schwangerschaft und Verantwortung ging. Bei dieser Gelegenheit wurden auch die Beziehungen der Charaktere untereinander geklärt. Neelix zeigte unverblümt seine schon immer sehr latente Eifersucht gegenüber Tom Paris. Während er sich im Zusammenhang mit der bevorstehenden Schwangerschaft von Kes und der Erziehung eines Kindes eher überlegte, ob sich seine Lebensqualität dadurch zum Positiven oder zum Negativen verändert, machte sich Kes viel ernstere Gedanken darüber, ob sie schon die für eine Kindererziehung nötige Reife besitzt. Die Auflösung (der Holodoc findet heraus, daß das Elogium nicht echt ist und Kes in zwei Jahren eine neue Chance erhält) war aber eher schwach und diente ganz der "Hauptdirektive der Star Trek-Autoren", die besagt: Nur nichts am Status Quo ändern. Besonders schade war, daß Kes dadurch eine endgültige Entscheidung für oder gegen das Baby erspart blieb und sich die Autoren so um eine Antwort auf dieses heikle Thema herumgemogelt hatten.
Noch etwas scheinen die Autoren übersehen zu haben: Als Kes sich nicht sicher ist, ob sie schon reif für ein Kind ist, meint sie, es gäbe noch so viel, was sie tun möchte. Sie möchte studieren, sich weiterbilden... Und wenn erst einmal das Baby da ist, hat sie dafür sicher keine Zeit mehr. Solche Bedenken mögen bei einem Menschen durchaus angebracht sein, aber bei einer Okampa? Kes ist noch nicht einmal ein Jahr alt und hat schon seit Monaten eine Liebesbeziehung zu Neelix. Wie lange mag da wohl die Kindheit der Okampa dauern? Drei Monate, vielleicht ein halbes Jahr, mehr aber ganz sicher nicht... Kes redet aber wie ein Mensch, der in dieser Situation die nächsten JAHRE größtenteils seinem Kind opfern muß.
Es fällt in diesem Zusammenhang auf, daß Kes bei einem Problem in der Regel bei Janeway um Rat fragt und zu ihr besonderes Vertrauen hat, während Neelix sich verblüffenderweise in der Regel an Tuvok wendet. Die Neelix/Tuvok-Szene in "Elogium" sollte nicht die letzte sein, auch in zukünftigen Folgen erlebte man viele witzige Dialoge zwischen diesen beiden völlig unterschiedlichen Charakteren. Diesmal plauderte Tuvok sogar überraschend offen über seine Sehnsucht nach seinen Kindern.Nun zu einem unangenehmen Thema: Chakotay. Auch wenn jetzt alle Chakotay-Fans Amok laufen, in "Elogium" mußte man sich schon die Frage stellen, ob Janeways Nummer Eins noch richtig tickt. (Sorry...) Da wundert es nicht mehr, weshalb Janeway in der Regel bei Tuvok um Rat sucht. Was war passiert? Da "ertappt" Chakotay im Turbolift zwei Crewmitglieder, die sich küssen. Skandal!!! Chakotay ist entsetzt, faselt was von "indiskreter Verbrüderung" und schlägt Janeway ernsthaft (!) vor, sie solle Regeln erstellen, um das zu unterbinden. Offenbar hat Chakotay vergessen, daß er im 24ten Jahrhundert lebt. Und wie stellt er sich diese Regeln überhaupt vor? Um 22 Uhr müssen alle in ihrem eigenen Bett sein, oder was? Nun, Janeway lehnte diesen Vorschlag zum Glück auch mit einem belustigten Grinsen auf den Lippen ab. Doch jetzt kommt's: Kurze Zeit später bemerkt Chakotay, daß 78 Jahre Heimflug doch eine lange Zeit sind und man rechtzeitig für ausreichend Nachwuchs sorgen müsse! Und dafür will er EBENFALLS Regelungen, wobei ich mir gar nicht ausmalen will, wie sich Chakotay SOLCHE Regelungen vorstellt. Abgesehen davon ist das ja ein Meinungsumschwung von 180 Grad! Bei solchen Vorschlägen muß man sich fragen, ob Chakotay vielleicht heimlich zu viel Wasserpfeife geraucht hat.
Gegen Ende der Folge meinte Janeway zu Chakotay: "Sollte ich einmal Fragen zum Paarungsverhalten haben, weiß ich, an wen ich mich wenden soll." Da es in zukünftigen Folgen zwischen Janeway und Chakotay knistern soll, fragt man sich, ob das mehr als nur eine scherzhafte Bemerkung war.
Wildman "gesteht" Janeway, daß sie ein Baby bekommt, was von Janeway (wenig einfühlsam) mit einem sehr besorgten Gesichtsausdruck quittiert wurde. Die schwangere Wildman taucht demzufolge noch in den Folgen "Tattoo" und "Dreadnought" (dt.: Der Flugkörper) auf, bis sie ihr Baby dann endlich nach einer 12-monatigen Schwangerschaft in der Episode "Deadlock" bekommt, dort allerdings, wie schon Keiko vor ihr in TNG, unter sehr dramatischen Umständen.Bei der Erschaffung der Weltraumkreaturen benutzten die Verantwortlichen für die Spezialeffekte sehr überzeugende CGI-Graphiken. CGI, Abkürzung für "Computer-Generated Imagery", erhält bei SF-Serien eine immer größer werdende Bedeutung. Zum Beispiel stammen bei Serien wie "Babylon 5" oder "Space 2063" sämtliche Weltraumszenen aus dem Computer.
Obwohl durch den weitgehenden Verzicht auf CGI die Kosten für Spezialeffekte ganz erheblich höher sind, gehören die Star Trek-Serien erfreulicherweise nach wie vor zu den inzwischen nur noch wenigen SF-Serien, die noch immer für Weltraumszenen die nach wie vor realistischer aussehenden Raumschiffmodelle verwenden.
Fazit: "Elogium" ist eine gut gespielte und kurzweilige, aber ansonsten eher durchschnittliche Episode, die größtenteils von einer sehr überzeugenden Jennifer Lien getragen wurde.
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