Inhalt:
Die Voyager wird plötzlich von dem Föderationsraumschiff Aeon angegriffen. Captain Braxton meldet sich und behauptet, er sei aus dem 29ten Jahrhundert und müsse die Voyager vernichten, da sie für die Zerstörung der Erde in seinem Jahrhundert verantwortlich sei. Kurz darauf wird die Voyager von einem Riß im Raum-Zeitgefüge erfaßt und zur Erde ins Jahr 1996 geschleudert.
Das Zeitschiff Aeon landet im Jahre 1967. Braxton kann sich in letzter Sekunde retten, indem er sich aus dem Schiff herausbeamt. Die Überreste des Schiffes werden von dem skrupellosen Henry Starling gefunden, der die Erfindungen aus der Zukunft benutzt, um verschiedene technische Errungenschaften als seine Erfindungen auszugeben und ein großes Industrieimperium aufzubauen.
Janeway und Chakotay finden den um 30 Jahre gealterten Braxton, der als Penner lebt. Er weiß, daß Starling vorhat, das Zeitschiff erneut zu starten, um weitere Technologien aus der Zukunft zu holen. Ein Bedienungsfehler wird dazu führen, daß Starling das gesamte Sonnensystem auslöscht.
Tuvok und Paris stoßen auf die junge Astronomin Rain Robinson, die für Starling arbeitet und die die Voyager aufgespürt hat. Tuvok löscht die Daten ihres Computers. Starling hält Robinson für ein Sicherheitsrisiko und setzt einen Killer auf sie an. Tuvok und Paris nehmen Robinson mit, um sie zu beschützen.
Janeway und Chakotay treffen auf Starling, der aber keineswegs bereit ist, das Zeitschiff wieder herzugeben. Die Voyager dringt in die Erdatmosphäre ein, Janeway und Chakotay können in Sicherheit gebeamt werden. Als Janeway das Zeitschiff auf die Voyager transportieren will, gelingt es Starling, Daten von der Voyager in seinen Computer zu laden, darunter auch den Holodoc.
Kritik:
"Future's End" ist der erste große Höhepunkt der dritten Staffel und bietet nach dem enttäuschenden "Basics"-Zweiteiler nun auch einen wirklich gelungenen Cliffhanger.
Der Zweiteiler ist weit mehr als eine Aufguß der Idee zum vierten Star Trek-Kinofilms. Das intelligent ausgetüftelte Drehbuch sorgt dafür, daß sich Story und Gags aus "Star Trek IV" nicht wiederholen. Allein die vielen witzigen Seitenhiebe auf die Neunziger verhindern, daß "Future's End" zu einem Aufguß verkommt. Als Janeways Kommunikator piepst, ziehen zwei vorbeilaufende Teenager ihren "Pager" aus der Hosentasche. (Die Szene ist leicht zu übersehen, sie geschieht etwa in der siebzehnten Minute, als Janeways Team den gealterten Braxton verfolgt.) Auch auf die 90er-Jahre-Paranoia und den Boom der Ufologie gab es Anspielungen, da Paris der guten Rain mitteilt, "sie" wollten nur, daß alle glauben, die UdSSR und der russische Geheimdienst KGB würden nicht mehr existieren. Neelix und Kes begeistern sich inzwischen für Soap Operas, wobei wir leider nie erfahren werden, ob die schwangere Jessica wenigstens einen der beiden Zwillingsbrüder zur Rede gestellt hat...
Wie bei "Star Trek - Voyager" häufig, sind auch diesmal in den Dialogen selbstironische Kommentare versteckt, so zum Beispiel, als Tom Paris der hübschen Rain Robinson, dem "Star Trek-Babe der Woche", mitteilt, mit ihren Kurven stimme etwas nicht (wobei er die Sinuskurven auf ihrem Computerbildschirm meint). Als Braxton Janeway erkennt, meint er nur: "Voyager! Fools!!!" (dt.: Voyager! Narren!!!).
Wie es sich für eine Star Trek-Zeitreise in die Gegenwart gehört, bekommen natürlich auch "wir" unser Fett ab. Die Leute des 20ten Jahrhunderts sind laut Braxton "greedy people, post-industrial barbarians" (dt.: Gierige Leute, postindustrielle Barbaren), die Gesetzeshüter sind "quasi-cardassian totalitarian" (dt.: quasi-cardassianische Totalitäre).
Wieder einmal begeistert David Livingston mit seiner virtuosen Regie und läßt keinen Zweifel daran, daß er der zur Zeit beste Regisseur ist, der für Star Trek arbeitet. So ist es auch seiner Regiearbeit zu verdanken, daß "Future's End" nicht zu einem Abklatsch von "Star Trek IV" verkommt.
Das Autorenteam Brannon Braga und Joe Menosky wird in Zukunft ganz entscheidend den Stil von "Star Trek - Voyager" prägen. Sie zeichnen sich für alle kommenden Zweiteiler ("Scorpions", "Year of Hell", "The Killing Game") und einige andere Highlights wie "Distant Origin" (dt.: Herkunft aus der Ferne) verantwortlich.
Zwei Tage vor Drehbeginn wurde die Meldung verbreitet, man habe Fossilien auf dem Mars entdeckt. Deswegen hängt an der Wand in Rains Büro ein Zeitungsausschnitt über mögliches Leben auf dem Mars. Die Filmtitel, die man auf den Plakaten lesen kann, existieren allerdings nicht. Als die gute Rain Robinson in verschiedenen Sprachen Grußbotschaften an die Voyager schickt, sind darunter auch die deutschen Worte "herzliche Grüße".
Unsere guten Voyagerschauspieler mögen begabt, sympathisch und engagiert sein, aber eines ist sicher: Sie haben wenig Ahnung von Computern! Zumindest gilt das für Kate Mulgrew und Robert Duncan McNeill. Sowohl Tom Paris als auch Janeway halten den Tricorder Richtung Monitor, wenn sie irgendwelche Daten laden wollen. (Zum Glück ist der Tricorder ein sehr schlaues Gerät, das allein weiß, wo es sich die Daten herholen muß.)
Auf dem Fensterbrett der Astronomin Rain Robinson steht das Modell der Botany Bay, dem DY-100 Schläfer-Schiff, mit dem der Classic-Folge "Space Seed" (dt.: Der schlafende Tiger) zufolge Khan im Jahre 1996 gestartet ist. (In der deutschen Fassung wurden dieses Ereignis um 100 Jahre in die Zukunft versetzt.) Im Zusammenhang mit den Eugenischen Kriegen gab es von Seiten der Fans viel Aufregung. Man warf den Autoren vor, sie hätten die Eugenischen Kriege in "Future's End" ignoriert. Die Kriege wurden aber nur nicht erwähnt. Autor Joe Menosky meinte, man habe viel über ein Einbinden der Eugenischen Kriege nachgedacht. Doch er sehe nicht viel Sinn darin, die Nichtexistenz einer Sache zu erklären, von der die allermeisten Zuschauer noch nicht einmal wissen, was es ist. Also wurden über die "Eugenischen Kriege" nicht gesprochen. Sie können ja aber auch in anderen Ländern stattgefunden haben.
Und wieder wurde eine Angabe über die nahe Zukunft gemacht. Laut Chakotay wird im Jahr 2047 (47!!!) ein Teil von Los Angeles im Meer versinken.
Etwas merkwürdig war Harry Kims Bemerkung über Seifenopern. Er meinte, er könne sich nicht vorstellen, daß man einer Story nur zusieht, ohne selbst eingebunden zu sein. Kes meint, das käme daher, weil er durch die Holodecks verdorben sei. Gibt es die Holodecks schon so lange? Riker schien in der TNG-Pilotepisode noch nie ein solches Holodeck betreten zu haben, in der zweiten Staffel zeigte sich auch Pulaski sehr erstaunt. Wie kommt es, daß Kim dann offenbar seit seiner Jugend nur Holodecks gewohnt ist? Abgesehen davon gab es in TNG mehrere Hinweise darauf, daß das gute alte Theater keineswegs ausgestorben ist. Und da wird der Handlung normalerweise ebenfalls nur passiv zugesehen.
Zum ersten Mal ist hier Ensign Kaplan zu sehen. Sie taucht noch einige Male auf, bis sie in der Episode "Unitiy" (dt.: Die Kooperative) den Tod findet.
Ursprünglich sollte "Future's End" als Vierteiler inszeniert werden, doch das Studio lehnte diese Idee ab. Vielleicht ist es aber gar kein Nachteil, daß aus der Idee von "Future's End" nur ein Zweiteiler gemacht wurde, da so die Einfälle der Autoren viel geballter präsentiert werden mußten.
Die Außenaufnahmen fanden in Los Angeles im Griffin Observatorium, am Santa Monica-Strand, im Dorothy Chandler Pavillon und auf der Melrose Avenue statt.
"Future End Part 1" wurde für einen Emmy in der Kategorie "Outstanding Sound Mixing For A Drama Series" (dt.: Außergewöhnliche Tonmischung in einer Serie) nominiert.
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