Inhalt:
Der Vulkanier Vorik kommt erstmals ins Pon Farr und wählt Torres zu seiner Partnerin, indem er ihr das Ku-Nant-Sulik vorschlägt, eine vulkanische Heirat. Torres lehnt natürlich ab, doch es ist zu spät: Vorik hat bereits eine telepathische Verbindung zu ihr hergestellt, die er nicht mehr auflösen kann. Dadurch beeinflußt er auch die klingonischen Paarungsinstinkte von Torres.
Als Torres, Neelix und Paris auf einen offenbar unbewohnten Planeten beamen, um dort Gallacite aufzusammeln, wird Neelix verletzt. Torres wirkt weitaus aggressiver als sonst und besteht darauf, die Mission allein fortzusetzen. Als Tom Paris sie zurückhalten will, stürzt sie sich plötzlich auf ihn und beißt ihm nach klingonischem Paarungsritus ins Gesicht. Torres rennt davon und findet schließlich das Gallacite. Das Material ist in unterirdischen Leitungen verborgen. Es stellt sich heraus, daß der Planet doch nicht unbewohnt ist. Die Bevölkerung hält sich aus Furcht vor der Rückkehr gefährlicher Invasoren in den unterirdischen Höhlen versteckt.
Tom findet B'Elanna und bringt sie zur Oberfläche. Vorik gelingt es, sich auf den Planeten zu beamen und Tom Paris zum Ko-Nut-Kalifee herauszufordern. Doch Torres will selbst kämpfen. Tuvok erkennt, daß die Kampflust der beiden inzwischen so stark ist, daß sie beide sterben würden, würde man sie nicht gegeneinander antreten lassen. Es beginnt der Zweikampf auf Leben und Tod. Als Torres den Kampf gewinnt, ohne dabei Vorik zu töten, ist die Kampflust in beiden hinreichend abgeklungen.
Kritik:
Die Borg, die Borg, die Borg! So tönte der amerikanische Werbetrailer zu dieser Episode. Man kann sich gut die Enttäuschung der Zuschauer vorstellen, als sie herausfanden, daß die groß angepriesenen Borg nur aus einem toten Exemplar bestanden, das gerade mal für eine Sekunde im Bild war und mit dem Rest der Episode so gut wie nichts zu tun hatte. Damit hatte der Trailer nicht nur eine völlig falsche Erwartungshaltung erzeugt, er zerstörte auch den gelungenen Schlußgag der Episode, als Chakotay der guten Janeway die Borg-Überraschung zeigte, die man im Gebüsch gefunden hatte. (Eine einfache Meldung wie "Wir haben hier einen toten Borg im Gebüsch gefunden" wäre freilich längst nicht so unterhaltsam für Janeway gewesen.)
Leider ist der Rest der Episode nur leidlich spannend. Man wird das Gefühl nicht los, das Drehbuch versuche über weite Strecken reichlich verkrampft, eine Ausgangssituation zu schaffen, in der dann Torres und Vorik möglichst lange gegeneinander kämpfen müssen. Der Umstand, daß in dieser Episode erstmals in der Serie die Borg erwähnt wurden, ist da wirklich noch das Interessanteste an "Blood Fever". Ansonsten enthält diese Episode viel Voyager-Routine und verkörpert auch manche typische Schwäche der Serie.
Weder der Ausgangsplot (für das Aufsuchen des Planeten muß wieder einmal das dringend benötigte Material der Woche herhalten) noch das Herumirren in der in Star Trek nun wirklich reichlich benutzten "Höhlen-Standard-Kulisse" können überzeugen, und natürlich versagt der Transporter immer dann, wenn man ihn ganz dringend bräuchte.
Als bezeichnenden Schwachpunkt verkörpert "Blood Fever" den Umstand, daß bei "Star Trek - Voyager" zu oft die interessanteren Geschehnisse auf irgendwelche Nebenfiguren abgewälzt werden. Anstatt zum Beispiel Kes in "Elogium" schwanger werden zu lassen, durfte gerade mal die Nebenfigur Ensign Wildman ein Baby bekommen, dabei wäre ein schnell heranwachsendes Okampakind sicher interessanter gewesen. (Wobei Wildmans Kind, wie sich später herausstellt, auch sehr schnell älter wird.) Auch in dieser Episode durfte nicht Tuvok, sondern der wesentlich unbedeutendere Vulkanier Vorik, der nur wenige Episoden vorher in die Serie eingeführt worden war, das Pon Farr durchleiden, dabei wäre ein Pon Farr bei Tuvok für den Zuschauer zweifellos wesentlich spannender gewesen. Die Autoren entschlossen sich aber dagegen, weil Tuvok verheiratet ist. Mal abgesehen davon, daß das nun wirklich ein etwas überängstlicher Grund ist, war die Entscheidung auch unklug, hätte man doch gerade aus Tuvoks Heirat fesselndes Konfliktpotential herausholen können.
Die besten Dialoge fielen wieder einmal dem Holodoc zu. "With Lieutenant Torres, 'upset' is a relative term." (dt.: Bei Lieutentant Torres ist 'wütend' ein relativer Ausdruck.) Aber auch ansonsten gab es recht viel Humor, zum Beispiel das nicht ganz so glücklich verlaufende klingonische Paarungsritual, bei dem B'Elanna meint: "Tom, what are you doing?", worauf er nur ein ironisches "Enjoying myself?" erwidern kann. (Dt.: Sag mir was du tust? - Ich habe Spaß, nicht wahr?)
Das Pon Farr war erstmals in der Classic-Episode "Amok Time" (dt.: Weltraumfieber) erwähnt worden. In der deutschen Fassung wurde das "heikle Thema" durch eine radikale Veränderung der Dialoge und Szenenabläufe komplett ausgemerzt, so daß der deutsche Star Trek-Fan erstmals in dem Kinofilm "Star Trek III" von dieser alle sieben Jahre auftretenden vulkanischen Besonderheit erfuhr.
Das Pon Farr wurde hier nicht ungeschickt verarbeitet. Man merkt, daß die Autoren sich sehr intensiv damit auseinandergesetzt haben, weshalb auch vom Holodoc das in der Tat recht widersprüchlich erscheinende Verhalten der Vulkanier angesprochen wurde. Immerhin ist es wirklich wenig "logisch", daß die Vulkanier in Bezug auf eine biologische Notwendigkeit ein so übersteigertes Schamgefühl an den Tag legen.
Besonders logisch sind die Pon Farr-Riten auch sonst nicht. Es ist eigentlich kein Wunder, daß sie den Vulkaniern derart peinlich sind. Hier kämpfte Vorik mit Torres auf Leben und Tod, weil er die Klingonin zu seiner Frau machen will. Das scheint eine Situation zu sein, in der er nur verlieren kann. Denn gewinnt Torres, dann wird sie nicht Voriks Frau, gewinnt aber Vorik, dann ist Torres mit großer Wahrscheinlichkeit tot und nützt ihm für die Paarung auch nichts mehr.
Regie führte Andrew Robinson, bekannt als Garak aus DS9. Gerade bei den Kampfszenen verwendete er fast ausschließlich Handkameras, was sich als nachteilhaft erwies. Handkameras lassen eine Szene oft recht billig wirken, und dieser Eindruck wurde hier ohnehin schon aufgrund der wenig originellen Kulissen und der ständig vorherrschenden, klaustrophobischen Kammerspiel-Atmosphäre beim Zuschauer erweckt.
Andrew Robinson und Kate Mulgrew kannten sich bereits aus der in Deutschland nie gezeigten Daily Soap "Ryan's Hope", in der die beiden Geschwister spielten.
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