Inhalt:
Die Verbindung von "Seven of Nine" zum Kollektiv ist durchtrennt. Sie will zu den Borg zurück, doch Janeway weigert sich, ins Borgzentrum zurückzufliegen. Die menschlichen Zellen regenerieren sich und beginnen, die Borgimplantate abzustoßen. Dem Holodoc bleibt nichts anderes übrig, als die Implantate zu entfernen. Chakotay hat Zweifel, daß "Seven of Nine" resozialisiert werden kann.
Kes merkt eine Veränderung. Ihre psynchokinetischen Fähigkeiten steigen an, der Doktor meint, daß der Kontakt zu der Spezies 8472 dies bewirkt hat. Kes kann sogar ein mikroskopisches Implantat von einem von Sevens Nervenbahnen auf telekinetische Weise entfernen. Der Doktor generiert für "Seven of Nine" neue Augen, einen Teil der Borgschaltkreise muß der Holodoc aber mit dem Sehnerv von "Seven of Nine" verbunden lassen.
Als "Seven of Nine" zu sich kommt, ist sie außer sich. Sie will kein Mensch werden. Doch sie läßt sich von Janeway besänftigen. "Seven of Nine" soll B'Elanna im Maschinenraum helfen und die Borgelemente entfernen. Als "Seven of Nine" an einer Plasmaröhre arbeitet. Dort erhält sie Zugang zu einem Subraumtransmitter. Sie versucht, Kontakt zu den Borg aufzunehmen. Kes kann sie auf telekinetische Weise daran hindern.
Als die Fähigkeiten von Kes stärker werden, gefährdet sie allmählich das Schiff. Der Doktor kann die synaptische Entwicklung in ihrem Gehirn nicht aufhalten. Die sturkturelle Identität des Schiffes wird geschwächt. Kes will die Voyager verlassen. Die mentalen Schübe von Kes werden immer stärker und unkontrollierbarer. Im letzten Moment kann Kes ein Shuttle erreichen. Dort verwandelt sich in ein Energiewesen, das die Voyager 9500 Lichtjahre näher an die Erde bringt.
"Seven of Nine" hat durch den Doktor einen neuen Körper bekommen.
Kritik:
"The Gift" ist die letzte Episode mit Jennifer Lien als Kes. Erstmals in der Geschichte von Star Trek wurde ein Hauptdarsteller gegen seinen Wunsch entlassen. Obwohl ihr von den Autoren bewußt eine Rückkehrmöglichkeit gegeben wurde, erscheint zur Zeit zweifelhaft, daß Jennifer Lien erneut in der Serie mitspielen wird. Offenbar haben die Macher der Serie das Kapitel Kes endgültig geschlossen.
Inzwischen haben etliche Darsteller und auch Jennifer Lien bestätigt, daß das offizielle Statement des Studios, Jennifer Lien habe ihren Vertrag auf eigenen Wunsch im gegenseitigen Einvernehmen mit dem Studio gekündigt, nicht stimmt. Als dann die befürchtete Empörung unter den Fans ausblieb und die Figur "Seven of Nine" sofort akzeptiert wurde, wurde die Behauptung, Jennifer Lien sei gegen ihren Willen entlassen worden, nicht mehr länger dementiert. Der Einwand, ihr Ausscheiden falle rein zufällig mit dem Neuzugang von Jeri Ryan zusammen, war auch nie sonderlich glaubwürdig.
Wenn auch die Fans nicht auf die Barrikaden gingen, so wunderten sich doch die meisten, daß gerade Jennifer Lien gehen mußte, für viele gehörte Kes zu den interessanteren und sympathischeren Figuren. Harry Kim hingegen wäre von kaum jemanden vermißt worden. Offenbar stand er zunächst sogar auf der Abschußliste, die Macher der Serie überlegten es sich aber angeblich anders, als das "People"-Magazin Garrett Wang zu einem der 50 schönsten Männern der Welt bestimmte.
Warum Jennifer Lien entlassen wurde, darüber gibt es nach wie vor viele Gerüchte. Hartnäckig hielt sich lange Zeit der Verdacht, Jennifer Lien sei durch unkollegiales Verhalten und durch Unzuverlässigkeit negativ aufgefallen. Dieses Gerücht kursierte besonders, nachdem Jennifer Lien sich angeblich auf einer amerikanischen Convention recht abweisend verhalten hatte. Besonders glaubwürdig erscheint das nicht, vor allem Converanstalter schieben Planungs- und Organisationsfehler gerne angeblichen Starallüren der Darsteller in die Schuhe. Das soll nicht heißen, daß Jennifer Liens Charakter über jeden Zweifel erhaben ist, es soll nur heißen, daß man gut beraten ist, solche Gerüchte mit viel Skepsis zu betrachten. Jeri Taylor bestand in Interviews immer wieder darauf, daß das Ausscheiden von Ken nichts mit Jennifer Lien zu tun habe und daß es eine Entscheidung der Autoren gewesen sei, weil die Figur nicht so recht funktionierte. Das muß freilich ebenfalls nichts bedeuten, gehört dies doch zur Etikette im Showbusiness.
Gerüchte gibt es viele. Unter anderem wurde von einem Fan in einer englischen Usenet-Gruppe behauptet, er habe aus sicherer Quelle erfahren, daß Vorik-Darsteller Alexander Enberg sich an Jennifer Lien herangemacht habe, woraufhin Jennifer Lien ihn unsanft abblitzen ließ. Alexander Enberg, der Sohn von Jeri Taylor, habe dann bei seiner Mutter gegen Jennifer Lien intrigiert. Glaubwürdig ist das alles nichts. Es ist nun mal eine unspektakuläre Tatsache, daß die Rolle von Kes, insbesondere in der dritten Staffel, immer bedeutungsloser wurde. Außerdem wollten die Autoren offenbar nicht eine männliche Hauptfigur durch eine weibliche ersetzen, um dann mit zwei Blondinen, aber mit nur noch fünf männlichen Hauptfiguren dazustehen. (Niemals mehr als maximal drei weibliche Hauptrollen in einer Actionserie, das scheint ein unumstößliches TV-Gesetz zu sein. Wäre Kes geblieben, hätte "Star Trek - Voyager" tatsächlich vier Hauptdarstellerinnen gehabt.) Und da man auch nicht zehn statt neun Hauptdarsteller bezahlen wollte (eine im Grunde ohnehin recht hohe Zahl, bedenkt man, daß TNG gegen Ende nur noch sieben Hauptfiguren hatte), stand es für die Produzenten wohl schnell fest, daß eine weibliche Hauptfigur gehen mußte. Da fiel die Wahl freilich schnell auf Kes. Die Glamour-Welt des Film- und Fernsehbusiness' mag ja reizvoll und aufregend aussehen, aber in der Realität haben allerlei Kündigungsentscheidungen so gut wie nie mit Intrigen oder sonstigem zu tun, es sind fast immer langweilige finanzielle Überlegungen.
Blondinen haben irgendwie mit Star Trek Probleme. Grace Lee Whitney, die in der Classic-Serie Janice Rand verkörpert hatte, wurde (wahrscheinlich ebenfalls aus Kostengründen) nach nur sechs Folgen gefeuert. In TNG fühlte sich Denise Cosby als Tasha Yar unterfordert und wählte den Serientod (den sie inzwischen sicher mehr als einmal bereut haben dürfte). DS9 hat keine Blondinen. Und die einzige Blondine in "Star Trek - Voyager" hat nun auch dran glauben müssen. Zufall? Omen? Ein Zeichen??? Jeri Ryan dürfte diese Reihe wohl kaum fortsetzen, die Produzenten der Serie werden sie sicher nicht so schnell gehen lassen. Und feuern werden sie sie schon gar nicht.
"The Gift" läßt sich leicht in zwei Stories aufteilen. In die Geschichte um Kes, und in die Geschichte um "Seven of Nine". Geteilt sind allerdings auch die Eindrücke, die diese Episode hinterläßt. Positiv: Die Story um "Seven of Nine", die Effekte und der Umstand, daß "The Gift" wirklich nahtlos die Ereignisse aus "Scorpion" fortsetzt. Negativ: Das witzlose Abschiednehmen von Kes.
Es gibt in einer Serie wohl kaum ein dramatischeres Ereignis als das Ausscheiden eines regulären Charakters. Es ist erschreckend, wie einfallslos und offenbar lustlos die Szenen um Kes geschrieben wurden. Wirklich rührend war nur das Abschiedsgespräch zwischen Janeway und Kes. Der Rest der Crew reagierte recht interesselos auf die Entwicklung und das Schicksal der Okampa. Immerhin hatte Kes sowohl zu Neelix als auch zu Tuvok, zum Doktor und zu Tom Paris eine besondere Verbindung. Ein abschließender Dialog war ihr allenfalls noch mit Neelix vergönnt, doch auch hier hat sich Autor Joe Menosky offenbar nicht viel Mühe gegeben. Wenn in dieser Szene eines deutlich wurde, dann nur, daß sich die beiden Figuren offenbar wirklich nicht viel zu sagen haben.
Weitaus besser war die Geschichte um "Seven of Nine". Da hatte jede Szene Spannung und eine gewisse Würze. Bereits zu Beginn hinterfragt "Seven of Nine" mit stichhaltigen Argumenten das Vorgehen der Crew, insbesondere die Entscheidungen von Janeway. Janeways Entschluß, "Seven of Nine" das Menschsein sozusagen aufzuzwingen, kann man gut nachvollziehen. Auf der anderen Seite hat "Seven of Nine" aber recht, wenn sie sagt, daß Janeway im Grunde ähnlich handelt wie die Borg: Sie zwingt ihr eine Lebensweise auf, die sie nicht will. Zugleich wird Janeway bereits in dieser Episode in der schützenden Mutterrolle gezeigt, als sie die verzweifelte Exborg in die Arme schließt. Diese "Haßliebe-Beziehung" sollte das Verhältnis der beiden bis zum Ende der Staffel prägen.
Am Ende der Episode sieht man "Seven of Nine" zum ersten Mal in ihrer menschlichen Erscheinung. Der Holodoc hat 82 Prozent der Borg-Technologie entfernt, ihr ein künstliches Auge verpaßt und das Wachstum der Haare ermöglicht. Und wer glaubt, "Seven of Nine" würde den Anzug tragen, um die Quoten zu erhöhen, der irrt sich! Der Doktor erklärt, daß es sich dabei um einen besonderen Regenerierungsanzug handelt, der helfen soll, die Verletzungen zu heilen, die die Borgimplantate an und in dem Körper der Exborg hinterlassen haben. In den Stöckelschuhen, die übrigens ein Wunsch von Jeri Ryan waren, hat er dann wohl ebenfalls hochwichtige Borgimplantate in den Absätzen untergebracht.
Über "Seven of Nine" gibt es nur wenige Informationen. Sie hieß Annika Hanson und wurde im Alter von etwa vier Jahren assimiliert. Das bedeutet, daß "Seven of Nine" etwa 22 Jahre alt ist. Annikas Eltern waren Forscher, die zuletzt auf der Station Deep Space Four gesehen worden waren. Wie es Annikas Eltern in den Deltaquadraten geschafft haben, wurde erst in der Doppelfolge "Dark Frontier" (fünfte Staffel) erklärt. Sie sind mit der Raven jenseits der neutralen Zone einem Borgschiff durch einen Transwarptunnel gefolgt.
Chakotays Zweifel an der Resozialisierung von "Seven of Nine" wurden in der Doppelfolge "Dark Frontier" noch einmal aufgegriffen. In dieser Episode gibt Chakotay zu, daß er sich offensichtlich geirrt hatte, als er meinte, es sei unmöglich, aus "Seven of Nine" einen Menschen zu machen.
Es überrascht, daß Tuvok und Kes so unbekümmert mit der Meditationslampe experimentieren. Hier hat Autor Joe Menosky eine weitere Chance vertan, die Kes-Geschichte etwas Dramatischer zu gestalten. Als Tuvok das letzte Mal in "Cold Fire" (dt.: Suspiria) mit den verbesserten Psi-Fähigkeiten von Kes übte, begann sein Blut zu kochen. Hier schien es so, als hätten Tuvok und Kes diesen Vorfall vergessen.
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