Inhalt:
Die Voyager wird im Gebiet der Zahl von einem Krenimschiff angegriffen, das aber keine Bedrohung für die Voyager darstellt. Man trifft sich mit einem Botschafter der Zahl. Plötzlich wird die Voyager von einem Strahl getroffen, der die Zeitlinie verändert. Der Zahl-Botschafter löst sich auf. Die Voyager befindet sich nun mitten im Gebiet der Krenim und wird mit Chroniton-Torpedos befeuert.
Der Krenim-Captain Annorax hat eine Waffe entwickelt, mit der er ganze Rassen aus der Geschichte löschen kann. Er will das Imperium der Krenim wieder aufbauen, indem er Korrekturen im Raum-Zeit-Kontinuum vornimmt.
Die Voyager erleidet immer schlimmere Schäden. Deck 5 explodiert.
Seven of Nine entdeckt in einer Jeffreysröhre einen Chroniton-Torpedo-Blindgänger. Sie erhält dadurch Daten, die es ermöglichen, wirksame Temporal-Schilde zu entwerfen. Bei der Explosion des Torpedos erblindet Tuvok.
Die Temporal-Schilde funktionieren. Die Voyager wird daher auch nicht von den temporalen Schockwellen von Annorax beeinflußt. Plötzlich ist fast das gesamte Krenim-Imperium verschwunden. Diese Temporal-Schilde sind ein unvorhergesehenes Element in Annorax Berechnungen. Die Krenim verfügen nun nicht einmal über den Warpantrieb. Annorax will nun die Voyager auslöschen, doch die Temporal-Schilde verhindern das. Janeway befiehlt, auf Warp zu gehen. Das zerstört große Teile der Außenhülle der Voyager. Schließlich bleibt Janeway nichts anderes übrig, als die Evakuierung der Voyager zu befehlen.
Kritik:
"The Titanic? As I recall it sank!" (Dt.: Die Titanic? Soweit ich mich erinnere ist sie gesunken!) So Janeway nach Tom Paris' Bemerkung, die Voyager habe die Sicherheitsvorrichtungen, die vom System her der Titanic ähneln.
Eine "coole" Episode, bei der man das Gefühl hat, hier wurde die Story um die Spezialeffekte herumgestrickt. Ich will sowas nicht jede Woche sehen, aber hin und wieder sind umwerfende Effekte ja auch mal ganz nett. Die Schauspielerleistungen tragen dazu bei, daß man trotz aller Action interessante Einblicke in die Figuren gewinnt. So gibt es neben all den Explosionen auch einige stille Momente, die fast mehr Eindruck hinterlassen als die sensationellen Effekte. Eine herunterfallende Teetasse (Janeways "lucky teacup"), ein Geburtstagsgeschenk für Janeway, das sind die bewegenden Augenblicke von "Year of Hell".
Tolle Effekte hin oder her, diese Episode enthält doch eine derart geballte Anzahl an Ungereimtheiten, daß sie nun wirklich schwer zu verdauen sind. Und wie immer, wenn es irgendwie um Zeitreisen geht, wird es nicht nur widersprüchlich, es wird auch hochkompliziert. Für eventuelle Kopfschmerzen, die der folgende Text zu verursachen vermag, wird nicht gehaftet.
Das größte Problem ist die Episode "Before and After" (dt.: Temporale Sprünge), in der eine rückwärts durch die Zeit reisende Kes von den Krenim und dem "Year of Hell", dem Höllenjahr, berichtet. Nun hat sich aber Kes in "The Gift" verabschiedet und der Voyager auch noch 10000 Lichtjahre Flugweg erspart.
Also: In "Before and After" sieht Kes die Ereignisse, die zweifellos in ihrer Lebenszeit stattfinden. Offenbar ist Kes' Transformation aus "The Gift" nie geschehen. Wie konnte dann aber die Voyager überhaupt den Raum der Krenim erreichen, wenn es keine transformierte Kes gab, die der Voyager 10 Jahre Flugzeit ersparte? Oder war in der Zeitlinie von Kes das Krenim-Imperium plötzlich so groß geworden, daß es die Voyager bereits Jahre früher erreichen konnte? Allerdings hat Annorax das Imperium nie in der Größe rekonstruieren können, die es einst hatte, und als am Ende des zweiten Teils das komplette Imperium wiederhergestellt ist, befindet sich die Voyager auch erst am Rande und nicht mitten drin.
Die Autoren haben sich genau an "Before and After" erinnert. Es geht um die Krenim. Die Krenim benutzen die selben temporalen Torpedos. Es wurden sogar einige Szenen, die wir bereits in "Before and After" sahen, zu Beginn des zweiten Aktes wiederverwendet! In "Before and After" blieb ebenfalls ein Torpedo in einer Jeffreysröhre stecken, und sogar an der genau gleichen Stelle. Sogar die Frequenz betrug damals 1.47! Doch niemand aus der Crew erwähnt den Bericht von Kes. Jeder tut so, als hätte er noch nie von den Krenim und ihren Torpedos gehört. Und die Freqenz muß Seven in einer waghalsigen Aktion erst herausfinden. Auch wenn Kes von einer anderen Zeitlinie berichtete (in der sie beim "Year of Hell" anwesend war) und jetzt die gute Seven ihren Platz eingenommen hat, hätte man sich doch an die bloßen Daten erinnern müssen.
Ich muß mich wundern. Die präzisen Übereinstimmung zu "Before and After" zeigen, daß die Autoren diese Episode keineswegs vergessen haben! Doch was haben sie sich dabei gedacht, Kes und ihren Bericht zu ignorieren? Sollen wir irgendwie glauben, daß diese Folge in einer Zeitlinie stattfindet, in der Kes die Voyager nie begleitet hat? Da niemand das "Verschwinden" des Zahl-Abgesandten bemerkte, ist klar, daß sich keiner auf der Voyager vor dem Entwurf der temporalen Schilde an die anderen Zeitlinien, die von Annorax ausgelöscht wurden, erinnerte. Es wäre möglich, daß Annorax das Verschwinden von Kes irgendwie verursacht hat und die ursprüngliche Zeitlinie MIT Kes erst wieder gegen Ende des zweiten Teils hergestellt ist (wenn auch nach wie vor Kes eine andere Zeitlinie erlebt hätte). Angeblich war in der ursprünglichen Drehbuchfassung von Kes' Warnung die Rede. Was war der Grund, daß sich die Autoren dazu entschlossen, dies wieder zu entfernen?
Immerhin existiert das Krenim-Imperium zu Beginn von "Year of Hell" nicht. Da Kes aber von diesem Imperium berichtet hat, muß dies in einer anderen Zeitlinie geschehen sein. Wie konnte aber Kes zu einem Zeitpunkt von einer Zeitlinie berichten, die erst später von Annorax erschaffen wurde? Wie wir erfahren, hat Annorax in den ganzen 200 Jahren nie einen so großen Teil des Imperiums restauriert.
Und wieso befindet sich die Voyager nach der ersten, temporalen Schockwelle mitten im Imperium der Krenim? Die Zahl wollten die Voyager passieren lassen, aber offensichtlich nicht die Krenim. Warum zog man sich nach dem ersten Angriff nicht zurück, so wie es Janeway vernünftigerweise am Ende des zweiten Teils tut? (Nun könnte man sagen, Janeway habe am Ende des zweiten Teils aus ihren Fehlern gelernt, allerdings kann sie nichts gelernt haben, weil sie sich an die alternative Zeitlinie nicht erinnern kann.)
Verwirrt? Das bin ich auch.
Der Bezug, der zu dem Kinofilm "First Contact" hergestellt wurde, war ja nett, nur stellt sich die Frage, wie Seven of Nine davon wissen kann? Die Borg versuchten im Film vergeblich, Kontakt mit den anderen Borg herzustellen und wurden am Ende komplett vernichtet. Oder denke ich hier zu dreidimensional?
Gab es vor dem Zahl-Imperium ein anderes Imperium? Wenn nicht, warum ist Annorax dann erst nach zwei Jahrhunderten auf die Idee gekommen, die Heimatwelt der Zahl auszulöschen? Wäre das nicht der erste Schritt, um das Zahl-Imperium auszulöschen?
Wieso will Janeway, daß Chakotay die Uhr in den Replikator zurückgibt, um eine Mahlzeit daraus zu machen? Kostet das Entmaterialisieren im Replikator nicht auch Energie? Und wieviel Essen läßt sich wohl aus so einer kleinen Uhr replizieren?
Warp 6? Seit wann hängt es von der Masse eines Schiffes ab, welche Warpgeschwindigkeit es fliegen kann? Annorax hat ja ein nettes Raumschiff (auch wenn es zum Teil verblüffend einer gewissen, nicht zu Star Trek gehörenden Raumstation ähnelt...), aber soviel größer als die D-Enterprise ist es doch auch nicht. Angeblich sind doch die Galaxy-Class-Schiffe die größten UND schnellsten Schiffe der Sternenflotte.
Wildmans Baby hätte man ja auch mal erwähnen können.
Für 47-Fans: Ein Abschnitt spielt am Tag 4, ein anderer an Tag 47, ein weiterer am Tag 70 des Höllenjahres. Janeway meint, es seien nur noch 11 Torpedos übrig. Sie läßt vier davon abfeuern, bleiben also sieben! Die Torpedo-Frequenz ist 1.47. Auf der Uhr, die Chakotay der guten Captain Janeway schenkt, ist der große Zeiger auf der 47. Und für die Fans von Daten: Janeways Geburtstag ist am 20. Mai.
Ein Wort zu Annorax. In England unterstellt man lebensfremden Dr. Who-Fans, Trekkern und "Trainspottern" (Leute, die Stunden damit zubringen, vorbeifahrende Züge zu beobachten), also Leuten, die ihr Leben nicht richtig leben, Anoraks zu tragen. Gemeint sind Typen wie dieser Höhl, der gerade diese Rezension schreibt und sich unnötig über temporale Zusammenhänge Gedanken macht. Infolgedessen werden diese Leute auch oft als "Anoraks" bezeichnet. Offenbar handelt es sich hierbei um einen Insidergag, denn der Krenim Annorax scheint auch sein Leben zu verschwenden.
Die Rettungskapseln wurden von Rick Sternbach entworfen. Sie basieren auf den Rettungskapseln, die wir in "First Contact" von der Enterprise E gesehen haben und die von Bill George entworfen wurden. Rick Sternbach wollte die Ähnlichkeit, um zu zeigen, daß beide Versionen aus dem gleichen Design-Haushalt stammen.
Kurtword Smith spielte in der Star Trek VI den Präsidenten der Föderation.
Da die Quoten der vierten Voyager-Staffel wieder besser wurden, lief die Serie ab dieser Episode in den USA wieder um 20.00 Uhr, und nicht mehr erst um 21.00 Uhr. Das ganze wurde von einem Special begleitet, und während des Zweiteilers kündigten Kate Mulgrew und Jeri Ryan unermüdlich ein ganz besonderes "Making Of" an, das dann zur großen Enttäuschung der Fans noch nicht einmal eine Minute dauerte. Der neue Sendeplatz bekam der Serie aber nicht gut. Offenbar ist die 20.00 Uhr-Konkurrenz doch zu groß. Jedenfalls ging es von da an mit den Quoten wieder bergab.
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