Inhalt:
Sisko erfährt, daß ein alter Freund ein weiteres Opfer des Dominions geworden ist. Plötzlich hat er wieder Visionen. Bashir erkennt ungewöhnliche Gehirnwellenmuster, und kurz darauf ist Sisko im Jahr 1953 auf der Erde. Es ist der New Yorker Schriftsteller Benny Russel und arbeitet für ein Science Fiction Magazin. Seine Kollegen sehen aus wie die Offiziers-Crew auf Deep Space Nine. Als Benny ein Bild von einer Raumstation sieht, beginnt er eine Geschichte über Deep Space Nine zu schreiben.
Benny erfindet den farbigen Captain Benjamin Sisko. Alle sind begeistert, doch der Herausgeber Pabst weigert sich, weil die Hauptfigur kein Weißer ist. In der folgenden Nacht trifft Benny auf einen Priester, der ihm sagt, er solle weiter schreiben. Am nächsten Tag legt Benny dem fassungslosen Pabst weitere Sisko-Geschichten vor. Albert empfiehlt, aus der ersten Geschichte einen Traum zu machen. Pabst denkt, daß die Story dann durchginge. In der Nacht feiert Benny mit seiner Freundin Cassie den Verkauf seiner Sisko-Geschichte. Wieder erscheint der Priester, der Sisko warnt, daß Hoffnung und Verzweiflung oft Hand in Hand gehen. Als Benny sich mit zwei Polizisten anlegt, die gerade einen schwarzen Jugendlichen erschossen haben, wird er brutal zusammengeschlagen.
Als Benny Wochen später wieder seine Arbeit aufsuchen kann, soll die Ausgabe mit seiner Story erscheinen. Da meldet Pabst, daß der Besitzer des Magazins die Ausgabe hat einstampfen lassen und daß Benny gefeuert sei. Benny bricht zusammen. Er wird mit einem Krankenwagen weggebracht, wo er erneut auf den Priester trifft, der ihm mitteilt, daß Benny der Traum und der Träumer sei.
Sisko kommt auf der Station zu sich und entschließt sich, in der Sternenflotte zu bleiben.
Kritik:
Bei all dem hohen Niveau, das Star Trek an den Tag legt, wird es für die Macher der Serien immer problematischer, Episoden zu entwerfen, die aus dem üblichen Standard herausragen. Selbst an aufsehenerregende Raumschlachten hat sich der Zuschauer längst gewöhnt. Dennoch gelingt es bei Star Trek den Verantwortlichen immer wieder, ein wahres Highlight zu präsentieren. Es gelang in der fünften Staffel mit "Trails and Tribble-ations" (dt.: Immer die Last mit den Tribbles), und es gelang im sechsten Jahr von DS9 mit "Far Beyond the Stars".
"Far Beyond the Stars" ist SF in einer Form, die sich nicht um Raumschlachten, Dauergegner und politische Wirrnisse kümmert. Es ist SF, die sich philosophischen Fragen widmet und mit ruhiger Atmosphäre weniger auf die Zukunft als auf soziologische Prozesse der Gegenwart verweist, wobei die SF nur dazu dient, den neuen Blickwinkel für ein klassisches Thema zu liefern. Mit anderen Worten, es ist Star Trek in seiner Urform.
Dank des deutlich sichtbaren künstlerischen und finanziellen Aufwands gelang es den Beteiligten, durch eine schier grenzenlose Fülle an liebevoll eingebauten Einzelheiten die Atmosphäre der 50er Jahre einzufangen. Die Regie von Avery Brooks, die ausgefeilten Kulissen von Laura Richarz und die stimmungsvolle, für Star Trek sehr untypische Musik von Dennis McCarthy trugen gemeinsam dazu bei, diese Episode wie einen Kinofilm wirken zu lassen. So dient "Far Beyond the Stars" allen anderen TV-Produktionen als nachahmenswertes Vorbild, vor allem die SF-Konkurrenz kann sich hier eine dicke Scheibe abschneiden, wird dort das Wort "Aufwand" doch in der Regel allenfalls im Zusammenhang mit großen Raumschlachten und "Action" verwendet, selten aber für ein detailverliebtes Set, in dem dann eine emotionale Geschichte angesiedelt ist.
Die Frage, die natürlich zwangsläufig beschäftigt, ist: Was hat das alles zu bedeuten? Während zum Beispiels Picards Erlebnisse in "The Inner Light" (dt.: Das zweite Leben) ganz einfach ihre Ursache in der Projektion einer Sonde hatten, blieb dem Zuschauer in "Far Beyond the Stars" jegliche Erklärung verwehrt. Daher stieß die Episode auch trotz aller offensichtlichen Qualitäten bei einigen Fans auf Ablehnung, weil sie das Gefühl hatten, die Autoren hätten sich nicht genug Mühe gegeben, die Geschichte um Benny sinnvoll in die Serie DS9 einzubauen.
Das Ende der Episode war so offen wie in einer Episode aus dem Serienklassiker "The Twilight Zone" oder "Outer Limits". Sisko meinte nur: "For all we know, at this very moment, far beyond all those distant stars... Benny Russell is dreaming of us." (Dt. Es wäre doch möglich, daß in diesem Augenblick irgendwo weit entfernt, jenseits dieser glitzernden Sterne, Benny Russel einen Traum von uns hat.) Dieses Statement führt zu dem naheliegenden Gedanken, daß die Station Deep Space Nine gar nicht existiert, sondern der Phantasie von Benny entsprungen ist. Das wäre aber eine Doppelbödigkeit, die letztlich nichts bringt, ist doch DS9 eine TV-Serie und daher fraglos ein reines Phantasieprodukt. Außerdem müßten aufgrund der zahlreichen Querverbindungen dann auch TNG und "Star Trek - Voyager", letztlich sogar die Classic-Serie, von Benny geträumt sein.
DS9-Produzent Ira Steven Behr scheint jedoch diese Sichtweise zu bestätigten. In einem Interview meinte er: "Die Idee, daß 'Star Trek - Deep Space Nine' ein Traum sein könnte, spricht mich deswegen so an, weil es das ist, was Star Trek ist. Ein Traum - ein wundervoller Traum von der Zukunft." (ST- Communicator, 116/27).
Diese Erklärung scheint aber unbefriedigend. Des Rätsels Lösung ist wahrscheinlich vielmehr, daß sowohl Benny als auch Sisko existieren. Beide sind mit den Propheten verbunden, und wenn Sisko für einen Moment in die Haut von Benny schlüpft, sieht er Bennys Freunde mit Gesichtern, die er als Sisko kennt. Immerhin haben genau auf diese Weise auch stets die Propheten mit Sisko kommuniziert.
Daß es nicht die "gleichen" Figuren waren, die Benny umgaben, zeigt auch der Umstand, daß die jeweiligen Charaktere nur einzelne Elemente gemeinsam haben, sich ansonsten aber deutlich unterscheiden. Benny ist im Gegensatz zu Sisko recht scheu und unauffällig, Herbert ist im Gegensatz zu Quark moralisch recht engagiert und Darlene ist im Gegensatz zu Jadzia unerfahren und naiv. Auf der anderen Seite gibt es vereinzelte Gemeinsamkeiten zu entdecken, die erklären, warum Sisko als Benny diese oder jene Figur als jemanden aus seinem Umfeld wiedererkennt. Pabst sorgt wie Odo dafür, daß alles geordnet zugeht, das System selbst bekämpft er nicht. Willie bleibt wie Worf (der erste Klingone in der Sternenflotte) seiner Kultur treu, auch wenn er als Baseballspieler in der seltenen Position ist, sich bei den "Weißen" integrieren zu können. Darlene begeistert sich wie Dax ein wenig für das besonders Schräge (man denke nur an Jadzias Vorliebe für Ferengis und klingonisches Essen), während Jimmy wie Jake sein eigener Boß sein möchte und nicht einer Hierarchie dienen will. Jake ist in DS9 immerhin freier Autor. Albert ist ein umgänglicher Mensch, doch wie O'Brien scheint er mit technischen Dingen (Robotern) besser zurecht zu kommen als mit Emotionen. Herbert Ross versucht wie Quark, ständig zu feilschen und seine Situation zu verbessern. Jules tritt in Erscheinung als Denker, fast ständig sitzt er in nachdenklicher Pose (mit Pfeife) herum, auch wenn er kein Superhirn hat wie Bashir. K.C. Hunter hat wie Kira gelernt, sich durchzusetzen und zu behaupten.
Auch die Nebenfiguren besitzen diese Doppelbödigkeit. Siskos Vater ist als Priester die Leitfigur für Benny. Captain Mulkahey und Detective Ryan sind freilich die brutalen Schurken, wie eben auch Weyoun und Dukat. Besonders reizvoll ist die Szene, als Ryan (Dukat) Sisko die Zeichnung von Deep Space Nine zurückgibt, da sie, wie Ryan glaubt, wertlos ist. Man erinnere sich an den Pilotfilm von DS9. Damals überließ Dukat ebenfalls Sisko die Station, ohne den eigentlichen Wert von Deep Space Nine zu erahnen. Der Zeitungsjunge begeistert sich wie Nog für das Militär, und Bennys Freundin Cassie ist wie Kasidy eine Realistin, die kein Verständnis für Bennys Visionen hat. Bleibt noch der Zeichner Roy, der allerdings keine erkennbaren Parallelen zu Martok aufweist. Bedauerlicherweise war Garak-Darsteller Andrew Robinson nicht auch als Figur ohne Maske zu sehen.
"Far Beyond the Stars" widmet sich nicht nur der SF der 50er Jahre, mit ihrem rätselhaften Ende könnte die Story selbst aus dieser Zeit stammen. Es ist also nicht nur eine banale Zeitreise in die Geschichte der Schwarzen, es ist eine kleine Zeitreise in die Geschichte der sogenannten SF des "Silbernen Zeitalters".
Die Autoren machten, was die Beschäftigung mit den 50er Jahren angeht, ihre "Hausaufgaben". Natürlich durfte da auch die McCarthy-Paranoia nicht fehlen. Als Pabst Herbert Rossov vorwirft, er habe seit Stalins Tod nicht mehr getrauert, ist Herbert außer sich. Zu einer Zeit, in der sich der "Kalte Krieg" immer mehr zuspitzte, war die Unterstellung, jemand könnte Kommunist sein, nicht nur eine schwere Beleidigung, sondern regelrecht existenzvernichtend.
In den fünfziger Jahren erlebte die SF eine Wiedergeburt. Der Schrecken des vergangenen Krieges war neuem Optimismus gewichen. Das Feindbild war klar, die Wirtschaft im Aufschwung, die SF-Vision Amerikas schien gefestigt. Die Stimmung war geprägt von Zuversicht und ernsthaftem Interesse an neuen Technologien. Es war das Zeitalter der fliegenden Untertasse, der Start der Ufo-Hysterie, zugleich aber begann die SF der Kindheit zu entwachsen. Vergangenes wurde reflektiert, große Utopien wurden ebenso entworfen wie apokalyptische Schreckensbilder. Es entstanden Klassiker wie die "Robotergeschichten" von Isaac Asimov, "The Puppet Masters" (dt.: Weltraummollusken erobern die Erde; auch: Die Marionetten-Spieler) von Robert Heinlein, "Fahrenheit 451" von Ray Bradbury oder "Childhood's End" (dt.: Die letzte Generation) von Arthur C. Clarke. So hintergründig diese Erzählungen waren, so erfreuen sie noch heute durch die erfrischende Direktheit. Da dienten einfache Robotergeschichten noch als ungeschminkte, moderne Fabeln, und die Leser hatten keine Scheu, sich auch für Geschichten mit Titeln wie "Take Me With You" (dt.: Bitte nehmt mich mit) oder "Honeymoon on Andorus" (dt.: Flitterwochen auf Andorus) zu begeistern.
Viele Erzählungen erschienen in Pulp-Magazinen, wobei der Begriff "Pulp" (zu deutsch Brei oder auch "Papierbrei") sich auf das billige Altpapier bezog, auf dem sie gedruckt wurden.
Zu Beginn der "Pulps" zeichnete sich diese Art von Literatur durch Abenteuergeschichten aus, unter die sich auch hin und wieder eine SF-Story verirren durfte, bis dann später die Phantastik unter der Reihe "Amazing Stories" eine eigene Reihe bekam. Allgemein gelten die 30er Jahre als das Goldene Zeitalter der Pulps, das dann Ende der Vierziger eine neue Wiedergeburt erlebte. In den 50er Jahren begann ein neuer SF-Pulp-Boom, allein 1950 erschienen 15 neue Magazine, darunter das Pulp-Magazin "Galaxy", das Herbert (Quark) mit den treffenden Worten kommentiert: "Heinlein... Bradbury... Sturgeon. Quite a lineup. Add Herbert Rossov to it and it'd be perfect." (Dt.: Heinlein... Bradbury... Sturgeon. Eine schöne Mannschaft. Jetzt noch Herbert Rossov dazu und sie wäre komplett.) Dieses Heft existierte von 1950 bis 1980 und setzte tatsächlich lange Zeit den Standard für die Pulp-SF, an dem sich viele orientierten.
Letztlich kann man davon ausgehen, daß auch Roddenberrys Vorstellung von guter SF vielfach in den 50er Jahren geprägt wurde. So reist Sisko hier tatsächlich an den Ursprung seiner Entstehung.
Neben dem Magazin "Galaxy" konnte man in "Far Beyond the Stars" weitere Anspielungen auf die damalige SF ausmachen. Die in der Episode angesprochene "Gnome Press", an die Albert seinen Roboter-Roman verkauft, ist ebenfalls keine Erfindung. Es handelt sich dabei um einen kleinen Verlag aus den 50er Jahren, der unter anderem auch Asimovs Robotergeschichten veröffentlichte. Zudem scheint O'Briens Figur Albert ohnehin Asimov zu entsprechen. Kay (Kira) benutzt ihre Initialen K.C., anscheinend ist dies eine Anspielung auf die SF-Autorin K.C. Hunter, die lange Zeit vor der Leserschaft ihr Geschlecht verheimlichte.
Natürlich bauten die Macher von DS9 auch einige Insidergags ein. So arbeitet Sisko im "Trill Building". Das erfundene Cover des Magazins "Galaxy" zeigte ein Bild aus der Classic-Doppelfolge "The Menagerie" (dt.: Talos IV - Tabu). Auf den Magazinen, die sonst herumlagen, gab es Beträge wie "Have Starship, Will Voyager von Rick Berman". Die silberne raketenförmige Trophäe ist der Hugo-Preis, den Rick Sternbach einst erhielt und der ihn für die Dreharbeiten auslieh. Die Bücher, die auf Bennys Tisch herumlagen (darunter von farbigen Autoren wie Langston Hughes) hatten mit SF nichts zu tun, waren aber von Avery Brooks persönlich ausgesucht worden.
Ein weiterer Insider-Gag für DS9-Fans: Kay (Kira) ist mit Jules (Bashir) verheiratet.
Besonders augenfällig an "Far Beyond the Stars" ist freilich das Thema Rassendiskriminierung. Man muß diese Folge aber schon besonders oberflächlich betrachten, erkennt man nur diese Materie, und so meinte DS9-Produzent Ira Steven Behr auch, er hoffe, daß die Zuschauer bei dieser Episode nicht nur den Rassenaspekt bemerken, denn die Folge spiele auf vielen interessanten Ebenen.
Diese Episode behandelt den Sinn und Unsinn von Träumen und stellt die Frage, inwieweit es erstrebenswert oder gar wichtig ist, an eine scheinbar aussichtslose Sache zu glauben. So meint Kimmy (Jake) zu Benny, daß sich nie etwas ändern werde. Diese Ansicht, die von vielen Leuten geteilt wird, ist nachweislich falsch, und gerade DS9 beweist diesen Umstand und widerlegt somit alle Einwände derer, die unermüdlich behaupten, jede SF, die eine positivere Zukunft zeigt, sei grundsätzlich absurd und naiv. Indem Pabst immer wieder betont, es sei wohl niemals denkbar, daß das allgemeine Publikum einen farbigen Captain auf einer Raumstation akzeptiere, wissen wir, daß er mit dieser negativen Einstellung falsch liegt. Heute wird ein farbiger Captain zweifellos akzeptiert, denn "Deep Space Nine" zählt zu den erfolgreichsten SF-Serien aller Zeiten. Und es waren ganz sicher nicht die "realistischen Pessimisten" wie Pabst, die eine Änderung der Zustände bewirkt haben.
Dies ist die erste Star Trek-Episode, in der das Wort "Nigger" verwendet wird. Ron Moore meinte dazu, es habe deswegen einige Diskussionen gegeben. Es erschien aber notwendig, das Wort zu verwenden. Darüber hinaus hörte man mehrfach das heutzutage verpönte, damals aber gängige Wort "Negros", das bedauerlicherweise in der deutschen Version nicht mit "Neger" übersetzt wurde, sondern mit der politisch korrekten Bezeichnung "Farbige". Das zeigt leider wieder einmal, wie sehr doch gerade die Star Trek-Serien im Schnellverfahren übersetzt werden, ohne daß der Übersetzer sich mit dem Thema oder der Folge auseinandersetzt. Ein weiterer Übersetzung-Schnitzer war das Wort "Zeros", die amerikanische Bezeichnung für japanische Jagdflieger, die hier tatsächlich mit "Nullen" 'übersetzt' wurde!
Besonders reizvoll ist, daß die Rassenfrage hier nicht auf einer so einfachen Ebene beleuchtet wurde. Dies ist kein Staat, in dem Apartheidsgesetze Benny das Recht zu schreiben verwehren. Dadurch sind die Ungerechtigkeiten, die Benny widerfahren, so schwer zu bekämpfen, denn es scheint keinen klaren Schuldigen zu geben. Jeder in der Redaktion mag Benny, sogar Pabst. Die Schuldigen sind "die Leser", die einen farbigen Captain nicht akzeptieren, oder der Besitzer der Zeitschrift, der gesichtslose Mr. Stone, der Benny mit den freundlichen Worten entläßt, daß seine Dienste nicht mehr von Nöten seien, sich selbst dabei aber nicht zeigt, sondern einen Angestellten vorschickt. Dieser Rassismus benachteiligt nicht direkt, Benny wird nicht hinausgeschmissen, er wird hinauskomplimentiert. Gerade das erklärt Bennys Zusammenbruch. Einen Rassisten kann er bekämpfen, doch wie kann er einen Gegner angreifen, der "die Leserschaft" heißt. Was soll er tun bei Leuten, die mitfühlend daneben stehen, aber letztlich doch nicht eingreifen? Der Zusammenbruch, den Benny angesichts dieses übermächtigen Gegners erfährt, ist daher auch weitaus heftiger als bei der Attacke der brutalen Polizisten. Benny merkt, daß er eine kleine Auseinandersetzung gewonnen hat, aber einen großen Krieg zu verlieren droht, wodurch die Parallele zu Siskos Verzweiflung über die Entwicklung des Dominionkrieges wieder hergestellt ist.
Von der Geschichte aus Vorurteilen und Rassismus ist Star Trek ein Teil, wenn auch nur ein kleiner. Daher beleuchtet "Far Beyond the Stars" auch ein wenig die Vergangenheitsgeschichte von Star Trek. Wir wissen, daß auch Roddenberry in den 60er Jahren nie und nimmer einen farbigen oder weiblichen Captain hätte durchsetzen können, und auch heute kommt kaum eine SF-Serie über den "Alibi-Farbigen" hinaus, der dann brav in einer untergeordneten Rolle neben einem weißen Kommandanten agieren darf.
Als Ende der 60er Jahre die Classic-Serie erstmals auf Sendung ging, waren die Bürgerrechtskämpfe in vollem Gange. Afroamerikaner waren auf den Straßen und demonstrierten für die Gleichberechtigung, doch im TV durften Schwarze nach wie vor allenfalls als Vagabunden oder Kriminelle auftreten, oder in historischen Filmen eben als Sklaven oder Diener. Auch wenn heute im Zeitalter des politisch korrekten Alibi-Schwarzen (meist in akademischen Rollen wie Ärzten oder Richter) vieles selbstverständlich erscheint, darf Roddenberrys Leistung, eine weibliche Afroamerikanerin mit Offiziersrang auf die Brücke des Flaggschiffs Enterprise zu setzen, nicht unterschätzt werden. Roddenberry erkannte, daß man in der SF weiter gehen kann als mit einem herkömmlichen Fernsehspiel, in dem politische Statements verpönt oder gar verboten waren. Indem er eine aus seiner Sicht bessere Zukunft präsentierte, führte er die Absurdität konservativer "Unwerte" und die Existenz aktueller sozialer Mißstände seinem Publikum um so deutlicher vor Augen. "Far Beyond the Stars" schließt den Kreis und liefert zugleich den Ansporn: Indem die Folge die bereits geglückten sozialen Fortschritte vor Augen führt, gibt sie den Mut, daß auch scheinbare aussichtslose Ziele manchmal erreicht werden.
"Far Beyond the Stars" hinterfragt und bestätigt zugleich die SF, zumindest die engagierte SF, wie sie sich in Star Trek präsentiert. Warum, so fragt der Zeitungsjunge (Nog), soll man sich um Raumschiffe kümmern, wenn man doch Geschichten um "reale" Kriegshelden lesen kann. Cassie meint, die Zukunft sei ihr gleichgültig, er zähle einzig und allein die Gegenwart. Und man kann ihr nicht widersprechen. Diese Episode vermittelt aber ebenso überzeugend die Einstellung, daß eine Idee, eine Vision oder eine Hoffnung genauso echt und wichtig sein kann wie die Beschäftigung mit dem Realen.
Der Regisseur, der die Episode drehen sollte, mußte kurzfristig absagen, also wurde die Arbeit Avery Brooks übertragen, der einen anstrengenden Job vor sich hatte, da er in fast allen Szenen zu sehen war. Eine beachtliche Leistung, wie man angesichts von "Far Beyond the Stars" anerkennend zugeben muß. Trotz der Belastung, gleichzeitig die Hauptrolle zu spielen und Regie zu führen, waren Avery Brooks' darstellerische Leistungen brillant, allem voran Bennys emotionaler Zusammenbruch, der fast wie ein schauspielerisches Lehrstück wirkte.
Die Story zur Episode stammt von Marc Scott Zicree. Der ursprüngliche Titel sollte "Cold and Distant Stars" lauten, die Geschichte war als Jake-Story konzipiert. Den Roman zur Episode schrieb Steve Barnes, ein erfolgreicher und farbiger SF-Autor.
Eine überraschende Rückkehr von Benny gibt es bereits in der zweiten Episode der siebten DS9-Staffel: "Shadows and Symbols" (voraussichtlich im September auf SAT1). Dort erfährt der Zuschauer auch, wie es Benny nach seinem Zusammenbruch ergangen ist.
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