DS9: 136
"Who Mourns for Morn" (dt.: Wer trauert um Morn)

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Staffel 6
135: "Waltz"
137: "Far Beyond..."
Szenenbild US-Erstsendung:
2.2.1998

SAT1-Erstsendung:
25.7.1998

Regie:
Victor Lobl

Drehbuch:
Mark Gehred-O'Connell

Musik:
David Bell

Gaststars:
Gregory Itzin
als Hain

Brad Greenquist
als Krit

Bridget Ann White
als Larell

Cyril O'Reilly
als Nahsk

Mark Allan Shepherd
als Morn

Inhalt:

SzenenbildMorn ist mit seinem Schiff in einen Ionensturm geraten. Er wird für tot erklärt. Quark gibt für Morn eine Gedächtnisparty, freilich nicht ohne dabei an seinen eigenen Profit zu denken. Odo bringt überraschende Neuigkeiten: Morn hat sein Eigentum Quark vermacht. Doch offenbar war Morn pleite. Quark durchsucht Morns Quartier, doch das einzige, das er dort vorfindet, ist Morns Exfrau Larell. Larell meint, Morn habe irgendwo tausend Barren Latinum versteckt. Er habe es in der bolianischen Lotterie gewonnen.

Doch Quark kann nirgends ein Los finden. Als er erschöpft in sein Quartier zurückkehrt, trifft er auf die Brüder Krit und Nahsk. Sie meinen, sie wären Morns Geschäftspartner gewesen. Sie erzählen Quark, daß Morn ihnen das Latinum schuldete. Als Quark zu verhandeln versucht, schlägt Nahsk eins von Morns Bildern über Quarks Kopf. Quark verspricht ihnen die Hälfte des Latinums, wenn er es auftreibt. Als die Brüder gegangen sind, findet Quark einen Lagerschein, der im Bild versteckt war.

Quark öffnet das Schließfach, das nur einen Barren Latinum enthält. Darin ist aber eine Nachricht eingraviert, die besagt, daß der Rest auf der Bank ist. Als Quark in sein Quartier kommt, wird er dort von einem Fremden namens Hain überrascht. Er meint, er sei der Sicherheitsoffizier auf Morns Heimatplaneten. Dort sei Morn ein Prinz gewesen, und das Latinum sei das Eigentum der königlichen Familie gewesen. Als Quark Larell erwähnt, meint Barren, sie sei eine Betrügerin. Als jedoch Larell, Barren, Krit und Nahsk in Quarks Quartier zusammentreffen, stellt sich heraus, daß alle gelogen haben. Die vier hatten zusammen mit Morn eine Bank ausgeraubt. Morn hatte sich mit dem Geld aus dem Staub gemacht.

Als die fünf das Latinum finden, kommt es unter den ehemaligen Bankräubern zur Schießerei. Quark rettet sich mit einem Kopfsprung in den Tresor. Die Barren sind jedoch nur wertlose Goldhüllen, in denen sich kein Latinum befindet. Kurz darauf erscheint Morn. Er hatte das ganze eingefädelt, um seine ehemaligen Kumpel mit der Hilfe von Quark loszuwerden. Das Latinum hatte er die ganze Zeit in seinem zweiten Magen versteckt. Zur Entschädigung gibt er Quark Latinum im Wert von 100 Barren.

Kritik:

Sein Name ist Morn, er kommt vom Planeten Lurian und er ist seit der ersten Episode von "Star Trek - Deep Space Nine" dabei. Von vielen nie bemerkt, ist er für andere aus DS9 nicht mehr wegzudenken. Inzwischen hat der Lurianer sogar seine eigenen Fanclubs.

Zu Beginn hatte Morn noch keinen Namen. Auf dem Set wurde er nur "Grinch" genannt. Es dauerte jedoch nicht lange, da gelang es dieser Figur, aus der Anonymität des Statistenheers auszubrechen. In der Episode "Progress" (dt.: Mulliboks Mond) bekam er sogar den Namen Morn. Der Name ist ein Anagramm des Wortes Norm, einer Figur aus der Sitcom "Cheers", die dort von George Wendt verkörpert wurde.

Die Geschichte von Morn ist die Geschichte von Marc Allan Shepherd. Zusammen mit 300 anderen Statisten betrat er das Paramount-Gelände, um dann im Schnellverfahren in Gruppen eingeteilt zu werden. Beim Statisten-Castin zählt hier nicht schauspielerisches Können, sondern fast ausschließlich das Aussehen und vor allem die Körpergröße, damit vorhandene Kostüme nicht verändert werden müssen. Statisten sind meist klein, dünn und im mittleren Alter, sie sollen weder durch besondere Schön- oder Häßlichkeit dem Zuschauer irgendwie auffallen. Filmemacher wollen natürlich nicht, daß ein Statist von der Hauptfigur ablenkt.

Plötzlich wurde Shepherd gefragt, ob er nicht eine Maske über seinen Kopf stülpen wolle. Er war einverstanden, und wenige Tage später wurde die Szene mit diesem walfischartigen Außerirdischen in Quarks neu eröffneter Bar gedreht. Als die Produzenten das Filmmaterial sahen, stach ihnen Morn sofort ins Auge. Sie bemerkten, daß es Shepherd irgendwie gelungen war, durch diese starre Maske hindurch Lebendigkeit zu vermitteln und den exotischen Ort "Deep Space Nine" mitzudefinieren. Also engagierten sie Shepherd erneut als Statisten. Der Rest ist Geschichte...

Morn wurde zum festen Bestandteil von "Deep Space Nine", und da Shepherd gerne abstrakte Bilder malt, durfte er mit ihnen auch das Quartier von Jake verschönern.

"Who Mourns for Morn" war als Geschenk für alle Morn-Fans gedacht. Um so bedauerlicher daher, daß es doch nicht mehr geworden ist als eine durchschnittliche Episode. Die Gags waren nett, konnten einem aber oft gerade mal ein müdes Lächeln entlocken. Witzig waren allenfalls die Szenen, in denen Quark immer wieder mit einer neuen Information über Morn konfrontiert wurde, und dann stets die Frage erntete: "Was, das wußten Sie nicht?" Schade nur, daß sich fast alle Geschichten um Morn als falsch herausstellten, es wäre witzig gewesen, wenn sich hinter Morn in Wahrheit ein noch tollkühneres Geheimnis verborgen hätte. Bis auf die Bankräuberkarriere wissen wir nach wie vor so gut wie nichts über Morn. Es verwundert, weshalb die Autoren da so zurückhaltend waren.

Ein weiterer, recht origineller Gag war das Hologramm Morn. Auf die Frage, weshalb das Hologramm nicht spreche, meint Quark nur, daß ein sprechendes Hologramm viel zu teuer sei. Dieser Insiderscherz bezieht sich auf den wahren Grund, weshalb Morn für uns Zuschauer bis heute stumm blieb, obwohl er angeblich ein Plappermaul sein soll: Er müßte von der Statistenrolle zur Sprechrolle aufsteigen, was die gewerkschaftlich vorgeschriebene Gage um ein Vielfaches erhöhen würde. Selbst ein harmloses "Ja Sir" führt dazu, daß dem Schauspieler die gewerkschaftliche Mindestgage gezahlt werden muß, die sogar Zweitgagen für eine bestimmte Anzahl an Wiederholungen beinhaltet. Deswegen sieht man in Serien so häufig stumme Crewmitglieder, die statt eines "Ja!" nur nicken dürfen.

Da Morn auch in dieser Episode keinen Text hat, taucht Shephards Name wie immer nicht in den Credits auf. Das hat einen Nachteil: Sein Name wird immer wieder anders geschrieben. Von "Shepard" über "Shephard" bis "Shepherd" habe ich in unterschiedlichen Publikationen so gut wie jede Variation gefunden. Für "Shepherd" habe ich mich allein deswegen entschieden, weil dieser Name in zwei Quellen auftauchte.

Dennoch ist Marc Allan Shepherd zweifellos der berühmteste Statist in der Film und Fernsehgeschichte. Er hat es sogar schon bis auf die Titelseite des amerikanischen "TV-Guides" geschafft. Ira Steven Behr, der die künstlerische Leitung über "Star Trek - Deep Space Nine" hat, meinte einmal scherzhaft, er selbst sei Morn, doch man solle es nicht Marc Allan Shepherd sagen, der glaube nämlich ebenfalls, Morn zu sein.

Wer wissen will, wie Marc Allan Shepherd ohne seine Morn-Maske aussieht, sollte in einer Szene gut aufpassen. Als Quark seine Rede hält und meint, man müsse immer dafür sorgen, daß Morns Hocker besetzt sei, führt er einen Mann zu diesem Stuhl. Dieser Mann ist niemand anderes als Marc Allan Shepherd.

Die Episode wurde von Mark Gehred-O'Connell geschrieben. Ursprünglich sollte Morn verschwunden sein und hinter dem Zusammenbruch der Ferengi-Wirtschaft stecken. Gehred-O'Connel zeigte sich nicht mit allen Veränderungen der Handlung glücklich, ist aber mit dem Endergebnis, wie er in Interviews meint, noch immer recht zufrieden.

Diese Episode gibt Aufschluß darüber, was es denn nun mit diesem "goldgepreßten" Latinum auf sich hat. Zugleich ergeben sich weitere Rätsel. Quark meint in einer Szene zu Jadzia: "I wonder who came up with the idea of suspending liquid latinum inside worthless bits of gold." (Dt.: Ich frage mich wirklich, wer die Idee hatte, flüssiges Latinum in wertlosen Goldstücken zu suspendieren.) Worauf Dax antwortet: "Probably someone who got tired of making change with an eyedropper." (Dt.: Sicher jemand der es leid war, das Wechselgeld mit einem Strohhalm herauszugeben.) Wie wir nun also wissen, ist Latinum eine flüssige Kostbarkeit, das nur deswegen mit "wertlosem" Gold vermengt wird, damit es leichter transportiert werden kann. Es fragt sich aber, weshalb die Barren so groß sind? Die von Morn ausgespuckte Menge beinhaltete laut der Schätzung von Quark hundert Barren Latinum, warum also ist ein Barren Latinum so unhandlich groß? Die besten Effekte sind die, die man nicht erkennt. Also Morn das Latinum ausspuckt, ist nicht nur die Flüssigkeit eine Computergraphik, das ganze Glas wurde nachträglich mit dem Computer eingefügt.

In der deutschen Version von "Deep Space Nine" blieb Morn keineswegs immer stumm. In der Episode "The Jem'Hadar" (dt.: Der Plan des Dominion) sagte Morn ein paar Worte. Das war eine Idee des Synchronsstudios, im Original war Morns Stimme nie zu hören.

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Letztes Update:
6. Juli 1999

©1999 Thomas Höhl.