Inhalt:
Dukat, der den Tod seiner Tochter noch immer nicht überwunden hat, soll vor ein Kriegsgericht gestellt werden. Sisko begleitet ihn mit einem Schiff zur nächsten Sternbasis, um dort als Zeuge auszusagen. Plötzlich greifen die Cardassianer an. Sisko wird schwer verletzt, doch Dukat kann mit Sisko in einem Shuttle auf einen Planeten entkommen. Dort beginnt Dukat zu halluzinieren. Es erscheinen ihm Weyoun und Damar, die ihm befehlen, Sisko zu töten. Doch Dukat will vorher, daß Sisko ihm den Respekt zollt, den er seiner Meinung nach verdient.
Sisko versucht unterdessen, heimlich das beschädigte Funkgerät zu reparieren. Schließlich erkennt er, daß Dukat mit einer imaginären Kira spricht und er in großer Gefahr ist. Dukat redet sich immer mehr in Wut, bis es zwischen den beiden zum Kampf kommt. Sisko schlägt Dukat mit einer Eisenstange bewußtlos. Doch als Dukat wieder zu sich kommt, kann er mit der Raumfähre fliehen. Er schwört, Bajor zu vernichten. Sisko wird von der Defiant geborgen.
Kritik:
Ronald D. Moore strebte mit dem Drehbuch zu "Waltz" zweifellos eine ausdrucksstarke und fesselnde Charakterfolge an. Leider wird die fertige Episode ihren eigenen Ansprüchen nicht gerecht. Die Darstellerleistungen sind befriedigend, insgesamt aber kaum mehr als routiniert. Die Regie ist nicht sonderlich einfallsreich, die Dialoge drehen sich ständig im Kreis und kommen selten wirklich auf den Punkt. Die Episode wirkt daher eher wie ein zu lange geratenes und ereignisloses Charakterdrama in der typisch-monotonen "Höhlenkulisse".
"Waltz" bemüht sich redlich, auf eindringliche Weise das Innenleben von Dukat darzustellen. Leider wird der Zuschauer dann doch zu keinen neuen Erkenntnissen gebracht, eher im Gegenteil. Der einst so vielschichtige und undurchschaubare Dukat wird hier brutal in die Schablone des eindimensionalen und ausschließlich verachtenswerten Bösewichts gepreßt.
Etwas witzlos war das Statement von Sisko gegen Ende der Episode, als er meint: "From now on, it's him... or me." (dt.: Von heute an heißt es sein Leben oder meins.) Zu Beginn hatte Sisko noch gesagt: "As terrible as it sounds, there is a part of me that wishes he were dead. But that's a thought unworthy of a Starfleet officer." (Dt.: So furchtbar es auch klingt, ein Teil von mir wünscht sich, er wäre tot. Aber das ist ein Gedanke, der eines Sternenflottenoffiziers nicht würdig ist.) Sisko entwickelt sich also von einem Mann mit Haßgefühlen auf einen Massenmörder zu einem mißhandelten Opfer mit Rachegelüsten. Jetzt sind wir aber schockiert!
Die DS9-Autoren legen einen großen Eifer an den Tag, wenn es darum geht zu zeigen, daß die Ideale der Sternenflotte eher eine dünne, leicht zerbrechliche Fassade sind. Im Gegensatz dazu ging Gene Roddenberrys Vorstellung davon aus, daß sich die Menschheit in der Zukunft tatsächlich bestimmte Ideale angeeignet hat. Daß in DS9 hin und wieder eine entgegengesetzte Schiene gefahren wird kann man gutheißen, ablehnen oder schlicht hinnehmen. Bevor man aber die Serie gerade deswegen als besonders realitätsnah lobt, sollte man sich in Erinnerung rufen, daß natürlich auch Roddenberry nie der Meinung war, die Menschen im 24ten Jahrhundert würden keine nachvollziehbaren Emotionen wie Wut oder Haß empfinden. Daher erscheint mir das reichlich banale Statement von Sisko eher wie ein krampfhafter Versuch des Autors, Star Trek und seine Sternenflotten-Ethik irgendwie unter der Gürtellinie zu treffen, wobei der Schlag aber leider ins Leere ging und daher wirkungslos verpuffte.
Unglücklicherweise spielen sich viele Dialoge von "Waltz" auf dieser eher seichten Ebene ab. "I should have killed them all", meint Dukat über die Bajoraner, worauf Sisko erwidert: "And that is why you're not an evil man." (Dt.: Ich hätte sie alle töten sollen. - Und genau deswegen sind die kein böser Mann; Siskos Ironie wollte man in der deutschen Version den Leuten offenbar nicht zumuten, weshalb es da merkwürdigerweise hieß: Und genau deswegen sind sie ein (!!!) böser Mann.) Da wird man das Gefühl nicht los, daß hier eine recht klägliche Botschaft noch nicht einmal besonders originell verkündet wird. Dukat ist ein böser Mensch, weil er bedauert, den Völkermord an den Bajoranern nicht zu Ende geführt zu haben. Sisko entwickelt Wut, weil er über diese Ansichten empört ist. Für ein eindrucksvolles Charakterdrama, das diese Episode ja offensichtlich sein will, ist das schlicht zu trivial und zu simpel.
Der ursprüngliche Drehbuchentwurf sah vor, daß Sisko Dukat in der Irrenanstalt aufsucht. Die Kamera hätte sich dann Dukats Kopf genähert und es wäre uns dann seine Lebensgeschichte präsentiert worden. Am Ende sollte Dukats Phantasie gezeigt werden, wie er als Herrscher von Cardassia regiert, mit Kira als seiner Ehefrau. Als die Autoren merkten, daß die Episode mit dem Arbeitstitel "Dukat's Head" keine Spannung entwickelte und die besten Szenen die zwischen Sisko und Dukat waren, wurde die Episode umgeschrieben. Ronald D. Moore meinte, er käme bei ihm sehr häufig vor, daß er erste Entwürfe komplett wegwirft und noch einmal von vorne anfängt. Seiner Ansicht nach war der zweite Entwurf für "Waltz" viel stärker und konzentrierter.
Regie führte bei dieser Episode wieder einmal Odo-Darsteller René Auberjonois.
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