Inhalt:
Erneut wird ein Patrouillenschiff kurz vor der romulanischen Grenze von den Jem'Hadar abgeschossen. Ein weiteres Schiff der Sternenflotte ist verloren. Sisko möchte deswegen, daß der Friedensvertrag zwischen den Romulanern und dem Dominion endet. Ein Gespräch mit Dax bringt ihn zur Überzeugung, daß er den Romulanern einen Beweis liefern muß, daß das Dominion eine ernste Gefahr für sie ist.
Sisko bittet Garak um Hilfe. Garak warnt Sisko, daß das eine schmutzige Angelegenheit wird. Er bietet an, den romulanischen Senator Vreenak auf die Station zu holen und ihn mit einer holographischen Aufzeichnung von Weyoun zu täuschen. Ein gewisser Tolar soll dabei helfen, die Fälschung anzufertigen. Er sitzt gerade in einem klingonischen Gefängnis. Von einer cardassianischen Kontaktperson will Garak ein fälschungssicheres cardassianisches Datenstäbchen erhalten.
Tolar kann tatsächlich eine holographische Aufnahme erstellen, die zeigt, wie Weyoun und Damar die Invasion von Romulus planen. Sisko muß nun Vreenak überzeugen, daß die Fälschung echt ist.
Doch Vreenak erkennt den Betrug. Als er nach Romulus zurückfliegt, explodiert sein Schiff. Die Romulaner finden die Überreste des Stäbchens und denken, daß Vreenak einem Attentat des Dominions zum Opfer gefallen ist. Kurz darauf erklären die Romulaner dem Dominion den Krieg. Sisko muß mit Empörung feststellen, daß Garak die ganze Zeit geplant hatte, durch den Tod von Vreenak das gewünschte Ergebnis zu erreichen.
Kritik:
Leider stellt "In the Pale Moonlight" genau die gleichen Fragen wie eine Woche vorher die Folge "Inquisition" (dt.: Inquisition), nämlich: Heiligt der Zweck die Mittel? Hier meint Garak: "And if your conscience is bothering you, you should soothe it with the knowledge that you may have just saved the entire Alpha Quadrant, and all it cost was the life of one Romulan senator, one criminal, and the self respect of one Starfleet officer. I don't know about you, but I'd call that a bargain." (Deutsche Fassung: Und wenn Ihr Gewissen Ihnen Probleme bereitet, dann sollten Sie es mit dem Wissen besänftigen, daß Sie vielleicht gerade den ganzen Alphaquadranten gerettet haben und daß der Preis dafür lediglich das Leben eines romulanischen Senators, eines Kriminellen und die Selbstachtung eines Sternenflottenoffiziers war. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber ich sehe es als eine Art Sonderangebot.) Sisko weiß zunächst keine rechte Anwort, kommt aber später zu dem Ergebnis, daß Garak recht hat. Picard mußte in einer vergleichbaren Situation nicht lange nachdenken, fragte er doch in "Star Trek - Insurrection" (dt.: Star Trek - Der Aufstand) Admiral Dougherty, der mit einer ähnlichen Logik argumentierte: "How many people does it take before it becomes wrong?" (Deutsche Fassung: Wie viele Menschen sind nötig, bevor aus Recht Unrecht wird?)
Es ist ein Jammer, daß Senator Vreenak so schnell sterben mußte. Er war einer der besten Romulaner aller Zeiten, und er wurde von Stephen McHattie brillant verkörpert. Schon mit seinem ersten Satz gelang Vreenak ein einmaliger Auftritt: "So, you're the commander of Deep Space Nine, and the Emissary to the Prophets, decorated combat officer, widower, father, mentor, and, oh yes, the man who started the war with the Dominion. Somehow, I thought you'd be taller." (Deutsche Fassung: Soso, Sie sind also der Commander von Deep Space Nine. Und der Abgesandte der Propheten, der hochdekorierte Gefechtsoffizier, Witwer, Vater, Mentor, und, ach ja, der Mann, der den Krieg mit dem Dominion begonnen hat. Ich hatte Sie mir größer vorgestellt.) Stephen McHattie ist unter anderem bekannt als Bösewicht Gabriel aus der Fantasy-Serie "Beauty and the Beast" (dt.: Die Schöne und das Biest).
Ira Steven Behr meinte, einer seiner Lieblingsfilme sei "The Man who Shot Liberty Valance" (dt.: Der Mann, der Liberty Valance erschoß). Darin gibt es eine Szene, in der der Zuschauer erkennt, daß es John Wayne war, der Liberty Valance aus dem Hinterhalt erschoß. Wayne meint im Film: "Das ist richtig. Ich habe ihn getötet, und ich kann damit leben. Ich kann damit leben." Behr mochte den Aspekt, daß jemand, der etwas Schlimmes getan hat, sich selbst davon zu überzeugen versucht, daß er damit leben kann.
Ron Moore, der das Drehbuch überarbeitete, ohne dafür im Vorspann genannt zu werden, betonte, diese Folge sei für ihn die lohnendste Erfahrung der sechsten Staffel gewesen.
"In the Pale Moonlight" wurde von der US-Zeitschrift "TV-Guide" mit einem CHEERS für herausragende TV-Leistung ausgezeichnet. Sie kam auch bei den meisten Fans sehr gut an. Die Episode hat viele gute Szenen (z.B. das optisch eindrucksvolle Aufsetzen des Romulanerschiffes auf der Landerampe und natürlich ein Andrew Robinson in Hochform), inhaltlich ist sie aber längst nicht so tiefsinnig, wie vielfach behauptet wird. Die Erkenntnis, daß der Zweck tatsächlich manchmal die Mittel rechtfertigt, ist so umwerfend nicht, und Sisko gibt sich ein wenig zu moralisch. Das Problem von "In the Pale of Moonlight" ist, daß es letztlich Garak war, der die schändliche Tat ausführte. Sisko verhielt sich viel zu passiv und wußte größtenteils gar nicht, was vor sich geht. Das Argument, Sisko habe Garaks Plan im Grunde erahnen können und er sei doch wohl nur deswegen überhaupt zu Garak gegangen, damit Vreenak ermordet wird, wirkt ein wenig gezwungen. Irgendwie wird man das Gefühl nicht los, daß Sisko schuldiger gemacht wird als er eigentlich ist, damit der moralische Konflikt eine etwas größere Dimension erreicht. Wenn man sich überlegt, daß zu uns der selbe Sisko spricht, der einst die Atmosphäre eines Planeten vergiftete und dabei unzählige Leben gefährdete, nur um ein einziges Maquis-Mitglied zu fangen, erscheinen die hier so wacker vorgetragenen Skrupel nicht mehr so ganz überzeugend, selbst wenn man zu den Toten noch Vreenaks Leibwächter hinzuzählt, die Garak offensichtlich vergessen hat (vielleicht zählen kleine Leute nach Cardassianer-Logik nicht).
Vreenak hatte nicht ganz unrecht: Sisko ist verantwortlich für den Dominionkrieg. Ohne Sisko wäre das Wurmloch nie entdeckt worden. Sisko ist beim Erstkontakt mit dem Dominion gescheitert. Hätte er früher darauf bestanden, die Passage zum Wurmloch zu schließen, hätte es nie einen Dominionkrieg geben können. Das soll nicht heißen, daß Sisko an dem Krieg die Schuld trägt, es ist aber dennoch erstaunlich, daß er sich deswegen nie Vorwürfe gemacht hat, während er hier wegen eines von Garak getöteten Romulaners offenbar so große Gewissensbisse bekommt.
Mit Picard hätte diese Episode wahrscheinlich sehr gut funktioniert, die Skrupel hätten glaubhaft gewirkt. Bei Sisko hat man aber eher das Gefühl, vergeblich auf die groß angekündigte Schandtat gewartet zu haben.
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