DS9: 142
"Inquisition"

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Staffel 6
141: "Wrongs..."
143: "In the Pa..."
US-Erstsendung:
6.4.1998

SAT1-Erstsendung:
5.9.1998

Regie:
Michael Dorn

Drehbuch:
Bradley Thompson
David Weddle

Gaststars:

William Sadler
Sloan

Jeffrey Combs
Weyoun

Samantha Mudd
Chandler

Benjamin Brown
Kagan

Inhalt:

CoverBashir soll eine medizinische Konferenz besuchen. Doch plötzlich lassen Sicherheitsleute der Sternenflotte die Station abdichten, weil sich angeblich auf ihr ein Spion des Dominions verstecken soll. Jeder muß sich in sein Quartier begeben.

Bashir soll als erster befragt werden. Direktor Sloan konfrontiert Bashir mit sehr vielen Fragen über seine Gefangenschaft in einem Jem'Hadar-Lager und über seine genetische Aufbesserung. Bashir erkennt bald, daß Sloan ihn offenbar für den Verräter hält. Als Bashir wieder in seinem Quartier ist, erhält er eine Nachricht von O'Brien. O'Brien meint, Sloan habe ihn zwei Stunden nur über Bashir ausgefragt. Irgend etwas sei im Gange, Bashir solle vorsichtig sein.

Kurz darauf wirft Sloan Bashir vor, über das Internierungslager 371 nicht die Wahrheit gesagt zu haben. Sloan verdächtigt Bashir, ein Spion zu sein. Er läßt ihn öffentlich abführen. Plötzlich wird Bashir auf ein cardassianisches Schiff gebeamt. Er wird von Weyoun begrüßt, der meint, Bashir sei ein heimlicher Spion, der, ohne es selbst zu wissen und durch sein Unterbewußtsein gesteuert, Nachrichten an das Dominion übermittelt hätte. Er sei im Internierungslager konditioniert worden. Doch nun sei seine Tarnung aufgeflogen. Die Defiant greift an und befreit Bashir. Auf der Brücke der Defiant wird Bashir dennoch als Verräter beschimpft. Da erkennt Bashir, daß die Crew nicht echt ist. Er hat sich die ganze Zeit in einem Holodeck befunden. Sloan beendet die Simulation und gibt zu, für eine Geheimorganisation der Sternenflotte mit dem Namen "Sektion 31" zu arbeiten. Er hatte Bashir testen wollen und will ihn nun als Agenten anheuern. Doch Bashir lehnt das Angebot ab.

Zurück auf der Station erzählt Bashir, was er erlebt hat. Es gibt jedoch keine Beweise. Sisko möchte, daß Bashir das nächste Mal, wenn Sloan auftaucht, das Angebot akzeptiert.

Kritik:

"Inquistion" hatte eine spannende und größtenteils originelle Story. Inzwischen ist es aber in Star Trek ein etwas abgedroschener Gag, daß jemand Erlebnisse für real hält, die sich dann nur als Simulation herausstellen. Hier hatte man außerdem noch den Eindruck, daß Sloan sich ziemlich ungeschickt anstellte, um Bashirs Vertrauen zu gewinnen. Nach allem, was Bashir wegen Sloan durchgemacht hatte, mußte Bashir ja ablehnend auf Sloans Angebot reagieren. Die sehr gute Episode "Inter Arma Enim Silent Leges" (siebte Staffel), in der die Geschehnisse von "Inquisition" fortgesetzt werden, klärt aber den Zuschauer auf: Sloan wollte offenbar, daß Bashir die "Sektion 31" ablehnte. Das gehörte mit zu seinem Plan, Bashir auf Romulus einzusetzen. So gesehen ergibt Sloans Vorgehen in dieser Episode nachträglich Sinn: Er wollte Bashirs Belastungsfähigkeit testen und ihn zugleich zu einem Gegner der "Sektion 31" machen.

Es ist immer recht amüsant, wenn Autoren aus Plotschwächen früherer Episoden Vorteile ziehen. Hier konfrontiert Sloan den guten Doktor mit der Flucht aus dem Jem'Hadar-Gefängnis, die in der Tat ziemlich an den Haaren herbeigezogen war und kaum mehr glaubwürdig erschien. Wenn eine derartige Selbstironie sparsam eingesetzt wird, kann sie sehr reizvoll sein. Darüber hinaus zählt Sloan einige sehr verdächtige Handlungen von Bashir auf: Er hat in "Hippocratic Oath" (dt.: Der hippokratische Eid) versucht, den Jem'Hadar-Soldaten zu helfen, er hat sehr lange in einem Gefangenenlager der Jem'Hadar überlebt ("In Purgatory's Shadow"; dt.: Die Schatten der Hölle) und konnte dann auch noch daraus entkommen ("By Inferno's Light"; dt.: Im Lichte des Infernos). Er hat seine genetische Aufbesserung verheimlicht, bis sie in "Dr. Bashir, I Presume" (dt.: Dr. Bashirs Geheimnis) ans Tageslicht kam. Es ist in der Tat gut möglich, daß er daher mit den ebenfalls genetisch erzeugten Jem'Hadar und den Vorta sympathisiert. Und dann, zusammen mit ein paar anderen "Mutanten", hat er in "Statistical Probabilities" (dt.: Statistische Wahrscheinlichkeiten) sogar versucht, die Föderation zu überreden, sich dem Dominion zu ergeben.

Das eindrucksvollste Qualitätskriterium an dieser Episode sind die Argumente von Sloan, die nicht von der Hand zu weisen sind. "How many lives do you suppose you have saved in your medical career?" fragt Sloan. "Hundreds? Thousands? Do you suppose those people give a damn that you lied to get into Starfleet Medical? I doubt it." (Deutsche Fassung: Wie viele Leben haben Sie in Ihrer Laufbahn schätzungsweise gerettet? Hunderte? Tausende? Glauben Sie, diese Menschen kümmert es, daß sie gelogen haben, um als Arzt in die Sternenflotte zu kommen? Ich zweifle daran.) Sloan ist nicht der typisch fehlgeleitete Bösewicht, den man aus anderen Serien kennt, in denen Mitarbeiter und Direktoren von undurchsichtigen Geheimdienstorganisationen ausnahmslos böse zu sein haben.

Auch wenn das von den Autoren vielleicht nicht so beabsichtigt war, so bestätigt die siebte Staffel noch einmal besonders eindrucksvoll, daß Sloans Ansichten so falsch nicht sein können. In der siebten Staffel stellt sich heraus, daß die Sektion 31 die Gründer mit einer Krankheit infiziert hat. Das mag verachtenswert erscheinen, aber es verdankte die Föderation doch genau diesem Umstand, daß der Krieg schneller beendet werden konnte.

Sloan meint in dieser Episode, daß die Sektion 31 so alt ist wie die Föderation und daß sie seit 200 Jahren existiert. Das erscheint sinnvoll, da die Föderation im Jahr 2161 gegründet wurde und die Serie inzwischen etwa im Jahr 2375 spielt. In der Episode "Tacking Into the Wind" (siebte Staffel) wird aber plötzlich eine falsche Zahl genannt. Bashir meint darin, die Sektion verstecke sich erfolgreich seit 300 Jahren. Ron Moore gab inzwischen zu, daß er da einen Fehler gemacht habe. Bashir war aber in dieser Szene ziemlich erschöpft, gehen wir einfach davon aus, daß er sich versprochen hat und daß O'Brien so höflich war, ihn nicht zu korrigieren.

Die Sektion 31 ist bei den Fans sehr umstritten. Manche sehen darin einen Verstoß gegen das von Roddenberry entworfene Universum, zumal in dieser Episode klar gesagt wurde, daß die Sektion 31 seit der Gründung der Föderation besteht. Bedenklich ist aber weniger, daß die Sternenflotte einen Geheimdienst für die "Schmutzarbeit" hat. Das kann kaum gegen die viel zitierten "Roddenberry-Prinzipien" verstoßen, da die Föderation bereits zu Beginn von Star Trek in zwiespältigem Licht gezeigt wurde, man denke nur an "The Enterprise Incident" (dt.: Die unsichtbare Falle), als die Enterprise-Crew versuchte, die neu erfundene Tarnvorrichtung der Romulaner zu stehlen.

Eher fragwürdig ist die Naivität der Föderation. Es wäre ziemlich unvorsichtig, die "Sektion 31" als autonome, also ungebundene Organisation tätig werden zu lassen, ohne über irgendwelche Kontrollmöglichkeiten zu verfügen.

Eine Frage wird aber wohl vorerst ungeklärt bleiben. Auch wenn offensichtlich ist, daß der Name "Section 31" auf das bekannte Computerspiel "Büro 13" anspielt, so wäre es doch interessant gewesen, von Sloan zu erfahren, warum seine "Sektion" die Nummer 31 trägt! (Vielleicht, weil der normale Geheimdienst der Föderation in 30 Sektionen eingeteilt ist?)

Bashir hat kein großes Glück mit medizinischen Konferenzen. Andauernd wird er gefangen genommen. Die Episode "Inter Arma Enim Silent Leges" macht da auch keine Ausnahme.

Für die Szenen im deaktivierten Holodeck hat man offenbar die Kulissen von "Star Trek - Voyager" verwendet. Regie führte bei dieser Episode Michael Dorn.

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Letztes Update:
12.Dezember 1999

©1998 Thomas Höhl.