Enterprise: 1
"Broken Bow" (Aufbruch ins Unbekannte)

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Staffel1
3: "Fight or..."
US-Erstsendung:
26.9.2001

SAT1-Erstsendung:
15.3.2003

Regie:
James L. Conway

Drehbuch:
Brannon Braga
Rick Berman

Hauptdarsteller:

Scott Bakula
als Captain Archer

Connor Trinneer
als Lt. Commander Charles "Trip" Tucker

Jolene Blalock
als Sub-Commander T'Pol

John Billingsley
als Doctor Phlox

Dominic Keating
als Lieutenant Malcolm Reed

Linda Park
als Ensign Hoshi Sato

Anthony Montgomery
als Ensign Travis Mayweather

Gaststars:

John Fleck
als Silik

Vaughn Armstrong
als Admiral Maxwell Forrest

Jim Beaver
als Admiral Daniel Leonard

Jim Fitzpatrick
als Commander Williams

Gary Graham
als Ambassador Soval

Thomas Kopache
als Tos

Tom 'Tiny' Lister Jr.
als Sarin

James Cromwell
als Doctor Zefram Cochrane

Marty Davis
als junger Jonathan Archer

Szenenbilder Vorspann

Der Weltraum. Unendliche Weiten. Wir schreiben das Jahr 2151. Dies sind die Abenteuer des Raumschiffs Enterprise...

Inhalt:

Szenenbilder Vorspann16.4.2151
90 Jahre sind seit dem Erstkontakt vergangen, bei dem der Erfinder des Warpantriebs als erster Mensch der Erde außerirdischem Leben begegnete: Den Vulkaniern. Seit dieser Zeit hat die Menschheit viele Missstände abschaffen können. Es gibt keine Kriege mehr, keinen Hunger und keine Seuchen. Im Jahr 2151 ist es nun soweit: Die Menschheit kann nun ihre Energien auf die Erforschung des Alls verwenden. Da stürzt unerwartet in Broken Bow in Oklahoma ein klingonisches Shuttle auf der Erde ab. Der Pilot wurde von einem verängstigten Farmer niedergeschossen. Die Sternenflotte möchte den verletzten Klingonen zu seiner Heimatwelt zurückbringen. Doch die Vulkanier halten diesen Schritt für unlogisch. Warum sollte man viele gefahren auf sich nehmen, um dem Klingonen seinen ehrenvollen Tod zu verwehren. Also wird die Aufgabe Captain Archer übertragen, der die neue Enterprise NX-01 befehligen soll, ein Schiff, das die sensationelle Geschwindigkeit von Warp 4,5 erreicht. Die Vulkanier geben sich zufrieden, wenn sie eine vulkanische Überwacherin mitschicken dürfen, die Captain Archer beistehen soll. Bald hat die Enterprise Kontakt mit den Suliban, die Befehle von einer Rasse aus der Zukunft erhalten. Der Klingone hatte Informationen über die Suliban. Als die Suliban angreifen, entführen sie den verletzten Klingonen. Archer möchte aber nicht aufgeben, während T'Pol überzeugt ist, dass Archers Mission ein unrühmliches Ende gefunden hat.

Das vollständige Drehbuch zu "Broken Bow" gibt es hier zum Nachlesen.

Kritik:

Technisch brillant, inhaltlich schwach. Kurzweilig, aber schmalspurig.

Das erste Abenteuer von "Enterprise" gibt sich zunächst einmal nichtssagend. Eine technisch aufgemotzte Seifenblase: Temporeich, aber fragt man sich, was denn eigentlich das Thema oder die Prämisse der Folge war, muss man kapitulieren. Die Episode hat kein Thema. Es wird nichts erörtert, das zum Nachdenken oder Spekulieren einlädt. Beim Pilotfilm der Next Generation konfrontierte Q schon nach zehn Minuten die Crew mit philosophischen Fragen über die Daseinsberechtigung der Menschheit. Vielleicht sollte Q auch mal bei Rick Berman und Brannon Braga vorbeisehen und sie ebenso eindringlich nach dem Sinn von "Broken Bow" fragen.

Die nahezu einhellig positiven Worte im Internet - vor allem von Leuten, die "Star Trek: Voyager" sehr kritisch gegenüberstehen, sind daher besonders verblüffend, und es stellt sich doch die Frage, ob "Star Trek: Voyager" jemals mit einer so hauchdünnen Geschichte durchgekommen wäre. Doch entweder sind die Anforderungen an das 22te Jahrhundert nicht so hoch wie an das 24te, oder die Serie "Enterprise" hat etwas, das dem Science Fiction-Fan im Gegensatz zu "Star Trek: Voyager" gefällt. Dabei dürfte am auffälligsten die völlige Abwesenheit von Femininität sein. Captain Archer wirkt so humorlos, hart und aggressiv, dass die Serie allein durch ihn eine sehr maskuline, kriegerische Ausstrahlung erhält. So haben offenbar SF-Serien zu sein, und wenn schon Frauen, dann bitte so männlich wie Sigourney Weaver in "Alien" oder schwach und anlehnungsbedürftig wie Hoshi. Genau die Abkehr der kriegerischen, harten und trivialen Science Fiction war das, was die letzten 14 Jahre "Star Trek" geprägt hatten. Sollte sich das mit "Enterprise" ändern?

Noch nie war eine "Star Trek"-Serie so weit entfernt von dem Feeling und den Qualitäten der "Next Generation" wie "Enterprise". Wenn man ganz boshaft wäre, würde man die Serie mit "Hercules im All" vergleichen, natürlich längst nicht so idiotisch wie "Andromeda", aber immerhin. Verstand sich "Star Trek: Voyager" bereits in erster Linie als Abenteuerserie, setzt "Enterprise" offensichtlich noch eines drauf, denn mehr als eine Verfolgung im All mit vielen Phasergefechten bietet "Broken Bow" nicht.

Bleibt die Frage: Wen will "Broken Bow" für das Star-Trek-Universum neu hinzugewinnen? Offenbar ist es in erster Linie der Phantastik-Fan, der es gerne mal krachen sieht. Genau das ist aber nicht nur aus künstlerischer Sicht, sondern auch aus profitorientierter Sicht fragwürdig, immerhin mangelt es gerade an der primitiven Haudrauf-SF zur Zeit nicht. Der Quotenerfolg von "Broken Bow" scheint zunächst zu bestätigen, dass Bermans Taktik richtig ist. Vielleicht bleibt sie das auch. Vielleicht aber werden nach und nach, dafür aber unaufhaltsam, die Leute abwandern. Der durchschnittliche Zuschauer, der sich für Science Fiction nicht oder nur wenig interessiert, verfolgte die Next Generation vor allem wegen des zivilisierten Umgangs der Crewmitglieder untereinander, wegen der originellen Art, Probleme zu lösen, und wegen der Ausgeglichenheit und Weitsicht der Figuren, die auch in bedrohlichen Situationen einen kühlen und aufgeschlossenen Kopf behalten. "Enterprise" gibt sich im Pilotfilm als komplette Abkehr von diesen Prinzipien: Captain Archer ist stur, emotional und der vulkanischen Logik gegenüber ablehnend, und genau dieses Vorgehen erweist sich als richtig und erfolgreich. Besonders fraglich ist, dass sein Aufbegehren und seine Ablehnung gegenüber anderen Kulturen als Stärke verkauft wird. Die Gegner, die Suliban, die laut Rick Berman absichtlich dem Wort "Taliban" nachempfunden wurden, sind dagegen witzlose Befehlsempfänger. Ihre genetischen Spielereien sollen sie dann wohl als Bösewichte kennzeichnen, ohne dass auch nur im Ansatz Motive erkennbar wären. Sie sind halt nun mal böse, weil Bösewichter das eben sind. Und ihre Lieblingsbeschäftigung ist eben, typisch bei Bösewichtern im Film, der Befehlsempfang.

Die Charaktere selbst können zumindest in "Broken Bow" noch nicht überzeugen. Archer könnte sich eine dicke Scheibe von der Gelassenheit eines James T. Kirk abschneiden, mit seinen Vorurteilen und seiner Aggressivität macht er einen denkbar unsympathischen Eindruck. Vulkanierin T'Pol sollte eine Kreuzung aus Spock und Seven of Nine werden, bislang bringt sie es allenfalls auf die missratene Tochter von Tuvok. Wo Jeri Ryan mit einer Augenbrauenbewegung, einem leichten Lächeln oder einem ironischen Blick ihrer Darstellung die gehörige Portion Ironie verlieh, wirkt T'Pol befremdlich und wenig schlagfertig. Aus ihr könnte noch etwas werden, sie könnte aber auch ähnlich langweilig werden wie Tuvok. Dr. Phlox erinnert an einen Klon von Neelix unter cardassianischer Maske, sein Optimismus ist wie bei so manchen Figuren aus dem "Star Trek"-Universum einfach eine Spur zu dick aufgetragen und wird in künftigen Folgen sicher noch nach unten korrigiert werden.

Der Rest hat vor allem die Attribute jung, fähig, sportlich, mit Sprüchen, wie man sie in einer Serie wie "J.A.G." erwarten würde. Die knackigen Körper von Tucker und T'Pol werden dann auch in einer besonders albernen Szene präsentiert, in der die beiden sich gegenseitig mit Dekontamiationsgel einschmieren. Es erschreckt vor allem die Witzlosigkeit dieser Szene. Man erinnere sich an eine klassische Seven-Szene aus "Star Trek: Voyager", als Seven zu Harry Kim meint: "Sie wollen kopulieren? Ziehen Sie sich aus!" Das war komisch, und es half, den Charakter von Seven zu veranschaulichen. Für sie ist die Kopulation nichts Intimes, sondern nur ein biologischer Vorgang. Doch die Szene mit T'Pol und Tucker hat offenbar allein den Zweck, dem Zuschauer schöne Körper zu präsentieren, was die Toleranzschwelle für erträgliche unfreiwillige Komik arg strapaziert. Natürlich hat Star Trek schon früher schöne Körper präsentiert, doch blieb man dabei in der Regel nicht stecken. Die Szene aber ist letztlich symptomatisch für "Broken Bow": Viel Lärm um nichts, oder besser: Ein bisschen nackte Haut, das war's. Zum Hercules im All noch eine Prise Baywatch und die abschließende Frage: Was wäre für ein Aufstand geprobt worden, hätte man bei "Star Trek: Voyager" eine derart schwachsinnige Szene präsentiert. Doch damals sorgte ja schon Sevens Regenierungsanzug für Proteste: Welche Ausrede hat eigentlich T'Pol für ihren enganliegenden Dress?

Die technische Seite des Films ist grandios gelöst, und die lebendige Regie von James L. Conway reißt einen mit. Die Effekte suchen nun wirklich ihresgleichen und stellen so manchen Star-Trek-Kinofilm in den Schatten. Auch die Eingangssequenz ist trotz eines eher nichtssagenden Songs mit einem sagenhaft schwülstigen Liedtext sehr gut gelungen. Sehr clever wurde das Problem gelöst, die Designstruktur in der Star-Trek-Geschichte zu bewahren, denn trotz der filmtechnischen Weiterentwicklung wirkt Kirks Enterprise doch wie ein futuristischer Nachfolger, einfach weil Kirk bereits viel luxuriöser durchs All reiste. Hier erinnert vieles an ein U-Boot: Eng, klaustrophobisch, unkomfortable... Man kann den kalten Weltraum regelrecht durch die grauen Wände spüren. Fraglich bleibt nur, ob diese Enterprise mit ihrer kargen Ausstattung und ihrer Beengtheit zu einem wöchentlichen Besuch einlädt.

Erfreulich sind die Elemente aus der Classic-Serie, die in der neuen Serie vorkommen. T'Pol hat eine ähnliche "Wundertüte" wie Spock, Archers Sessel lässt sich drehen, und die Kommunikatoren lassen sich mit einem Piepsgeräusch aufklappen.

Video-CoverOb es mit dieser Serie gelingen wird, Star Trek zu vitalisieren, bleibt ungewiss. Eigentlich ist es noch nicht einmal zu wünschen, wenn das "Star Trek"-Universum mit der bewussten Abkehr von einigen "Star Trek"-Prinzipien gestärkt werden würde. Inwieweit die Serie zeitgemäß ist, bleibt ebenfalls abzuwarten. Sollte nun wirklich das Zeitalter der Terroranschläge und der Terrorkriege begonnen haben, wäre die Zeit wohl vielmehr wieder reif gewesen für eine Serie im Stil der "Next Generation", mit einer friedlichen Botschaft, mit Figuren, deren Handeln von Vernunft, Weitblick und Humanität geprägt ist. Doch eine solche Serie wäre zur Zeit wohl nicht so populär und ihrer Zeit vielleicht ebenso voraus wie seinerzeit die Classic-Serie, die ja auch erst in den Wiederholungen der große Erfolg wurde. Hier haben wir eine sehr amerikanische Serie. Es werden nicht die Werte der Fremden geschätzt, sondern die eigenen - dabei sogar den gesunden Menschenverstand ignorierend - auf Biegen und Brechen ohne großes Argumentieren verteidigt. Damit ist dieses Star Trek deutlich patriotischer, im amerikanischen Sinne. Das dürfte zur Zeit offene Türen einrennen. Von dem Weitblick eines Gene Roddenberrys hat sich die Serie und das "Star Trek"-Universum aber deutlich entfernt.

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Letztes Update:
8. November 2001

©2001 Thomas Höhl.