Inhalt:
Das neue Föderationsschiff U.S.S. Enterprise D, ein Schiff der Galaxy-Klasse, beginnt seinen Jungfernflug unter dem Kommando von Jean Luc Picard. Das Schiff ist unterwegs nach Deneb IV, wo man noch einige Crewmitglieder an Bord nehmen will. Außerdem will man herausfinden, wie es die Bandi geschafft haben, auf diesem Planeten trotz eingeschränkter Ressourcen so schnell eine Raumbasis namens Farpoint Station zu errichten.
Kurz darauf wird das Schiff von einer Energiebarriere aufgehalten. Ein Alien namens Q erscheint auf der Brücke, wirft den Menschen Barbarei vor und entführt Picard mit einigen Offizieren, um ihn in einer Gerichtsverhandlung zu verurteilen. Picard kann aushandeln, sich von Q testen zu lassen.
Picard setzt seine Mission nach Farpoint fort. Dort erscheint ein fremdes Schiff, das auf die Stadt der Bandi das Feuer eröffnet. Ein Außenteam findet heraus, dass es sich bei dem fremden Schiff um eine Lebensform handelt, das in der Lage ist, aus Energie Materie herzustellen. Die Bandi hatten eines dieser Alien auf dem Planeten gefangen genommen und es gezwungen, die Station zu errichten.
Picard gibt den Befehl, das Wesen auf Deneb IV mit Energie zu versorgen. Daraufhin kann es sich selbst befreien und mit dem anderen Wesen entkommen. Q verschont die Menschheit, aber er droht, wiederzukommen.
Kommentar
Und so beginnt es...
So begann nicht nur die spektakulärste Wiedergeburt einer SF-Serie, so begann auch eine völlig neue Wiedergeburt für die Phantastik, die in den achtziger Jahren des letzten Jahrhunderts ein armseliges Schattendasein führte. Der Erfolg von "Star Trek - The Next Generation" führte zu einer sensationellen Neubelebung des phantastischen Genres im Fernsehen, das in den neunziger Jahren dank neuer und billigerer Filmtechniken einen anhaltenden Boom erlebt. "Encounter at Farpoint" steht daher für das Denkmal, das sich Gene Roddenberry in der Fernsehlandschaft erstellte und von dem viele Fernsehproduzenten profitierten, die nur dank des Erfolges von "Star Trek" die Möglichkeit erhielten, ihre eigenen Serien im Bereich des phantastischen Genres zu kreieren.
Damals, als "Encounter at Farpoint" erstmals auf die Menschheit losgelassen wurde, konnte das freilich niemand ahnen, und sieht man sich diesen Serienauftakt heute an, so weiß man auch wieder, warum es damals so viele Verrisse hagelte. Der Pilotfilm zu "Star Trek: The Next Generation" wirkt holperig inszeniert, und die gähnende Langeweile wird leider meist nur durch unfreiwillige Komik unterbrochen. Während die Folge noch kurzweilig beginnt, so wird sie nach Qs Verschwinden völlig uninteressant. Als Picard am Ende der Episode seine Überzeugung äußert, die meisten bevorstehenden Abenteuer würden sicher viel interessanter ausfallen, ist man geneigt, ihm "das will ich auch hoffen" zuzurufen. Der große Erfolg von "Encounter at Farpoint" beweist daher, dass das "Star Trek"-Konzept wirklich unverwüstlich ist, und dass der Zuschauer damals nach Science Fiction mit guten Spezialeffekten ausgehungert war.
Nichtsdestotrotz gibt es in der Rückschau doch einiges, das diese Episode im Nachhinein aufwertet. So sieht man gleich in den ersten Minuten O'Brien an der Steuerkonsole der Kampfstation sitzen, ein Gastauftritt, dem man nun eine ganz andere Bedeutung beimisst. Witzigerweise heißt der Offizier, den Q bereits im Teaser vereist, Torres; ob er wohl mit B'Elanna verwandt ist? Daran sieht man: Heute macht bei "Farpoint Station" vor allem Spaß, die Elemente herauszufischen, die später eine damals ungeahnte Rolle spielen würden, und solche, die später nie wieder Erwähnung fanden. Denkt man sich diese Elemente weg, kann man sich vorstellen, wie endlos fade der "Next Generation"-Pilotfilm im Vergleich zu der Classic-Serie gewirkt haben muss, und wie massiv er damals den eingeschworenen Classic-Fans und Skeptikern Auftrieb verschaffte.
Heute fällt vor allem der damalige Hang zur Gigantomanie auf, der bereits in späteren Episoden der "Next Generation" zurückgeschraubt wurde. Die meisten der im Pilotfilm angesprochenen Unterhaltungs- und Freizeiträume wurden später nie wieder angesprochen. In den Spin-Offs "Star Trek: Voyager" und "Enterprise" wurden die Schiffe dann immer kleiner. Auch wirkt die Enterprise in "Encounter at Farpoint" noch deutlich exotischer, die Passagiere tragen hier noch ausgefallene Gewänder, und man sieht einen hohen Anteil an Aliens. In späteren Episoden wurden sogar die Uniformen vereinheitlicht, nacktes Beinkleid war kurz darauf gar nicht mehr gesehen.
Besonders bemängelt wurde am Pilotfilm die Darstellerleistung, ein Vorwurf, der nicht ganz gerechtfertigt erscheint. Das Problem scheint eher, dass die Darsteller ihre Rollen, sei es durch falsche Regieanweisung oder durch eine fehlgehende Interpretation des Drehbuchs, nicht ganz so spielen, wie sie wohl gemeint waren. Patrick Stewart wirkt sehr energisch, während seine Texte eher zurückhaltend und überlegt wirken. Das lässt Picard zu Beginn nicht sonderlich sympathisch erscheinen. Data bewegt sich zum Teil ein wenig zu ruckartig. Marina Sirtis stand offenbar völlig im Regen bei der Darstellung von Emotionen, die sie offenbar nicht nur empfängt, sondern durchlebt. Die größten Probleme aber hatte wohl der Regisseur, der nicht so recht wusste, wie er Spannung in ein Geschehen bringen sollte, bei dem die Figuren meist nur sitzen oder auf der stets gleichen Position verharren. Also forderte er die Darsteller offenbar auf, besonders gebannt auf irgendwelche Bildschirmgeschehen zu starren, um die Situation dramatisch erscheinen zu lassen. Es wirkte aber eher lächerlich, wenn die Charaktere bei einer simplen Ankoppelung der Untertassensektion ein Gesicht aufsetzen, als habe das letzte Stündchen geschlagen. Hinzu kam, dass die geschnittenen Szenen in der Nachbearbeitung nicht hinreichend gekürzt wurden. Bob Justman erklärte später in Interviews, es sei schwer gewesen, die angestrebten 90 Minuten zu erreichen, weshalb "Encounter at Farpoint" nicht so schnell geschnitten werden konnte, wie man es eigentlich gerne gehabt hätte. (aus "The Star Trek - The Next Generation Companion") Genau diesen Eindruck hinterlässt dieser TV-Film: Er wirkt wie eine Rohfassung, die noch einmal hätte überarbeitet und beschleunigt werden müssen.
Etliche Szenen sind dann auch zu lächerlich, sie hätten von keinem Darsteller gerettet werden können. Als Picard zum Beispiel auf der Kampfbrücke befiehlt, Deanna solle Q in allen bekannten Sprachversionen die Kapitulation übermitteln, wiederholt Deanna die Anweisung: "Aye Sir, Kapitulation, in allen bekannten Sprachversionen!" Später kamen diese Befehlswiederholungen nicht mehr vor. (Das mit den Sprachversionen scheint besonders wichtig, es könnte ja sein, dass Q seine perfekten Englischkenntnisse, die er kurz zuvor auf der Brücke präsentierte, wieder vergessen hat.) Überhaupt legen alle Figuren ein verblüffend unprofessionelles, beinahe lächerlich unreifes Verhalten an den Tag. Tasha gibt einmal sogar zu, ohne Nachdenken gesprochen zu haben, Deanna ist permanent verängstigt, Beverly schleicht mit ihrem Sohn auf die Brücke, Data verhält sich so, als habe er zuvor noch nie mit Menschen zu tun gehabt und Picard beichtet seinem ersten Offizier, dass er sich im Beisein von Kindern unbehaglich fühlt, eine verzeihliche, aber auch ein bisschen arg dämliche Schwäche. (Es wurde im Verlauf der Serie immer wieder behauptet, wirklich zu bemerken war davon jedoch nie etwas, im Gegenteil, Picard verhielt sich bei Kindern meist sehr geschickt und einfühlsam. Im ersten Kinofilm besuchte Picard den Nexus, wo er sich nach seinen Wünschen und Begierden eine perfekte Welt erschuf: Er wählte eine Kinderweihnachtsfeier, mit Karussell und Spielsachen!)
Angeblich wurde das Drehbuch umgeschrieben, als Paramount einen 90minütigen Auftakt für die Serie wollte. Das Geschehen um "Encounter at Farpoint" hätte eine eigene Folge bilden sollen, später wurden von Gene Roddenberry die Szenen mit Q hinzugefügt, in denen einiges über die Geschichte des 21ten Jahrhundert verraten wurde. Das Problem scheint nicht, dass hier zwei Handlungen vermischt wurden; das klappte sogar ganz gut. Dumm war nur, dass die "Encounter at Farpoint"-Geschichte so missraten war. Man kann also froh sein, dass der Auftritt von Q noch hinzugefügt wurde. Verblüffend ist aber, dass jeder Figur bereits im Pilotfilm eine Hintergrundstory verpasst wurde, ein Element, dass für "Star Trek" neu war. Sowohl Picard und Dr. Crusher als auch Troi und Riker verband eine konfliktreiche Vergangenheit, ein Grundelement, das bei einer Serie, die auf Konflikte zwischen den Figuren verzichtet, verwunderlich ist. Entsprechend spielte es aber meist keine Rolle, und innerhalb der Serie verharrten die Figuren in dieser Situation, ohne sich einander näher zu kommen oder sich voneinander weiter zu entfernen.
Nitpicken
Natürlich kann man nicht erwarten, dass bei einer Pilotfolge alles in sich absolut stimmig ist. Dennoch verwundert "Encounter at Farpoint" durch einige Widersprüche, die in ihrer Auffälligkeit über das reine Nitpicken hinausgehen. So fragt man sich, warum das fremde Schiff den Planeten mit Energieangriffen beschädigt, anstatt - wie dann ja die Enterprise - die Energie auf den gefangenen Artgenossen zu übertragen. Riker verlangt in einer besonders merkwürdigen Szene von Geordi, offiziell Meldung zu machen, nachdem er selbst mit Dr. Crusher recht locker kommuniziert hatte (die von Rang her ebenfalls niedriger ist). Die Macher hätten sich von vorneherein klar sein müssen, wie offizielle Meldungen auszusehen haben, zumal ja schon zu den Zeiten von Kirk niemand mehr stramm stand. Merkwürdig war auch die Szene, in der sich die Untertasse bei höchster Warpgeschwindigkeit vom Rumpf löste und dem Rumpf davonflog!
Bemerkenswertes
Die Holodeckszene wurde im Los Angeles Grifith Park gedreht.
Es ist bereits Colm Meaney zu sehen, seine Figur war hier aber noch namenlos. Meaney hatte sich für eine fest Rolle beworben und hatte unter anderem auch für die Rolle von Data vorgesprochen. Er ist noch einmal in der Folge "Lonely Among Us" (dt.: Die geheimnisvolle Kraft) zu sehen und taucht dann erst wieder in der zweiten Staffel auf.
Der Computer wird noch nicht von Majel Barrett gesprochen (obwohl sie das bereits in der Classic-Serie getan hatte).
Es gibt diese Episode auch als zwei einzelne Folgen zu jeweils 45 Minuten. In dieser Version hat der zweite Teil zu Beginn eine kurze Zusammenfassung. Daher mussten zwei andere Szenen gekürzt werden. Es handelt sich dabei um einen Teil des Szene, in der Riker vom Computer eine Zusammenfassung der bisherigen Geschehnisse sieht. (Eine ohnehin sehr seltsame Szene, weil die Bilder, die der Computer wählt, für Riker unmöglich Sinn ergeben können, und weil man sich fragt, ob ein Computer eine Mitfilmung so inszenatorisch abfassen würde.) Außerdem fehlt die Szene, in der Picard mit Beverly redet, nachdem Riker sich entschlossen hat, auf das fremde Schiff zu beamen.
Für die Kulissen der Kampfbrücke wurden Teile der Kinoenterprise verwendet.
In den USA wurde die Serie am 26.9.1987 uraufgeführt. Exakt 14 Jahre später startete am gleichen Tag die Serie "Enterprise", am 26.9.2001.
Anspielungen auf die Classic-Serie
Bedenkt man, dass "Star Trek: The Next Generation" der direkte Nachfolger der Classic-Serie ist, so sind die Anspielungen auf diesen Vorgänger doch eher spärlich.
"The Cage" (dt.: Der Käfig) ist zwar der Urpilotfilm zu "Star Trek", aber da er zunächst nicht gesendet wurde, ist eigentlich "Where No Man Has Gone Befor" (dt.: Die Spitze des Eisbergs) der Pilotfilm zur Classic-Serie. In genau dieser Episode besuchten Kirk und Gary Mitchell den Planeten Deneb IV. Dass Picard und seine Crew im Pilotfilm zur "Next Generation" ebenfalls diesen Planeten anfliegen, ist wohl kaum ein Zufall.
Als man DeForest Kelley fragte, ob er in einer kurzen Szene mitspielen wolle, antwortete er, dass er sich geehrt fühle. Er wollte auch nur den gewerkschaftlich vereinbarten Mindestlohn. McCoy ist in dieser Szene 137 Jahre alt, und er vergleicht Data mit einem Vulkanier.
Zitate
"He is frozen!!!" (Troi, nachdem jeder sehen konnte, wie jemand - von einer dicken Eisschicht bedeckt - steifgefroren zu Boden fiel)
"Let's see what's out there!" (Picard)
Einschaltquoten (von Martin Seebacher)
Der Pilotfilm zur "Next Generation" erzielte in den USA ein großartiges 15.7 Rating und erreichte den ausgezeichneten 2. Platz in den Syndication Charts der Woche vom 21. bis 27. September 1987.
In Deutschland konnte der erste Teil des Pilotfilms am 7. September 1990 im ZDF durchschnittlich 3,72 (3,21 Mio. vor und 4,22 Mio. nach der Werbeunterbrechung) Millionen Zuschauer erreichen. Der zweite Teil eine Woche später fiel dagegen deutlich ab und lockte nur mehr 2,78 (2,39/3,17) Mio. Zuschauer vor die Bildschirme.
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