Star Trek - The Next Generation: 19
"Coming of Age" (Prüfungen)

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Staffel1
18: "Home Soil"
20: "Heart of..."
US-Erstsendung:
18.3.1988

ZDF-Erstsendung:
2.3.1991

Regie:
Michael Vejar

Drehbuch:
Sandy Fries

Gaststars:
Ward Costello
als Admiral Quinn

Robert Schenkkan
als Commander Remmick

John Putch
als Mordock

Robert Ito
als Lieutenant Chang

Tasia Valenza
als T'shanik

Stephen Gregory
als Jake Kurland

Inhalt:

SzenenbildWesley tritt erstmals zur Aufnahmeprüfung der Akademie der Starfleet an. Insgesamt vier Konkurrenten hoffen auf den gleichen freien Platz. Besondere Sorge macht ihm der psychologische Test, den er aber doch besteht: Er muss in einer Krise entscheiden, dass er nur eine von zwei Personen retten kann. Letztlich verliert Wesley aber gegen einen Benziten, der ein paar Punkte mehr erreichen konnte, wenn auch vielleicht nur dank Wesleys Hilfe.

Währenddessen untersucht ein Commander Remmick angebliche Unstimmigkeiten auf der Enterprise im Auftrag von Admiral Quinn, einem alten Freund von Picard. Remmick untersucht die Logbücher, befragt Picards Führungsoffiziere und schließlich Picard selbst. Er findet jedoch keine Unstimmigkeiten und meldet dies Quinn. Dieser erklärt Picard, er habe seine Vertrauenswürdigkeit ermitteln müssen, da er eine Verschwörung gegen die Föderation vermute und loyale Leute in seiner Nähe haben wolle. Er bietet Picard den Posten des Leiters der Akademie der Starfleet an; Picard erwägt das Angebot, bleibt aber auf seinem Posten, während nähere Einzelheiten über die erwähnte Verschwörung unerwähnt bleiben.

Kommentar:

"Coming of Age" ist erholsam leichte Kost nach "When The Bough Breaks" (dt.: Die Sorge der Aldeaner) und "Home Soil" (dt.: Ein Planet wehrt sich), zwei Episoden mit schwermütigen Botschaften. Trotz der zwei Prüfungen hat die Episode eine entspannte Stimmung, und sie ist erstaunlich kurzweilig, wenn man bedenkt, dass gerade in Picards Handlungsstrang nicht sehr viel geschieht. Dies verdankt die Episode zu einem grossen Teil der leichtfüssigen Umsetzung mit schnellem Schnitt und knappem, spitzem Dialog. Einen Beitrag dazu leistet auch die offene Feindseligkeit zwischen Remmick und der Crew der Enterprise; für diese Serie ist es eine sehr ungewöhnliche Form von Konflikt. Die Untersuchungen von Remmick sowie Quinns Angebot einer Beförderung für Picard dienen hauptsächlich als Vorbereitung für die bald folgende Episode "Conspiracy" (dt.: Die Verschwörung), in der eben jene Verschwörung weiter behandelt wird. Die Serie spielt hier mit einer fortlaufenden Handlung, der Erzählstil wird letztlich aber nie Fuß fassen. Remmicks Feststellung einer familiären Stimmung zwischen den Brückenoffizieren ist sicherlich korrekt und fällt inzwischen auch dem Zuschauer auf – sie ist ein Teil der Selbstsicherheit, mit der die Serie seit einigen Folgen beeindruckt.

Die Geschichte um Wesleys Prüfung lässt die Figur in einem sympathischeren Licht erscheinen als in den meisten bisherigen Folgen, obwohl seine Selbstlosigkeit selbst für Gene Roddenberrys Universum fast ein wenig zu heilig erscheint. Man kann das Gefühl nicht abschütteln, Wesleys Selbstlosigkeit (selbst während einer Prüfung) sei mehr eine Aufforderung an den Zuschauer als Teil einer Geschichte. Und um auf einer ähnlichen Note zu bleiben: Die Geschichte um die Rettung eines jungen Mannes, der von seiner Familie weglaufen will, hat zwar eine entfernte Beziehung zum Rest der Episode, aber letztlich ist es doch eine Ehrenrunde, die nach Füllmaterial aussieht.

Bemerkenswertes:

Wesleys Prüfungen erscheinen oft etwas fragwürdig. Erstens ist es erstaunlich, dass die Akademie nicht einfach die besten Kandidaten aufnimmt, sondern jeweils nur die besten von einem Prüfungsort. Das bedeutet ja, dass ein Prüfling in ein und demselben Jahrgang bestehen oder durchfallen kann, abhängig davon, wer gerade seine Gegner bei seiner Prüfung sind. Das mag zwar bei jeder Aufnahmeprüfung so sein, aber nicht in diesem Ausmaß. Noch willkürlicher erscheint die Prüfung, nachdem der Examinator zu Beginn der Episode erklärt, alle Kandidaten wären der Aufnahme würdig. Wo ist im 24. Jahrhundert die Chancengleichheit, nach der es einen Ausbildungsplatz für jeden geben sollte, der die nötigen Fähigkeiten hat?

Zweitens muss man sich über den "Psychotest" wundern: Er scheint reichlich plump. Und wenn Wesleys Test halbwegs typisch war, dann hätte er von Anfang an mit dieser Art von Test rechnen sollen. Statt dessen ist Wesley am Ende ganz überrascht, dass der Notfall nicht echt war. Gerade bei einer scheinbar derart strengen Prüfung gäbe es doch sicher ausgiebige Vorbereitungsmöglichkeiten. Wie dem auch sei: Die Prüfungen erfüllen ihren Zweck im Rahmen der Episode. Es ist für viele Szenen nicht so wichtig, was genau geprüft wird; entscheidend ist, dass es überhaupt eine Prüfung gibt und dass Wesley durchfällt (und wie er durchfällt). Die Prüfungen dürfen ein wenig wie ein Hitchcock'sches McGuffin verstanden werden: Sie motivieren die Figuren und die Szenen, sind aber an sich nicht sehr wichtig. (Aufschlussreiche Lektüre zu Hitchcocks Filmen und dem "McGuffin" ist das Buch "Le cinéma selon Hitchcock" von François Truffaut, auf Deutsch erschienen im Heyne Verlag als "Mr. Hitchcock, wie haben Sie das gemacht?")

Die deutliche Strenge der Prüfung ist bezeichnend für Gene Roddenberrys Bild von einer Sternenflotte, in der nur die Besten aufgenommen werden. Aus diesem Grund ist die Aufnahmeprüfung auch vor allem akademisch. Das ist ein grober Gegensatz zu der gedrillten Militärorganisation, die wir zu sehen kriegen in "Deep Space Nine" in der Episode "Paradise Lost" (dt.: Das verlorene Paradies).

"To come of age" bedeutet soviel wie "mündig werden". Einmal mehr hat der Titel eine nur periphere Beziehung zur eigentlichen Episode. Vielleicht bezieht er sich auf Picards kleine Lektion am Ende, dass man sich selbst und nicht seiner Umwelt Rechenschaft ablegen müsse?

Wir sehen den (meines Wissens) ersten Benziten in der Serie; der zweite folgt in "A Matter of Honor" der zweiten Season. Später verschwindet die Spezies wieder.

Robert Ito war der Assistant von Jack Klugmans Quincy in der gleichnamigen Fernsehserie.

In dieser Episode ist erstmals ein Shuttle zu sehen, das vor allem im Lauf der nächsten Season wieder zum Vorschein kommen wird (beispielsweise in "Unnatural Selection" (dt.: Die jungen Greise) und "Samaritan Snare" (dt.: Das Herz eines Captains)).

Wir erfahren, dass Picard seine erste Aufnahmeprüfung zur Akademie nicht bestand.

Nitpicking:

Was meint der Prüfer damit, wenn er sagt, man habe berücksichtigt, dass Wesley half. Heißt das, der Benzit hätte auch ohne Wesleys Hilfe mehr Punkte gehabt? Im Grunde wäre es aber ungerecht, die Punkte überhaupt abzuziehen. Es darf jemanden in einer Prüfung schließlich nicht zum Nachteil gereichen, wenn ein anderer Prüfling einem ungefragt die Lösung zuruft.

Remmik muss das Feng-Shui auf Picards Brücke gestört haben: Als Picard seine Offiziere nach Möglichkeiten fragt, den Piloten des abstürzenden Shuttles zu retten, erwähnt Riker den Traktorstrahl, aber niemand denkt an den Transporter!

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

In den USA erreichte die Folge mit einem 10.1 Rating den 4. Platz in den Syndication Charts.

In Deutschland fielenm die Quoten der Folge auf 2,9 Millionen Zuschauer – den schlechtesten Wert seit vielen Wochen für TNG im ZDF.

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18: "Home Soil"
20: "Heart of..."
Letztes Update:
10. März 2002

©2002 Rafael Scholl.