Star Trek - The Next Generation: 18
"Home Soil" (Ein Planet wehrt sich)

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Staffel1
17: "When the..."
19: "Coming..."
US-Erstsendung:
26.2.1988

ZDF-Erstsendung:
26.1.1991

Regie:
Corey Allen

Drehbuch:
Robert Sabaroff

Story:
Karl Guers
Ralph Sanchez
Robert Sabaroff

Gaststars:
Walter Gotell
als Kurt Mandl

Elizabeth Lindsey
als Louisa Kim

Gerard Prendergast
als Björn Benson

Mario Roccuzzo
als Arthur Malencon

Cyrolyne Barry
als Ingenieurin

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise erhält den Auftrag, Velara III anzufliegen, wo Terraformer damit beschäftigt sind, den Planeten bewohnbar zu machen. Während des Besuchs stirbt einer der Terraformer; er wird von einem Laserbohrer verstümmelt, der zum Terraforming Projekt gehört. Data findet heraus, dass es sich dabei nicht um eine einfache Fehlfunktion handelte: Der Laserbohrer wurde programmiert, seinen Bediener zu töten.

Data und Geordi untersuchen den Unfall und finden ungewöhnliche Kristalle, die sich bei näherer Untersuchung auf der Enterprise als anorganische Lebensform herausstellen. Die Lebensform wächst rasch und wird dabei intelligenter – und sie lernt, mit dem Computer der Enterprise Verbindung aufzunehmen und sich gegen die Menschen zu wehren, so wie sie auch auf dem Planeten den Laserbohrer umprogrammiert hatte. Die Terraformer waren im Begriff, die Lebensform zu töten. Die Lebensform misstraut den Menschen, lässt sich nicht zurück auf den Planeten transportieren und erklärt den Krieg. Picards Crew erkennt bald, dass die Lebensform ihre Energie aus der Beleuchtung bezieht. Indem die Beleuchtung im Labor gesenkt wird, wird die Lebensform so weit geschwächt, dass sie zurück auf ihren Planeten transportiert werden kann. Picard verhängt daraufhin eine Quarantäne über Velara III.

Kommentar:

"Home Soil" hat, wie viele dieser frühen Episoden, das Herz am richtigen Fleck. Aber die Episode stolpert immer wieder: Es gibt für jede gelungene Szene eine misslungene, und manchmal ändert sich meine Meinung von einer Szene zweimal, während ich sie sehe.

In diesem Fall ist auch sehr störend, dass die Geschichte am Ende nicht schlüssig ist. Picard erklärt zu Beginn, die Enterprise fliege Velara III an, um unklare Mitteilungen zu überprüfen. Rückblickend erscheint das unstimmig: Offenbar verheimlichten die Terraformer tatsächlich keine bedeutenden Informationen – oder sie taten es zumindest nur unbewusst. Es sieht also ganz so aus, als sei die Enterprise per Zufall in die Angelegenheit verwickelt worden, und das genau fünf Minuten bevor ein Terraformer getötet wurde. Nach verschiedenen Quellen (unter anderem Nemecek: "The Star Trek: The Next Generation Companion") wurde das Drehbuch für die Episode sehr kurzfristig, zum Teil während der Dreharbeiten abgeschlossen; das könnte diese ungeschliffenen Kanten erklären. Man kann auch darüber spekulieren, ob die Terraformer in frühen Entwürfen vielleicht böswilliger handelten, später aber umgeschrieben wurden, um dem Menschenbild der Serie zu entsprechen. Am Ende der Episode stehen sie jedenfalls schuldlos da.

Im gleichen Zusammenhang verwirrt es, dass Troi zu Beginn spürt, Mendl verheimliche etwas, während wir aber später herausfinden, dass Mendl tatsächlich nichts von dem Schaden wusste, den er anrichtete, und glaubwürdige Reue zeigt. Das ist übrigens besonders schade, weil Troi in ihrer Funktion als Beraterin des Captains diesmal sinnvoll eingesetzt wurde und einen echten Beitrag leistete.

Nichtsdestotrotz gibt es einiges zu loben: Die Prämisse der Geschichte ist solide und einer hochstehenden Science Fiction Serie würdig. Besonders schön ist die Erklärung des Terraformings zu Beginn der Episode. Es sind einige Minuten reiner Exposition, aber sie ist kurzweilig und interessant. Das zeigt, dass nicht jede wortreiche Erzählung langweilig sein muss, selbst wenn eine Zeit lang nichts geschieht. Ebenso gefällt mir die Einführung der Lebensform: Ich spüre die Begeisterung einer neuen Entdeckung, die zu "The Next Generation" gehört. Und ich finde Geordis abstrakte erste Beschreibung der Lebensform fast poetisch.

Später scheinen die Autoren aber das Gefühl für die Lebensform verloren zu haben. Sie wird in sehr kurzer Zeit beinahe allmächtig, um die Gefahr für die Crew eindeutig zu machen – ich finde das reichlich plump. Man wundert sich, weshalb sich die Lebensform so lange nicht gegen die Terraformer wehrte. Sie wird auch weniger abstrakt, beginnt das Aussehen der Menschen zu werten, erklärt einen "Krieg" und hält am Ende sogar eine Moralpredigt. Sie benützt die Begriffe "Arroganz" und bittet die Föderation, in dreihundert Jahren zurückzukehren. Es ist aber ein Verrat an der abstrakten Schönheit, die Geordi zuvor entdeckte, dass die Lebensform mit typisch menschlichen Begriffen wie Krieg und Arroganz um sich wirft. Sie dürfte für meinen Geschmack keine Vorstellung dieser Begriffe haben, eigentlich nicht einmal von der Zeit.

Die Geschichte leidet unter dieser Vermenschlichung. Beispielsweise würde wohl jeder zustimmen, dass man kein Terraforming betreiben darf, wenn bereits eine derart intelligente Lebensform auf dem Planeten lebt. Was aber, wenn erst die Ansätze von Intelligenz bestehen? Gewissermassen anorganische Mikroorganismen? Was, wenn man nicht mit letzter Sicherheit beweisen könnte, dass man Leben vor sich hat? Erst hier wird die Frage spannend. Sie wird später in der Serie wesentlich besser aufgegriffen, und zwar in "The Quality of Life" (dt.: Datas Hypothese) aus der sechsten Season. Und warum muss die Lebensform eine Moralpredigt halten? Weniger aufdringlich wäre es, wenn sich Picard und die Terraformer ihre eigenen Gedanken dazu machen würden.

Und dann gibt es doch wieder Momente, die mich an den ganz speziellen Wert dieser Fernsehserie erinnern. Ich habe bereits die Vermutung geäussert, die Terraformer des ersten Entwurfs seien im Verlauf der Überarbeitungen "roddenberrysiert" worden – vielleicht wurde genau dadurch der Leiter der Terraformer, Mendl, zu einer für die Serie typischen Figur: Er ist ein Ahab, ein Besessener, aber sogar er lässt mit sich reden. Mendl beharrt nicht stur auf seiner Meinung. Er mag zu Anfang in die Defensive gehen, als die Richtigkeit seiner Arbeit angezweifelt wird; aber letzten Endes lässt er sich überzeugen und sieht seinen Fehler ein. Er ist eine vernünftige Figur. Wie viele andere Fernsehserien (Science Fiction hin oder her) hätten sich die Mühe gemacht, den offensichtlichen Weg zu vermeiden, die Figur nicht zum Schuldigen abzustempeln? Und die Vernunft der Person verhindert keineswegs den Konflikt; vielmehr bestimmt sie dessen Ton. Roddenberrys Ahab wäre Mitglied im Debattierclub.

Bemerkenswertes:

Der exzellente Walter Gotell (Mendl) spielte die Figur des General Gogol in einigen James Bond Filmen, unter anderem in den berühmten "Octopussy" (1983), "Moonraker" (1979) und "The Spy Who Loved Me" (1977).

Die Vermehrung der Lebensform fällt mit einem Blitz zusammen, der an Q erinnert – allem Anschein nach eine Sparmassnahme für das Effektebudget.

Nitpicking:

Ich finde es erstaunlich, dass man das Licht im Labor senken, nicht aber den Computerzugang unterbinden kann.

Der Schiffscomputer ist in dieser Episode noch zu intelligent und erinnert eher an den Computer aus der Classic-Serie als an unsere heutige Vorstellung von Computern (der sich die Serie in ihrem Verlauf anpassen wird). Es wirkt zum Beispiel merkwürdig, wenn Beverly den Computer auffordert, eine Theorie aufzustellen, zumal sie unter den Umständen genau so gut selbst dazu in der Lage gewesen wäre.

Zitate:

Crusher fasst die wissenschaftliche Methode gut zusammen: "Observe, theorize, attempt to prove."

Mendl: "I create life. I don't take it."

Mendl: "We were not looking, and therefore we did not see."

Mir gefällt die Beschreibung der Menschen in dieser Episode, wenn auch nicht die Wertung: "Ugly bags of mostly water."

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

"Home Soil" erreichte nur das zweitschlechteste Rating der 1. Staffel in den USA: 9.0 Punkte und Platz 5 in der Syndication.

In Deutschland waren immerhin 3,57 Millionen Zuschauer dabei.

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Letztes Update:
10. März 2002

©2002 Rafael Scholl.