Inhalt:
Im Rahmen des Offiziersaustauschprogramms kommt der klingonische Commander Kurn an Bord der Enterprise und übernimmt für die Dauer seines Aufenthalts den Posten des ersten Offiziers. Kurn nimmt seine Pflichten sehr ernst und fordert der Crew viel ab. Kurn behandelt Worf mit einer gewissen Herablassung. Als Worf darauf aggressiv reagiert offenbart sich Kurn als Worfs jüngerer Bruder. Da er auf der Heimatwelt war als das Khitomer Massaker stattfand, hat er überlebt und wurde von einem Freund der Familie adoptiert.
Kurn erklärt Worf, dass der Klingonische Hohe Rat ihren Vater Mogh zum Verräter erklären will. Anhand von auf einem gekaperten romulanischen Schiff gefundenen Aufzeichnungen soll er angeblich den Romulanern wichtige Daten für einen erfolgreichen Angriff kurz vor dem Massaker übermittelt haben.
Da Worfs und Kurns Familienehre auf dem Spiel steht, erbittet Worf von Captain Picard eine Freistellung vom Dienst auf der Enterprise, um auf der klingonischen Heimatwelt den Beschuldigungen auf den Grund zu gehen. Picard beschließt jedoch mit der Enterprise nach Qo'noS zu fliegen und Worf und seinem Bruder beizustehen.
Kurn offenbart seine wahre Herkunft noch nicht, wird aber Worfs cha'Dich, eine Art Verteidiger. Vor dem Hohen Rat offenbart sich, dass der Ankläger von Mogh Duras ist, dessen Vater ebenfalls auf Khitomer getötet wurde.
K'mpec, der Kanzler des Klingonischen Reiches, empfiehlt Worf auf die Enterprise zurückzukehren, da er dort nichts zu befürchten habe. Sollte Mogh aufgrund der Anklage von Duras zum Verräter erklärt werden, so droht Worf der Tod.
Während die Crew der Enterprise die angeblichen Beweise für Moghs Verrat überprüft, gerät Kurn in einen Hinterhalt von Duras, der seine wahre Identität als Mitglied des Hauses von Mogh kennt. Dabei wird Kurn verletzt.
Picard übernimmt daraufhin den Posten des cha'Dich. Inzwischen wird von der Crew eine weitere Überlebende des Khitomer Massakers gefunden. Zuerst will sie nicht über die Vorkommnisse auf Khitomer sprechen, aber als auch Picard angegriffen wird ändert sie ihre Meinung.
Ihr bloßes Erscheinen vor dem Hohen Rat genügt; K'mpec bittet Worf, Picard und Duras zu einer Unterredung. Er gesteht, dass in Wirklichkeit der Vater von Duras der Verräter war. Die Duras-Familie ist aber zu mächtig, und die Folgen einer Anklage gegen sie könnte einen Bürgerkrieg zur Folge haben. Daher suchte man in Mogh einen Schuldigen, da Worf in der Föderation lebt und man vom zweiten lebenden Sohn nichts wusste.
Trotz der Proteste von Picard will Worf die Wahrheit nicht bekannt machen, um das Reich zu schützen. Er fordert, dass die Identität von Kurn als Moghs Sohn nicht offenbart wird und akzeptiert für sich selbst die Entehrung, die für einen Klingonen noch schlimmer ist als der Tod.
Kommentar:
Erneut kehrt die Serie zu den Klingonen zurück, und wieder kann sich das Ergebnis durchaus sehen lassen. Die Folge beginnt überaus humorvoll. Commander Kurn, überzeugend gespielt von Tony Todd, kommt im Rahmen des Offiziersaustauschprogramms auf die Enterprise, um den Besuch von Riker in der vorigen Season zu erwidern. Der Zusammenprall der verschiedenen Kulturen ist hier jedoch ungemein witziger als in der Folge "A Matter of Honor" (dt. Der Austauchoffizier) geraten. Man kann am Anfang in kaum einer Szene mit Kurn ein Schmunzeln vermeiden. Ein Höhepunkt ist das Essen, das man zu Ehren von Kurn veranstaltet und das für viele gelungene Lacher sorgt.
Nach dieser humoristischen Einleitung kommt die Folge bald zum eigentlichen Thema, nämlich Worfs Bruder und den Verratsvorwürfen gegen seinen Vater. Die unoriginelle Idee, einen tot geglaubten Bruder von Worf auftauchen zu lassen, wird schnell durch eine interessante Konspirations-Story ausgebügelt. Picard stellt sich ohne langes Überlegen hinter seinen Sicherheitsoffizier und beschließt, ihm bei der Aufklärung der wahren Begebenheiten, die zur Zerstörung des Khitomer Außenpostens führten, zu helfen.
Kernpunkt der Folge ist die Loyalität der Protagonisten untereinander und zu gewissen Idealen. Picard und Worf demonstrieren ihre gegenseitige Wertschätzung und überbrücken mit ihrem Vertrauen zueinander mühelos die kulturellen Differenzen zwischen Menschen und Klingonen. Worf selbst beweist mit seiner Entehrung seine Loyalität zum klingonischen Reich. Er ist bereit, ein falsches Urteil anzunehmen und einen Bürgerkrieg zu verhindern. Er erweist sich somit wieder einmal als ehrenhafter und somit deutlicher den klingonischen Idealen verhaftet als viele der Klingonen, die ihm bereits vorgeworfen haben, er sei verweichlicht durch seinen Dienst in der Föderation und unter den Menschen. Die Folge zeigt, wie schlecht es um das klingonische Reich steht. Intrigen und Verschwörungen brodeln unter der Oberfläche des Imperiums dieses angeblich so ehrenhaften Volkes. Nur Lügen und Vertuschungen können es noch zusammenhalten.
Die große Schwachstelle ist leider Worfs Widersacher Duras, der nicht sonderlich überzeugen kann und der eher einem Bösewicht-Klischee entsprungen zu sein scheint. Bis auf diesen Schwachpunkt ist die Geschichte aber gelungen und bleibt bis zum Schluss spannend.
Das Ende der Folge kündigt schon an, dass man mit Fortsetzungen rechnen muss. Und streng genommen beginnt hier im Prinzip auch ein Handlungsbogen, der sich noch durch einige Folgen der Next Generation bis zum Ende des Spin-Offs "Deep Space Nine" ziehen wird.
Hervorzuheben sind auch noch die schönen Ansichten von den Städten der klingonischen Heimatwelt. Sie wirken lebendig und düster, passen also sehr gut zum klingonischen Flair. Die Versammlungshalle des hohen Rats wurde ebenfalls recht eindrucksvoll in Szene gesetzt. Zwar sind die Kulissen vordergründig recht detailarm, dafür passen sie aber umso besser zum einfachen aber doch so einprägsamen klingonischen Stil, der sich im Lauf der Jahre entwickelt hat.
"Sins of the Father" ist eine gelungene Folge, die auch beim wiederholten Male noch durchaus zu unterhalten weiß.
Bemerkenswertes:
Zum ersten Mal bekommt man in dieser Folge die klingonische Heimatwelt zu sehen. Ihr Name, Qo'noS (ausgesprochen als "Kronos"), wird erst im Film Star Trek VI erwähnt.
Die Ansicht der Hauptstadt in der Folge ist ein Matte Painting, das von den Künstlern der Firma Illusion Arts erstellt wurde.
Das Offiziersaustauschprogramm wurde bereits in der Folge "A Matter of Honor" (dt.: Der Austauschoffizier) thematisiert. Damals übernahm Riker den Posten des 1. Offiziers auf einem Klingonenschiff.
Der Schauspieler Tony Todd, der hier zum ersten Mal Worfs jüngeren Bruder Kurn darstellt, wird noch öfters in dieser Rolle bei der "Next Generation" und einmal bei "Deep Space Nine" in der Folge "The Sons of Mogh" (dt.: Die Söhne von Mogh) zu sehen sein. Er verkörperte auch den erwachsenen Jake Sisko in der großartigen "Deep Space Nine"-Folge "The Visitor" (dt.: Der Besuch) und einen Hirogen-Jäger in der Voyager-Episode "Prey" (dt.: Die Beute).
Der Darsteller des klingonsichen Kanzlers K'mpec, Charles Cooper, spielte zuvor schon den Klingonen General Korrd im Film Star Trek V.
In dieser Folge beginnt ein umfangreicher Handlungsbogen über das klingonische Reich und vor allem das Haus von Duras und in weiterer Folge auch dem von Gowron, der sich über einige Folgen der "Next Generation", Teilen von "Deep Space Nine" und dem Kinofilm "Generations" (dt.: Treffen der Generationen) spannen wird. Direkte Fortsetzungen dieser Folge sind unter anderem die "Next Generation"-Folgen "Reunion" (dt. Tödliche Nachfolge), die auch ein Wiedersehen mit der Halbklingonin K'Ehleyr aus "The Emissary" (dt.: Klingonenbegenung) bringt, und "Redemption, Parts I & II" (dt.: Der Kampf um das Klingonische Reich, Teil 1 & 2).
Das Khitomer Massaker fand im Jahr 2346 statt. Im Film Star Trek VI wurde dann festgelegt, dass sich der Planet in der Nähe der romulanischen Grenze befindet. Auf dem Planeten fand auch die wichtige Khitomer Konferenz im Jahre 2293 statt, die zu einer ersten Annäherung zwischen Föderation und Klingonen führte.
Picard hat für besondere Angelegenheiten einige Kisten mit echtem Kaviar auf der Enterprise einlagern lassen, da der Replikator diese Spezialität nicht wirklich gut herstellen kann.
Die Folge gewann 1990 den Emmy für "herausragende Art Direction".
Einige klingonische Ausdrücke und ihre Bedeutung:
"pahtk" ist eine klingonische Beleidigung
"cha'Dich" bedeutet im literarischen Sinn: "der Zweite". Gemeint ist hier
der Verteidiger in einem Prozeß.
"Mek'ba" ist der Ausdruck für "Beweisaufnahme".
"Qapla'" bedeutet "Erfolg"; das Wort wird oft als Gruß verwendet.
"kut'luch" ist die Bezeichnung für eine zeremonielle klingonische Attentatswaffe.
Der Titel der Episode stammt aus dem Shakespeare Stück "Der Kaufmann von Venedig". Und er wurde sogar einmal korrekt 1:1 ins deutsche übertragen!
In der ursprünglichen Fassung der Folge waren viele Geräusche zu leise abgemischt. In der DVD-Version wurde dieses Problem aber behoben.
Nitpicking:
Warum ist die Transporterplattform so dunkel als Kurn auf die Enterprise gebeamt wird?
In der Synchronisation wurde bei der ersten Sternzeitangabe eine Ziffer vergessen.
Als Picard den Truthahn zerlegt erkennt man deutlich die Knochen. Es fragt sich nur, warum der Replikator sie auch herstellt. (Vielleicht kann man sie aber auch essen und die sollen dem Vogel nur ein authentisches Aussehen geben schließlich isst das Auge ja mit)
Zitate:
"Are you adjusting to your new environment, Commander?"
"I find the constraints a bit difficult to conform to. Just a short while ago I had to stop myself from killing Commander Riker."
(Troi und Kurn)
"It is a good day to die, Duras! And the day is not yet over..."
(Worf zu Duras)
Einschaltquoten:
In den USA erreichte die Folge ein 11.1 Rating und einen guten 3. Platz in den Syndication Charts.
Im ZDF waren bei der Erstausstrahlung 1,57 Millionen Zuschauer dabei, in Sat.1 (3.2.1994) erzielte die erste Ausstrahlung 1,61 Mio. Zuschauer bei 17,3% Marktanteil.
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