Star Trek - The Next Generation: 66
"Allegiance" (Versuchskaninchen)

Hauptseite
Staffel3
65: "Sins of..."
67: "Captain's..."
US-Erstsendung:
24.3.1990

ZDF-Erstsendung:
20.11.1992

Regie:
Winrich Kolbe

Drehbuch:
Richard Manning and
Hans Beimler

Gaststars:
Stephen Markel
als Kova Tholl

Reiner Schöne
als Esoqq

Jocelyn O'Brien
als Cadet Mitena Haro

Jerry Rector
als Aliens

Inhalt:

SzenenbildPicard entspannt sich gerade in seinem Quartier, als er plötzlich entführt und durch einen Doppelgänger ersetzt wird. Der echte Picard kommt in einem Raum zu sich, wo sich zwei weitere Gefangene befinden: Tholl, welcher der friedliebenden Rasse der Mizarianer angehört, und Haro, eine Bolianerin und Sternenflottenkadettin. Kurz darauf erscheint noch der aggressive Chalnather Esoqq.

Alle vier rätseln, zu welchem Zweck man sie entführt haben könnte. Das Essen, das die Wächter bereithalten, ist für Esoqq giftig. Schließlich versucht man, die verschlossene Tür zu öffnen. Nur Tholl beteiligt sich nicht an dem Ausbruchsversuch. Haro kann einen Schaltkreis kurzschließen, doch kurz darauf werden Picard, Haro und Esoqq von einem Energiestrahl bestraft. Schließlich verdächtigen sich die vier gegenseitig, einer könnte mit den Wächtern gemeinsame Sache machen.

Der Picard-Doppelgänger auf der Enterprise verhält sich sehr merkwürdig. Er ändert den Kurs, ohne den vereinbarten Treffpunkt zu informieren. Er führt seltsame Gespräche, umgarnt Beverly bei einem Dinner, und auf Zehn Vorne verteilt er Freibier und stimmt mit der Crew alte Volkslieder an. Als Picard den Befehl gibt, die Enterprise der tödlichen Strahlung eines Sterns auszusetzen, enthebt Riker ihn seines Kommandos. Obwohl Picard den anderen droht, sie würden ihre Karriere aufs Spiel setzen, hält die Crew zu Riker.

Picard findet inzwischen heraus, dass Haro kein Sternenflottenkadett sein kann, sie kennt Missionen, über die kein gewöhnlicher Kadett Bescheid weiß. Er stellt sie zur Rede, woraufhin sich Haro in drei Aliens verwandelt. Sie geben zu, an Picard, Tholl und Esoqq ein Experiment vollzogen zu haben. Als Picard mit dem Alien auf der Brücke der Enterprise materialisiert, verwandelt sich auch der falsche Picard in ein Alien. Mit Blicken gibt Picard seinem ersten Offizier Riker zu verstehen, dass er den Aliens eine Lehre erteilen will. Kurz darauf werden die drei von einem Kraftfeld eingesperrt. Die Aliens beklagen sich heftig, also lässt Picard sie wieder frei, in der Hoffnung, dass sie nun erkannt haben, was sie anderen Aliens mit der Gefangenschaft antun.

Kommentar:

"Allegiance" ist von der Story her dünn und schwach, in der Umsetzung und den Details aber eine durch und durch gelungene und kurzweilige Episode, die rückblickend sogar an Bedeutung gewinnt. Picard besucht das Pokerspiel seiner Offiziere, und bereits hier wird klar gesagt, dass dies sehr untypisch für den Captain ist, obwohl ihn Deanna Troi mit den Worten "you are always welcome" begrüßt. Erst im Finale der Serie kann sich der echte Picard zu diesem Schritt aufraffen, und dann wird er sogar mit dem gleichen Satz empfangen.

Danach gibt es eine wundervolle Szene mit Picard und Beverly, bei der sich beide sehr nahe kommen. Beverly darf den falschen Picard sogar küssen, macht aber dann einen Rückzieher. Dies wiederholt sie mit dem echten Picard in der siebten Staffel in "Attached" (dt.: Kontakte). Es zeigt sich dabei, wie gut Beverly und Picard harmonieren, und es macht einfach Spaß, dem Gespräch der beiden zu lauschen. Die geschmackvolle Beleuchtung und die originelle futuristische Zivilkleidung erzeugen eine sehr harmonische Stimmung. So angenehm kann also das Privatleben auf der Enterprise sein. Die stimmungsvolle Szene endet besonders komisch, als der falsche Picard die verwirrte Dr. Crusher plötzlich und abrupt hinauskomplimentiert.

Dass die Episode nie ins Alberne abdriftet verdankt sie voll und ganz Patrick Stewart. Er spielt den unberechenbaren Picard-Doppelgänger mit so viel Charme, Witz, aber auch Würde, dass es in der ganzen Episode über nachvollziehbar bleibt, weshalb die Crew so lange ratlos verharrt und sich nicht sicher ist, ob ein Grund zum drastischen Einschreiten vorliegt. Genau in diesen Szenen kommt eine sehr wachsame Solidarität der Crew zu Picard zum Ausdruck, die sie erst beendet, als Picard das Schiff in ernsthafte Gefahr bringt.

In "Allegiance" sieht man die Crew mehr in ihren Privaträumen als in allen Episoden zuvor. In der stilvoll ausgeleuchteten Dinnerszene mit Picard und Beverly dürfen beide sehr schöne Privatkleidung tragen, die in ihrer Schlichtheit und Originalität beeindruckt. Später sieht man Data, Geordi, Riker und Troi zusammen in ihren Quartieren beim Pokerspiel, ein ungewöhnliches Bild, das sehr zur harmonischen Stimmung in der Serie beiträgt. Als man Picards merkwürdiges Verhalten erörtert, treffen sich die Offiziere in einem Privatquartier. Das alles wirkt hier aber nicht aufgesetzt oder fremd, im Gegenteil, es erscheint einem nur natürlich. Das Zusammenwirken der Crew findet ihren logischen Höhepunkt im Finale, als Picard, Riker und Worf sich durch Blickkontakt Informationen zukommen lassen, wodurch sie unbemerkt um die arroganten Aliens ein Kraftfeld errichten können. Damit beweist Picard den Fremden, dass eine gut eingespielte Crew auch ohne Sprache Informationen austauschen und effektiv zusammenwirken kann. Es passt zur Folge: In der "Next Generation" wird uns die Harmonie nie mitgeteilt, sie wird ohne Worte dargestellt.

"Allegiance" ist eine Bottle-Show mit dünner Story, die alle ihre Möglichkeiten nutzt, um die Figuren zu vertiefen und die Stimmung der Serie zu etablieren. Dies zeigt, dass bei einer guten Serie mit starken Figuren und guten Darstellern auch aus einer schwachen Grundidee eine sehr gute Episode entstehen kann.

Bemerkenswertes:

Beverly ist von Picards Einladung in sein Quartier überrascht. Später ist es für die beiden normal, gemeinsam zu frühstücken.

Erstmals ist in dieser Episode die Kadettenuniform der "Next Generation" zu sehen.

Esoqq wurde von dem deutschen Schauspieler Reiner Schöne verkörpert.

Die Episode zeigt, dass man sehr gute Effekte weniger mit Aufwand als mit Liebe zum Detail erzeugt. Am Ende steht Picard vor dem Sichtschirm, der den Pulsar zeigt. Picard wird dabei im Rhythmus des Pulsars von einer Studiolampe angestrahlt. Dies harmoniert exakt mit den später eingeblendeten Bildern des Pulsars auf dem Sichtschirm, wodurch die Szene einen sehr realen Eindruck hinterlässt.

Hintergrund:

Laut Michael Piller war "Allegiance" eine billige Episode, die man dringend brauchte, um das hohe Budget wieder auszugleichen, das "Yesterday's Enterprise" (dt.: Die alte Enterprise) verschlungen hatte. Außerdem wollte man Picard mehr in den Mittelpunkt stellen, was man mit "Allegiance" und der nachfolgenden Episode "Captain's Holiday" (dt.: Picard macht Urlaub) erreichte. (Gross & Altman: Captain's Logbuch)

Winrich Kolbe war damals sogar der Meinung, "Allegiance" sei die beste Episode, bei der er je Regie führte. Er meinte: "Es war Patricks (Stewarts) Folge, und wenn er eine Folge hat, weiß man immer, dass sie gut werden wird, weil er so verdammt gut ist. Diese Folge gefällt mir, weil sie gut aussieht. Marvin Rush (Musik) und Richard James (Produktionsdesigner) leisteten tolle Arbeit." (Gross & Altman: Captain's Logbuch)

Details:

Die Nummer von Picards Quartier ist 9/3601. Es befindet sich also auf Deck 9.

Picard singt "Hearts of Oak" aus dem 18ten Jahrhundert.

Nitpicking:

Bei allen, wirklich allen Geiselnahmen in Filmen müssen die Leute nie aufs Klo. Als Picard in seiner Zelle ankommt, meint der Mizarianer, bereits seit zwölf Tagen hier zu sein. Ein stilles Örtchen scheint die Zelle nicht zu haben. Natürlich könnte man sagen, dass seine Rasse eine sehr große Blase hat, aber da wäre ja noch Picard. Er ist immerhin jemand, der sehr viel Tee trinkt. (Wer schon mal große Mengen Earl Grey getrunken hat, weiß, wo das Problem liegt!)

Deanna spielt Poker? Hätte sie nicht aufgrund ihrer Fähigkeiten einen unfairen Vorteil? Und sie gewinnt auch in dieser Szene!

Dr. Crusher wundert sich, weil Picards Testergebnisse mit denen vor einem Jahr identisch sind. Das ist wirklich sonderbar, immerhin haben die Fremden ja keinen Doppelgänger von vor einem Jahr erstellt.

Die Aliens können gar nicht nachvollziehen, warum sich Picard so über die Entführung aufregt. Picard muss ihnen erklären, dass diese allein schon ein Verbrechen ist. So neu kann diese Erkenntnis für die Aliens nicht sein, denn Haro, die sich später als eines der Aliens entpuppt, meint zuvor zu Tholl, dass man eine Entführung und Gefangennahme wohl kaum als gute Behandlung bezeichnen könne.

Als der falsche Picard auf Zehn Vorne "Ale für alle" bestellt, jubelt die Crew. Das wäre allerdings nur nachvollziehbar, wenn die Crew dort normalerweise etwas für die Getränke bezahlen müsste. Genau das aber ist ausgesprochen unwahrscheinlich.

Woher weiß der Chalnather Esoqq, dass das Essen giftig ist? Selbst wenn man davon ausgeht, dass er hierfür Fähigkeiten hat, die den Menschen abgehen, woher weiß Picard, dass es für ihn selbst nicht giftig ist?

In erfreulich vielen Szenen sieht man außerhalb der Fenster die Warpstreifen der Sterne, nur nicht in den Szenen auf Zehn Vorne, obwohl die Enterprise weiterhin mit Warp fliegt. Es stellt sich überhaupt die Frage, warum das so selten zu sehen ist. Es heißt zwar immer, die Blue- bzw. Green-Screen-Technik sei teuer, aber so teuer kann sie nun auch wieder nicht sein, immerhin ist das eine uralte TV-Technik, die in jeder Nachrichtensendung eingesetzt wird.

Sternenflottenoffiziere haben ja keine Uhr, daher muss man sich fragen, woher Haro wusste, dass sie seit etwa drei Tagen eingesperrt ist. Natürlich, in Wahrheit ist sie eines der Aliens, aber dennoch muss sich Picard fragen, wie das jemand ohne Uhr in einem fensterlosen Raum wissen kann.

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Ein 10.2 Rating und einen 3. Platz konnte die Folge in den USA vorweisen. Im ZDF waren bei der Erstausstrahlung 1,49 Mio. Zuschauer dabei, bei der ersten Sat.1 Ausstrahlung (4.2.1994) waren es 1,76 Millionen bei 18,4% Marktanteil.

Star Trek Shop
Top
65: "Sins of..."
67: "Captain's..."
Letztes Update:
14. August 2002

©2002 Thomas Höhl.