Star Trek - The Next Generation: 76
"Family" (Familienbegegnung)

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Staffel4
75: "Best of..."
77: "Brothers"
US-Erstsendung:
29.9.1990

ZDF-Erstsendung:
16.8.1993

Regie:
Les Landau

Drehbuch:
Ronald D. Moore

Basiert auf einem Entwurf:
Susanne Lambdin and
Bryan Stwart

Gaststars:
Jeremy Kemp
als Robert Picard

Samantha Eggar
als Marie Picard

Theodore Bikel
als Sergey Rozhenko

Dennis Creaghan
als Louis

Colm Meaney
als Lt. O'Brien

Whoopi Goldberg
als Guinan

Doug Wert
als Jack R. Crusher

David Tristin Birkin
als René Picard

Inhalt:

SzenenbildNach der vereitelten Invasion der Borg kehrt Picard in sein Heimatdorf zurück, wo sein Bruder Robert das Weingut der Familie betreut; Worfs Adoptiveltern besuchen die Enterprise, um nach ihrem Sohn zu sehen; Beverly findet eine alte holographische Aufzeichnung, die Wesleys Vater vor seinem Tode aufzeichnete.

Kommentar:

In "Family" besucht Worfs Adoptivvater die Enterprise. Er ist ein pensionierter Techniker und besitzt, wie er oft und unermüdlich erklärt, alle Informationen und Diagramme über das Schiff seines Sohnes. Doch selbst er sucht einen ruhigen Moment mit Geordi LaForge, um über das Befinden seines Sohnes zu sprechen, nicht über irgendwelche obskuren technischen Fragen. Dies ist bezeichnend für die "Next Generation", die in der vierten Season das fortsetzt, was sie in der dritten so erfolgreich begonnen hat (vgl. "Evolution", dt.: Die Macht der Naniten). Die Serie verpflichtet sich allem voran ihren Figuren und dem, was die Literaturkritik unter dem Begriff "Charakterdrama" kennt: Die Handlungen ergeben sich aus den Eigenschaften der Personen der Geschichte, nicht aus äußeren Umständen. Wie so oft gilt es natürlich an dieser Stelle zu relativieren: Das Charakterdrama lässt sich nicht streng vom "Handlungsdrama" abgrenzen, sicherlich nicht in der "Next Generation", die meistens beides verbindet. Und etwas anderes wäre auch nicht zu erwarten, denn dies ist eine vielseitigen Serie, und sie erzählt allerlei Geschichten in allerhand Formen.

"Family" als Meilenstein

"Family" ist ein Meilenstein in diesem Zusammenhang, denn dies ist die erste Episode, in der gänzlich auf eine Science-Fiction-Handlung im engeren Sinn verzichtet wird (damals war es eine kontroverse Entscheidung, heute der offensichtliche nächste Schritt). In der Episode gibt es keine zu lösenden Rätsel, keine fremden Kreaturen, keine Raumanomalien, keine Zeitreisen – nichts, außer drei Charaktergeschichten. (Wobei ich leider nicht anders kann, als jene von Wesley als Füllmaterial zu bezeichnen.) Dies ist deshalb der richtige Moment, um eine oft – praktisch in jedem Guide – erwähnte und sehr bezeichnende Tatsache zu nennen: "Family" ist die einzige Episode der ganzen Serie, in der die Brücke nicht ein einziges Mal zu sehen ist.

Die Zukunft ist in dieser Episode nur noch ein Hintergrund, vor dem sich eine menschliche Geschichte abspielt. Dieses "nur" ist selbstverständlich nicht abwertend gemeint, denn die Science Fiction erlaubt Geschichten und Themen, die vor einem anderen Hintergrund nicht in dieser Form möglich wären. Später in dieser Season – und während des Rests der Serie – finden sich zahllose Episoden, die einer Charaktergeschichte oder einem kontroversen Thema einen wertvollen "Science Fiction Dreh" aufsetzen – in dieser Season denke ich beispielsweise an die Liebesgeschichte in "In Theory" (dt.: Datas erste Liebe), die Behinderung in "The Loss" (dt.: Das kosmische Band) oder noch einmal die Liebe in "The Host" (dt.: Odan, der Sonderbotschafter).

"Family" teilt eine Eigenschaft mit "Evolution" der dritten Season, und vermutlich mit allen Episoden, die man Meilensteine nennen darf: Ihr großer Beitrag liegt eher im symbolischen als im konkreten Bereich. Ja: "Family" ist eine ausgezeichnete Episode über Picard, der erkennen muss, dass er vor einer emotionalen Wunde nicht (physisch) weglaufen kann. Picard wird hier als ein Mann gezeichnet, dessen Wille erstmals gänzlich von aussen unterdrückt wurde – womit seiner Würde und seinem Selbstbild der grausamste mögliche Schaden zugefügt wurde. Wir erfahren hier auch einiges über Picards Hintergrund, das so prägnant ist, dass es unser Bild der Figur für immer beeinflusst. (Es ist so lebendig, dass wir im Kinofilm "Generations" tatsächlich mitfühlen können, als wir vom Tod von Robert und René erfahren.) Jedoch sind das Wo, das Wie und das Wann von Picards Geschichte weniger wichtig als die Tatsache, dass Picard hier überhaupt mit den Erlebnissen der letzten zwei Folgen ringen darf. Es ist wichtiger, dass wir ihn verarbeiten sehen, als wie dies genau geschieht. In anderen Worten: Die gewählte Richtung der Serie zählt mehr als die Frage, ob diese eine Episode nun gelungen sei oder nicht. Dass sie gelungen ist, verstehe ich als Bonus.

Eine Geschichte zweier "-ismen"

Der Verzicht auf die klassische "Science Fiction Geschichte" bedeutet natürlich nicht einen Verlust des Futurismus. Die Serie ist noch immer darum bemüht, ein in sich geschlossenes, konsistentes Universum in der Zukunft zu zeigen mit all den Ideen, die dazu gehören, seien sie wissenschaftlicher, technischer oder gesellschaftlicher Art. In den Charaktergeschichten ist dieses Universum aber, wie erwähnt, oft vor allem ein Hintergrund, nicht der Fokus unserer Aufmerksamkeit. Die "Next Generation" hat einen humanistischen Blickpunkt und lässt deshalb nichts wichtiger werden als die Menschen. Die dritte Season stellte mit "Who Watches the Watchers" (dt.: Der Gott der Mintakaner) den Humanismus der Serie ins Zentrum; die vierte Season enthält eine weniger gelungene, aber ebenfalls sehr interessante Episode, die im gleichen Zusammenhang, dem der Religion, darauf zurückkommen wird: "Devil's Due" (dt.: Der Pakt mit dem Teufel). Es ist jedoch eine allgemeine Eigenschaft der Serie, die in den Episoden der vierten Season laufend zum Ausdruck kommt. Der Humanismus ist schließlich die Weltanschauung, die vom Menschen und seinen Möglichkeiten, Bedürfnissen und letztlich auch seiner Würde ausgeht. Dies geht harmonisch Hand in Hand mit der Erzählweise der "Next Generation", die sich, wie ich oft und vielleicht bis zur Ermüdung der Leser erklärt habe, in erster Linie der Figuren auf der Enterprise annimmt. So ergänzen sich oft Form und Inhalt: Geschichten über konkrete Figuren mit abstrakten Inhalten. Dies scheint zu einem Grad ein glücklicher Zufall zu sein, da der Humanismus vor allem von Gene Roddenberry eingebracht wurde, während der persönliche Stil der Erzählung von Michael Piller kommt.

Übergreifende Themen der Season

Zu Beginn einer Season erscheint es mir nützlich, jene Themen unsere Guides zusammenzufassen, die während der nächsten 25 Episoden besondere Beachtung verdient haben (ich verweise, einmal mehr, auf "Evolution"). Dies war zu Beginn der dritten Season eine einfache Aufgabe, denn praktisch alles, was die Serie in unserer Erinnerung ausmacht, entstand in der dritten Season und existierte zuvor nicht oder nur im Ansatz. Nun ist es schwieriger, denn die Inhalte und stilistischen Entscheidungen der Serie liegen auf dem Tisch und werden vor allem verfeinert und vertieft. Dennoch gibt es einiges, was in der vierten Season besonders gut illustriert wird. Jedoch heißt das nicht, dass alles, was sich im Folgenden nenne, völlig neu ist oder in späteren Seasons fehlen wird – ganz im Gegenteil, das meiste ergibt sich fließend aus der dritten Season und wird bis zum Ende der Serie fortgesetzt.

Wie schon im Kommentar zu "The Best of Both Worlds" erwähnt, wird die Serie in dieser Season spürbar zu reichhaltig für die gänzlich in sich geschlossene Einzelepisode. Dies ist auf der Oberfläche erkennbar, denn mindestens ein Viertel der Episoden dieser Season sind direkte oder indirekte Fortsetzungen von früheren Episoden – ganz zu schweigen von der Tatsache, dass "Family" als dritter Teil einer Trilogie verstanden wird. Dies wirkt jedoch fast bedeutungslos neben den unzähligen Anspielungen auf vergangene Episoden in nahezu sämtlichen Episoden der Season. Man könnte dies als wertfreie Feststellung stehen lassen; ich denke aber, dass es etwas Gutes ist: Es ist Ausdruck eines immer reichhaltigeren Universums und eines Autorenstabs, der sichtlich in diesem Universum lebt und vermutlich ebenso viel Freude daran hat wie der Zuschauer. Die Serie beginnt mit dieser Season, aus dem bereits etablierten Universum heraus zu leben. Es ist weit entfernt von dem neuen Planeten pro Episode, wie wir ihn in der Classic Serie oder in den ersten zwei Seasons der "Next Generation" sahen. Gleichzeitig verhinderten wirtschaftliche und, wie ich hoffe, auch künstlerische Erwägungen die Serialisierung, das heißt, das Erzählen von ständigen Fortsetzungsgeschichten, wie es in den späten 90er Jahren zunehmend Mode wurde. Die "Next Generation" ist damit eine jener raren Serien, die starke, unabhängige (und damit zugängliche) Einzelepisoden vor einem reichhaltigen Serienuniversum erzählt.

Ich habe bereits von dem "Bekenntnis" der Serie zum Charakterdrama geschrieben. In dieser Season, wie gesagt, sehen wir erstmals ganze Geschichten, die nur aus den Figuren entstehen. Die Figuren waren in der dritten Season bereits eng an die Geschichten gebunden, aber es gab noch immer die unweigerliche Krise von außen: den abstürzenden Asteroiden, den Terroristen, den fauchenden Romulaner. (Die dritte Season kam vermutlich mit "The Offspring" am nächsten an das "reine" Charakterdrama der vierten Season, dt.: "Datas Nachkomme".) All diese äußeren Krisen sind gut und recht: Sie können an sich spannend und unterhaltsam sein, und sie können dabei helfen, Geschichten über Personen zu erzählen. Aber es ist erst in der vierten Season soweit, dass auch gelegentlich darauf verzichtet wird. "Family" ist der extremste Schritt in diese Richtung: Nur selten werden spätere Episoden ganz und gar auf eine kleine Krise verzichten. So wurde zum Beispiel auch die Episode "In Theory" mit einer Krise versehen, obwohl sie vom Punkt des Interesses – Datas Beziehung – nur ablenkt. Jedoch ist nun eine grössere Zuversicht zu spüren, so ist "Half a Life" (dt.: Die Auflösung) Charakterdrama und Sozialkritik auf der Grundlage eines Science-Fiction-Szenarios (hier wäre der Science-Fiction-Hintergrund nun unverzichtbar, siehe oben). "The Wounded" (dt.: Der Rachefeldzug) kommt als Thriller daher, ist aber eigentlich die erste Charaktergeschichte für Miles O'Brien; eine Figur, die später in die Serie "Deep Space Nine" übernommen wurde. Es gibt viele weitere Episoden, die entweder mit der Betonung auf Handlung oder Figuren hätten erzählt werden können und stets den Figuren den Vorzug gaben. Dies gilt zum Beispiel für "The Host", "The Drumhead" (dt.: Das Standgericht) "Final Mission" (dt.: Die letzte Mission) und "The Loss". Es geht eigentlich nicht um die Frage, was erzählt wird, sondern wie es erzählt wird – was betont wird, welcher Aspekt der Geschichte den Autor interessiert. "Data's Day" (dt.: Datas Tag) und "Galaxy's Child" (dt.: Die Begegnung im Weltraum) sind weitere Beispiele von Episoden, die, wie "The Wounded", eine äußere Handlung haben und brauchen, ihr Augenmerk aber in erster Linie auf die Figuren richten. Diese letzten beiden Episoden sind wichtige Beispiele, denn sie enthalten augenfällige Charakterstücke, die auf den ersten Blick keinen direkten Bezug zur Handlung haben. Bei näherer Betrachtung erkennt man aber, dass in Wahrheit die Charakterstücke den Inhalt der Episode ausmachen, während das, was wir zuerst für "die Handlung" hielten, besser als Kontext verstanden wird. (Beispielsweise ist das Weltraumbaby in "Galaxy's Child" vor allem Kontext für Geordis Beziehung zur Leah Brahms; ähnlich handelt "Data's Day" von all den wundervollen Details über das alltägliche Leben an Bord des Schiffes, und natürlich von Datas Beobachtungen und Gedanken dazu, jedoch nur am Rande von romulanischen Spionen.) Reine "Abenteuerepisoden" gibt es in dieser Season kaum mehr; die Definition bereitet Mühe, aber ich würde beispielsweise "Remember Me" (dt.: Das Experiment), "Future Imperfect", "Clues" (dt.: Beweise) und "The Mind's Eye" dazu zählen. (Und hierzu muss man vielleicht einen klassischen Gag aus "Seinfeld" mitschicken, wenn auch aus dem Kontext gezogen: "Not that there's anything wrong with that!")

Warum aber das ganze Trara um die Aufmerksamkeit, die den Figuren geschenkt wird? Warum ist das gut? (Bisher haben wir meistens vorausgesetzt, dass es etwas Gutes ist. Die übriggebliebenen Leser werden also vermutlich diese Ansicht teilen. Sie verdient dennoch, beleuchtet zu werden.) Es gibt meiner Ansicht nach mehr als eine Antwort. Zum einen habe ich persönlich mehr Interesse an Geschichten über Personen als an Geschichten über Dinge. Das ist vielleicht eine Geschmacksfrage. Aber es geht weiter als das. Glaubwürdige, reale Figuren können uns besser unterhalten (das legitime Ziel einer Fernsehserie), sie können uns besser fesseln. Sie erlauben es aber auch, ernste, menschliche Themen mit mehr Glaubwürdigkeit, mehr Einfühlung und mehr Gravitas zu betrachten. Und hierin liegt eine der spannendsten Möglichkeiten jeder Erzählung: ein menschliches Thema aus einer neuen, vielleicht aufschlussreichen Perspektive zu betrachten. Ohne solide Figuren ist das kaum möglich.

Vielfalt und Vielschichtigkeit sind zwei letzte wichtige Stichwort für diese Season. Die Serie widmet sich erneut gewichtigen Inhalten. Diese sind wesentlich vielfältiger als in der dritten Season, doch ihre Aufzählung (von Behinderung und Beziehung über Hexenverfolgungen und Homosexualität bis Liebe, Religion und Suizid) würde vermutlich auch den geneigtesten Leser vergraulen – ich schlage deshalb vor, einfach die weiteren Einträge in diesem Guide zu lesen. Aber es ist nicht nur die Vielfalt, die beeindruckt, sondern auch die differenzierte Betrachtung, eben die Vielschichtigkeit: Eine wiederum lange Liste von Episoden behandelt ihre Inhalte mit einer Sorgfalt und Intelligenz, die oft fragen aufwerfen und fast ebenso oft wichtige und nicht immer gemütliche Antworten geben (hier seien mir fünf Beispiele erlaubt: "In Theory", "The Host", "Half a Life", "First Contact" und "Reunion"). Es ist beeindruckend, wie sorgfältig bereits "Family" einfältiger Charakterisierung und trügerisch simplen Lösungen aus dem Weg geht. Es ist illustrativ darüber nachzudenken, wie viel in dieser Episode hätte schiefgehen können, wäre sie in den Händen von kitschiger veranlagten, anspruchsloseren Autoren gewesen. "Family" trägt der Komplexität menschlicher Beziehungen und Erlebnisse Rechnung und will keine einfachen Platitüden liefern, weder über Geschwister noch über emotionale Wunden. Die Serie kann sich mit schwierigen Fragen an uns heranschleichen und uns zum aufrichtigen, schwierigen Nachdenken anregen, nicht zu jener billigen und selbstzufriedenen Reflektion, die uns das Fernsehen manchmal als Tiefgründigkeit verkaufen will. Vielfalt und Vielschichtigkeit sind vor allem in den späteren Seasons eine der bedeutendsten Eigenschaften der Serie, und beide kommen besonders deutlich zum Vorschein, wenn man die exzellente und oft unterschätzte vierte Season mit dem vergleicht, was zuvor kam.

Bemerkenswertes:

Picards nächste Familie ist nur in dieser Episode zu sehen. Im Kinofilm "Generations" erfahren wir, dass Picards Bruder Robert und Neffe René in einem Brand ums Leben kamen.

Worfs Eltern kehren in der fünften Season zurück; dies in der Episode "New Ground" (dt.: Die Soliton-Welle). Bei dieser Gelegenheit sei mir eine Bemerkung nebenbei erlaubt: Es ist nur eine der vielen Dummheiten der deutschen Episodentitel, dass sie immer wieder Bezug nehmen auf fiktive und völlig nebensächliche Begriffe oder Namen aus der Serie. So zum Beispiel: "Die Iconia-Sonden", "Yuta, die letzte ihres Clans" (warum nicht einfach "Die letzte ihres Clans", wenn schon?), "Terror auf Rutia-Vier" (denn ein Terror auf Rutia-Drei wäre einfach nicht gut genug), "Endars Sohn" (wer?), "Das kosmische Band", "Odan, der Sonderbotschafter" (Yutas geistiger Bruder). Der Preis für den umständlichsten Titel geht vermutlich an "Geheime Mission auf Celtris Drei". Es gibt zwei Gründe, weshalb mich diese merkwürdigen Titel stören -- einer ist persönlicher Art, der andere allgemein. Zum einen ist es für den Rezensenten schlicht und einfach mühsam, und für das Textbild unschön, diese oft langen und umständlichen Titel in Klammern erwähnen zu müssen (siehe oben!). Zum anderen gilt "nomen est omen": Der Titel einer Episode kann uns etwas über ihren Inhalt aussagen, je nachdem sogar unsere Aufmerksamkeit auf einen der Inhalte lenken. Um damit zum Anfang zurückzukehren: "New Ground" ist eine Episode über Worf und seine Eltern (die sprichwörtliches Neuland betreten), keineswegs über diese McGuffin-Welle.

Wir erfahren hier den Namen von Picards Geburtsort (LaBarre). Es gibt meines Wissens zwei Orte dieses Namens in Frankreich (einen in der Nähe von Paris, einen zweiten nahe des Atlantiks). Robert, dessen Frau und René sprechen sämtliche mit einem englischen Akzent – genau wie Picard. Wir dürfen also annehmen, dass Frankreich im Star Trek Universum von England erfolgreich erobert wurde. Um so besser, denn wer braucht schon eine Form wie den "Subjonctive"?

Picards Vater war Weinbauer, sein Bruder führt die Tradition fort. Offenbar war Picards Entscheidung, der Starfleet beizutreten und die Heimat zu verlassen, eine einigermaßen kontroverse Entscheidung.

Die Weinflasche, die Jean-Luc am Ende der Episode von Robert erhält, wird er in "First Contact" trinken, und tatsächlich nicht alleine.

Im Gespräch mit Worfs Eltern erwähnt Guinan den Pflaumensaft, den Worf bei ihr kennengelernt hat (vgl. "Yesterday's Enterprise", dt.: Die alte Enterprise). Diesmal spricht die deutsche Synchro nicht mehr von Johannisbeersaft.

Worfs Vater diente auf einem Raumschiff der "Excelsior Klasse", die in "Star Trek III: The Search for Spock" sehr prominent eingeführt wurde. ("Up your shaft!") Die Excelsior Klasse ist in der "Next Generation" oft zu sehen, unter anderem bereits im Pilotfilm (Riker wird von einem solchen Schiff auf die Enterprise gebracht).

Beverly Crusher erhielt von Wesleys Vater einen ungewöhnlichen Heiratsantrag in der Form des Buches "How to advance your career through marriage" ("Wie man seine Karriere mit der Heirat voranbringt").

Offenbar führt Roberts Ehefrau Korrespondenz mit Picard.

Wieder einmal werden ausgiebig Zivilkleider getragen (vgl. "Ménage à Troi", dt.: Die Damen Troi) – schön, elegant, kultiviert, und sie sehen bequem aus. Ich wünschte mir, unsere Mode würde sich nach dieser Fernsehserie richten.

Nitpicking:

O'Brien erhält hier seinen Vornamen, Miles. Sein Rang bleibt mysteriös. Er stellt sich hier als eine Art "Matrose" vor (vgl. "The Ensigns of Command", dt.: Die Macht der Paragraphen), allerdings trägt er wie bisher als Rangabzeichen zwei Punkte, was ein Lieutenant wäre.

Wesleys Holografie-Vater trägt erst keinen Communicator, dann hat er einen im Stil der Next Generation.

Man muss erneut die Frage stellen: Was bedeuten Besitztümer im 24ten Jahrhundert? Angeblich gibt es sie nicht mehr, doch Picards Familie scheint ein großes Weingut zu haben, ein Familienbesitz. Als die Kamera die Weinfelder zeigt, sehen wir andere Weinpflücker. Tun die das zum Spaß? Im Tausch gegen Naturalien? Oder sind es arme Arbeiter, die für Hungerlöhne ihr täglich Brot bei der reichen Familie Picard verdienen müssen? Bei einer Gesellschaft ohne Geld eine merkwürdige Vorstellung.

Zitate:

Worf und Geordi haben eine unterschiedliche Auffassung der Geschichten aus Worfs Kindheit, die Worfs Vater während einer Tour durch den Maschinenraum erzählt. Worf: "We have taken enough of the commander's time." Darauf Geordi, wesentlich enthusiastischer: "No, no, no, we're way ahead of schedule here!"

Einige der besten Dialoge in der Folge finden sich während jener Szene, als Picard und seine Verwandten gemeinsam essen. Der folgende handelt – unter der Oberfläche, aber nicht weit darunter – von Roberts Empfindlichkeit gegenüber der geringsten Unterstellung, er sei der "dümmere" Bruder:
Robert: "I see no good reason why the earth should have a new subcontinent."
Jean-Luc: "It's really quite exciting, actually, if you understand the potential of exploring a new world on our own planet."
Robert: "Well, I'm afraid that I do not understand this potential."

Ein zweiter Austausch, diesmal über Fortschritt im weitesten Sinn. Picard bringt dabei etwas zum Ausdruck, was man sicherlich als Teil der Philosophie der Serie bezeichnen darf: Die Ansicht, dass Altes und Neues nebeneinander existieren und sich auch gegenseitig bereichern kann – das eine muss das andere nicht verdrängen ("there should be room for both in this life", wie Picard etwas später kommentiert).

Robert: "You've been drinking too much of that artificial stuff... what do you call it, synthehol? Spoiled you. Ruined your palate."
Jean-Luc: "On the contrary, I think that synthehol heightens one's appreciation for the genuine article."

Ein dritter Austausch:
Jean-Luc zu René: "You know what, I once wrote a report on starships when I was your age."
René: "Did you win a ribbon, too?"
Jean-Luc: "I don't recall."
Robert: "And I don't find your modesty very convincing, brother. Of course you won the ribbon. You always did."

Eine Spitze von Robert trifft Picard, was später in der Serie ausgebaut wird, auch im Kinofilm "Star Trek Generations":
Robert: "You raise your own sons as you would wish and allow me to do the same with mine." (Bekanntlich hat Picard keine Kinder.)

Louis: "You always reached for the future, and your brother for the past."
Jean-Luc: "There should be room for both in this life."

Robert: "I always thought you needed a little humiliation… or was it humility? Either would do…"

Robert zum Abschied: "Jean-Luc, here is a little fo the '47. Do not drink it all at once, and, if possible, try not to drink it alone."

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Die Folge erreichte in den USA einen dritten Platz bei einem vergleichsweise schwachen Rating von 9,6 Punkten.

Im ZDF waren bei der Erstausstrahlung 1,37 Mio. Zuschauer dabei. Bei der ersten Sat.1 Ausstrahlung (18.02.94) sahen 1,95 Mio. Menschen zu, was einem Marktanteil von 14,9% entspricht.

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Letztes Update:
2. Dezember 2002

©2002 Rafael Scholl.