Die Handlung
Vor 50 Jahren verschwand das Raumschiff Archon im Orbit um den Planeten Beta III. Sulu und O'Neill befinden sich auf dem Planeten, um mehr über das Verschwinden der Archon zu erfahren. Sie tragen Kostüme des Amerikas des 19. Jahrhunderts, da dies der Kultur von Beta III entspricht. Sie werden von zwei Gestalten, die mit ihren langen Kutten mittelalterlichen Inquisitoren ähneln, verfolgt, und Sulu will sich und O'Neill hochbeamen lassen, aber O'Neill rennt vorher in Panik weg. Einer der Inquisitoren schießt mit einem Rohr auf Sulu, der wenige Sekunden später auf die Enterprise gebeamt wird. Im Transporterraum redet Sulu nur noch von Frieden, Glück und Landru.
Kirk geht der Sache nach und beamt mit Spock, McCoy, dem Soziologen Lindstrom und zwei Wachen auf den Planeten. Auch sie tragen Kleidung des 19. Jahrhunderts und geben sich als Fremde aus den Bergen aus. Alle Leute, denen sie begegnen, sind überfreundlich und haben denselben verklärten Gesichtsausdruck wie Sulu. Ein Mann empfiehlt ihnen Regers Haus als Bleibe für die Zeit nach dem Festival. Kirk und seine Mannen haben keine Ahnung, um was für ein Festival es sich dabei handeln mag. Um Punkt 6 Uhr wird es ihnen jedoch klar, was es damit auf sich hat: Beim letzten Schlag der Uhr scheint die Bevölkerung plötzlich durchzudrehen und richtet unglaubliche Verwüstungen an. Die Männer von der Enterprise flüchten zu Reger, der, wie auch seine Begleiter Hacom und Tamar, von dem Irrsinn nicht betroffen ist. Nach genau zwölf Stunden ist der Spuk wieder vorbei, und alle Menschen sind wieder einfältig und freundlich. Hacom erscheinen die Fremden verdächtig, weil sie sich nicht am Festival beteiligt haben, und er informiert die Inquisitoren.
Tamar lästert in ihrer Gegenwart ein wenig über Landru und wird prompt von den Gesetzesvertretern erschossen. Diese fordern dann die Landetruppe zum Mitkommen auf, damit sie von Landru absorbiert werden kann, doch Kirk weigert sich. So etwas haben die Gesetzesvertreter noch nicht erlebt, und sie stehen deshalb starr dar und kommunizieren telepathisch mit Landru, um sich neue Befehle zu holen. Spock untersucht in der Zeit ihre Waffen - es sind einfach leere Röhren. Die Leute von der Enterprise fliehen zusammen mit Reger. Auf der Straße geht die gesamte Bevölkerung mit Knüppeln bewaffnet auf die Landegruppe zu, so, wie Landru es ihnen telepathisch befohlen hat. Kirk und seine Leute betäuben sie mit den Phasern und finden unter den Bewußtlosen auch O'Neill, den sie mitnehmen, aber bewußtlos halten, damit Landru durch ihn nicht den Aufenthaltsort des Landetrupps feststellen kann.
Reger führt sie in ein Versteck, in dem sich auch eine Leuchtscheibe aus der Zeit vor Landru befindet: Vor 6000 Jahren war Beta III eine hochtechnologische Zivilisation, die sich aber ständig bekriegte. Aus diesem Grund unterzog Landru alle Bewohner einer Gehirnwäsche, und seitdem sind alle glücklich und willenlos. Als die Besatzung der Archon landete und für Unruhe sorgte, wurden alle entweder von Landru absorbiert oder getötet. Es gibt einige wenige Leute, die gegen das Absorbieren immun sind. Zu ihnen gehört Reger, der einer kleinen Untergrundorganisation angehört. Auch Tamar war Mitglied dieser Gruppe gewesen.
Inzwischen greift Landru die Enterprise mit Hitzestrahlen an. Lange wird das Raumschiff dem nicht standhalten können. Im Versteck auf dem Planeten erscheint ein Hologramm von Landru, der den Männern erklärt, daß seine Welt eine Welt des Friedens ist und daß der Landetrupp jetzt absorbiert wird. Dann werden alle mit Ultraschallwellen betäubt. Sie erwachen wieder in einer Zelle. McCoy und eine der Wachen wurden bereits absorbiert und reden genauso stupide daher wie Sulu. Dann holen die Gesetzgeber Kirk ab. Er wird an der Wand festgeschnallt, doch der Mann am Schaltpult absorbiert seinen Geist nicht. Es ist Marplon, der dritte in Regers Widerstandsgruppe. Als die Gesetzgeber Kirk wieder abholen, lallt der Captain in glücklichen Tönen, doch er schauspielert nur, um keinen Verdacht aufkommen zu lassen. Nun ist Spock an der Reihe. Ihm ergeht es wie Kirk, auch er wird nicht absorbiert und verstellt sich, als er zurückgebracht wird.
McCoy schöpft jedoch schon bald Verdacht. Kirk und Spock betäuben ihn und überwältigen auch die beiden Wachen. Sie ziehen deren Kutten an und begleiten Marplon in die Audienzhalle. Hier erscheint wieder Landru als Hologramm und hält eine Rede. Kirk schießt mit dem Phaser auf die Wand hinter der Landru-Projektion, und durch die entstandene Öffnung wird der wahre Landru sichtbar: Ein Computer, in den Landru vor langer Zeit seine gesamte Weisheit hinein-programmiert hat und der seit 6000 Jahren diese Welt regiert. Der Computer betont, daß das Wohl des Körpers das oberste Gebot ist, und Kirk redet ihm ein, daß er dem Körper Schaden zugefügt habe und er das Böse sei. Der Computer sieht das ein und explodiert. Die Bevölkerung von Beta III ist wieder frei und hat ihren eigenen Willen zurück. Lindstrom bleibt auf dem Planeten zurück, um die Bevölkerung auf ihrem Weg in die Normalität zu unterstützen. Schon bald kann er die ersten Erfolge melden.
Besprechung
"The Return of the Archons" ist die erste Episode, in der die Prime Directive, die oberste Richtlinie erwähnt wird, die eine wichtige Rolle in allen Star Trek-Serie spielt. Sie besagt, daß sich die Besatzung eines Raumschiffes nicht in die Entwicklung eines Planetenvolks einmischen darf. Kirk verletzt diese Order prompt (und nicht nur einmal, ganz im Gegensatz zu Picard) und sagt dabei seine Standard-Entschuldigung auf, nämlich daß die Prime Directive nur für sich normal entwickelnde Kulturen gilt. Und somit darf sich die Bevölkerung von Beta III rühmen, die erste von vielen Kulturen zu sein, die trotz der Prime Directive von Kirk in neue Bahnen gelenkt wird.
Mit dieser Folge beginnt noch ein weiteres Klischee: Kirks Talent, Computer zur Selbstzerstörung zu überreden. Ähnliche Erfolge hat er auch in "The Changeling" mit Nomad und in "The Ultimate Computer" mit M5. Und wenn es nicht anders geht, dann zerstört er die Computer einfach mit Gewalt, wie es Vaal in "The Apple" und den Computern auf Eminiar VII in "A Taste of Armageddon" ergeht.
Die Prime Directive zwingt die Landegruppe, sich zu verkleiden, was später noch in einigen weiteren Folgen geschieht, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen ("Errand of Mercy", "The City on the Edge of Forever", "A Private Little War", "Patterns of Force", "Assignment: Earth"). In "The Return of the Archons" bedeckt Spock seine spitzen Ohren mit einer Kapuze. Den Planeten zu einer Parallel-Erde des 19. Jahrhunderts zu machen, ist ein Trick, um Kosten für neue Kostüme und Kulissen zu sparen, weil diese schon aus anderen Filmen vorhanden waren. Außerdem ermöglicht das, die Landetrupps in immer wieder andere Epochen der Erdgeschichte zu schicken, ohne jedesmal auf das kritische Element der Zeitreise zurückgreifen zu müssen. Die hier gewählte Epoche ist etwas außergewöhnlich, da sonst mit Vorliebe das 20. Jahrhundert gewählt wird ("A Piece of the Action", "Miri" etc.).
Für Landru zählt nur das Wohl des Körpers, der Gesamtheit der absorbierten Geister. Das einzelne Individuum bedeutet ihm nichts. Die Ähnlichkeit mit dem Kommunismus ist nicht unbeabsichtigt. Die Episode betont das amerikanische Freiheitsdenken, denn Kirk findet, daß ein Leben in Freiheit mit all seinen Problemen besser ist als diese paradiesische, lächelnde, gleichzeitig aber auch stagnierende Welt. Da auch Landru erkennen mußte, daß die Bevölkerung nicht ununterbrochen kontrollierbar ist, hat er einmal im Jahr die Rote Stunde, das Festival, eingeführt, in der alle Bewohner 12 Stunden lang ihren Aggressionen und Trieben freien Lauf lassen können.
Leider erklärt die Episode nicht, warum ausgerechnet Sulu, der Steuermann, zuerst auf den Planeten beamt, um etwas über die Archon zu erfahren. Andererseits hat Sulu hierdurch Gelegenheit, einmal etwas anderes zu sagen als "steady as she goes".
Spock zeigt in "The Return of the Archons", daß die Vulkanier in der Regel mit offenen Augen schlafen und daß er neben seinem Nackengriff auch noch den klassischen Kinnhaken beherrscht. Er gibt ein ungewohntes Bild ab, wenn er den Absorbierten spielt und dabei genauso einfältig und überfreundlich daherredet wie die anderen.
Beta III ist der rot-weiße Standardplanet wie z.B. auch Tantalus V. Von der Oberfläche sieht man außer einem blauen Himmel nicht viel, da die gesamte Handlung in zwei Straßen und einigen Gebäuden stattfindet. Zu Beginn sind alle Räume im Stil des späten 19. Jahrhunderts, doch gegen Ende der Episode, nachdem die Männer von Landru gefangen worden sind, befinden sie sich in einem Gebäude, dessen Räume und Gänge futuristisch gestaltet sind. Im Nachspann vieler späterer Episoden sieht man ein Bild von zwei Gesetzeshütern, die einen der Gänge entlanggehen, doch diese Szene taucht in der ganzen Folge nicht auf.
Charles Macauley erscheint noch einmal in "Wolf in the Fold" in der Rolle des Jaris. Jon Lormer spielte auch Dr. Haskins in "The Cage" und den alten Mann in "For the World is Hollow and I Have Touched the Sky".
Der Gong-Fotoroman trägt den Titel "Der unheimliche Herrscher".
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