Die Handlung
Die Enterprise empfängt Signale im uralten Morse-Code und entdeckt bald deren Quelle: Ein Raumschiff der DY100-Klasse, die Botany Bay, die im Jahre 1996 von der Erde gestartet wurde. Die Sensoren empfangen schwache Lebenszeichen, und Kirk beamt mit Scotty, McCoy und der Historikerin Lt. Marla McGivers hinüber. Sie entdecken rund 90 Menschen, die sich im Kälteschlaf befinden. Die Ankunft der Leute von der Enterprise aktiviert einen Mechanismus, der den Kommandanten der Botany Bay aufwachen läßt. Doch der Prozeß funktioniert nicht mehr richtig. McCoy läßt sich mit seinem Patienten auf die Enterprise beamen, in der Hoffnung, ihn dort am Leben zu erhalten. Während er sich um den Mann kümmert, erforschen die Leute von der Enterprise die Botany Bay.
Der Zustand von McCoys Patienten bessert sich, und als er einen Moment unbeaufsichtigt ist, gelingt es ihm, ein Skalpell zu entwenden, mit dem er wenig später McCoy, der ihn noch für bewußtlos hält, überwältigt. Doch McCoy reagiert mit seinem üblichen Sarkasmus, was der Fremde ihm als Tapferkeit anrechnet.
Kirk kommt hinzu, und der Fremde stellt sich als Khan vor. Er fragt Kirk eine Menge, antwortet aber kaum auf Kirks Fragen. Auf seine Bitte hin erhält er umfassende Literatur über das 23. Jahrhundert und die Enterprise. Auch Lt. McGivers, die ihn von dem Moment, an dem sie ihn das erste Mal sah, bewundert, besucht Khan, und sie wird sofort von seiner Ausstrahlung gefangen. Die Enterprise nimmt inzwischen die Botany Bay in Schlepp und fliegt mit ihr Raumbasis 12 an. 72 der Tiefschläfer sind noch am Leben und sollen dort aufgeweckt werden.
Spock hat einiges über die Botany Bay herausgefunden: Im Jahre 1992 löste eine Gruppe von genetisch herangezüchteten Supermenschen die eugenischen Kriege aus. Als die Supermenschen schließlich geschlagen wurden, flüchteten sie mit der Botany Bay in den Weltraum. Lt. McGivers organisiert ein Dinner für Khan, und Kirk und Spock konfrontieren Khan damit, daß sie wissen, um welches Schiff es sich bei der Botany Bay handelt. Doch dieser redet sich wieder heraus und verabschiedet sich bald.
McGivers ist total in ihn verliebt und bereit, alles zu tun, was er sagt. Sie ist auch bereit, ihm bei der Übernahme der Enterprise zu helfen. Spock hat neue Informationen über Khan Noonian Singh: Er war der Anführer der Supermenschen und herrschte damals über ein Viertel der Erde. Kirk läßt daraufhin Khans Quartier bewachen, doch Khan entkommt und wird von McGivers auf die Botany Bay gebeamt. Dort erweckt er den Rest seiner Besatzung und übernimmt mit ihr die Enterprise. Er sperrt die Brückencrew auf der Brücke ein und dreht die Sauerstoffzufuhr ab, doch Kirk weigert sich aufzugeben. Die bewußtlosen Männer und Frauen werden in den Konferenzraum gebracht, wo Khan versucht, sie zu seinen Zielen zu überreden. Als sie sich weigern, zeigt er ihnen, wie Kirk gerade in der Unterdruckkammer erstickt, und droht damit, daß dort so lange weitere Leute sterben werden, bis die Crew mit Khan kooperiert.
Khan nimmt an, daß Kirk tot ist und befiehlt, Spock zur Kammer zu bringen. Das wird zuviel für McGivers. Es gelingt ihr, Kirk aus der Unterdruckkammer zu retten. Spock kommt hinzu, und sie überfluten den Konferenzraum mit Betäubungsgas. Doch Khan entkommt in den Maschinenraum, wo er die Zerstörung der Enterprise einleitet. Dort kommt es zu einem Zweikampf zwischen Kirk und Khan. Trotz Khans überlegener Körperkraft gewinnt natürlich Kirk, der dann die Zerstörung des Schiffes abwenden kann. Khan und seine Leute werden auf der Enterprise vor Gericht gestellt. Sie werden auf dem Planeten Ceti Alpha V ausgesetzt, wo sie diese unfreundliche Welt kolonisieren können. Lt. McGivers, deren Alternative ein Kriegsgerichtsverfahren wäre, begleitet Khan auf diese Welt. Spock würde gerne in 100 Jahren zurückkommen, um zu sehen, was aus dieser Saat auf dem Planeten geworden ist.
Besprechung
"Space Seed" ist eine überdurchschnittliche Episode. Zum einen prangert sie ein ziemlich aktuelles Thema - die Genmanipulation - an, zum anderen hat Kirk hier einen seiner interessantesten Gegner. Kaum ein anderer Gegner in Star Trek ist so beeindruckend und faszinierend wie Khan. Dies beginnt schon mit seinem Aussehen. Selten harte Gesichtszüge und das lange Haar machen ihn sehr beeindruckend. Hinzu kommt noch die hervorragende Darstellung Ricardo Montalbans. So wirkt Khan, ein indischer Sikh, zum einen sehr kultiviert, aber auch sehr von seinen Ansichten überzeugt. Als er in der Krankenstation erwacht, kommt ihm nichts anderen in den Sinn, als ein Skalpell zu entwenden. Von diesem Moment an läßt er Kirk keine Chance mehr. Auf keine seiner Fragen antwortet Khan, sondern weicht ihm nur aus.
Khan Noonian Singh und seine Gefolgsleute wurden genetisch herangezüchtet, um einen besseren Menschen zu schaffen. Sie hielten sich dann für vollkommen und sahen in den anderen Menschen nur noch niedere Wesen. Diese Einstellung änderte sich auch rund 250 Jahre später nicht. Auch dann ist Khan noch überzeugt, daß er die Welt regieren muß. Obwohl McGivers hoffnungslos in ihn verliebt ist und er sie (teilweise recht brutal) für seine Zwecke benutzt, fühlt sich Khan von ihr angezogen, denn am Ende gibt er zu: "A superior woman".
Es ist kein großer Verlust, daß Lt. McGivers die Enterprise verläßt, denn sie brachte nicht viel. Als sie zu Beginn der Episode in den Transporterraum gerufen wird, zieht sie einen Flunsch, weil sie ihre Malerei unterbrechen muß. Kirk gegenüber verhält sie sich recht kühl, und als sie Khan entdeckt, gerät sie ins Schwärmen und vergißt beinahe ihre eigentliche Aufgabe. Kirk hat für sie auch nicht sehr viel übrig. Am Anfang erinnert er sich nicht einmal richtig an ihren Namen, für ihn ist sie "diese Historikerin". So wie Kirk von ihr redet, hat er früher schon einmal mit ihr zu tun gehabt und war nicht gerade begeistert.
Besonderen Ruhm erlange "Space Seed" in den 80er Jahren mit der Premiere von ST II - The Wrath of Khan. 15 Jahre nach "Space Seed" taucht Khan wieder auf, nun völlig verrückt, und setzt alles auf eine Karte, um sich an Kirk zu rächen. Lt. McGivers ist bis dahin den Ceti-Aalen zum Opfer gefallen.
Während Khan in "Space Seed" noch seine Ideale und Vorstellung hat, ist er in The Wrath of Khan einzig und alleine davon besessen, sich an Kirk zu rächen. Nur seine Vorliebe, Klassiker zu zitieren, ist geblieben.
Durch seine genetische Heranzüchtung ist Khan stärker als andere Menschen. Besondere Kräfte erlangt er, wenn er sich davor in eine Art Trance oder Meditation versetzt. So gelingt es ihm danach, eine Kabinentür der Enterprise mit der Hand zu öffnen. In ST II hat er die Überkräfte auch ohne die meditative Vorbereitung.
Obwohl Chekov in der ersten Season von Star Trek noch gar nicht dabei ist, erinnert sich Khan an in. Das läßt die Fans spekulieren, daß Chekov zu dieser Zeit schon an Bord war, aber noch keinen Brückendienst hatte und Khan irgendwo auf dem Schiff kennenlernte.
Die Ähnlichkeiten der Namen Khan Noonian Singh und Dr. Noonien Soong (Datas Erbauer) sind kein Zufall. Gene Roddenberry benannte diese Charaktere nach einem Bekannten.
Das Modell der Botany Bay taucht noch einmal in "The Ultimate Computer" auf, wo es den unbemannten Frachter Woden darstellt. Die Unterdruckkammer erscheint wieder in "The Lights of Zetar".
Mark Tobin ist als Joaquin kaum zu sehen. In "Day of the Dove" stellt er einen Klingonen dar. Joaquin hat in ST II eine größere Rolle, wird im Kinofilm aber von Judson Scott gespielt.
In der deutschen Fassung ist die Hintergrundmelodie in der Szene, in der die Enterprise-Leute in der Botany Bay materialisieren, eine andere. Es fehlt noch ein Stück aus der Szene, in der die Brückencrew im Konferenzraum festgehalten wird und einer von Khans Leuten Uhura schlägt, sowie das meiste von der Gerichtsverhandlung. Die gesamte Szene wurde auf einige wenige Sekunden dauernde Ausschnitte zusammengeschnitten, dazwischen ein "Logbuch der Enterprise", das die Verhandlung auf wenige Sätze zusammenfaßt.
Zusätzlich wurde eine Szene aus "The Savage Courtain" eingefügt, in der die Enterprise den Planeten Excalbia umkreist, der uns hier als Ceti Alpha V (ohne Namensnennung) präsentiert wird. Außerdem wurden die Eugenischen Kriege um ca. 100 Jahre in die Zukunft verlegt (2090).
Robert Justman fand den deutschen Titel "Der schlafende Tiger" sehr gut, besser sogar als "Space Seed", da dieser subtile Titel häufig keinen Sinn mehr ergab, wenn Fernsehstationen in den USA mal wieder die letzte Szene herausgekürzt hatten.
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