Die Handlung
Seit 6 Jahren ist das Raumschiff SS Beagle unter dem Kommando von Captain R. M. Merrick verschollen. Die Enterprise hat nun Wrackteile geortet, deren Spur sie zum vierten Planeten im System 892 führt. Der Planet ist erdähnlich, und Uhura empfängt eine Fernsehsendung: Die Übertragung von Gladiatorenkämpfen. Anscheinend gibt es Überlebende der Beagle-Crew auf dem Planeten, denn einer der gerade getöteten Kämpfer war der Flugoffizier des Schiffes.
Kirk, Spock und McCoy beamen auf 982-IV und materialisieren in einem Canyon in der Nähe der Stadt, aus der sie die Sendung empfingen. Kirk betont, daß auf diesem Planeten die Prime Directive zum Tragen kommt. Einige Männer stürmen mit Gewehren auf sie zu und nehmen sie fest, da ihr Anführer Flavius sie für Spione der Prätoren hält. Doch Septimus ist gegen alle Gewalt. Deshalb bringt Flavius sie zu ihm in die Höhle. Dort befindet sich eine Gemeinschaft von entflohenen Sklaven, die sich als Kinder der Sonne bezeichnen. Die Sklaven sind sehr gastfreundlich, und Kirk erkundigt sich nach der Besatzung der Beagle . Er muß erfahren, daß Captain Merrick nun unter dem Namen Merikus als erster Bürger der Stadt lebt. Diese Welt stellt eine Parallele der römischen Antike dar, nur daß es auf 892-IV die Technik des 20. Jahrhunderts gibt.
Auf Kirks Bitte führt Flavius sie in die Stadt, doch unterwegs werden sie von Polizisten festgenommen. Anscheinend haben sie einen guten Fang für die Arena gemacht. Die vier "Sklaven" werden in eine Zelle gesperrt, und Kirk verlangt, Merikus zu sprechen. Einige Soldaten kommen und holen Flavius aus der Zelle, um ihn für die Gladiatorenspiele vorzubereiten.
McCoy simuliert einen Kranken, und so können die Drei von der Enterprise ihre Wachen überwältigen, werden aber im Gang bereits von Merikus erwartet. In seiner Begleitung ist Prokonsul Claudius Marcus, der über Merricks Herkunft Bescheid weiß. Claudius Marcus läßt sie in sein Haus bringen, und Merrick erzählt seine Geschichte. Nur die anpassungsfähigsten seiner Leute überlebten auf dem Planeten, die anderen starben in der Arena.
Merrick verlangt von Kirk, daß sich auch seine Besatzung auf den Planeten beamt. Doch Kirk schickt nur eine Warnung an sein Schiff, die jedes direkte Eingreifen, um den Landetrupp zu retten, verbietet. In seiner Wut läßt Claudius Marcus sie daraufhin für die Gladiatorenkämpfe vorbereiten. Spock und McCoy sind die Stars der heutigen Folge von "Nennen Sie den Sieger". Der Kampf findet in einem Fernsehstudio statt, in dem die Kulissen einer Arena nachgebaut sind. Kirk muß sich dieses Schauspiel mit Merrick und Claudius Marcus ansehen. McCoys Gegner ist Flavius. Spock und McCoy verhalten sich sehr defensiv. Flavius ist auch nicht begeistert vom Kampf, wird aber dazu gezwungen, und als es für McCoy brenzlig wird, foult Spock und setzt seinen Gegner mit dem Nackengriff außer Gefecht und eilt McCoy zu Hilfe. Claudius Maximus läßt die beiden daraufhin in ihre Zelle zurückbringen, Kirk aber in seine Wohnung. Dort wartet die Sklavin Drusilla auf ihn, um ihn mit einem opulenten Mahl und mehr zu verwöhnen.
Scotty hat inzwischen eine Idee, dem Landetrupp zu helfen. Die Enterprise kann das Stromnetz der Stadt so überlasten, daß es zusammenbricht, ohne daß man dahinter ein fremdes Raumschiff vermuten könnte. Am nächsten Morgen wird Kirk von Claudius Marcus geweckt, der entdeckt hat, daß einer der Kommunikatoren fehlt. Er teilt Kirk mit, daß die ersten 15 Minuten der heutigen Show für seine Hinrichtung geplant sind. Der Henker hat schon sein Schwert erhoben, um Kirk zu enthaupten, als Flavius laut protestierend in die Arena stürmt und niedergeschossen wird. Kirk schnappt sich ein Maschinengewehr und nutzt den Tumult zur Flucht. Im selben Moment wird es dunkel, da Scotty das Stromnetz zusammenbrechen lassen hat. Kirk schießt das Schloß zur Zelle von Spock und McCoy auf, als Merikus und Claudius Marcus mit einer Horde Soldaten erscheinen, die auf Claudius Marcus' Befehl ihre Schwerter zücken. Kirk, Spock und McCoy weichen in die Zelle zurück und wehren sich verzweifelt, haben aber keine Chance. Als Merrick dies erkennt, zieht er den gestohlenen Kommunikator hervor und gibt der Enterprise den Befehl, drei Personen hochzubeamen, woraufhin Claudius Marcus ihn tötet. Kirk, Spock und McCoy kann er aber nicht mehr aufhalten.
Auf der Brücke erhält Scotty eine Belobigung für sein Handeln, und Spock diskutiert mit dem Captain über die Kinder der Sonne. Es erscheint ihm unlogisch, daß Sonnenanbeter eine so hochentwickelte und friedliche Zivilisation haben. Da mischt sich Uhura ein, die Funksprüche auf dem Planeten abgehört hat. Es handelt sich nicht um die Sonne, sondern um den Sohn Gottes.
Besprechung
Bei "Bread and Circuses" erleben wir eine weitere Parallelwelt zur Erde. Das Interessante ist aber, daß diesmal zwei Epochen der Erdgeschichte, die römische Antike und das 20. Jahrhundert, zusammengefaßt werden, Diese Sache hat ihren Reiz. Es stellt sich aber die Frage, ob wir jemals unsere technisierte Zivilisation erlangt hätten, wenn das römische Imperium niemals untergegangen wäre. Immerhin hätte dann unsere gesamte Geschichte einen anderen Verlauf genommen, und z.B. wäre dann Latein die Weltsprache. Aber kurz nach ihrer Ankunft wundert sich Spock, daß die Planetenbewohner Englisch sprechen. Es ist auch äußerst seltsam, daß sogar die Namen der Götter die gleichen wie die auf der Erde sind. Etwas unglaubwürdig ist, daß die dortigen Firmen ihre Produkte nach ihren Göttern nennen und damit auch noch Reklame machen. In einer Szene blättert Spock eine Zeitschrift durch und entdeckt Werbung für ein Jupiter-Auto und Neptun-Badesalz. Würden bei uns die Gläubigen nicht Sturm laufen, wenn es z.B. Christus-Zahnbürsten oder Allah-Schreibmaschinen gäbe?
Die entflohenen Sklaven entsprechen auf diesem Planeten den ersten Christen. Die ganze Episode hindurch wundern sich Kirk, Spock und McCoy, wie es zu dieser Sonnenreligion kommt, bis Uhura am Ende in einer dramatischen Szene sagt, daß es sich nicht um die Kinder der Sonne (sun), sondern um die Kinder des Sohnes (son) handelt. In der englischen Sprache werden "sun" und "son" gleich ausgesprochen. Während Kirk in "Who Mourns for Adonais?" noch postuliert, daß der Mensch keine Götter brauche, erzählt Uhura von einer Sendung, die die Religion der Christen lächerlich machen wollte, dies aber nicht schaffte. Allerdings waren die ersten Christen auf der Erde niemals Sklaven, sondern wurden zuerst als Sekte geduldet, bis dann die Christenverfolgung ausbrach.
Gene Roddenberry erlaubte sich mit dieser Folge auch einen Seitenhieb auf die amerikanischen TV-Sender. Die Kommentare des Publikums in den live-übertragenen Gladiatorenspielen stammen aus der Konserve, und Kirks Hinrichtung soll in Farbe übertragen werden. Vor der Show wird noch Werbung gesendet, und einer der Wächter droht Flavius für den Fall, daß er so mies spiele, daß die Einschaltquoten wieder sinken.
Spock erwähnt im Gespräch mit Claudius Marcus, daß im 3. Weltkrieg 37 Millionen Menschen gestorben seien. Man kann sich hier aussuchen, ob es sich hierbei um die Eugenischen Kriege ("Space Seed") oder den Krieg aus "Encounter at Farpoint" handelt.
"Bread and Circuses" hat mehrere dramatische Szenen. Das Herausbeamen aus der Zelle, "the son of God", aber vielen Fans am liebsten ist das Gespräch zwischen Spock und McCoy, in dem der Arzt dem Vulkanier klarmacht, daß er sich vor dem Tod, sondern vor seinem Leben fürchte, da jeder Tag die Möglichkeit darstelle, daß eine menschliche Regung über Spocks vulkanische Fassade huschen könnte.
Als Kirk, Spock und McCoy mit Flavius in die Stadt gehen, haben sie ihre Uniformen gegen graublaue T-Shirts und Hosen der Sklaven eingetauscht. Spock trägt eine Strickmütze, um seine Ohren zu verbergen.
Die Prime Directive spielt in "Bread and Circuses" erneut eine große Rolle, und obwohl Captain Merrick gewaltig dagegen verstoßen hat, ist dies die einzige Episode in der ganzen Serie, in der Kirk sie einhält. Auch Scottys Aktion war kein Verstoß dagegen. Der einzige, der jetzt über die Besucher aus dem Weltall Bescheid weiß, ist Claudius Marcus.
892-IV ist ein erdähnlicher Planet mit hellblauen Meeren, braunen Kontinenten und einigen Wolkenfetzen. Es wurden zwei Planetenmodelle verwendet. Das eine enthält einige Wolken (wie Pollux IV), dann sieht man nur einen Teil der Planetenkugel, auf der die Kontinente sehr deutlich hervortreten. Dieses Modell werden wir noch öfters erleben, z.B. als Neural oder Eden.
Die Gestalt der Kontinente ist zwar anders, aber das Verhältnis Wasser:Land beträgt genau wie auf der Erde 70:30. Die Atmosphäre ist mit der der Erde identisch, und es gibt sogar Smog. Das ist schon ein sehr großer Zufall. Die Szenen außerhalb der Stadt wurden unter freiem Himmel gedreht.
Ian Wolfe, der mittlerweile verstorben ist, spielte auch in "All Our Yesterdays" den Bibliothekar Mr. Atoz.
Der TNG-Roman "The Captain's Honor" befaßt sich mit einem Raumschiff von 892-IV. Zu dieser Zeit hat sich der Planet der Föderation angeschlossen. Gene Roddenberry gab zu diesem Roman erst seine Zustimmung, nachdem dieser massiv umgeschrieben wurde.
Der Titel stammt eigentlich von dem römischen Satiriker Juvenal: "The people that once bestowed commands, consulhips, legions, and all else, now concerns itself no more, and longs eagerly for just two things - bread and circuses!"
In der deutschen Fassung fehlt zu Beginn die Szene, in der Kirk, Spock und McCoy am Abhang materialisieren, bevor sie sich über die Prime Directive unterhalten. Das Wortspiel sun-son ging im Deutschen verloren, da Sonne und Sohn nun einmal anders klingen.
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