Star Trek: 60
"Is There in Truth No Beauty?" (Die fremde Materie)

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Staffel3
59: "And the Child..."
61: "Spectre of the..."

US-Erstausstrahlung:
19.10.1968

ZDF-Erstsendung:
30.9.1972

Produzent:
Fred Freiberger

Regie:
Ralph Scenesky

Drehbuch:
Jean Aroeste

Musik:
George Duning

Gaststars:

Diana Muldaur
als Dr. Mirinda Jones

David Frankham
als Lawrence Marvick

Die Handlung

Szenenbild Die Medusen sind Lebewesen, die aus reiner Strahlung bestehen und zu den höchstenwickelten Lebensformen der Galaxis gehören. Allerdings sind sie so häßlich anzusehen, daß ihr Anblick jeden Menschen wahnsinnig werden läßt. Vulkanier können den Anblick nur mit einer Schutzbrille ertragen.

Die Enterprise soll Kollos, den Botschafter der Medusen, in seine Heimat zurückbringen. Davor kommt Lawrence Marvick an Bord, der Spock die Schutzbrille übergibt. Scotty freut sich riesig, einen der Konstrukteure der Enterprise persönlich kennenzulernen. Nachdem alle den Transporterraum verlassen haben, beamt Spock den Botschafter und Dr. Miranda Jones an Bord.

Dr. Jones ist geborene Telepathin und wurde auf Vulkan weiter in dieser Kunst ausgebildet. Sie hat telepathischen Kontakt mit Kollos und begleitet ihn. Kollos befindet sich in einem undurchlässigen Behälter, um die anderen vor seinem Anblick zu schützen. Im Quartier des Botschafters angekommen, öffnet sich der Behälter, und Spock begrüßt Kollos noch einmal persönlich.

Die Enterprise verläßt den Orbit, und am Abend finden sich die Senioroffizieren zu einem Dinner mit Dr. Jones und Mr. Marvick zusammen. Um Miranda zu ehren, trägt Spock sein IDIC-Medaillon, doch diese erweist sich als ein wenig arrogant, da sie es nur schwer verkraften kann, daß Spocks telepathische Fähigkeiten besser sind als die ihren. Während des Essens diskutieren sie auch darüber, ob man die Medusen als Navigatoren auf Raumschiffen einsetzen kann, sobald das Kommunikationsproblem gelöst ist.

Larry Marvick kann es in seiner Eifersucht nicht verkraften, daß Miranda mit Kollos geht und möchte den Botschafter mit einem Phaser umbringen, doch beim ersten Anblick des Medusen wird er wahnsinnig und rennt schreiend davon. Miranda hat den Mordversuch telepathisch mitbekommen und informiert Kirk, bevor sie Kollos' Quartier aufsucht. Marvick rennt in seinem Wahn, die Galaxis verlassen zu müssen, in den Maschinenraum, wo ihm der nichts ahnende Scotty das Schaltpult überläßt. Als Kirk die Besatzung über den Vorfall informiert, greift Scotty sofort ein, wird aber von Marvick überwältigt.

Die Enterprise beschleunigt immer weiter und verläßt die Galaxis. Miranda begleitet Kirk und seine Leute in den Maschinenraum und versucht, Marvick telepathisch zu beruhigen, doch dieser greift sie an und stirbt schließlich. Er konnte mit diesen Wahnvorstellungen einfach nicht mehr leben. Die Enterprise treibt in der Energiebarriere, die unsere Galaxis umgibt und hat keinerlei Bezugspunkte für den Rückflug. Sie sind hier gefangen. Da kommt Kirk die Idee, daß die Medusen hervorragende Navigatoren sind und Kollos die Enterprise zurückbringen könnte. Spock ist bereit, zu diesem Zweck eine Geistesverschmelzung mit dem Medusen durchzuführen. Dadurch wird er Kollos und bekommt dessen navigatorische Fähigkeiten.

Allerdings ist Dr. Jones mit ihrer Eifersucht ein Hindernis, denn sie gestattet nicht, daß jemand in ihre Verbindung mit Kollos eindringt. Kirk lenkt sie daher im botanischen Garten ab, während Spock Kollos aufsucht. Doch Miranda bekommt Spocks Kontaktaufnahme mit und besteht darauf, selbst diese Verschmelzung durchzuführen. McCoy macht ihr aber klar, daß sie als Blinde kein Raumschiff steuern kann. Dr. Jones ist blind und ersetzt ihre Sehkraft durch ein Sensorengewebe, das in ihr Kleid eingewebt ist. Da sie Kollos nicht sehen kann, ist er keine Gefahr für sie. McCoy hatte Mirandas Blindheit bisher verheimlicht, um ihr das Mitleid der anderen zu ersparen. Erst nachdem sie mit Kollos darüber gesprochen hat, gibt sie schließlich nach.

Kollos' Behälter wird hinter einem Wandschirm auf die Brücke gebracht, und Spock beginnt die Geistesverschmelzung. Der Vulkanier übernimmt die Persönlichkeit des Medusen und ist nun zur Hälfte Kollos, was sich auch in seinem Benehmen den anderen gegenüber offenbart. Problemlos steuert er die Enterprise an den Ausgangspunkt der Katastrophe zurück.

Als Spock/Kollos zum Wandschirm zurückkehrt, um den Kontakt wieder zu lösen, vergißt er seine Schutzbrille, sieht Kollos und wird wahnsinnig. Kirk muß ihn mit dem Phaser betäuben, und Spock wird in die Krankenstation gebracht, wo Miranda versucht, telepathischen Kontakt mit ihm aufzunehmen und ihn dadurch zu retten. Es zeigen sich aber noch keine Erfolge. Kirk ist überzeugt, daß sie in ihrer Eifersucht Spock auch gar nicht retten will und geht in das Behandlungszimmer hinein. Miranda hat ihr Sensorengewebe abgelegt und ist nun wirklich blind. Kirk sagt ihr laut die Meinung. Sie kann Kollos nie sehen, aber Spock hat ihn gesehen, und deshalb würde sie ihn nun am liebsten sterben sehen. Daher hat sie ihn auf der Brücke auch so beeinflußt, daß er seine Schutzbrille vergißt. Kirk läßt Miranda wieder alleine, und diese überwindet ihre Eifersucht, dringt tief in Spocks Geist ein und holt ihn aus dem Wahnsinn zurück. Nachdem Miranda die Häßlichkeit in sich selbst überwunden hat, gelingt ihn nun auch der ersehnte vollkommene Kontakt mit Kollos. Sie ist jetzt eins mit dem Medusen. Die Enterprise erreicht den Zielplaneten, und Spock beamt Miranda und Kollos nach unten.

Info:

"Is There in Truth no Beauty" präsentiert eine der wichtigsten Philosophien im Star Trek-Universum: IDIC. Infinite Diversity in Infinite Combinations. Das IDIC-Symbol wurde von Gene Roddenberry in dieser Episode eingeführt, um den Verkauf dieser Medaillons bei seiner Firma Lincoln Enterprises anzukurbeln, doch die Fans haben hauptsächlich die Philosophie, die dahinter steckt, akzeptiert und interpretiert. IDIC besagt, daß sich die Schönheit erst aus der Verschiedenheit ergibt. Etwas, das anders ist, ist deshalb noch lange nicht schlecht, sondern wenn man das eine mit dem anderen kombiniert, ergibt sich daraus eine Schönheit, die größer ist als die Summe der beiden Einzelhälften. Diese Schönheit durch Verschiedenheit wird im IDIC-Symbol deutlich: Ein Dreieck und ein Kreis, verschiedene Materialien und Gewebe, und daraus wird der Diamant als Symbol für die Schönheit. Das IDIC-Symbol (und auch die Philosophie) ist im Fandom weitverbreitet. Man sieht es auch als Wandschmuck in Spocks Quartier in ST II und III und auf der Wand im Konferenzsaal von Camp Khitomer in ST VI. Quark macht daraus natürlich ein Geschäft und bietet IDIC-Medaillons in "The Jem'Hadar" zum Kauf an.

Beispiele für IDIC in Star Trek sind Miranda Jones und Kollos. Beide sind so total verschieden, und doch ist ihre Vereinigung für beide das Schönste, wie aus der Schlußszene deutlich wird. Sarek von Vulkan und die Terranerin Amanda lieben sich, und das Produkt dieser Liebe zwischen zwei verschiedenen Kulturen ist Spock. Übertragen auf unsere Welt ist IDIC ein klares "Nein" gegen Rassenhaß und Überlegenheitsdenken. Trifft man z.B. auf einen Ausländer, kann man ihn fertig machen nach dem Motto: "Ich bin etwas besseres." Darüber denken wir wohl alle gleich. Eine andere Möglichkeit wäre, die Tatsache, daß der andere Ausländer ist, einfach zu ignorieren und ihn wie einen Deutschen zu behandeln. Das ist schon besser, aber auch noch nicht so ganz das Richtige. Am sinnvollsten und schönsten ist es doch, wenn man den anderen so akzeptiert, wie er ist und aus der Tatsache, daß er anders ist, einen Nutzen entnimmt. IDIC bedeutet dabei nicht nur, daß wir den anderen tolerieren sollen, wie er ist, sondern wir sollen ihn als eine Chance betrachten, von ihm und seiner Kultur zu lernen. In den deutschen ST-Romanen bei Heyne wird seit einiger Zeit IDIC in UMUK (Unendliche Mannigfaltigkeit in unendlichen Kombinationen) umübersetzt.

Dr. Jones ist wohl einer der komplexesten Charaktere in der Serie. Sie ist als Telepathin geboren und studierte deshalb auf Vulkan, um zu lernen, mit dieser Fähigkeit zurechtzukommen. Wie lange sie schon blind ist, wissen wir nicht. Larry Marvick liebt sie, doch ihre einzige Liebe ist Kollos. Allerdings ist ihr bisher noch nie der ersehnte vollständige Kontakt mit dem Medusen gelungen. Ihre Eifersucht auf Spock wird riesengroß, da es Spock auf Anhieb gelang. Obwohl sie nach ihrer Zeit auf Vulkan Gefühle ebenfalls ablehnt, kann sie ihre Eifersucht nicht kontrollieren, und erst, nachdem sie Spocks Verbindung mit Kollos akzeptiert hat, ist sie selbst in der Lage, eins mit dem Medusen zu werden. Larry Marvick konnte seine Eifersucht nicht überwinden und ist als Folge dessen gestorben.

Kollos befindet sich die ganze Zeit in einem verschlossenen Metallbehälter, der mit Antigravs transportiert wird. In seinem Logbuch zu Beginn beschreibt Kirk Kollos' äußere Erscheinung als so häßlich, daß man von seinem Anblick wahnsinnig wird. Wie auch bei der Horta zeigt sich dabei, daß die äußere Erscheinung nichts damit zu tun hat, ob man "gut" oder "schlecht" ist. Die Medusen sind eine äußerst wohlwollende Rasse, und Miranda hat deren äußere Erscheinung akzeptiert, während Kirk und McCoy da noch mit ihren Vorurteilen zu kämpfen haben. Im Gegensatz dazu denkt Kollos in Spocks Körper, wie einsam die Menschen in diesen Körpern doch sind. Dem Zuschauer erscheint der Meduse nur als grünes Licht, das den Raum ausfüllt.

Vulkanier können dank ihrer telepathischen Fähigkeiten und ihrer Ausbildung die Medusen mit einer roten Schutzbrille betrachten, die einen Teil der Strahlung der Medusen wegfiltert. Bei Menschen nützt auch diese Brille nichts. Als Spock Miranda und Kollos an Bord beamt (wie kann man eigentlich ein körperloses Wesen beamen?), tragen er und Miranda (diese nur zum Schein) die Schutzbrillen. Zur Sicherheit werden dann alle Gänge geräumt, bis sie im Quartier des Medusen ankommen. Als die beiden am Ende der Episode auf den Planeten gebeamt werden, trägt Spock zwar seine Schutzbrille, aber Kirk bleibt im Transporterraum stehen. Die Brille dient beim Beamen wohl mehr zur Sicherheit, weil dabei ja auch der Kollos umgebende Behälter dematerialisiert, aber Kirk setzt sich dennoch einem sehr großen Risiko aus. Der Beamvorgang erscheint in beiden Fällen aus der Sicht von Spock; die Szenen wurden mit einem Rotfilter vor der Kamera aufgenommen.

Das Sensorengewebe, das Mirandas Sehkraft ersetzt, besteht aus vielen Perlen, die über ein Netzwerk miteinander verbunden sind. Sie trägt es über ihrem Kleid. Es dient wohl hauptsächlich dazu, dreidimensionale Strukturen wahrzunehmen, aber sie kann z.B. die Anzeigen auf den Monitoren nicht erkennen. Daher ist sie auch nicht in der Lage, ein Raumschiff zu erkennen. Dieser Nachteil wurde aber bis zum 24. Jahrhundert beseitigt, wie Geordi LaForge demonstriert. Ihre Frisur ähnelt der von Kelinda aus "By Any Other Name". Das Haar ist zwar schwarz und offen, aber sie trägt über der Stirn die gleiche Schleife wie die Kelvanerin.

Der Ort, in dem sich die Enterprise nach ihrer Irrfahrt wieder findet, sieht aus wie die Barriere, die laut "Where No Man Has Gone Before" und "By Any Other Name" die Milchstraße umgibt. Leider wird nicht näher auf dieses Phänomen eingegangen.

Dem Zuschauer wird die Umgebung einige Male auch aus der Sicht der beiden Wahnsinnigen Marvick und Spock präsentiert. An den Rändern ist das Bild dann verzerrt, z.B. erscheinen Kirks Arme viel länger, und Miranda wirkt wie eine Hexe.

Beide Planeten, die zu sehen sind (am Anfang und am Ende), sehen gleich aus: dunkelbraune Kontinenten und dunkelblaue Meere, dazu einige Wolken wie z.B. auch Triacus. Zu Beginn der jeweiligen Szenen, wenn die Enterprise den jeweiligen Planeten anfliegt, erscheinen sie heller und mit einer dichteren Wolkendecke wie z.B. Sigma Iota II zu Beginn von "A Piece of the Action". Beide Planeten werden namentlich nicht genannt. Der erste Planet ist irgendeine Welt der Föderation. Der andere Planet könnte der medusische Heimatplanet sein, da die Enterprise Kollos ja zurück auf seine Heimatwelt bringen soll, aber Kirk erwähnt Miranda gegenüber auch mal, daß sie auch noch mit einem anderen Raumschiff weiterreisen, so daß es sich hier eher um eine Zwischenstation handeln wird.

Während des Dinners tragen die Offiziere der Enterprise ihre Galauniformen. Scotty sieht man das erste Mal im schottischen Kilt.

Diana Muldaur hatte ihren ersten Auftritt als Dr. Ann Mullhal in "Return to Tomorrow". In der 2. Season von TNG ersetzt sie dann Dr. Crusher als neue Schiffsärztin, Dr. Kate Pulaski.

Der Episodentitel stammt aus dem Gedicht Jordan, den der Metaphysiker Goerge Herbert im 17. Jahrhundert schrieb: "Who says that fictions only and false fair become a verse? Is there in truth no beauty?"

In der deutschen Fassung fehlt während des Dinners die komplette IDIC-Szene, außerdem ein Monolog, den Spock/Kollos hält. Nach dem Hinunterbeamen sind in der Originalfassung noch einige Sekunden vor dem Nachspann, die das ZDF auch herausgeschnitten hat. Der Name Miranda Jones wurde außerdem in Marion Jones umgeändert.

Diese Folge ist enthalten in dieser DVD-Box
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Letztes Update:
28. September 1998

©1998 Martin Stahl.