Star Trek: 71
"The Mark of Gideon" (Fast unsterblich)

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Staffel3
70: "Let That Be..."
72: "That Which..."

US-Erstausstrahlung:
17.1.1969

SAT1-Erstsendung:
16.5.1988

Produzent:
Fred Freiberger

Regie:
Jud Taylor

Drehbuch:
George F. Slavin
Stanley Adams

Musik:
Fred Steiner

Gaststars:

Sharon Acker
als Odona

David Hurst
als Hodin

Gene Dynarski
als Krodak

Die Handlung

Szenenbild Nach langen Verhandlungen erlaubt der hohe Rat von Gideon der Föderation endlich, eine Person auf ihren Planeten zu beamen. Die Bedingung: Es muß der Captain der Enterprise sein. Also läßt sich Kirk von Spock direkt in die Ratskammer von Gideon beamen, materialisiert aber auf einer menschenleeren Enterprise. Er sucht das ganze Schiff nach der Besatzung ab und entdeckt dabei, daß er eine kleine Verletzung am Arm hat und einige Zeit bewußtlos war.

Inzwischen nimmt Gideon Kontakt mit der Enterprise auf und informiert Spock, daß Kirk nicht bei ihnen angekommen ist. Hodin vom hohem Rat empfiehlt ihm, den Transporter zu überprüfen. Spock will indessen nach Gideon beamen und Kirk suchen, was Hodin ihm aber nicht gestattet. Da der Planet abgeschirmt ist, nützen die Schiffssensoren auch nichts.

In einem Gang der Enterprise trifft Kirk auf eine junge Frau, Odona. Sie weiß nicht, wie sie hierher gekommen ist und was das alles soll. Sie stellt nur fest, daß es hier wunderschön ruhig ist. Auf dem Hauptbildschirm erscheinen nur die Sterne. Die Enterprise muß den Orbit um Gideon verlassen haben. Um den Transporter zu testen, wird das Ratsmitglied Krodak auf die Enterprise und gleich wieder zurück gebeamt. Alles funktioniert tadellos, doch Hodin erlaubt immer noch keine Suchmannschaft auf Gideon. Odona erzählt Kirk, daß ihr Planet überbevölkert ist. Es gibt keinen Platz, der nicht mit Menschen überfüllt ist. Auf dem Bildschirm erscheinen für einen kurzen Moment auch viele Gesichter, die die beiden beobachten. Währenddessen bricht bei Odona eine Krankheit aus, und sie gibt zu, daß sie sich bei Kirk angesteckt hat. Auf ihrem Planeten gibt es keinerlei Krankheiten, und sie dient dazu, Krankheiten und auch den Tod von Kirk auf ihr Volk zu übertragen.

Hodin kommt zu ihnen, und erklärt Kirk, daß er sich in einem exakten Duplikat der Enterprise auf Gideon befindet. Kirk durfte auf Gideon kommen, weil er früher einmal an veganischer Meningitis erkrankt war und den Erreger noch immer in seinem Blut hat. Durch die absolut reine Atmosphäre auf Gideon ist der Tod auf diesem Planeten so gut wie unbekannt. Da das Leben hier als heilig gilt, wurden auch keine Maßnahmen zur Geburtenkontrolle getroffen, und daher ist der Planet nun total überbevölkert. Über Kirk und Odona wird die veganische Meningitis nun einen Großteil der Bevölkerung töten, und Odona soll als Zeichen für ihr Volk an dieser Krankheit sterben.

Admiral Fitzgerald vom Hauptquartier macht Spock klar, daß er nicht ohne Hodins Erlaubnis auf Gideon beamen wird. Der diplomatische Weg muß eingehalten werden. Spock stellt fest, daß die Koordinaten, zu denen Kirk gebeamt worden ist, nicht mit denen übereinstimmen, mit denen Krodak aus der Ratskammer gebeamt wurde. Die Gideoniten gaben der Enterprise mit Absicht falsche Koordinaten, um Kirk verschwinden zu lassen, und Spock ignoriert nun alle Verbote und läßt sich zu Kirks Koordinaten beamen. Er erkennt schnell, daß er sich auf einem Duplikat der Enterprise befindet, kann die Wachen überwältigen und erreicht das Quartier, in dem sich Kirk, Hodin und Odona befinden. Spock läßt sich, Kirk und Odona zurückbeamen, und in der Krankenstation wird die junge Frau geheilt. Da sie aber den Krankheitserreger immer noch in sich trägt, kann sie auf ihrem Planeten die Krankheit verbreiten und den Tod wieder einführen.

Info:

Die ganze Episode ist ein einziges Argument für Geburtenkontrolle. Zu dieser Zeit vermehrte sich die Menschheit besonders in Asien sehr stark, doch inzwischen konnte besonders in China durch die eingeführte Geburtenkontrolle der Bevölkerungszuwachs eingedämmt werden. Während in den Industrieländern die Geburtenrate sehr niedrig ist und z.B. in Deutschland sogar unter der Sterberate liegt, nimmt sie besonders in den Ländern der dritten Welt stark zu. Global gesehen vermehrt sich die Menschheit nicht exponentiell, wie es bei Tierpopulationen zu Beginn ihres Wachstums ist, sondern sogar hyperexponentiell, also sogar noch stärker.

Es ist ein Gesetz in der Tierökologie, daß sich eine Population zuerst exponentiell vermehrt, da zuerst die Ressourcen (z.B. Nahrung) noch unbegrenzt sind. Doch mit der Zeit kommt es zur Konkurrenz zwischen den Individuen um die in Wirklichkeit begrenzten Ressourcen, und die Vermehrungsrate nimmt ab, da es einfach nicht mehr Nahrung gibt, um so viele Mäuler zu stopfen. Irgendwann sind die Ressourcen soweit erschöpft, daß sich die Population nicht mehr vermehren kann. Diese Grenze wird Kapazität genannt. Die Ressourcen erholen sich wieder, doch eine Population kann nicht über die Umweltkapazität ansteigen, da in diesem Moment die Ressourcen wieder nicht ausreichen und ein Teil der Population im Prinzip verhungert. In dieser Zeit erholen sich die Ressourcen wieder, und die Population nimmt wieder zu. Sie pendelt also ständig um die Kapazitätsgrenze herum. Die Menschheit kann kurzfristig die Kapazitätsgrenze immer wieder höherschrauben, z.B. durch den Einsatz von Insektiziden, um den landwirtschaftlichen Ertrag zu steigern, doch das alles geht auf Kosten der Umwelt, und die läßt sich das auch nicht unbegrenzt gefallen. Die hohe Zuwachsrate der menschlichen Population muß daher eingedämmt werden, da sonst die Menschheit nicht mehr ernährt werden kann und die Hungersnöte immer größer werden, und es ist nur noch eine Frage der Zeit, bis das Ökosystem vollends zusammenbricht. Eine Geburtenkontrolle ist daher besonders in den Entwicklungsländern notwendig, doch sie kann sich nicht durchsetzen, solange dort eine hohe Kinderzahl als Altersabsicherung dient. Die Politik der Industriestaaten tut ein übriges, um die Menschen der dritten Welt hungern zu lassen.

Was hat dieser Ausflug in die Ökologie aber mit "The Mark of Gideon" zu tun? Nun, zum einen schadet es wohl nicht, über solche Dinge auch ein wenig Bescheid zu wissen, zum anderen will ich damit zeigen, warum diese Episode trotz ihrer guten Absichten total unlogisch ist. Bis es soweit kommen kann, daß jeder Quadratmeter Boden mit Menschen bevölkert ist, sind die Ressourcen längst erschöpft (und selbst, wenn sich die Gideoniten nur noch mit Pillen etc. ernähren, muß zu deren Produktion auch die Energie irgendwoher kommen, und im Grunde entsteht jede Nahrung nur aus der Energie des Sonnenlichts). Es gibt ja nicht einmal Platz mehr, um die Nahrung anzubauen. Die Population müßte also schon lange vorher in einer gigantischen Hungersnot zusammengebrochen sein. Selbst wenn nicht, würden die Menschen bei einem ständigen so engen Gedränge schlicht und einfach an Streß sterben. Es gibt eine Tierart, die Tupajas, die wirklich bei einer zu großen Population zuerst ihre Jungen auffressen und bei weiterem Streß daran sterben. Die ganzen Argumente und Theorien gelten zwar für Menschen auf der Erde, aber die Gideoniten sind extrem menschenähnlich (für die Maskenbildner war dies eine sehr billige Folge), und die Gesetze der Evolution, nämlich nur wer erfolgreicher ist als die anderen, kann sich fortpflanzen, gelten auf jedem Planeten. Auch auf Gideon kann man kein Essen aus dem Nichts herbeizaubern. Da wäre man eher in der Lage, andere Planeten zu kolonisieren.

Die Vorstellung von einem so überbevölkerten Planeten ist also total absurd und aus der Luft gegriffen. Die Idee von einer total reinen Atmosphäre auch, denn wir brauchen z.B. einige Bakterienarten zum Leben (beispielsweise als Symbionten im Darm), und es gibt genug Krankheiten, die nicht durch Bakterien oder Viren hervorgerufen werden. Die Fähigkeit der Gideo- niten paßt auch nicht zur total reinen Atmo- sphäre, denn es gäbe in diesem Fall auch nicht die Notwendigkeit zur totalen Regeneration, und Kirk Krankheit wäre dann auch total sinnlos.

"Das Leben ist heilig." Aus diesem Grund lehnen die Gideoniten die Geburtenkontrolle ab, sind aber bereit, Milliarden Menschen mit der veganischen Meningitis zu töten. Das paßt irgendwie nicht zusammen.

Gideon gehört nicht zur Föderation und hat sich total abgeschottet. Wie sind die Gideoniten dann in der Lage, ein perfektes Duplikat der Enterprise auf ihrem überbevölkerten Planeten zu errichten? Die Föderation ist wohl kaum bereit, einem fremden Volk die Konstruktionspläne ihrer Raumschiffe zu überlassen. Es ist auch seltsam, daß die Föderation jahrelang mit Gideon verhandelt, nur um einer Person zu ermöglichen, auf den Planeten zu beamen. Warum läßt man sie dann nicht in Ruhe, wenn sie von der Föderation nichts wissen wollen? Man könnte meinen, in diesem Fall verstößt die ganze Föderation gegen die Prime Directive.

Die ganze Geschichte mit der zweiten Enter-prise dient dazu, Kirk zu verwirren, und der Trick gelingt sehr gut. Kirk kommt gar nicht auf die Idee, daß dies nicht sein Raumschiff sein könnte, während dies für Spock bereits nach wenigen Minuten klar wird und er Kontakt mit der echten Enterprise aufnimmt. Gut, Spock weiß von Anfang an, daß etwas nicht stimmt, und er ist Vulkanier. Aber ist Kirk wirklich so doof, daß er nicht einmal versucht, über sein Funkgerät Kontakt mit seinen Leuten aufzunehmen?

Das war jetzt also erstmal eine ganze Seite Verriß über "The Mark of Gideon", aber in der Regel bemüht man sich bei Star Trek um einen logischen Aufbau und um glaubwürdige Geschichten, und wenn man sich dann "The Mark of Gideon" anschaut, fällt einem sofort auf, daß die ganze Sache durch und durch unglaubwürdig ist, obwohl man aus dem Thema Geburtenkontrolle durchaus etwas hätte machen können. Es muß ja nicht gleich so übertrieben sein, daß die Menschen dicht an dicht stehen, und die Geschichte mit dem Enterprise-Duplikat hätte man sich auch sparen können.

Odona erscheint von Anfang an als naive, unschuldige junge Frau, und man glaubt ihr gerne, daß sie wirklich nicht weiß, was sich da abspielt, obwohl sie Hodins Tochter ist. Ihr neues Gefühl, alleine in einem Raum zu sein, wird dadurch dargestellt, daß Odona durch die Korridore der Enterprise tanzt und sich dabei immer wieder um sich selbst dreht.

Hodin und auch Admiral Fitzgerald fallen in das typische Klischee der Diplomaten und Vorgesetzten, und Spock sagt auch, daß die Diplomaten nur dazu dienen, eine Krise zu verlängern. Interessant, wenn man bedenkt, daß sein Vater Botschafter ist und Spock selbst seit ST VI - The Undiscovered Country unter die Diplomaten gegangen ist. Für Spock war es nur logisch, sich gegen Fitzgeralds Befehl zu widersetzen und auf Gideon zu beamen, da er eingesehen hat, daß weitere Gespräche nichts bringen.

Von den Gideoniten sieht man nicht viel. Die Masse draußen trägt schwarze Overalls und Kapuzen, so daß man nur das Gesicht erkennt. Die Ratsmitglieder tragen Ornamente auf ihren Anzügen, und man könnte meinen, je weniger Ornamente einer trägt, desto weniger Haare hat er auch.

Als Krodak auf die Enterprise gebeamt wird, sieht man auf dem Hauptbildschirm der Brücke, wie Krodak erst in der Ratskammer entmaterialisiert. Dieser Effekt taucht erst wieder in der TNG-Folge "The Samaritan Snare" auf. In einer Szene in der Ratskammer gibt es einen interessanten Kamerawinkel, in dem Kirk durch den Glastisch von unten gefilmt wird.

Es ist das einzige Mal in der Serie, daß man die Beam-Koordinaten wirklich zu Gesicht bekommt, denn sie werden hier mehrere Male genannt. Es handelt sich um eine Reihe von Zahlen: 875-020-079 für den Transporterraum des Enterprise-Duplikats, 875-020-709 für die Ratskammer auf Gideon.

Stanley Adams, Co-Autor dieser Episode, spielte Cyrano Jones in "The Trouble with Tribbles". Er beging vor einigen Jahren Selbstmord.

Gene Dynarski spielte Ben Childress in "Mudd's Women" und Commander Quinteros in der TNG-Episode "11001001".

Im alten Testament der Bibel ist Gideon der Führer von Tausenden von Leuten, die gegen die Midaner kämpfen sollen. Es sind aber zu viele unter Gideons Führung, und Gott wählt 300 aus, die in die Schlacht ziehen.

Gideon ist der gelbe Standardplanet mit einigen dunklen Schatten wie z.B. Gamma II oder Arret.

"The Mark of Gideon" ist die erste im Panini-Sammelalbum aufgeführte Episode und trägt dort den Titel "Gideons Zeichen".

Diese Folge ist enthalten in dieser DVD-Box
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Letztes Update:
1. Februar 1999

©1999 Martin Stahl.