Voy: 43
"Basics Part 2" (Der Kampf ums Dasein)

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Staffel3
42: "Basics"
44: "Flashback"

szenenbild
US-Erstsendung:
4.9.1996

SAT1-Erstsendung:
24.4.1998

Regie:
Winrich Kolbe

Drehbuch:
Michael Piller

Musik:
Dennis McCarthy

Kamera:
Marvin Rush A.S.C.

Gaststars:

Brad Dourif
als Ensign Suder

Anthony DeLongis
als Maj Culluh

Martha Hackett
als Seska

Nancy Hower
als Ensign Wildman

Simon Billig
als Hogan

Scott Haven
als Kazon

Inhalt:

Die Voyager-Crew findet eine Höhle als Unterschlupf. Hogan wird von einer Riesenschlange gefressen. Paris ist noch immer mit dem Shuttle zu den Talaxianern unterwegs.

Janeway befiehlt ihrer Crew, alles Menschenmögliche zu unternehmen, um zu überleben, notfalls müsse man sogar Würmer essen.

Auf der Voyager läßt Seska vom Holodoc ihr Baby untersuchen. Er stellt fest, daß Maj Culluh der Vater ist. Ansonsten kann er Seska überzeugen, daß es ihm als Computerprogramm egal sei, für welche Crew er arbeite. Nachdem Seska gegangen ist, scannt er das Schiff und entdeckt Suder, der sich noch immer in einer Jeffreysröhre versteckt hält.

Nachts werden Kes und Neelix von einheimischen Wilden entführt. Tom ist am Ziel und kann den Talaxianer Paxim dafür gewinnen, bei der Rückeroberung der Voyager zu helfen.

Der Holodoc kann Suder überzeugen, daß er sich Waffen besorgen muß, um gegen die Kazon zu kämpfen. Doch durch das Training mit Tuvok hat Suder eine starke innere Ablehnung gegenüber Gewalt entwickelt, die sogar so weit geht, daß ihm bereits der Gedanke an eine Tötung physische Schmerzen bereitet.

Inzwischen versuchen Tuvok und Chakotay, Kes zu befreien. Die Wilden wollen Kes offenbar gegen eine Stammesschönheit tauschen. Auf der Flucht vor den Wilden muß man sich in einen der Tunnel begeben, in der die Riesenschlange haust. Die Schlange erwacht und frißt einen medizinischen Offizier, während die anderen mit knapper Mühe entkommen können.

Der Holodoc empfängt eine geheime Nachricht von Paris, der ihn auffordert, die Phaserbänke so zu sabotieren, daß sich die Rückkoppelung automatisch im Schiff entlädt. Suder tötet alle Kazon im Maschinenraum und kann die Phaser manipulieren. Kurz darauf wird er selbst von einem Kazon erschossen. Als Culluh die Phaser abfeuern will, entlädt sich die Energie überall auf dem Schiff. Die meisten Kazon werden dabei getötet, ebenso Seska. Culluh nimmt das Baby an sich und verläßt das Schiff mit einer Rettungskapsel.

Auf dem Planeten bricht der Vulkan aus. Chakotay gelingt es, ein einheimisches Mädchen vor der Lava zu retten. Kurz darauf kann man mit den Wilden die Friedenspfeife rauchen, als auch schon die Voyager landet, um die Crew wieder an Bord zu nehmen.

Kritik:

Trotz oder gerade wegen des enormen Aufwands, der sichtlich für "Basics Part 2" betrieben wurde, ist die Episode sehr enttäuschend. Die Folge ist streckenweise furchtbar vorhersehbar und daher langweilig. Autor Michael Piller geht jedes Problemchen routiniert an und löst es dann auf denkbar einfachste Weise. Noch schlimmer: Die Figuren diskutieren die meisten Lösungsversuche vorher durch. Es ist aber furchtbar uninteressant, wenn man als Zuschauer den noch nicht einmal sehr originellen Rückeroberungsplan zuerst erfährt und dann zusehen darf, wie dieser Plan ohne den geringsten Rückschlag durchgeführt wird.

Der Planet Hanon Vier ist auch aus der übelsten Klischeekiste. Ein paar Wilde, eine Riesenschlange und ein Vulkanausbruch, schon hat man die klassische Mischung für einen Abenteuerplaneten nach dem 0815-Strickmuster. Das ist nun wirklich nicht sehr einfallsreich. Die Voyager-Crew darf sich dann wie in einem schlechten Filmserial von einer abgedroschenen, aber leider nie wirklich aussichtslosen Cliffhanger-Gefahr zur nächsten hangeln. Kaum daß ein Problem auftaucht, zeichnet sich auch schon die Lösung ab. Also erleben wir auf Hanon Vier einen kurzen Kampf mit einer Riesenschlange (die sich bei ihrem zweiten Auftritt zum Glück wesentlich langsamer fortbewegt), danach kommt die Bedrohung durch die Lava und am Ende steht die phantasielose Aussöhnung mit den Wilden, die natürlich dadurch entsteht, daß Chakotay einer Einheimischen das Leben rettet. Und ein Eingeborener hat dann auch gleich das passende Gewürzpäckchen parat, das Wildmans krankes Baby in sekundenschnelle genesen läßt. Solche Vorhersehbarkeiten sind kaum zu überbieten.

Besonders enttäuschend ist die Geschichte um Seskas Baby, das aus welchen Gründen auch immer nun doch von Culluh stammt. Ursprünglich sollte Chakotay tatsächlich der Vater sein, doch dann überlegten es sich die Autoren in letzter Minute anders. Das war nicht nur ein reichlich bequemer, sondern auch ein sehr unlogischer Weg, Seskas Baby sozusagen "loszuwerden" und nie wieder erwähnen zu müssen. Denn wie kann es sein, daß Seska sich mit Chakotays DNS geschwängert hat, ohne dabei zu bemerken (oder zu scannen), daß sie ganz offenbar schon von Culluh ein Kind erwartet? (Die ungeplante Kreuzung einer Cardassianerin mit einem Kazon durch bloßen Beischlaf ohne genetische Manipulation erscheint mir ohnehin undenkbar.)

Die Voyager-Crew läßt auch kaum eine der typischen Horrorfilm-Dummheiten aus. Immer wieder trennen sich Leute, und Neelix überredet Hogan auch noch, allein vor einer Höhle herumzustehen und Knochen (!!!) einzusammeln. Jeder, der in seinem Leben auch nur einen Horrorfilm gesehen hat, weiß, daß Hogan das nicht überleben konnte. Neelix begeht kurz darauf die zweite, klassische Horrorfilm-Dummheit: Er spaziert nachts völlig grundlos im Freien herum. Klar, daß er dabei von den Wilden entführt wird, und bei der Rettungsaktion muß ein weiteres Crewmitglied dran glauben.

In "Basics Part 2" haben die Autoren etwas betrieben, das sich mit der Überschrift "Vernichtung von interessantem Nebenfigurenpotential" betiteln ließe. (Ich rede hier von "den Autoren", weil Michael Piller das nicht allein entschieden hat.) Der Tod von Seska ist da wohl noch der geringste Verlust. (Sie ist übrigens die erste WEIBLICHE Nebenfigur, die nach dem Pilotfilm "The Caretaker" (dt.: Der Fürsorger) in "Star Trek - Voyager" gestorben ist.) Ursprünglich sollte Seska gar nicht getötet werden. Die Autoren von "Star Trek - Voyager" entschlossen sich in letzter Minute zu diesem Schritt, um das Thema Seska ad acta zu legen. Besonders Jeri Taylor, die schon lange von den ganzen Kazon-Geschichten genug hatte, setzte sich dafür ein, endlich unter die Kazon einen Schlußstrich zu setzen.

Das einfallslose Ende von Suder war nun wirklich enttäuschend. Suder hatte sich in "Basics Part 2" zur interessantesten Nebenfigur entwickelt, die "Star Trek - Voyager" bis dahin vorzuweisen hatte. Brad Dourif lieferte wieder einmal eine sehr eindrucksvolle Darstellerleistung, mit der er sehr gut an das Episodenhighlight "Meld" (dt.: Gewalt) anschließen konnte. Als Suder gezwungen ist, einen Kazon zu töten und sich daraufhin vor Schmerzen zusammenkrümmt, ist das zugleich die beste Szene von "Basics Part 2". Beeindruckend ist auch, daß ihm der Holodoc sogar eine Droge anbietet, die Suder das Töten erleichtern soll. Das zeigt, daß der Holodoc trotz seines hypokratischen Eids töten kann, wenn es um die Besatzung geht. Es ist wirklich ärgerlich, wenn man bedenkt, welch ungeheuerliches erzählerisches Potential die Autoren durch den Tod von Suder für künftige Episoden verschenkt haben. Der Tod von Hogan ist besonders bedauerlich. Er war seit der Episode "Alliances" (dt.: Allianzen) so gut wie regelmäßig dabei, und obwohl er zu Beginn eher zwielichtig erschien, begann man ihm langsam zu vertrauen. Eine interessante Figur und ein gewohntes Gesicht, wirklich ein Jammer, daß gerade Hogan für einen so einfallslosen Tod herhalten mußte. Hogan hat übrigens eine sehr interessante Karriere hinter sich. In "Alliances" war ein nur Crewmitglied. In "Meld" war er plötzlich Ensign. In "Deadlock" (dt.: Die Verdoppelung) war er sogar ein Lieutenant. Ab "Tuvix" war Hogan wieder nur normales Crewmitglied.

Ensign Wildman durfte zwar zusammen mit ihrem Baby diese Episode überleben, danach tauchte sie aber in der kompletten dritten Staffel nicht mehr auf. Sie wurde nur ein einziges Mal kurz in "Macrovirus" erwähnt.

Der Aufwand, der für "Basics Part 2" betrieben wurde, war sicher enorm. Da sind zum einen die für Star Trek ungewöhnlich vielen Außenaufnahmen. Die Szenen auf dem Planeten wurden in Lone Pine in Kalifornien gefilmt. Das ist ein Gebiet nördlich des Owens Lake in der Nähe des Mount Whitney, etwa 100 Kilometer von den Paramountstudios entfernt. Hinzu kamen die aufwendigen Computereffekte, mit denen die Lava und die Riesenschlange erzeugt wurden. Obwohl sich das Ergebnis durchaus sehen läßt, dem unweigerlichen Vergleich mit "Lost World" oder "Dante's Peak" halten die Effekte leider nicht stand. Die Riesenschlange wurde von Dan Curry entworfen. Die "Todd Masters Company" errichtete dann eine Skulptur, und die FX-Firma "Foundation Image" renderte daraufhin die CGI-Graphiken. "Foundation Image" erstellte die CGI-Szenen für die ersten drei Staffeln der SF-Serie "Babylon 5", bis Douglas Netter, Produzent von "Babylon 5", seine eigene Effektefirma "Netter Digital" gründete und diese mit den FX für "Babylon 5" beauftragte.

Zum Schluß die beste Nachricht: "Basics Part 2" markiert das Ende aller Kazon-Stories. Sie kommen nicht mehr vor, das Thema ist abgehakt. Von nun an wird die Voyager das tun, was sie schon längst hätte tun sollen: Sie verläßt das Kazongebiet und stößt in unbekannte und weitaus interessantere Bereiche des Deltaquadranten vor. Und so mag "Basics Part 2" nicht das Gelbe vom Ei sein, aber es ist immerhin die Pilotepisode einer Voyager-Season, die einen deutlichen Aufwärtstrend für die Serie darstellt.

Kleiner Gag noch am Rande: B'Elanna Torres erwähnt, sie habe auf der Akademie am Zehnkampf teilgenommen. Interessant! Heutzutage sind für den Zehnkampf ausschließlich Männer zugelassen, Frauen kämpfen den Siebenkampf. Offenbar hat sich da bis zum 24ten Jahrhundert einiges geändert, was durchaus logisch wäre. Zwischen den beiden Zweiteilern hat übrigens die Sternzeit die Nummer 50000 überschritten. Ist aber klar, daß niemand aus der Voyager-Crew Zeit hatte, dieses Ereignis zu feiern.

UPN startete "Star Trek - Voyager" bereits anfang September 1996. Da zu dieser Zeit auf allen anderen Sendern noch Wiederholungen liefen, war "Star Trek - Voyager" die erste Serie, die in den USA in der Herbst/Winter-Saison 1996/97 mit neuen Folgen anlief. Das erklärt vielleicht auch, weshalb "Basics Part 2" die beste Einschaltquote der gesamten dritten Staffel hatte.

"Basics Part 2" ist die letzte Episode aus der Feder von Michael Piller. Bereits Mitte der ersten Staffel von "Star Trek - Voyager" zog sich Piller von der Serie zurück und arbeitete für die neue UPN-Westernserie "Legend". "Legend" erwies sich als Flop und wurde bereits nach 12 Episoden wieder eingestellt. Piller kehrte zu Star Trek zurück und ließ sich die letzten vier Episoden der ersten Voyager-Staffel zeigen (die UPN zurückgehalten hatte und die erst zu Beginn der zweiten Staffel gesendet werden sollten). Er war alles andere als begeistert. Daraufhin las er die ersten drei Drehbücher, die für die zweite Staffel vorlagen. Piller war auch hier nicht zufrieden. Mit Entsetzen erkannte er, daß die zweite Staffel von "Star Trek - Voyager" folglich mit sieben Episoden beginnen würde, von denen sechs seiner Meinung nach große Mängel enthielten. Da er "Star Trek - Voyager" immerhin mitkonzipiert hatte, erwachte bei ihm der Ehrgeiz, sein Geistes Kind zu retten. Also verlängerte er zur großen Überraschung des Autorenstabs seinen Vertrag als Produzent für "Star Trek - Voyager" um ein weiteres Jahr.

Jeri Taylor ist bekannt dafür, jedem Autor einen großen Entscheidungsspielraum zu geben und dadurch für eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu sorgen. Das hat natürlich den Nachteil, daß eine feste Hand fehlt, die eine klare Richtung für die Serie vorgibt. Piller hingegen hat den Ruf, seine Vorstellungen unnachgiebig durchzusetzen. Da die Serie dringend ein klares Ziel benötigte, wäre das zu begrüßen gewesen, nur erwiesen sich Pillers Ideen als größtenteils unbrauchbar und kollidierten dann auch noch mit anderen Story-Plots, die Piller nicht verhindern konnte, immerhin hatte Jeri Taylor auch ein Mitspracherecht.

Während Jeri Taylor längst von den Kazon genug hatte, wollte Piller ihnen eine zentrale Rolle zukommen lassen. Er entwickelte die als "Kazon Arc" bezeichnete Story um den Spion Jonas. Der Aufbau dieser episodenübergreifenden Handlung orientierte sich an modernen Serien wie "Emergency Room". Dort geschieht es häufig, daß sich ein Plot erst langsam anbahnt. Bevor irgendein Ereignis in einer Folge seinem Höhepunkt entgegengeht, werden in mehreren Episoden zuvor immer wieder ein paar Dialogzeilen dieser Handlung gewidmet.

Jeri Taylor wollte die Serie mehr in Richtung Action und Spaß lenken und setzte sich noch immer für voneinander völlig unabhängige Episoden im ihrer Ansicht nach bewährten Star Trek-Stil ein. An übergreifende Handlungsplots glaubte Taylor nicht und sah sich im Kazon-Arc bestätigt, da sie ihn für größtenteils mißlungen hielt. Zudem hielt sie es für absurd, daß die Voyager auf ihrem Heimflug immer wieder auf die gleichen Außerirdischen trifft.

Während Piller für die Serie mehr esoterische Elemente haben wollte (was er mit Episoden wie "Tatoo" oder "Death Wish" (dt.: Todessehnsucht) auch durchsetzte), wünschte sich Taylor in erster Linie aufregende Abenteuer, die nicht unbedingt eine tiefere Bedeutungen haben mußten.

Michael Piller ist bei seinem Vorgehen durchaus recht zu geben. Seine hintergründigen Drehbücher (u.a. "Meld" oder "Death Wish") gehören zu den Highlights der zweiten Staffel, während Jeri Taylor mit eher einfallslosen und klischeehaften Episoden wie "Persistance of Vision" (dt.: Rätselhafte Visionen) oder "Resistance" (dt.: Die Resistance) enttäuschte. Auch benötigte die Serie tatsächlich dringend klare Richtungsvorgaben. Dummerweise verbiß sich Piller so unnachgiebig in die Kazon, ohne den offensichtlichen Fehlschlag dieser Alienrasse einsehen zu wollen.

Man wird das Gefühl nicht los, daß die Zusammenarbeit zwischen Jeri Taylor und Michael Piller nicht geklappt hat. Beide schienen sich gegenseitig zu behindern und sich in unvereinbare Meinungspositionen zu verbeißen. Welche Richtung die Serie eingeschlagen hätte, wäre sie unter Pillers alleiniger Führung fortgeführt worden, darüber kann man nur spekulieren. Jedenfalls stellt die dritte Staffel gegenüber der zweiten eine enorme Verbesserung dar, da sie nun unter Taylors alleiniger Führung geschlossener wirkt, wenn auch einige Entwicklungen (vor allem die übertriebene Action, der Aliengegner der Woche und Janeways kirkhaftes und daher inkonsequentes Verhalten) durchaus fragwürdig erscheinen.

Als sich Michael Piller gegen Ende der zweiten Voyager-Staffel entschloß, die Serie nun doch endgültig zu verlassen und wie bei DS9 nur noch als kreativer Berater tätig zu sein, konnte Jeri Taylor sich jedenfalls durchsetzen und das Thema Kazon und Seska mit "Basics Part 2" zu einem definitivem Abschluß bringen.

Michael Piller, einer der besten Autoren von Star Trek, verabschiedete sich hier leider mit einem Drehbuch, das weit unter seinen sonstigen Leistungen liegt. Bleibt zu hoffen, daß es ihm mit dem Script zum neunten Star Trek-Kinofilm gelingen wird, an seine früheren Erfolge wie "Best of Both Worlds" (dt.: In den Händen der Borg/Angriffsziel Erde) anzuknüpfen.

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19. Februar 1998

©1998 Thomas Höhl.