Inhalt:
Die Voyager-Crew findet eine Höhle als Unterschlupf. Hogan wird
von einer Riesenschlange gefressen. Paris ist noch immer mit dem Shuttle
zu den Talaxianern unterwegs.
Janeway befiehlt ihrer Crew, alles Menschenmögliche zu unternehmen,
um zu überleben, notfalls müsse man sogar Würmer essen.
Auf der Voyager läßt Seska vom Holodoc ihr Baby untersuchen.
Er stellt fest, daß Maj Culluh der Vater ist. Ansonsten kann er Seska
überzeugen, daß es ihm als Computerprogramm egal sei, für
welche Crew er arbeite. Nachdem Seska gegangen ist, scannt er das Schiff
und entdeckt Suder, der sich noch immer in einer Jeffreysröhre versteckt
hält.
Nachts werden Kes und Neelix von einheimischen Wilden entführt.
Tom ist am Ziel und kann den Talaxianer Paxim dafür gewinnen, bei
der Rückeroberung der Voyager zu helfen.
Der Holodoc kann Suder überzeugen, daß er sich Waffen besorgen
muß, um gegen die Kazon zu kämpfen. Doch durch das Training
mit Tuvok hat Suder eine starke innere Ablehnung gegenüber Gewalt
entwickelt, die sogar so weit geht, daß ihm bereits der Gedanke an
eine Tötung physische Schmerzen bereitet.
Inzwischen versuchen Tuvok und Chakotay, Kes zu befreien. Die Wilden
wollen Kes offenbar gegen eine Stammesschönheit tauschen. Auf der
Flucht vor den Wilden muß man sich in einen der Tunnel begeben, in
der die Riesenschlange haust. Die Schlange erwacht und frißt einen
medizinischen Offizier, während die anderen mit knapper Mühe
entkommen können.
Der Holodoc empfängt eine geheime Nachricht von Paris, der ihn
auffordert, die Phaserbänke so zu sabotieren, daß sich die Rückkoppelung
automatisch im Schiff entlädt. Suder tötet alle Kazon im Maschinenraum
und kann die Phaser manipulieren. Kurz darauf wird er selbst von einem
Kazon erschossen. Als Culluh die Phaser abfeuern will, entlädt sich
die Energie überall auf dem Schiff. Die meisten Kazon werden dabei
getötet, ebenso Seska. Culluh nimmt das Baby an sich und verläßt
das Schiff mit einer Rettungskapsel.
Auf dem Planeten bricht der Vulkan aus. Chakotay gelingt es, ein einheimisches
Mädchen vor der Lava zu retten. Kurz darauf kann man mit den Wilden
die Friedenspfeife rauchen, als auch schon die Voyager landet, um die Crew
wieder an Bord zu nehmen.
Kritik:
Trotz oder gerade wegen des enormen Aufwands, der sichtlich für
"Basics Part 2" betrieben wurde, ist die Episode sehr enttäuschend.
Die Folge ist streckenweise furchtbar vorhersehbar und daher langweilig.
Autor Michael Piller geht jedes Problemchen routiniert an und löst
es dann auf denkbar einfachste Weise. Noch schlimmer: Die Figuren diskutieren
die meisten Lösungsversuche vorher durch. Es ist aber furchtbar uninteressant,
wenn man als Zuschauer den noch nicht einmal sehr originellen Rückeroberungsplan
zuerst erfährt und dann zusehen darf, wie dieser Plan ohne den geringsten
Rückschlag durchgeführt wird.
Der Planet Hanon Vier ist auch aus der übelsten Klischeekiste.
Ein paar Wilde, eine Riesenschlange und ein Vulkanausbruch, schon hat man
die klassische Mischung für einen Abenteuerplaneten nach dem 0815-Strickmuster.
Das ist nun wirklich nicht sehr einfallsreich. Die Voyager-Crew darf sich
dann wie in einem schlechten Filmserial von einer abgedroschenen, aber
leider nie wirklich aussichtslosen Cliffhanger-Gefahr zur nächsten
hangeln. Kaum daß ein Problem auftaucht, zeichnet sich auch schon
die Lösung ab. Also erleben wir auf Hanon Vier einen kurzen Kampf
mit einer Riesenschlange (die sich bei ihrem zweiten Auftritt zum Glück
wesentlich langsamer fortbewegt), danach kommt die Bedrohung durch die
Lava und am Ende steht die phantasielose Aussöhnung mit den Wilden,
die natürlich dadurch entsteht, daß Chakotay einer Einheimischen
das Leben rettet. Und ein Eingeborener hat dann auch gleich das passende
Gewürzpäckchen parat, das Wildmans krankes Baby in sekundenschnelle
genesen läßt. Solche Vorhersehbarkeiten sind kaum zu überbieten.
Besonders enttäuschend ist die Geschichte um Seskas Baby, das aus
welchen Gründen auch immer nun doch von Culluh stammt. Ursprünglich
sollte Chakotay tatsächlich der Vater sein, doch dann überlegten
es sich die Autoren in letzter Minute anders. Das war nicht nur ein reichlich
bequemer, sondern auch ein sehr unlogischer Weg, Seskas Baby sozusagen
"loszuwerden" und nie wieder erwähnen zu müssen. Denn wie kann
es sein, daß Seska sich mit Chakotays DNS geschwängert hat,
ohne dabei zu bemerken (oder zu scannen), daß sie ganz offenbar schon
von Culluh ein Kind erwartet? (Die ungeplante Kreuzung einer Cardassianerin
mit einem Kazon durch bloßen Beischlaf ohne genetische Manipulation
erscheint mir ohnehin undenkbar.)
Die Voyager-Crew läßt auch kaum eine der typischen Horrorfilm-Dummheiten
aus. Immer wieder trennen sich Leute, und Neelix überredet Hogan auch
noch, allein vor einer Höhle herumzustehen und Knochen (!!!) einzusammeln.
Jeder, der in seinem Leben auch nur einen Horrorfilm gesehen hat, weiß,
daß Hogan das nicht überleben konnte. Neelix begeht kurz darauf
die zweite, klassische Horrorfilm-Dummheit: Er spaziert nachts völlig
grundlos im Freien herum. Klar, daß er dabei von den Wilden entführt
wird, und bei der Rettungsaktion muß ein weiteres Crewmitglied dran
glauben.
In "Basics Part 2" haben die Autoren etwas betrieben, das sich mit der
Überschrift "Vernichtung von interessantem Nebenfigurenpotential"
betiteln ließe. (Ich rede hier von "den Autoren", weil Michael Piller
das nicht allein entschieden hat.) Der Tod von Seska ist da wohl noch der
geringste Verlust. (Sie ist übrigens die erste WEIBLICHE Nebenfigur,
die nach dem Pilotfilm "The Caretaker" (dt.: Der Fürsorger) in "Star
Trek - Voyager" gestorben ist.) Ursprünglich sollte Seska gar nicht
getötet werden. Die Autoren von "Star Trek - Voyager" entschlossen
sich in letzter Minute zu diesem Schritt, um das Thema Seska ad acta zu
legen. Besonders Jeri Taylor, die schon lange von den ganzen Kazon-Geschichten
genug hatte, setzte sich dafür ein, endlich unter die Kazon einen
Schlußstrich zu setzen.
Das einfallslose Ende von Suder war nun wirklich enttäuschend.
Suder hatte sich in "Basics Part 2" zur interessantesten Nebenfigur entwickelt,
die "Star Trek - Voyager" bis dahin vorzuweisen hatte. Brad Dourif lieferte
wieder einmal eine sehr eindrucksvolle Darstellerleistung, mit der er sehr
gut an das Episodenhighlight "Meld" (dt.: Gewalt) anschließen konnte.
Als Suder gezwungen ist, einen Kazon zu töten und sich daraufhin vor
Schmerzen zusammenkrümmt, ist das zugleich die beste Szene von "Basics
Part 2". Beeindruckend ist auch, daß ihm der Holodoc sogar eine Droge
anbietet, die Suder das Töten erleichtern soll. Das zeigt, daß
der Holodoc trotz seines hypokratischen Eids töten kann, wenn es um
die Besatzung geht. Es ist wirklich ärgerlich, wenn man bedenkt, welch
ungeheuerliches erzählerisches Potential die Autoren durch den Tod
von Suder für künftige Episoden verschenkt haben. Der Tod von
Hogan ist besonders bedauerlich. Er war seit der Episode "Alliances" (dt.:
Allianzen) so gut wie regelmäßig dabei, und obwohl er zu Beginn
eher zwielichtig erschien, begann man ihm langsam zu vertrauen. Eine interessante
Figur und ein gewohntes Gesicht, wirklich ein Jammer, daß gerade
Hogan für einen so einfallslosen Tod herhalten mußte. Hogan
hat übrigens eine sehr interessante Karriere hinter sich. In "Alliances"
war ein nur Crewmitglied. In "Meld" war er plötzlich Ensign. In "Deadlock"
(dt.: Die Verdoppelung) war er sogar ein Lieutenant. Ab "Tuvix" war Hogan
wieder nur normales Crewmitglied.
Ensign Wildman durfte zwar zusammen mit ihrem Baby diese Episode überleben,
danach tauchte sie aber in der kompletten dritten Staffel nicht mehr auf.
Sie wurde nur ein einziges Mal kurz in "Macrovirus" erwähnt.
Der Aufwand, der für "Basics Part 2" betrieben wurde, war sicher
enorm. Da sind zum einen die für Star Trek ungewöhnlich vielen
Außenaufnahmen. Die Szenen auf dem Planeten wurden in Lone Pine in
Kalifornien gefilmt. Das ist ein Gebiet nördlich des Owens Lake in
der Nähe des Mount Whitney, etwa 100 Kilometer von den Paramountstudios
entfernt. Hinzu kamen die aufwendigen Computereffekte, mit denen die Lava
und die Riesenschlange erzeugt wurden. Obwohl sich das Ergebnis durchaus
sehen läßt, dem unweigerlichen Vergleich mit "Lost World" oder
"Dante's Peak" halten die Effekte leider nicht stand. Die Riesenschlange
wurde von Dan Curry entworfen. Die "Todd Masters Company" errichtete dann
eine Skulptur, und die FX-Firma "Foundation Image" renderte daraufhin die
CGI-Graphiken. "Foundation Image" erstellte die CGI-Szenen für die
ersten drei Staffeln der SF-Serie "Babylon 5", bis Douglas Netter, Produzent
von "Babylon 5", seine eigene Effektefirma "Netter Digital" gründete
und diese mit den FX für "Babylon 5" beauftragte.
Zum Schluß die beste Nachricht: "Basics Part 2" markiert das Ende
aller Kazon-Stories. Sie kommen nicht mehr vor, das Thema ist abgehakt.
Von nun an wird die Voyager das tun, was sie schon längst hätte
tun sollen: Sie verläßt das Kazongebiet und stößt
in unbekannte und weitaus interessantere Bereiche des Deltaquadranten vor.
Und so mag "Basics Part 2" nicht das Gelbe vom Ei sein, aber es ist immerhin
die Pilotepisode einer Voyager-Season, die einen deutlichen Aufwärtstrend
für die Serie darstellt.
Kleiner Gag noch am Rande: B'Elanna Torres erwähnt, sie habe auf
der Akademie am Zehnkampf teilgenommen. Interessant! Heutzutage sind für
den Zehnkampf ausschließlich Männer zugelassen, Frauen kämpfen
den Siebenkampf. Offenbar hat sich da bis zum 24ten Jahrhundert einiges
geändert, was durchaus logisch wäre. Zwischen den beiden Zweiteilern
hat übrigens die Sternzeit die Nummer 50000 überschritten. Ist
aber klar, daß niemand aus der Voyager-Crew Zeit hatte, dieses Ereignis
zu feiern.
UPN startete "Star Trek - Voyager" bereits anfang September 1996. Da
zu dieser Zeit auf allen anderen Sendern noch Wiederholungen liefen, war
"Star Trek - Voyager" die erste Serie, die in den USA in der Herbst/Winter-Saison
1996/97 mit neuen Folgen anlief. Das erklärt vielleicht auch, weshalb
"Basics Part 2" die beste Einschaltquote der gesamten dritten Staffel hatte.
"Basics Part 2" ist die letzte Episode aus der Feder von Michael Piller.
Bereits Mitte der ersten Staffel von "Star Trek - Voyager" zog sich Piller
von der Serie zurück und arbeitete für die neue UPN-Westernserie
"Legend". "Legend" erwies sich als Flop und wurde bereits nach 12 Episoden
wieder eingestellt. Piller kehrte zu Star Trek zurück und ließ
sich die letzten vier Episoden der ersten Voyager-Staffel zeigen (die UPN
zurückgehalten hatte und die erst zu Beginn der zweiten Staffel gesendet
werden sollten). Er war alles andere als begeistert. Daraufhin las er die
ersten drei Drehbücher, die für die zweite Staffel vorlagen.
Piller war auch hier nicht zufrieden. Mit Entsetzen erkannte er, daß
die zweite Staffel von "Star Trek - Voyager" folglich mit sieben Episoden
beginnen würde, von denen sechs seiner Meinung nach große Mängel
enthielten. Da er "Star Trek - Voyager" immerhin mitkonzipiert hatte, erwachte
bei ihm der Ehrgeiz, sein Geistes Kind zu retten. Also verlängerte
er zur großen Überraschung des Autorenstabs seinen Vertrag als
Produzent für "Star Trek - Voyager" um ein weiteres Jahr.
Jeri Taylor ist bekannt dafür, jedem Autor einen großen Entscheidungsspielraum
zu geben und dadurch für eine angenehme Arbeitsatmosphäre zu
sorgen. Das hat natürlich den Nachteil, daß eine feste Hand
fehlt, die eine klare Richtung für die Serie vorgibt. Piller hingegen
hat den Ruf, seine Vorstellungen unnachgiebig durchzusetzen. Da die Serie
dringend ein klares Ziel benötigte, wäre das zu begrüßen
gewesen, nur erwiesen sich Pillers Ideen als größtenteils unbrauchbar
und kollidierten dann auch noch mit anderen Story-Plots, die Piller nicht
verhindern konnte, immerhin hatte Jeri Taylor auch ein Mitspracherecht.
Während Jeri Taylor längst von den Kazon genug hatte, wollte
Piller ihnen eine zentrale Rolle zukommen lassen. Er entwickelte die als
"Kazon Arc" bezeichnete Story um den Spion Jonas. Der Aufbau dieser episodenübergreifenden
Handlung orientierte sich an modernen Serien wie "Emergency Room". Dort
geschieht es häufig, daß sich ein Plot erst langsam anbahnt.
Bevor irgendein Ereignis in einer Folge seinem Höhepunkt entgegengeht,
werden in mehreren Episoden zuvor immer wieder ein paar Dialogzeilen dieser
Handlung gewidmet.
Jeri Taylor wollte die Serie mehr in Richtung Action und Spaß
lenken und setzte sich noch immer für voneinander völlig unabhängige
Episoden im ihrer Ansicht nach bewährten Star Trek-Stil ein. An übergreifende
Handlungsplots glaubte Taylor nicht und sah sich im Kazon-Arc bestätigt,
da sie ihn für größtenteils mißlungen hielt. Zudem
hielt sie es für absurd, daß die Voyager auf ihrem Heimflug
immer wieder auf die gleichen Außerirdischen trifft.
Während Piller für die Serie mehr esoterische Elemente haben
wollte (was er mit Episoden wie "Tatoo" oder "Death Wish" (dt.: Todessehnsucht)
auch durchsetzte), wünschte sich Taylor in erster Linie aufregende
Abenteuer, die nicht unbedingt eine tiefere Bedeutungen haben mußten.
Michael Piller ist bei seinem Vorgehen durchaus recht zu geben. Seine
hintergründigen Drehbücher (u.a. "Meld" oder "Death Wish") gehören
zu den Highlights der zweiten Staffel, während Jeri Taylor mit eher
einfallslosen und klischeehaften Episoden wie "Persistance of Vision" (dt.:
Rätselhafte Visionen) oder "Resistance" (dt.: Die Resistance) enttäuschte.
Auch benötigte die Serie tatsächlich dringend klare Richtungsvorgaben.
Dummerweise verbiß sich Piller so unnachgiebig in die Kazon, ohne
den offensichtlichen Fehlschlag dieser Alienrasse einsehen zu wollen.
Man wird das Gefühl nicht los, daß die Zusammenarbeit zwischen
Jeri Taylor und Michael Piller nicht geklappt hat. Beide schienen sich
gegenseitig zu behindern und sich in unvereinbare Meinungspositionen zu
verbeißen. Welche Richtung die Serie eingeschlagen hätte, wäre
sie unter Pillers alleiniger Führung fortgeführt worden, darüber
kann man nur spekulieren. Jedenfalls stellt die dritte Staffel gegenüber
der zweiten eine enorme Verbesserung dar, da sie nun unter Taylors alleiniger
Führung geschlossener wirkt, wenn auch einige Entwicklungen (vor allem
die übertriebene Action, der Aliengegner der Woche und Janeways kirkhaftes
und daher inkonsequentes Verhalten) durchaus fragwürdig erscheinen.
Als sich Michael Piller gegen Ende der zweiten Voyager-Staffel entschloß,
die Serie nun doch endgültig zu verlassen und wie bei DS9 nur noch
als kreativer Berater tätig zu sein, konnte Jeri Taylor sich jedenfalls
durchsetzen und das Thema Kazon und Seska mit "Basics Part 2" zu einem
definitivem Abschluß bringen.
Michael Piller, einer der besten Autoren von Star Trek, verabschiedete
sich hier leider mit einem Drehbuch, das weit unter seinen sonstigen Leistungen
liegt. Bleibt zu hoffen, daß es ihm mit dem Script zum neunten Star
Trek-Kinofilm gelingen wird, an seine früheren Erfolge wie "Best of
Both Worlds" (dt.: In den Händen der Borg/Angriffsziel Erde) anzuknüpfen.
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