DS9: 104
"Trials and Tribble-ation" (Immer die Last mit den Tribbles)

Hauptseite
Staffel5
103: "The Assig..."
105: "He Who is..."

DS9-Cover
US-Erstsendung:
2.11.1996

SAT1-Erstsendung:
6.12.1997

Regie:
Jonathan West

Drehbuch:
Ronald D. Moore
René Echevarria

Story:
Ira Steven Behr
Hans Beimler
Robert Hewitt Wolfe

Musik:
Dennis McCarthy

Gaststars:

Jack Blessing
als Dulmer

James W. Jansen
als Lucsly

Charlie Brill
als Arne Darvin

Leslie Ackerman
als Kellnerin

Charlie S. Chun
als Mechaniker

Dierdre L. Imershein
als Lieutenant Watley

Inhalt:

Star Trek - Deep Space NineDie Defiant ist unterwegs, um einen der Drehkörper von Cardassia zurück nach Bajor zu bringen. Zugleich ist ein Händler mit an Bord gekommen, der in Wahrheit der klingonische Spion Darvin ist. Mit Hilfe des Drehkörpers gelingt es ihm, die Defiant in die Vergangenheit zur 200 Lichtjahre entfernten Raumstation K-7 zu befördern, wo sich gerade Kirks Enterprise befindet. Dort beamt er auf die Station, um die Geschichte zu korrigieren. Einst war er von Kirk mit Hilfe eines Tribbles als Spion entlarvt worden. Seine Rache gilt nun beiden, Kirk und den Tribbles. Um Darvin aufzuhalten beamen Sisko, Dax, Bashir und O'Brien auf die Enterprise. Odo und Worf suchen auf der Raumstation nach Darvin. Während einer Schlägerei entdeckt Odo Darvin und kann ihn auf die Defiant bringen. Darvin hat allerdings seine Pläne schon ausgeführt. Um Kirk zu töten hat er eine Bombe in einem Tribble versteckt. Sisko und Dax werden im Getreidespeicher der Station fündig und können den Tribble vor der Explosion ins All beamen. Wieder in der Gegenwart bekommt Sisko einen unangenehmen Besuch von den Zeitagenten Dulmer und Lucsly. Irgendwer hat jedoch einen Tribble mit in die Zukunft gebracht, und nun hat die Station ein Problem...

Kritik:

Ich glaube nicht, daß irgendeine TV-Serie eine Jubiläumsfolge hat, die es auch nur ansatzweise mit "Trials and Tribble-ation" aufnehmen kann. Sicher, es gibt nicht allzu viele Serien, die nach 30 Jahren noch immer in einem Ableger weiterleben, aber ob nun 30 Jahre oder fünf Jahre... Jubiläumsfolgen gibt es viele, "Trials and Tribble-ation" ist und bleibt einmalig.

Die Episode beweist, was für ein Glücksgriff Rick Berman für Star Trek ist. Ich könnte mir zur Zeit keinen Produzenten vorstellen, der für eine einzige Episode seiner SF-Serie das normale Budget dermaßen überzieht, ohne die zusätzlichen Ausgaben für eine publikumswirksame Raumschlacht oder für ein spekulatives Phasergefecht zu verwenden.

"Trials and Tribble-Ation" kostete angeblich um die drei Millionen Dollar. Das sind eineinhalb mal so viel wie gewöhnlich für eine DS9-Episode zur Verfügung steht. Raumschlachten gab es jedoch keine. Auch keine Phasergefechte oder gar Massenszenen. Es gab noch nicht einmal Kulissen, die man so noch nie gesehen hat. Im Gegenteil: Es gab Kulissen, die man nur allzu gut kannte. Es gab Kulissen, die wir alle in- und auswendig kennen. Und trotzdem war "Trials and Tribble-ation" eine durch und durch innovative Episode. Denn mittels Computertricks und aufwendigen Nachbauten durften die DS9-Helden in eine 29 Jahre alte Star Trek-Episode "eintauchen" und "the one and only" (dt.: den einzigartigen) Kirk und die "one and only" Enterprise-Crew der Classic-Serie besuchen.

Star Trek - Deep Space Nine Eine kleine Vorübung für "Trials and Tribble-ations" gab es in der Next Generation-Episode "Relics" (dt.: Besuch von der alten Enterprise). Dort durfte der aus einem Transporterstrahl gerettete Scotty (James Doohan) auf dem Holodeck eine replizierte Brücke der Classic-Enterprise betreten. Für diese Szene war jedoch nur eine kleine Ecke der originalen Enterprise-Brücke nachgebaut worden, wobei man Teile verwendete, die Star Trek-Fan Steve Horch für diverse Star Trek-Conventions gebaut hatte und die auch in "Trials with Tribble-ation" erneut eingesetzt wurden. In den anderen Szenen stand James Doohan vor einem Bluescreen. Das Hintergrundbild der Brücke war ein Ausschnitt aus der Classic-Episode "This Side of Paradise" (dt.: Falsche Paradiese), der als Schleife gezeigt und dadurch verlängert wurde.

Auch in "Trials with Tribble-ation" sollten die DS9-Darsteller in das Filmmaterial der Classic-Serie einkopiert werden, diesmal aber mit der Computertechnik, die man im Kino bereits in dem Film "Forrest Gump" bewundern konnte. Star Trek-Autor René Echevarria hatte als erster die Idee, nicht nur die Classic-Zeit nachzustellen, sondern mit der "Forrest Gump-Technik" tatsächlich in eine Classic-Episode hineinzugehen. Erst stieß er mit diesem Einfall auf Ablehnung. Zu teuer, nicht machbar, zu aufwendig. Doch dann meinte Echevarria, alle sollten an die Szene denken, als Kirk unter der Klappe des Getreidespeichers stand und Hunderte von Tribbles auf ihn einstürzten. Als er dort stand, fiel ihm immer wieder ein Tribble auf den Kopf. Was wäre, wenn nun Szenen neu gedreht würden, die das Innere des Getreidespeichers zeigen. Dort ist ein Mitglied der DS9-Crew, das immer wieder einen Tribble durch die Klappe und Kirk auf den Kopf fallen läßt. Ab diesem Punkt verliebten sich die Autoren immer mehr in die Idee, und irgendwann war es beschlossene Sache, dieses in der TV-Geschichte bislang einmalige Wagnis in die Tat umzusetzen.

Trotzdem sah sich das Produktionsteam noch einmal alle Classic-Episoden an, bis in der engeren Auswahl neben "Troubles with Tribbles" "The Doomsday Machine" (dt.: Planeten-Killer) und "Day of the Dove" (dt.: Das Gleichgewicht der Kräfte) übrig waren.

Um die Illusion aufrecht zu erhalten, durften sich die neuen und alten Aufnahmen optisch nicht unterscheiden. Deswegen machte Gary Hutzel eine frische Kopie vom Originalnegativ der fast 30 Jahre alten Episode. Das letzte Masterband war 1983 für eine neue Auswertung auf Video und Laserdisc erstellt worden. Inzwischen sind in der Restaurierungstechnik aber große Fortschritte erzielt worden, Fortschritte, die Hutzel nutzte, um die optimale Bildschärfe zu erhalten. Hutzel setzt sich noch immer dafür ein, die komplette Serie neu zu restaurieren und dann auf Laserdisc oder DVD zu veröffentlichen.

Star Trek - Deep Space Nine Um die DS9-Figuren in die Originalszenen hineinzukopieren, reichte es nicht, die Darsteller einfach vor einem Bluescreen agieren zu lassen. In einer Szene sieht man zum Beispiel Kirk und Spock einen Korridor der Enterprise entlanglaufen. Die Kamera verfolgt mit einem Kameraschwenk die Bewegung der beiden. Im Hintergrund sollten nun Dax und Sisko eingefügt werden. Mit einem Computer mußte man daher die genaue Kamerabewegung der ursprünglichen Szene rekonstruieren, die Daten in eine Motion Control-Kamera eingeben und dann die Kamerafahrt samt Schärfenregelung und Zooms exakt nachvollziehen. Nur auf diese Weise konnte es gelingen, daß Dax und Sisko wirklich im Hintergrund zu stehen scheinen, ohne einkopiert zu wirken.

Das war noch eine recht einfache Szene. Schwieriger wurde es, als Dax auf der Enterprise-Brücke herumlaufen sollte, während im Vordergrund Kirk in seinem Stuhl sitzt. Dax sollte sich nicht nur hinter ihm befinden, sie sollte an ihm vorbeilaufen und dabei sogar die drei Stufen auf der Brücke hinuntergehen.

Die schwierigste Szene dauerte nur wenige Sekunden. Kurz bevor Kirk erfährt, daß die Tribble in dem Getreidespeicher sind, betritt er die Kantine der Enterprise. Im Raum sind mehrere Crewmitglieder, und im Vordergrund sieht man zwei Leute an einem Tisch sitzen und 3D-Schach spielen. Den beiden Leuten im Vordergrund wurden nun mittels Computer die Köpfe von Sisko und Dax aufgesetzt. Die Person, die mit dem Rücken zum Zuschauer saß, trug eine blaue Uniform, die technisch in rot umgefärbt werden mußte, da die Uniform von Dax rot war. Dummerweise hatte die Person, die Siskos Kopf bekommen sollte, eine ziemlich volle Haarpracht. Man konnte aber nicht einfach Siskos Kopf vergrößern, damit er den Originalkopf komplett abdeckt. So war aber Siskos Kopf zu klein. Die nicht verdeckten Teile mußten daher aufwendig per Hand von Visual Effects Editor Adam Howard durch Hintergrund ersetzt werden. Das Ergebnis ist absolut überzeugend. Egal, wie oft man sich die Szene ansieht, man findet nicht den geringsten Patzer, es sieht einfach perfekt aus.

Viele Classic-Kulissen mußten freilich nachgebaut werden. Die Crew von Produktionsdesigner Zimmerman studierte immer wieder Ausschnitte und alte Aufzeichnung der Classic-Bauten. Noch nie hatte es so detailgetreue Kopien der Classic-Kulissen gegeben. Laura Richarz, verantwortlich für die Dekoration auf dem Set, sollte die Kulissen der Bar auf der Raumstation rekonstruieren. Immer wieder mußte sie sich das Video ansehen und teilweise per Einzelbildschaltung Informationen sammeln. Sie telefonierte mit John Dwyer, der für die Originalepisode das Set aufgebaut hatte. Leider war die Firma, die für die Classic-Serie Stühle hergestellt hatte, nicht mehr im Geschäft. In einem Antiquitätenladen fand man schließlich einen Stuhl, den man als Vorlage für eine Gußform benutzen konnte.

Das größte Problem waren die Farben. In den 60ern war eine Technik verwendet worden, die Farben mit Hilfe von Licht erzeugte. Um keine Maler beschäftigen zu müssen, hatte man eine graue Wand, anstatt sie rot anzustreichen, einfach mit einem roten Scheinwerferlicht bestrahlt. Das machte es aber aus heutiger Sicht so gut wie unmöglich, aufgrund der Filmaufnahmen die Originalfarbe der Gegenstände zu ermitteln. Die Beleuchtung war ein anderes Problem. Bei der von Scotty begonnenen Schlägerei in der Bar (bei der diesmal auch Bashir, O'Brien, Odo und Worf mitmischten), sollte die Szene aus einem ständigen Wechsel von altem und neuem Filmmaterial bestehen. Bereits ein unterschiedlicher Helligkeitston der Filmaufnahmen hätte die Illusion, daß O'Brien und die anderen tatsächlich in der Classic-Prügelei mitmischen, platzen lassen. Also mußte man auch die Beleuchtung in den neuen Szenen den damaligen Verhältnissen anpassen. Vor 30 Jahren wurde mit einer wesentlich stärkeren Beleuchtung, aber einem weniger lichtempfindlichen Film als heute gearbeitet. Sowohl Filmmaterial als auch Belichtungszeit mußten daher den 60er Jahren angepaßt werden.

1400 Tribbles wurden bei der Firma "Lincoln Enterprises" gekauft. Natürlich hatte man dort nur 600 Stück auf Lager, so daß die restlichen extra angefertigt werden mußten. 50 Spezialtribbles konnten sich sogar bewegen. Das dürften allerdings nicht die einzigen Tribbles gewesen sein, die für die Episode hergestellt wurden, denn angeblich ließ Paramount in den sieben größten Städten der USA in den U-Bahnhöfen als Werbeaktion für die Episode über eine Viertel Millionen Tribble verteilen.

Alle Classic-Geräte, die in "Trials with Tribble-ation" verwendet wurden, waren detailverliebte Nachbauten. Die Tricorder, die Phaser, das berühmte 3D-Schach und die Kommunikatoren. Alles.

Vor einem besonderen Problem stand die Kostümabteilung. Alle Originalkostüme wurden neu angefertigt. Das Design mußte exakt stimmen, auch wenn Länge und Breite nicht immer paßten. Die Schneider waren gezwungen, der Versuchung zu widerstehen, die Kostüme so anzufertigen, daß sie wirklich optimal saßen. Da man nicht die richtigen Stoffe fand, mußten die Teile allesamt gefärbt werden, um im richtigen Rot oder Gold zu strahlen. Lediglich vier alte Klingonenkostüme waren noch erhalten und konnten wiederverwendet werden.

Die Frisuren mußten denen der Classic-Serie ähneln. Die Männer hatten Gel in den Haaren und einen strengen Scheitel, die Frauen hatten aufgetürmte Frisuren. Dax wurde dadurch zusammen mit ihren Stöckelschuhen fast zwei Meter groß. Nicht fehlen durften freilich künstliche Wimpern, viel Wimperntusche und strenge, schwarz gefärbte Augenbrauen.

Es gab aber nicht nur tatsächliche, sondern auch rechtliche Probleme. Alle Darsteller, die auf dem alten Filmmaterial zu sehen waren, mußten um Erlaubnis gefragt werden. Und zwar nicht nur die Schauspieler von Shatner bis hin zur kleinsten Nebenrolle. Chekov-Darsteller Walter Koenig meinte, er hätte für "Trials and Tribble-ation" das Fünffache der Gage von "Trouble with Tribbles" bekommen. Koenig hatte sogar aus Neugierde das nachgebaute Classic-Set besucht und bei den Dreharbeiten Colm Meaney gezeigt, wie man den Kommunikator mit dem richtigen Handschlenkerer aufklappen läßt.

DS9-Produzent Ira Steven Behr telefonierte sogar persönlich mit Leonard Nimoy, der nur meinte: "What took you guys so long?" (Dt.: Worauf habt ihr so lange gewartet?)

Nicht nur Kulissen, auch Raumschiff-Modelle mußten neu gebaut werden, darunter die Enterprise, das Klingonenschiff und die Raumstation K-7. Die Arbeit übernahm Greg Jein, der auch die Excelsior für die Voyager-Jubiläumsfolge "Flashback" nachgebaut hatte. Das neue Enterprise-Modell war nur halb so groß wie das 3,3 Meter lange Original. Jein war überzeugt davon, daß man ihn engagieren würde, also fing er bereits mit der Arbeit an, als er noch gar keinen Vertrag hatte. Hätte er auf die Verträge gewartet, so Jein, hätte er es nie rechtzeitig geschafft. Bei der Arbeit half ihm Gary Kerr, der einst Ed Miarecki bei der Restaurierung des Originalmodells für das Smithsonian unterstützt hatte.

Alle wiederverwendeten Szenen stammten aus der Classic-Episode "Troubles with Tribbles", lediglich die Szene am Schluß, als Sisko sich bei Kirk bedankt, war aus der Episode "Mirror, Mirror" (dt.: Ein Parallel-Universum).

So verblüffend es klingen mag: Es gibt Leute, die Star Trek nicht oder kaum kennen und so gut wie nie eine Episode gesehen haben. Im meinem Freundes- und Bekanntenkreis wimmelt es sogar von solchen Leuten, und denen zeigte ich einige Ausschnitte aus "Trials with Tribble-ations", nur um zu testen, ob sie einen Unterschied zwischen neuen und alten Szenen sehen würden. Ich weiß ja, daß Bashir und O'Brien in die Szene einkopiert sind, wenn sie von Kirk eine Standpauke erhalten, ich bin also kaum objektiv. Doch meine Freunde waren überhaupt nicht in der Lage zu sagen, welche von den Figuren und Szenen nachträglich hinzugefügt worden waren.

Einen kleinen Unterschied merkte man nur beim Ton. Der Originalton der Classic-Episoden wirkte ein wenig dünner. Aber auch das fiel eigentlich nur auf, weil man besonders darauf achtete.

Der Aufwand hat sich also gelohnt. Das Ergebnis ist mehr als erstaunlich. Es wird sicher nicht lange dauern, und es werden Serien kommen, die das Einkopieren in altes Filmmaterial noch viel ausgiebiger praktizieren werden. Doch wie heißt es so schön: Der erste bekommt das Lob, und DS9 war die erste Serie, die ein solches Vorhaben in Angriff nahm und erfolgreich durchführte.

Doch nicht nur die technische Seite dieser Episode, über die der amerikanische SF-Channel in einem 30-minütigen "Making of" berichtete, ist interessant. Das Drehbuch von "Trials and Tribble-ation" sprühte vor genialen Einfällen und geistreichem Wortwitz. Erfrischend komisch war, wie die Autoren allen Zeitreise-Nitpickern den Wind aus den Segeln nahmen und mit so ziemlich allen bekannten Zeitreise-Paradoxen spielten. Stellvertretend für diese Nitpicker waren die absolut humorlosen Zeitreiseagenten Dulmer und Lucsly, die das ganze Zeitreisen mit furchtbaren Ernst betrachten, von Vorbestimmungen in Sachen Zeitreise nichts hören wollen und Kirk natürlich als "Gefahr" einstufen. ("Kirk? - The Man is a menace!" Dt.: Kirk, der Mann ist eine Gefahr!) Wir erfahren, daß Kirk 18 Mal gegen das Gebot, nicht in die Vergangenheit einzugreifen, verstoßen hat.

Höhepunkt war aber natürlich die liebevolle Hommage an die Classic-Serie. Die Dialoge sprühten vor Humor, ohne daß sich das Drehbuch über die Classic-Serie lustig machte. Die Folge war ein Gagfeuerwerk, das vom geheimsten Insiderwitz bis zur offensichtlichen Verulkung alles enthielt. Dax' Schwärmerei für Spock war sicher eine Anspielung auf Shatners Eifersucht auf Leonard Nimoys wesentlich umfangreichere Fanpost, und als sich Darwin als Händler für Edelsteine, Kevas und Trillium ausgab, erinnerte das an die Classic-Episode "Errand of Mercy" (dt.: Kampf um Organia), in der sich Kirk und Spock mit der selben Ausrede zu tarnen versuchten.

Als O'Brien in der Bar der Station sitzt, hält er einen Lieutenant fälschlicherweise für Captain Kirk. Bei diesem Statisten handelte es sich tatsächlich um Shatners Stuntdouble.

Besonders komisch war auch der Anfang, als sich Bashir über die Uniformfarben wundert und O'Brien ihn fragt, ob er denn nichts über diese Geschichtsepoche wisse. Bashirs Antwort: "I'm a doctor, not an historian." (Dt.: Ich bin Arzt, kein Geschichtsforscher.) Sisko klärt ihn daraufhin auf und meint: "In the old days, operations officers wore red, command officers wore gold." (Dt.: In den alten Zeiten trugen die Offiziere im Maschinenraum Rot, die Kommando-Offiziere trugen Gold.) Dax präsentiert sich im Mini und meint: "And women wore less." (Dt.: Und Frauen trugen weniger.)

Eine der witzigsten und auch intelligentesten Szenen war, als Bashir völlig verwundert das andere Aussehen der Classic-Klingonen feststellt. Natürlich wissen wir alle, warum sich die Klingonen in der Classic-Serie von den späteren Klingonen unterscheiden. Man war maskentechnisch damals halt noch nicht so weit, und wenn man so weit gewesen wäre, hätte sicher das Geld gefehlt. Trotzdem haben immer wieder Fans versucht, durch eine tollkühne Theorie das unterschiedliche Aussehen der Klingonen zu erklären. Sehr beliebt war lange Zeit die These der verschiedenen Klingonenrassen. Doch dann kam die DS9-Episode "Blood Oath" (dt.: Der Blutschwur) und der aus der Classic-Episode "Errand of Mercy" (dt.: Kampf um Organia) bekannte Klingone Kor tauchte auf. Und siehe da, auf wundersame Weise waren dem guten Kor Höcker auf der Stirn gewachsen.

Zurück zu Bashirs Frage: Was ist mit den Klingonen passiert? Die Autoren entschieden sich hier zu einer ausgesprochen originellen Lösung. Sie ließen Bashir und O'Brien ein paar wilde Vermutungen äußern, um den Zuschauern zu zeigen, daß sie, wenn sie wollten, jederzeit eine dumme Theorie entwickeln könnten, um dann Worf die Antwort geben zu lassen: "We do not discuss it with outsiders." (Dt.: Wir erörtern das nicht mit Außenseitern.)

Phil Farrand meinte in seinem "Nitpicker's Guide for CLASSIC TREKKERS" (dt.: Cap'n Beckmessers Führer durch STAR TREK - Die Classic Serie) in der Einleitung: "Ich habe entdeckt, daß viele Fans von STAR TREK - THE NEXT GENERATION die Originalserie wie den verrückten alten Onkel betrachten, über den man auf Familienfeiern nicht gerne redet. Das ist schade, denn man wird die Nächste Generation nie wirklich verstehen, wenn man nicht zu ihren Anfängen zurückkehrt." (S. XI) Das kann man unterschreiben, und die Nostalgie, die in "Trails and Tribble-ations" beschworen wird, hat ihre volle Berechtigung. Es gibt einen Grund, weshalb die Classic-Serie immer und immer wieder im TV gezeigt wird, und kaum eine andere Serie aus den 60ern oder 70ern kann heute noch auch nur annähernd so viele Zuschauer anlocken wie Star Trek.

Charlie Brill durfte erneut in seine Rolle des klingonischen Spions Darwin schlüpfen und hatte hier die wohl ungewöhnlichste Doppelrolle der Filmgeschichte. Er war zweimal in der selben Episode vertreten, nur mit einem Altersunterschied von 29 Jahren. Charlie Brill soll angeblich gerade in der gleichen Pizzeria gesessen haben, als Ron Moore und Ira Steven Behr über die Jubiläumsfolge diskutierten.

David Gerrold ging noch aufs College, als er das Drehbuch für die Original-Tribble-Episode schrieb. Obwohl er später eine Reihe anderer Drehbücher schrieb und inzwischen sogar an seiner eigenen SF-Serie "Star Wolf" arbeitet, sind die Tribbles immer noch sein bekanntestes Werk. Die Original-Tribble-Episode wurde für einen Hugo nominiert, der Hugo ging dann aber mit nur wenigen Stimmen Vorsprung an die Star Trek-Episode "City on the Edge of Forever" (dt.: Griff in die Geschichte). Die Popularität der Tribbles hielt über die Jahre an. Später erfuhr Gerrold von einer Krankenschwester, die 1969 einem Mädchen einen Tribble schenkte und meinte, der Tribble sei direkt von Mr. Spock und das Tier würde sterben, wenn das Mädchen nicht regelmäßig seine Atemübungen mache. Daraufhin übte das Mädchen so fleißig, daß es drei Monate später nicht mehr an die eiserne Lunge angeschlossen werden mußte und das Krankenhaus verlassen konnte. (Später baute Gerrold diese Geschichte, natürlich abgewandelt, in ein Drehbuch für die SF-Serie "Babylon 5" ein. Die Folge hieß "Believers" (dt.: Die Gläubigen).)

David Gerrold hatte in "Troubles with Tribbles-ation" einen kurzen Auftritt. Er ist der grauhaarige Sicherheitsoffizier, der im Hintergrund steht und einen Tribble streichelt, als Bashir und O'Brien zum ersten Mal die Tribbles entdecken. Die Statistenrolle war ihm als Entschädigung gegeben worden, weil bis zuletzt niemand aus dem Studio daran dachte, ihn zu informieren, daß man eine Fortsetzung von "Troubles with Tribbles" plante. Als er nur ein "Based on-Credit" ohne Bezahlung bekommen sollte, war Gerrold sehr verärgert. Er prozessierte dagegen und verlor.

Deidre Imersheim, die Lt. Watley spielte, hatte schon in der "Next Generation" einen erfolglosen Flirt hinter sich. Sie mißdeutete dort als Risa-Girl Joval Picards Horgh'an als Aufforderung zum Jamaharohn. Eigentlich war sie nur für die Szene geplant, als sie "Deck 15" und "your flap's open" sagt. (dt.: Wortspiel: Ihre Lasche (des Tricorders) ist offen bzw. Ihr Hosenstall ist offen.) Doch dann war die fertige Episode zwei Minuten zu kurz, und es mußte nachgedreht werden. René Echevarria wollte eine Szene, in der Watley noch einmal auf Bashir trifft, und Robert Wolfe kam auf die Idee, einen dem Thema Zeitreise gerechten Gag über das Großvater-Paradox zu bringen, ein Paradox, das laut Bashir zu den Grundzügen des Unterrichtsfachs "temporale Mechanik" auf der Akademie gehört.

Die Namen der beiden Zeitagenten Dulmer und Lucsly sind natürlich Anagramme. Stellt man die Buchstaben um, erhält man die Worte Mulder und Scully.

Komponist Dennis McCarthy erhielt die Anweisung, nichts von dem Original-Soundtrack der Classic-Episode zu verwenden. Das wurde von vielen Fans und auch einigen Autoren, darunter Ron Moore, bedauert. Andererseits ergab sich aber gerade durch die originelle Mischung der Classic-Schlägerei mit der modernen DS9-Musik der besondere Reiz dieser Szene.

Der Aufwand, der für diese Episode betrieben wurde, hat sich auch für die Produzenten gelohnt. Mit einem Rating-Ergebnis von 7,7 Punkten war "Trails and Tribble-ation" (bei einem Durchschnitt von 5.8 Punkten) die erfolgreichste Episode der fünften Staffel. Außerdem wurde die Episode für den Hugo-Award nominiert.

In "Trials with Tribble-ations" sieht man in jeder winzigen Szene die Liebe zum Detail. Mehr als erfreulich ist die deutsche Synchronisation, die sich die Mühe gemacht hat, tatsächlich den deutschen Ton der Classic-Szenen bei den jeweiligen Stellen zu verwenden.

Inzwischen gibt es auch eine spezielle englische Tribbles-Laserdisc (in PAL), auf der sich alle drei Tribbles-Episoden (einschließlich der Zeichentrick-Episode) befinden. Eine entsprechende Videokassette wird sicher auch irgendwann folgen. Die deutsche CIC-Firma hat hier leider geschlafen, eine entsprechende deutsche Tribble-Kassette wäre sicher ein hübsches Weihnachtsgeschenk geworden. SAT1 kam dem Videoverleih zuvor und sendete die Episode am Tag des Nikolaus, obwohl die Episode noch gar nicht an der Reihe war. Leider versämte es SAT1 wieder einmal, entsprechend für die Episode Werbung zu machen.

"Trials and Tribble-ation" ist bislang in seiner Art einmalig. Und wer weiß, vielleicht wird es in 20 Jahren, wenn die Next Generation ihr 30jähriges Jubiläum feiert, irgendeine Star Trek-Serie geben, deren Captain die Ehre hat, "the one and only" Picard zu besuchen. Und ein paar Jahre später sind natürlich "the one and only" Sisko sowie "the one and only" Janeway dran. Und die Fans werden dann vielleicht mit nostalgischer Begeisterung sagen: Oh, schau doch mal, diese lustigen Touchscreen-Tastaturen! Und diese Uniformen!!!

Star Trek Shop
Top
103: "The Assig..."
105: "He Who is..."
Letztes Update:
19. Februar 1998

©1998 Thomas Höhl.