DS9: 108
"Rapture" (Heilige Visionen)

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Staffel5
107: "The Ascent"
109: "The Dark..."
US-Erstsendung:
28.12.1996

SAT1-Erstsendung:
4.3.1998

Regie:
Jonathan West

Drehbuch:
Hans Beimler

Story:
L. J. Strom

Musik:
Dennis McCarthy

Gaststars:

Penny Johnson
als Kasidy Yates

Ernest Perry
als Admiral Whatley

Louise Fletcher
als Kai Winn

Inhalt:

SzenenbildDie Cardassianer geben ein Gemälde an die Bajoraner zurück. Es zeigt die legendäre, verlorene Stadt B'Hala. Der auf dem Bild dargestellte Obelisk beschreibt gemäß der Sage den Ort der Stätte. Als Sisko den Obelisk auf dem Holodeck rekonstruiert, wird er plötzlich von einer Energieentladung getroffen.

Sisko kommt wieder zu sich und erhält von Admiral Whatley die Nachricht, daß nun endlich Bajor der Föderation beitreten wird. Sisko meditiert vor dem Obelisk auf dem Holodeck und erkennt, wo sich die Stadt befindet. Er hat Visionen von der Zukunft und der Vergangenheit.

Kasidy Yates, die ihre Gefängnisstrafe verbüßt hat, kehrt auf DS9 zurück. Sisko nimmt sie mit nach Bajor, denn er glaubt zu wissen, wo sich B'Hala befindet. Tatsächlich kann er die verlorene Stadt in einer unterirdischen Höhle ausfindig machen.

Sisko hat weitere Visionen. Er sieht einen Heuschreckenschwarm, der die Sonne verdunkelt und dann Richtung Cardassia weiterzieht. Bashir erklärt, er müsse die synaptischen Veränderungen in Siskos Gehirn rückgängig machen. Doch Sisko will auf die Visionen nicht verzichten, auch wenn dies seinen Tod bedeutet.

Kurz bevor die Beitrittserklärung Bajors unterschrieben wird, erscheint Sisko und verkündet, der Vertrag dürfe nicht geschlossen werden. Sonst würden die Heuschrecken kommen und Bajor und alle anderen vernichten. Kurz darauf bricht Sisko zusammen. Jake gibt Bashir die Erlaubnis, die Operation vorzunehmen. Als Sisko wieder zu sich kommt, sind die Visionen verschwunden. Admiral Whatley bittet Sisko, seine Warnung zu widerrufen und die Regierung von Bajor zu überzeugen, nun doch der Föderation beizutreten, aber Sisko weigert sich.

Kritik:

"Rapture" ist eine bemerkenswerte Episode, die so viele interessante Elemente enthält, daß sie fast schon überfrachtet wirkt. Die Rückkehr von Kasidy Yates, der Beitritt Bajors zur Föderation, die verlorene Stadt B'Hala, Siskos Visionen, und in all dem Chaos stattet auch noch Kai Winn der Station einen Besuch ab... Weniger wäre vielleicht mehr gewesen.

Visionen sind immer eine optimale Methode für Autoren, gar geheimnisvolle Andeutungen über Ereignisse in der Zukunft zu machen und dem Zuschauer mit einem Zaunpfahlwink klarzumachen, daß da noch spannende Dinge kommen werden. Sie bedeuten aber leider auch häufig, daß die tollen Ereignisse, die einem da versprochen werden, noch in weiter Ferne liegen und daß eben in der aktuellen Episode nicht viel passieren wird. "Rapture" ist durchgehend kurzweilig, aber zu einem richtigen Höhepunkt will die Episode leider nicht finden. Und da auch die rätselhaften Visionen nicht aufgeklärt werden, ist das Ende von "Rapture" doch ein wenig unbefriedigend.

Sisko spricht von einem Heuschreckenschwarm, der die Sonne von Bajor verdunkelt und plötzlich Richtung Cardassia fliegt. Damit sind zweifellos die Geschehnisse aus "By Inferno's Light" (dt.: Im Lichte des Infernos) gemeint, als eine riesige Flotte von Dominion-Schiffen aus dem Wurmloch kommt und dann überraschend Richtung Cardassia weiterfliegt.

Weiterhin meint Sisko, daß es den Untergang von Bajor und allen anderen bedeuten würde, wenn Bajor jetzt der Föderation beitrete. Damit sind wohl die Ereignisse in "Call to Arms" (dt.: Zu den Waffen) gemeint. In dieser Episode schließt Bajor mit dem Dominion einen Nicht-Angriffspakt. Bajor kann sich daher aus dem Krieg zwischen dem Dominion und der Föderation heraushalten und später bei der Rückeroberung der Station und der Vertreibung des Dominions eine Schlüsselposition einnehmen.

In "Accession" (dt.: Die Übernahme) hatte Sisko erstmals seine Rolle als Emissary (dt.: Abgesandter) voll akzeptiert, und diese Veränderung wird in "Rapture" noch einmal hervorgehoben. Eine weitere, sehr nachvollziehbare Wandlung durchläuft in dieser Episode Kai Winn, die nun erstmals glaubt, daß Sisko tatsächlich der Abgesandte ist. Auch das wird einen großen Einfluß auf künftige Episoden haben. Die Figur der Kai wurde in einem hervorragend geschriebenen Dialog mit Major Kira vertieft. Dabei erfahren wir, daß Winn wegen ihres Glaubens fünf Jahre in einem cardassianischen Gefängnis war, wo sie regelmäßig mißhandelt wurde. "And while you had your weapons to protect you", meint Kai Winn zu Kira, "all I had was my faith... and my courage." (dt.: Und während du deine Waffen hattest, die dich beschützten, hatte ich nur meinen Glauben, und meinen Mut.) Das zeigt, daß es einen Grund für das Mißtrauen und die Verbitterung von Kai Winn gibt und ihr Glaube nicht nur eine Fassade ist. Eine der großen Stärken von DS9 sind die facettenreichen Nebenfiguren wie Kai Winn oder Gul Dukat, die zwar Bösewichter darstellen, sich aber nicht in ein simples Schwarz-Weiß-Schema pressen lassen.

In "Rapture" gibt es erfreulicherweise ein Wiedersehen mit Penny Johnson als Kasidy Yates. Mit Spannung wartete man natürlich auf eine alles klärende Aussprache oder einem pseudopsychologischen Monolog von Kasidy, in dem sie alle ihre Handlungen und Motive offen darlegt. Es war ein regelrechter Geniestreich der Autoren, hier den Zuschauer mit einer für TV-Serien höchst untypischen Variante zu überraschen: Es fehlte die klärende Aussprache völlig. Sisko erwähnt nur kurz, er habe Kasidys Quartier in seinem Zustand belassen, und er machte damit deutlich, daß er fest mit ihrer Rückkehr gerechnet hatte und nicht weiter über die Vorfälle sprechen möchte, da sie für ihn erledigt sind. Ich fand diese Auflösung erfrischend originell, da das Fernsehen leider sehr häufig dazu neigt, alles zu verbalisieren und dem Zuschauer jede Gedankenarbeit abzunehmen.

Anderweitige Verpflichtungen führten dazu, daß Penny Johnson während der fünften Staffel nicht erneut zu einem Gastauftritt verpflichtet werden konnte, und auch in der ersten Hälfte der sechsten Staffel ist sie nicht dabei. Penny Johnson, die mit der Figur der Kasidy Yates nun eine wiederkehrende Rolle in Star Trek hat, war bereits in der TNG-Episode "Homeward" (dt.: Die oberste Direktive) zu sehen. Dort spielte sie die Boraalanerin Dobara.

Ab dieser Episode tragen die Figuren von DS9 die neuen Uniformen, die im Kinofilm "Star Trek - First Contact" (dt.: Star Trek - Der erste Kontakt) eingeführt wurden.

"Rapture" enthielt eine der witzigsten Szenen der gesamten fünften Season. Es war ausgesprochen komisch, als Quark aus Versehen statt der "Willkommen Föderation"-Flagge die Fahne aufrollt, auf der "Willkommen Klingonen" steht.

Gegen Ende weigert sich Sisko, Bajor zu überreden, der Föderation beizutreten. Es ist doch ein wenig erstaunlich, daß Admiral Whatley darauf so gelassen reagiert.

Bei TNG war es selbstverständlich, daß jeder "ohne anzuklopfen" das Holodeck betritt. In "Our Man Bashir" (dt.: Unser Mann Bashir) behauptete Bashir, daß es ein Verbrechen sei, in die Holosuite eines anderen einfach einzudringen. An diese Regel hielten sich hier weder Quark noch Kasidy Yates.

Leider war Shakaar-Darsteller Duncan Regehr für die Dreharbeiten nicht verfügbar, so daß seine Rolle aus der ursprünglichen Drehbuchfassung entfernt werden mußte. Robert Hewitt Wolfe meinte, man habe daraufhin schlicht vergessen, seine Abwesenheit zu erklären. Es ist natürlich völlig unverständlich, weshalb Shakaar bei der Unterzeichnung des Vertrags nicht anwesend war.

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Letztes Update:
12. April 1998

©1998 Thomas Höhl.