Inhalt:
Odo kauft von Quark ein Wechselbalg-Baby, das im All treibend gefunden wurde. Er möchte das Kind aufziehen und es dazu bringen, verschiedene Gestalten anzunehmen. Dr. Mora Pol, Odos Ziehvater, kommt auf die Station. Odo zeigt gegenüber Pol offen seine Abneigung. Er hat ihm noch immer nicht die Experimente verziehen, die Pol einst an ihm vornahm.
Trotz aller Anstrengung gelingt es Odo nicht, das Wechselbalg-Baby dazu zu bringen, eine bestimmte Form anzunehmen. Schließlich folgt Odo widerstrebend Pols Vorschlag, dem Wesen kleine Stromstöße zu versetzen. Es funktioniert, das Baby beginnt erste Formen zu bilden.
Doch die Freude über die ersten Erfolge ist nicht von großer Dauer. Plötzlich depolarisiert die genetische Matrix des Kindes. Das Wechselbalg-Baby liegt im Sterben. Vor seinem Tod integriert es seine Masse in Odos Körper und gibt ihm so seine Wechselbalg-Fähigkeiten zurück.
Inzwischen bekommt Kira das Baby der O'Briens.
Kritik:
"The Begotten" ist eine der besten Episoden der fünften Staffel. Eine sehr sensible Charakterstudie, eine interessante, sf-mäßig verpackte Parabel über Kindererziehung, großartige Dialoge und hervorragende Darstellerleistungen; "The Begotten" enthält alles, was gutes Star Trek ausmacht.
Nicht nur, daß Rene Auberjonois seine "Gespräche" mit dem jungen Wechselbalg, einem Stück Gelee, meisterte, noch besser waren die Szenen zwischen Odo und Dr. Mora Pol, die eindringlich das fortsetzten, was in der Episode "The Alternate" (dt.: Metamorphosen) bereits angedeutet worden war. Auch die Szene zwischen Quark und Odo gehört zu den besten, die die fünfte Staffel zu bieten hat. "I am happy, Quark", meint Odo. "Can't you just accept that?" Worauf Quark schlicht antwortet: "No." (Dt.: Ich bin glücklich, Quark. Können Sie das nicht einfach akzeptieren?" - "Nein.")
Beeindruckend ist, wie raffiniert die Episode das Thema Kindererziehung beleuchtet. Odo befindet sich in der Situation vieler Eltern, die bei ihren Kindern alles "anders" und "besser" machen wollen, um dann zu erkennen, daß es eben nicht immer "anders" und "besser" geht. Zugleich aber gibt die Episode Odo recht, denn er hat definitiv bei dem Wechselbalg-Baby mehr Erfolg und gewinnt schneller die Zuneigung des Kindes. Damit sagt die Episode im Grunde, daß, auch wenn sich nicht alles besser und anders machen läßt, man zumindest versuchen kann, es besser und anders zu machen.
Leider war das Drehbuch zu sehr bemüht, dem Zuschauer die Moral klarzumachen. Vieles, hätte mehr gewirkt, wäre es unausgesprochen geblieben. Hätte Dr. Mora Pol nicht gar so häufig betont, daß Odo nun wisse, wie er selbst sich damals gefühlt habe, und hätte Odo nicht gar so oft erwähnt, daß er das Kind nicht so erziehen will wie Pol, es hätte der Episode gut getan.
Beeindruckend ist, wie Sisko sofort die Szene beherrscht, als er das Labor betritt, während Odo und Mora Pol sich streiten. Leider entschlossen sich die Autoren von DS9 während der letzten Jahre dazu, immer wieder einen schreienden und wütenden Sisko zu zeigen. "The Begotten" beweist, wie unnötig das ist. Avery Brooks wirkt manchmal viel intensiver, wenn er absolute Ruhe ausstrahlt.
Sehr umstritten ist das Ende der Episode, als Odo überraschend seine Wechselbalg-Fähigkeiten zurückerhält. Das Problem ist aber nicht der Schluß der Episode. Der Umstand, wie Odo wieder zum Wechselbalg wird, ist sogar ausgesprochen originell. Das Problem ist, daß die Autoren aus Odos Menschwerdung nie wirklich etwas gemacht haben. Sein Leiden, plötzlich in einem festen, starren und schmerzenden Körper gefangen zu sein, wurde allenfalls am Rande und in kleinen, meist humorvoll gemeinten Nebendialogen gestreift. Schade, hier haben sich die Autoren jede Menge sehr interessanten Erzählstoff durch die Finger gleiten lassen. So ist rückblickend betrachtet die ganze Story um Odos verlorene Wechselbalg-Fähigkeiten reichlich überflüssig gewesen.
"The Begotten" wirft einige Fragen auf, die dringend einer Antwort bedürfen. So wissen wir nach fünf Staffeln noch immer so gut wie nichts über Odo, was in dieser Episode wieder einmal verdeutlicht wurde. Denn Odo redet viel mit der gelatinen Masse. Denkt er, daß die Masse ihn hört? Odo meinte einmal, seine Ohren seien keine richtigen Ohren, sondern nur Imitate. ("The Forsaken"; dt.: Persönlichkeiten) Wenn das aber keine richtigen Ohren sind, womit hört er dann? Hin und wieder hält Odo, wenn er einen Gegenstand genauer betrachten will, das Objekt näher an seine Augen. Sieht er wirklich mit seinen Augen? Oder sind das auch nur Nachbildungen? Und mit was sieht er, wenn er sich in einen Gegenstand verwandelt? Fragen über Fragen... Und weil es so schön ist, noch eine weitere Frage: Woher wußte Quark, daß die gelatine Masse ein Wechselbalg ist?
Die Nebenhandlung um Kiras Entbindung war nicht so umwerfend. Daß die bajoranische Schwangerschaft im Gegensatz zur menschlichen Geburt ein sehr ruhiger Vorgang ist, war eine originelle Idee, ansonsten aber blieben die Klischees nicht aus. Es gibt die unterschiedlichsten Film- und Seriengesetze. Eines dieser unzähligen Gesetze lautet: Während einer Geburtsszene verwandeln sich Männer immer in absolute Trottel. "The Begotten" folgte brav diesem "Gesetz", und so blieben einem einige reichlich alberne Dialoge zwischen O'Brien und Shakaar nicht erspart. Während Shakaars Auftritt in den vergangenen Episoden eigentlich dringend nötig war, war er hier eher vollkommen überflüssig. Offenbar ist der Shakaar-Darsteller Duncan Regehr immer zur falschen Zeit verfügbar.
Der CGI-Effekt, als Odo sich in einen Falken verwandelt, wurde von der Effekte-Firma "Vision Art" erstellt. Erstmals wurde hier gezeigt, wie sich Odo in eine andere Gestalt verformt, während seine richtige Kleidung zu Boden fällt. "Digital Muse" erstellte die visuellen Effekte, die das Wechselbalg-Baby zeigten, als es versucht, Odos Gesicht zu imitieren.
James Sloyan, der hier erneut Dr. Mora Pol aus "The Alternate" verkörpern durfte, ist ein häufiger Gaststar in Star Trek. In der TNG-Episode "The Defector" (dt.: Der Überläufer) spielte er den Romulaner Setal und in der TNG-Folge "Firstborn" (dt.: Ritus des Aufsteigens) war er Worfs Sohn Alexander, der aus der Zukunft zurückgekehrt war. In der Voyager-Episode "Jetrel" (dt.: Dr. Jetrels Experiment) verkörperte er den Wissenschaftlers Ma'bor Jetrel.
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