Inhalt:
Alle auf der Station sind sehr niedergeschlagen, auch Sisko. Jake möchte ihn irgendwie aufheitern. Als er erfährt, daß auf Quarks Auktion eine Baseballkarte von Willie Hays versteigert wird, ist er begeistert. Er möchte sie mit Nogs Latinum ersteigern. Nog läßt sich schließlich überreden, Jake das Geld zu geben.
Kai Winn besucht die Station. Sie erzählt Sisko, daß sie ein Treffen mit Weyoun vereinbart habe. Sisko bittet die Kai, Weyoun solange es geht hinzuhalten.
Während der Auktion wird Jake von einem Dr. Giger überboten. Jake versucht, Giger die Karte abzukaufen. Erst ist Giger sehr abweisend, doch dann zeigt er sich verhandlungsbereit. Er möchte die Karte gegen einige Gegenstände tauschen, die er aufgelistet hat. Er verrät Jake und Nog, daß er an der Unsterblichkeit forscht. Er glaubt, der Tod sei eine Folge der Zellen, die sich langweilen. Er entwickelt daher eine Zellen-Generations- und Unterhaltungskammer.
Jake und Nog glauben nicht an Gigers Theorie, versuchen aber, alles auf Gigers Liste zu besorgen, was ihnen mit einiger Mühe auch gelingt. Als sie ihm die letzten Gegenstände bringen wollen, ist Giger verschwunden. Da sieht Jake, wie die Kai sich mit dem Vedeck unterhält, der bei der Auktion ebenfalls von Giger überboten worden war. Er verdächtigt nun die Kai, Giger entführt zu haben.
Sisko ist außer sich über Jakes Anschuldigungen. Jake möchte nichts von der Karte erzählen und redet seinem Vater ein, er sei mit Nog betrunken gewesen. Plötzlich werden Jake und Nog in Weyouns Quartier gebeamt. Weyoun möchte wissen, was die beiden mit Giger und Winn zu tun haben, er verdächtigt sie, einen geheimen Plan gegen ihn und das Dominion zu schmieden. Nur mit viel Mühe kann Jake Weyoun von der Wahrheit überzeugen. Schließlich bekommt Jake doch noch die Karte und kann seinem Vater eine Freude bereiten. Doch durch die vielen Tauschaktionen hat fast jeder auf der Station etwas bekommen, das ihn ein wenig glücklicher stimmt.
Kritik:
"In the Cards" ist eine sehr erfreuliche Episode. Sie überzeugt auf der komödiantischen Ebene, bildet einen angenehm heiteren Kontrast zum dramatischen Season-Finale und trifft zugleich einige subtile Vorbereitungen für die zukünftigen Ereignisse. Ein bißchen aufdringlich war die Message der Episode ("Even in the darkest moment, you can always find something that will make you smile." - Dt.: Selbst in den dunkelsten Augenblicken kann man etwas finden, das einen lächeln läßt.), ansonsten handelt es sich bei "In the Cards" um eine liebenswerte Komödie, die neben den witzigen Parodien auf Sammelleidenschaft und der Besessenheit von Zellregenerierung (Michael Jacksons Sauerstofftank fällt einem hier ein) recht geschickt die Vorlieben der Hauptfiguren in die Story einbaute. Sisko mag, wie ja schon seit dem DS9-Pilotfilm bekannt ist, Baseball, O'Brien begeisterte sich bereits zu TNG-Zeiten fürs Kayaking (erstmals wurde seine Leidenschaft in "Transfigurations" (dt.: Wer ist John?) erwähnt) und Worf hört natürlich klingonische Opern. Bashir hat bereits in der Episode "The Quickening" (dt.: Hoffnung) von seinem Teddybär Kukulaka erzählt, hier war das Stofftier nun erstmals zu sehen. Eine erfreuliche Liebe zum Detail: In "The Quickening" berichtete Bashir, wie er das Stofftier immer wieder "operierte" und flickte, und der Bär sah hier tatsächlich ein wenig ramponiert aus.
Insofern sind mir die vielen sehr negativen Rezensionen, die man in den englischen Usenet-Gruppen zu "In the Cards" lesen konnte, völlig unverständlich. Besonders massiv kritisiert wurde Nogs Ausspruch "Lions and Gigers and Bears..." (dt.: Löwen und Gigers und Bären...) und Jakes Erwiderung "Oh My", was als dummer Kalauer empfunden wurde. Bei diesem Spruch handelt es sich um eine Anspielung auf das berühmte Musical "The Wizard of Oz" (dt.: Der Zauberer von Oz, der berühmte Filmklassiker heißt auf deutsch 'Das zauberhafte Land'). In diesem Musical wandern die Hauptfiguren durch einen Zauberwald, der Löwen, Tiger und Bären enthält, und Dorothy und ihre Begleiter geben bei der Gelegenheit den berühmten Ausspruch "Lions and tigers and bears! Oh my!" (dt.: Löwen, Tiger und Bären! Oh Mann!) von sich.
Ob man diesen Spruch nun plump findet oder nicht, so bleiben doch genug selbstparodistische Züge, die sich bei weitem subtiler präsentierten. Gigers Theorie, die Zellen könnten sich unterhalten fühlen, wenn man sie mit biogenetischer Energie auf chromoelektrischer Wellenlänge versorgt, ist eine herrliche witzige Parodie aufs Star Trek-Technobabble, und Jakes wirre und jede Logik auf den Kopf stellende Zeitreise-Alibistory geht auch sehr augenzwinkernd mit einem SF-Element um, das ja gerade von Star Trek reichlich benutzt wurde.
Eine besonders witzige Figur war Dr. Giger, gespielt von Brian Markinson. Er ist trotz seiner arroganten Art wohl der netteste und witzigste "Mad Scientist", der je in einer SF-Serie zu sehen war, und seine wie von einem Marktschreier angepriesene Theorie von Zellen, die aus Langeweile sterben, ist so absurd, daß sie schon wieder Sinn machen könnte.
In dieser Episode wurde noch einmal deutlich, daß Kai Winn in "Rapture" (dt.: Heilige Visionen) die Wahrheit gesagt hatte: Nicht nur, daß sie Sisko vertraut und seine Vorschläge befolgen will, sie unterhält sich hier fast freundschaftlich humorvoll mit dem Abgesandten. Auf Siskos Hinweis "The Dominion is notorious for its political intrigue" (dt.: Das Dominion ist für seine politische Intrigen berüchtigt), meint sie nur: "I have some experience in that area as well." (Dt.: Auf dem Gebiet habe ich auch ein wenig Erfahrung.)
Unverständlich ist in diesem Zusammenhang wieder einmal, weshalb Shakaar an den Verhandlungen nicht teilnimmt und das alles der Kai überläßt. (Der wahre Grund ist freilich klar: Der kanadische Schauspieler war nicht verfügbar.)
In einer Szene fühlt Kai das Ohr von Weyoun und stellt fest, daß ihre beiden Völker rein gar nichts gemeinsam haben. Wie wir ja schon im DS9-Pilotfilm erfuhren, ergründen die Geistlichen von Bajor das Pagh ihres Gegenübers, wenn sie das Ohrläppchen umgreifen. Für mich ist noch immer ein wenig unklar, was die Bajoraner da genau fühlen und ob es sich dabei um eine Art Gedankenverschmelzung handelt. Auch weiß ich nicht, ob das Pagh-Erfühlen eine Begabung ist, die alle Bajoraner besitzen, oder ob das allein den Geistlichen möglich oder erlaubt ist.
Diese Episode bringt ein bißchen Licht ins Dunkel, was das viel umstrittene Geld in der Föderation angeht. Es ist ganz offensichtlich so, daß man in der Föderation kein Geld zum Leben braucht. Es werden aber anscheinend Credits verteilt, mit denen vor allem auf der Erde die vorhandenen Energiemengen rationiert werden. Jedenfalls verfügt Jake über keinerlei Latinum, und die Credits haben keinen Latinum-Wert. Besonders witzig war Nogs Erwiderung auf Jakes Bemerkung, daß er kein Geld brauche. "Well", meint Nog, "if you don't need money, then you certainly don't need MINE." (Dt.: Nun, wenn du kein Geld brauchst, brauchst du ganz bestimmt nicht MEINS."
Brian Markinson spielte in den Voyager-Episoden "Cathexis" (dt.: Bewußtseinsverlust) und "Faces" (dt.: Von Angesicht zu Angesicht) Lieutenant Durst und den Vidianer Sulan. In der TNG-Episode "Homeward" verkörperte er den Boraalaner Vorin. Chase Masterson ist in dieser Episode als Leeta zu sehen, sie hatte aber keine einzige Zeile Text.
Laut der Kai liegt der Planet Berengaria im Zentrum der Föderation.
Regie führte bei dieser Episode erstmals Worf-Darsteller Michael Dorn. |