DS9: 125
"A Time to Stand" (Zeit des Widerstands)

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Staffel 6
124: "Call tp..."
126: "Rocks and..."

Season-Premiere

US-Erstausstrahlung:
29.9.1997

SAT1-Erstsendung:
9.5.1998
Regie:
Allan Kroecker

Drehbuch:
Ira Steven Behr

Hans Beimler

Musik:
Dennis McCarthy

Kamera:
Jonathan West A.S.C.

Gaststars:

Andrew J. Robinson
als Garak

Jeffrey Combs
als Weyoun

Marc Alaimo
als Gul Dukat

Aarron Eisenberg
als Nog

J. G. Hertzler
als Martok

Casey Biggs
als Damar

Barry Jenner
als Admiral Ross

Brock Peters
als Joseph Sisko


Inhalt:

Die Station Deep Space Nine ist seit Monaten unter cardassianischer Leitung. Sisko und seine Crew befinden sich auf der Defiant. Der Krieg gegen das Dominion verläuft schlecht. Von den 112 Schiffen der siebten Kolonne kehren nur vierzehn aus der Schlacht zurück.

Kira will sich nicht damit abfinden, daß sich keine bajoranischen Sicherheitsleute auf der Station befinden dürfen. Sie überredet Odo, zu Weyoun zu gehen und seinen Einfluß auf ihn zu nutzen. Weyoun befolgt zwar Odos Bitte, er überredet Odo aber, zum Ausgleich künftig an den Sitzungen der cardassianischen Führung teilzunehmen.

Sisko erhält von Admiral Ross einen neuen Auftrag. Er soll mit dem vor einem Jahr erbeuteten Jem'Hadar-Schiff ins Zentrum von Cardassia eindringen und dort ein großes Depot mit Ketracel White zerstören. Die Navigation des Jem'Hadar-Schiffes erweist sich als schwierig, und unterwegs werden Sisko und seine Crew von einem Föderationsschiff angegriffen. Wegen ausgefallener Kommunikationssysteme kann man den Irrtum nicht aufklären, weshalb Sisko gezwungen ist, zurückzufeuern.

Als Sisko das White-Lager erreicht, verläuft zunächst alles nach Plan. Doch als die Bombe zu früh detoniert, wird das Jem'Hadar-Schiff schwer beschädigt und treibt nun ohne Warpantrieb mitten im cardassianischen Gebiet.

Kritik:

"A Time to Stand" ist ein recht guter und vielversprechender Start in eine neue Staffel. Es ist zwar nicht übermäßig viel Action geboten, doch allgemein wird eine für Star Trek ungewöhnlich finstere und beklemmende Stimmung verbreitet, die den Zuschauer gut auf die kommende Season vorbereitet.

Die Atmosphäre erinnerte ein wenig an die TNG-Episode "Yesterday's Enterprise" (dt.: Die alte Enterprise), denn es herrschen Verzweiflung und Mißstimmung, da der Krieg für die Föderation sehr schlecht läuft. Wie schlecht, das scheinen auch hier nur die Führungsoffiziere wirklich zu wissen, was durch Siskos Reaktion auf Bashirs Einwand, man könne derlei Verluste nicht länger hinnehmen, deutlich wird. Im Unterschied zur TNG-Folge sind die Ereignisse hier ungleich dramatischer, da sie nicht in einer anderen Zeitlinie stattfinden, sondern "wirklich" passieren. Nicht jedem mag diese Richtung, die Star Trek damit einschlägt, zusagen, ich denke aber, daß ein "Verrat an Roddenberry" ausgeschlossen ist, solange es aussagekräftig und niveauvoll bleibt.

Das Ende der Episode, das weder einen Abschluß noch einen richtigen Cliffhanger beinhaltet, ist für Star Trek gewöhnungsbedürftig und genau aus diesem Grunde so reizvoll. Ira Steven Behr entschloß sich zusammen mit den anderen Autoren, die Rückeroberung der Station in sechs eng zusammenhängenden Episoden zu erzählen, ein Vorgehen, das angeblich bereits für die fünfte Staffel geplant war, dann aber verworfen wurde. Das Bemühen um mehr Kontinuität wird auch in anderen Details deutlich, dem erfreulichen Wiedersehen von Siskos Vater zum Beispiel.

Ansonsten lieferte die Episode viel Spannung, und die Autoren verstanden es, packende Szenarien zu entwerfen, ohne sich dabei auf die Phantasie der Effekte-Firma zu verlassen. Besonders fesselnd war es, als Sisko sich gezwungen sieht, auf seine eigenen Leute zu feuern. Hier spielte sich in erster Linie menschliches Drama ab, das bloße Action in echte Spannung verwandelt.

Die geringen, aber dennoch ärgerlichen Schwachpunkte der Episode fallen allein deswegen so unangenehm auf, weil sie die Autoren leicht hätten vermeiden können. Unverständlich ist zum Beispiel, warum sich Jake als Reporter so extrem dümmlich verhält. Man kann sich Weyouns Worten nur anschließen, als er auf Jakes Frage "What about freedom of the press?" nur antwortet: "Tell me you are not that naïve." (Dt.: Was ist mit der Pressefreiheit? - Bitte, sagen Sie mir, daß Sie nicht so naiv sind!) Wenn die Autoren so weitermachen, sind sie auf dem besten Wege, die bislang so reizvolle Jake-Figur zu ruinieren. (Hierbei fällt auf, daß es in DS9 unverhältnismäßig viele "dumme" bzw. naive Nebenfiguren gibt. Rom, Leeta, Ziyal... und jetzt auch noch Jake? Das muß nicht sein.)

Auch Bashirs ständige Demonstration seines "Computerhirns" ging ein wenig zu weit. Das mit der genetischen Aufbesserung war ein netter Einfall und es ist schön, daß sich die Autoren nach wie vor daran erinnern, aber um hier nicht zu viele Widersprüche zu früheren Episoden entstehen zu lassen, sollten sie nicht derart übertreiben. Im Grunde hätte doch eine verbesserte Augen-Hand-Koordination und ein leicht erhöhter Intelligenzquotient vollauf genügt!

Laut Bashir stehen die Chancen für die Föderation bei 32,7%. Hier muß aber ein gewaltiger Rechenfehler vorliegen, denn kurz darauf konnte Sisko ein wichtiges Lager mit Ketracel White zerstören, Dax vernichtete wenig später eine Sensoren-Station und schließlich gelang es Sisko sogar, die Station Deep Space Nine zurückzuerobern und mit Hilfe der Wurmlochwesen die Passage zum Alphaquadranten zu versperren. Trotz dieser Erfolge kommt aber Bashir mit einigen anderen genetisch aufgebesserten "Mutanten" in der Episode "Statistical Probabilities" (dt.: Statistische Wahrscheinlichkeiten) zu dem Ergebnis, daß die Föderation nicht die geringste Chance hat. Der Wert 32,7% muß daher falsch sein.

Für die Sternenbasis 375 wurde das "Regula I"-Modell aus dem zweiten Star Trek-Film verwendet. Das Modell war zwar beschädigt, wurde aber von Effekteüberwacher Gary Hutzle und Tony Meininger wieder in Stand gesetzt.

Diese Episode wurde Brandon Tartikoff gewidmet. (Die Einblendung der Widmung fehlte in der SAT1-Ausstrahlung.) Tartikoff hat viele berühmte TV-Serien mitentwickelt, darunter "Das A-Team", "Cheers", "Die Cosby Show", "Familienbande", "Golden Girls", "Hill Street Blues", "LA Law", "Miami Vice", "St. Elsewhere" und "Seinfeld".

Ein bißchen unklar ist nach wie vor, was die Vorta essen und trinken, wenn auf den Jem'Hadar-Schiffen keine Replikatoren sind. Die Jem'Hadar mögen nichts von Komfort halten, aber was mit den Vorta? Und auch wenn ich die Frage nach den Toiletten auf der Enterprise für totalen Schwachsinn halte (es scheint immer noch Leute zu geben, die tatsächlich glauben, sie hätten mit dieser Frage einen ganz besonders intelligenten und geistreichen Gag gelandet), als Bashir die Abwesenheit eines Biobettes bemängelte, Nog sich nach einem Stuhl sehnte und es O'Brien nach einem Sandwich verlangte, da kam mir dann doch der Gedanke in den Sinn: Gibt es denn wenigstens eine Toilette auf dem Jem'Hadar-Schiff? Die Jem'Hadar dürften wohl kaum eine brauchen, und drei Wochen ohne "Badezimmer" ist ja auch nicht das Wahre.

Abgesehen davon: Was ist denn mit den hochbegabten Technikern der Sternenflotte passiert, die, wenn es ums Modifizieren geht, normalerweise selbst MacGyver zum Erblassen bringen? Ist es wirklich nicht möglich, in dieses Jem'Hadar-Schiff ein paar Stühle einzubauen?

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Letztes Update:
6. Juli 1999

©1999 Thomas Höhl.