DS9: 133
"Statistical Probabilities" (dt.: Statistische Wahrscheinlichkeiten)

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Staffel6
132: "Resurrection"
134: "The Magni..."
US-Erstsendung:
24.11.1997

SAT1-Erstsendung:
4.7.1998

Regie:
Anson Williams

Drehbuch:
René Echevarria

Story:
Pam Pietroforte

Gaststars:
Jeffrey Combs
als Weyoun

Tim Ransom
als Jack

Arnette Jeanetta
als Dr. Loews

Hilary Shepard-Turner
als Lauren

Michael Keenan
als Patrick

Casey Biggs
als Damar

Faith C. Salie
als Sarina

Inhalt:

CoverJack, Lauren, Patrick und Sabrina leiden alle unter der genetischen Aufbesserung, die in ihrer Kindheit an ihnen vorgenommen wurde. Jack ist hyperaktiv, Patrick übersensibel, Lauren ist besitzergreifend und Sabrina ist introvertiert. Die vier besuchen die Station, damit Bashir ihnen zeigen kann, daß man auch mit einer genetischen Veränderung ein normales Leben führen kann.

Als die vier eine Rede von Damar hören, können sie anhand seiner Körpersprache die ganze Vorgeschichte rekonstruieren. Da Damar und Weyoun auf die Station kommen, um neue Grenzgebiete auszuhandeln, erlaubt Sisko ihnen, die holographische Aufzeichnung der Verhandlungsgespräche zu studieren. Tatsächlich finden Bashirs Patienten heraus, daß es die Jem'Hadar auf ein Sonnensystem abgesehen haben, das über Komponenten verfügt, mit denen man neues Ketracel White herstellen kann. Sisko ist beeindruckt und gibt den "Mutanten" alle taktischen Pläne der Föderation. Doch nun kommen die vier zu einem vernichtenden Ergebnis: Die Föderation hat gegen das Dominion keine Chance. Die einzige Möglichkeit, 900 Milliarden Leben zu retten, ist die Kapitulation. Als Sisko unmißverständlich erklärt, daß eine Unterwerfung keine Alternative ist, brechen Jack, Lauren und Patrick aus ihrem Quartier aus, um Weyoun die Pläne der Föderation in die Hände zu spielen. Damit soll es dem Dominion ermöglicht werden, möglichst schnell den Alphaquadranten zu übernehmen. Mit Sarinas Hilfe kann Bashir sie im letzten Moment aufhalten.

Kritik:

"Statistical Probabilities" ist eine ganz hervorragende Kammerspielepisode. Es gilt ja zum Teil die Meinung, bei dem großen Bugdet, das Star Trek zur Verfügung steht, sei es keine große Kunst, sehenswerte SF zu produzieren. Wie haltlos dieser als Feststellung getarnte Vorwurf gegenüber der Machern von Star Trek ist, beweisen Bottle-Shows wie "Statistical Probabilities" immer wieder aufs Neue. Hier zeigen die Autoren von Star Trek darüber hinaus ihre Fähigkeit, sogar in der Kulisse eines kahlen Frachtraums ein anspruchsvolles und fesselndes SF-Drama produzieren zu können.

An "Statistical Probabilities" überzeugt schlicht alles: Die intelligenten Dialoge, die Vertiefung der interessanten Thematik "Genmanipulation" und die verblüffend originelle Auflösung. Die Kammerspielatmoshäre der Folge wurde durch den Einsatz der Frachtraumkulisse bewußt verstärkt, wodurch die angestrebten Parallelen zu dem Broadway-Klassiker "Einer flog übers Kuckucksnest" nur noch deutlicher hervortraten.

Neben dem gelungenen Charakterdrama von "Statistical Probabilities" gab es neue Informationen über den Verlauf des Dominionkriegs, die zu der philosophischen Frage führten, ob es eine Situation gibt, in der die Kapitulation das moralisch bessere Verhalten ist. Soll man wirklich 900 Milliarden Tote für einen aussichtslosen Kampf riskieren? Sisko meint: "I don't care if the odds are against us. If we're going to lose, then we're going to go down fighting, so that when our descendants someday rise up against the Dominion they'll know what they're made of." (Dt.: Es ist mir egal, ob die Chancen schlecht für uns stehen. Wenn wir verlieren sollten, dann werden wir im Kampf untergehen, damit unsere Nachfahren genau wissen, aus welchen Holz sie gemacht sind, wenn sie sich eines Tages gegen das Dominion auflehnen.) Avery Brooks spricht diesen Satz mit der genau richtigen Dosis aufgesetzter Aggressivität, die zeigen soll, daß er sich dieser Aussage selbst nicht ganz sicher ist. Siskos Spruch ist daher keineswegs das übliche Heldengeschwätz, das man aus anderen Serien und Filmen kennt, es ist vielmehr die unausgesprochene Frage, ab wann es tatsächlich feige sein kann, sich tapfer gegen einen übermächtigen Feind zu wehren. So auch Bashirs zynische Antwort: "So we go down fighting. How terribly courageous of us." (dt.: Also gehen wir kämpfend unter. Wie schrecklich mutig von uns.)

In einem ebenso eindrucksvollen Dialog zwischen den Hauptfiguren wurde die Frage aufgeworfen, ob der Umgang mit den "Mutanten" ethisch vertretbar ist. Ist es richtig, ihre gesellschaftlichen Aktivitäten einzuschränken? Sie wurden als Kind ungefragt genetisch aufgebessert, ist es moralisch zu rechtfertigen, sie letztlich mit dem Ziel zu bestrafen, andere Eltern davon abzuschrecken, genetische Veränderungen am eigenen Kind vorzunehmen zu lassen?

Sehr einleuchtend war die "Auflösung" der Episode, die auf der banalen aber dennoch überraschenden Erkenntnis basierte, daß niemand unfehlbar ist, und daß demnach auch niemand die Zukunft mit Sicherheit berechnen kann. Wie Bashir richtig ausführt, kann eine einzige Person den Kurs der Geschichte verändern.

Auch Bashir durchläuft in dieser Episode eine nachvollziehbare Charakterentwicklung. Mit viel Feingespür zeigt René Echevarrias Drehbuch die zunächst noch unmerkliche Veränderung von Bashir auf, der sich von der Überheblichkeit von Jack und den anderen mehr und mehr anstecken läßt, bis er sich schließlich in einen überheblichen Größenwahn hineinsteigert, der den Mutanten offenbar doch nicht ganz zu unrecht unterstellt wird.

Die Mutanten-Gruppe kam bei den Fans so gut an, daß Ron Moore recht bald verkündete, die Wahrscheinlichkeit sei groß, die "Jack-Gruppe" wiederzusehen. Tatsächlich kehren die vier in der siebten Staffel in der Episode "Chrysalis" zurück.

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Letztes Update:
6. Juli 1999

©1999 Thomas Höhl.