TNG: 147
"Frame of Mind" (Phantasie oder Wahrheit)

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Staffel6
146: "The Chase"
148: "Suspicions"
US-Erstsendung:
3.5.1993

SAT1-Erstsendung:
15.6.1994

Regie:
James L. Conway

Drehbuch:
Brannon Braga

Musik:
Jay Chattaway

Gaststars:
David Selburg
als Syrus

Andrew Prine
als Administrator

Gary Wernitz
als Mavek

Inhalt:

Riker gibt sich alle Mühe, sich in die Rolle eines Irrenhausinsassen hineinzuversetzen, den er in Dr. Crushers Theaterstück "Frame Of Mind" spielen soll. Nebenbei muß er sich noch auf eine Mission vorbereiten. Er soll ein Föderationsforschungsteam auf Tilonus Vier retten, einem Planeten, der sich nach einem Regierungssturz im Zustand der Anarchie befindet. Dazu instruiert ihn Worf, wie er mit dem Dolch umzugehen hat, um ein traditionelles Ritual durchzuführen, das er für seine Tarnung als Händler braucht. Dabei verletzt ihn Worf leicht an der Stirn. Nach der Behandlung fühlt Riker seltsamerweise immer noch Schmerz, obwohl der Schnitt von Dr. Crusher geheilt wurde. Bei der Aufführung des Stücks geht alles glatt. Danach bemerkt Riker plötzlich einen merkwürdigen Lieutenant. Kurz darauf endet der Applaus abrupt und Riker steht in einer Zelle wie der auf der Bühne, nur sind hier die Wände massiv und rundherum geschlossen. Ein Arzt, der der gleichen Rasse wie der seltsame Lieutenant angehört, sagt zu ihm gerade, daß sie wohl noch viel an seinem Zustand zu arbeiten hätten. Riker will wissen wo er ist. Der Arzt antwortet, in einer Psychiatrie auf Tilonus Vier. Riker beteuert, er gehöre nicht hierher, er sei ein Commander der Sternenflotte. Doch sein Name fällt ihm nicht mehr ein und er erinnert sich plötzlich wieder dunkel, daß er in diese Klinik gebracht wurde. Dr. Syrus erzählt ihm, daß die Sternenflotte benachrichtigt sei, dort gäbe es keinen Offizier auf den seine Beschreibung paßt. Der völlig verwirrte Riker wird von Pfleger Mavek in den Aufenthaltsraum gebracht. Mavek erzählt Riker, daß er einen Mann brutal erstochen habe und provoziert ihn. Riker verliert die Kontrolle und attackiert Mavek, wird jedoch überwältigt und mit einer Spritze betäubt. Er schreckt beim Einstich der Nadel hoch und befindet sich in seiner Kabine auf der Enterprise, gerade aus dem Schlaf gerissen. Durch diesen Traum verunsichert bereitet Riker sich auf das Theaterstück vor. Die Aufführung läuft gut, bis er plötzlich Mavek durch ein Fenster in der Zellenkulisse sieht. Riker beginnt erneut mit seinem Text, als er plötzlich das Zuknallen einer schweren Tür hört. Plötzlich sieht er den seltsamen Lieutenant in der Zuschauermenge, stürzt auf ihn zu und brüllt ihn an. Doch der erschrockene Lieutenant erklärt ihm, er sei Mr. Suna, neu an Bord. Das Stück wird abgebrochen, Riker wird von Dr. Crusher untersucht, aber sie findet nichts außer erhöhtem Adrenalinspiegel. Auf dem Weg in seine Kabine sieht Riker Jaya im Korridor stehen und beginnt zu laufen. Er erreicht seine Kabine, die Tür fällt krachend hinter ihm zu. Er ist wieder in der Zelle. Am nächsten Tag bittet er Dr. Syrus verzweifelt um Hilfe, weil er die Hirngespinste von diesem Raumschiff, die ihn verfolgen, unbedingt loswerden will. Dieser gibt ihm zwei Optionen: Eine Gehirnoperation, die seine Persönlichkeit für immer zerstören würde, oder Reflexionstherapie. Riker akzeptiert letzteres. Bei der Therapie werden verschiedene Aspekte seiner Psyche in Form von holographischen Personen sichtbar gemacht. Es erscheinen nacheinander Troi, Worf und Picard als Symbole für seine Gefühle, seine Handlungen und seinen Intellekt und sprechen mit ihm über sein traumatisches Erlebnis. Riker erfährt, daß er in einer dunklen Seitengasse überfallen wurde und dabei einen Mann erstach. Als er sich auf das Gesicht eines der Angreifer konzentriert, erscheint ihm Suna, der seltsame Lieutenant, den er auf der Enterprise sah. Dr. Syrus erkennt in ihm den Krankenhausverwalter. Doch plötzlich machen sich die Projektionen selbständig und versuchen ihn verzweifelt zu überzeugen, daß er nicht auf die Ärzte hören soll. Er sei immer noch bei ihnen auf der Enterprise. Doch Riker brüllt sie an, sie sollen verschwinden, sie seien nur Trugbilder seiner kranken Phantasie. Später, beim Essen im Aufenthaltsraum, sieht Riker auf einmal Dr. Crusher. Sie setzt sich zu ihm und erklärt ihm, er sei während seiner Mission entführt worden. Sie hat sich als medizinische Beauftragte der Föderation Zugang verschafft, um ihm mitzuteilen, daß seine Befreiung geplant ist. Riker ignoriert sie und hält alles für ein Trugbild. In der Nacht öffnet sich seine Zellentür und herein kommen Worf und Data. Trotz seiner Gegenwehr schleppen ihn heraus. Sie überwältigen die heraneilenden Pfleger, schnappen Riker und können ihn gewaltsam auf die Enterprise beamen. Dort bringen sie ihn zur Krankenstation, wo sie versuchen, ihn zu beruhigen. Urplötzlich bricht Rikers Stirnwunde, die ihm Worf versetzt hat, wieder auf. Dr. Crusher heilt sie sofort. Doch augenblicklich ist der schmerzhafte Schnitt wieder da. Beverly kann dies nicht erklären. Riker erkennt, daß seine Trugbilder wieder von ihm Besitz ergriffen haben. Er entwindet Worf einen Phaser, der auf Töten gestellt ist, richtet ihn auf sich und drückt ab. Die Realität zerplatzt. Er steht in der Zelle, umringt von Mavek, Dr. Syrus und Mr. Suna. Sie erklären ihm, daß keine Möglichkeit mehr bleibt, als ihn der Operation zu unterziehen, nachdem er auf die Therapie nicht reagiert hat. Riker fragt verwirrt, warum er immer noch einen Phaser in der Hand hat. Mavek meint, es sei in Wahrheit ein Messer, da läßt ein stechender Schmerz Riker an die Stirn fassen. Die Stirnwunde blutet wieder. Er brüllt Syrus an, daß er ihm nicht mehr glaubt und schießt auf Mavek, der sich auflöst. Rikers Verstand beginnt wieder zu arbeiten: wenn Mavek verschwunden ist, dann bedeutet dies, daß der Phaser echt ist. Aber er hat auf sich selbst geschossen, also müßte er tot sein. Er stellt den Phaser auf maximale Stärke und schießt. Die Realität wird von dem Phaserschuß zerschmettert, er steht wieder auf der Bühne im Stück "Frame of Mind", mit Mr. Suna an seiner Seite. Er erkennt, daß Suna der Schlüssel zum Puzzle ist, die einzige Gestalt, die an beiden Orten war. Wieder beginnt die Wunde an Rikers Kopf zu bluten. Riker stürzt zur Tür der Kulissenzelle, schlägt mit beiden Fäusten dagagen... und kommt auf einem Operationstisch zu Bewußtsein. In seiner schmerzenden Schläfe steckt eine Gehirnsonde, Mr. Suna und seine Komplizen arbeiten an Geräten, im Versuch, brutal Informationen aus Rikers Gehirn zu ziehen. Riker kämpft sich frei, erreicht seinen Kommunikator und läßt sich von der Enterprise mittels Nottransport in Sicherheit beamen. Zurück auf der echten Enterprise kann Dr. Crusher den angerichteten Schaden an seinem Langzeitgedächtnis reparieren. Ihm wird erklärt, daß er auf seiner Mission überfallen wurde, um strategische Informationen aus seinem Gehirn zu ziehen. Doch sein Unterbewußtsein kreierte mit den Erinnerungen aus seiner jüngsten Vergangenheit diese Phantasien, um dem Informationsextraktionsprozeß zu widerstehen und seinen Verstand zu wahren.

Kritik:

Hervorragend! Diese Folge ist sicher eine der Top 10 aller TNG Folgen. Es gibt kaum Filme oder Folgen einer Serie, die den Zuschauer derartig vollständig in die Handlung ziehen. Die Verwirrungen und Ängste Rikers waren so intensiv inszeniert, daß man sich hier mal wieder wundern kann, daß es tatsächlich noch immer Zuschauer und Programmplaner gibt, welche Star Trek offenbar noch immer hartnäckig als Kinderserie einstufen. Die Leiden und Verwirrung Rikers kann man zu jedem Zeitpunkt persönlich nachvollziehen. Obwohl Jonathan Frakes sicher kein absolut begnadeter Schaupieler ist hat er diesmal außergewöhnlich intensiv und glaubwürdig gespielt. Obwohl man wußte, daß er in Wirklichkeit Riker von der Enterprise ist, und er als eine der Hauptfiguren kaum plötzlich im Irrenhaus landen wird, war die Folge in jeder Sekunde spannend, verwirrend und faszinierend. Die Darstellung von Geisteskrankheit war so vortrefflich und subtil, daß man sie sogar an Klassikern wie "Einer flog über das Kuckucksnest" messen kann. Der Zuschauer wurde von der hervorragenden Story ständig "an der Nase herumgeführt", da einem immer dann, wenn man glaubte, herausgefunden zu haben, was real ist, wieder genau wie Riker den Boden unter den Füßen weggezogen bekam und die endgültige Auflösung erst wirklich in den letzten Minuten kam. Das ist der Stoff, aus dem Serien Legenden werden! Nebenbei: auch die anderen Hauptdarsteller bekamen geschickt etwas Arbeit zugewiesen, obwohl ja fast nur Jonathan Frakes zu sehen war. Besonders interessant war die Szene der Reflexions Therapie. Brannon Braga, der Erfinder der neurotischen Barclay-Figur, lieferte hier sein mit Abstand bestes Drehbuch ab. Brannon Braga hat besondere Vorlieben für "paranoide" Situationen, in denen sich plötzlich langgekannte Menschen als Bedrohung herausstellen. In "The Game" mußte Wesley plötzlich erkennen, daß alle auf dem Schiff, sogar seine Freundin, seine Feinde geworden sind. In "Imaginary Friend" muß das kleine Mädchen erkennen, daß ihre blonde Traumfreundin eine tödliche Bedrohung wird. Mit "Frame of Mind" hat Brannon Braga diesen Clou auf die Spitze getrieben.

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Letztes Update:
26. Juli 1999

©1999 Thomas Höhl und Jürgen Bloß.