TNG: 152
"Descent Part 1" (Angriff der Borg Teil 1)

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Staffel7
151: "Timescape"
153: "Descent..."
US-Erstsendung:
21.6.1993

SAT1-Erstsendung:
22.6.1994

Regie:
Alexander Singer

Drehbuch:
Ronald D. Moore

Musik:
Jay Chattaway

Gaststars:
John Neville
als Newton

Jim Norton
als Einstein

Natalua Nogulich
als Nechayev

Stephen Hawking
als er selbst

Brian J. Consius
als Crosis

Inhalt:

Die Enterprise erreicht den Föderationsaußenposten Ohniaka Drei, welcher angegriffen wurde. Ein großes, unbekanntes Schiff im Orbit regt sich nicht. Auf der Station sind alle 274 Crewmitglieder grausam getötet. Das Außenteam der Enterprise wird plötzlich von ausgesprochen agressiven Borgs angegriffen. Data tötet einen Borg brutal. Das fremde Schiff verschwindet durch einen plötzlich entstehenden Hyperraumriß. Data erkennt, daß er sein erstes Gefühl, Wut, empfunden hatte.Auf der Enterprise rätselt man über das ungewöhnliche Verhalten der Borg. Keiner der Borg hatte offenbar die Absicht, die fremde Technik zu übernehmen oder andere Lebensformen zu Borg umzuwandeln. Admiral Nechayev stellt eine Flotte für einen möglichen Invasionsangriff der Borg auf. Sie macht Picard Vorwürfe, weil man damals, als der Borg Hugh auf der Enterprise war, nicht von der Möglichkeit Gebrauch machte, die gesamte Borgrasse zu vernichten. Sie befiehlt ihm, diesen Fehler nicht zu wiederholen. Data versucht sich inzwischen erfolglos auf dem Holodeck in Wut zu versetzen, indem er die Situation auf Ohniaka Drei nachspielt. Die MS-Eins-Kolonie meldet einen Borgangriff, doch als die Enterprise dort eintritt, verschwindet das Borgschiff wieder durch das Hyperraumfeld. Die Enterprise wird ebenfalls in dieses Feld hineingezogen. Wieder im Normalraum angekommen, feuert das Borgschiff auf die Enterprise. Zwei an Bord beamende Borg stiften genug Verwirrung, so daß das Borgschiff unbemerkt verschwinden kann. Einer der zwei Borg wird getötet. Der andere Borg identifiziert sich als Crosis und erklärt, seine Aufgabe sei es, "untergeordnete biologische Organismen" zu zerstören. Er sei im Auftrag von "dem Eins" unterwegs. Data soll weitere Tests am Borg unternehmen, als dieser ein verstecktes Gerät aktiviert und auf Data einredet. Crosis meint, er könne ihm Gefühle verschaffen, weiter fragt der Borg, ob Data bereit sei, alles zu tun, um erneut Emotionen zu erfahren, ob er dafür sogar seinen besten Freund, Geordi, töten würde. Data bejaht die Frage. Kurz darauf flieht er mit Crosis in einem Shuttle.Geordi gelingt es, die gleiche Hyperraumanomalie zu erzeugen, so daß die Enterprise dem Shuttle folgen kann. Sie erreichen einen Planeten mit hohen elektromagnetischen Aktivitäten, welche die Sensoren nutzlos machen. Das Shuttle wird gefunden, doch es ist leer. Um den Planeten großflächig abzusuchen, läßt Picard jeden verfügbaren Mann auf den Planeten beamen. Dr. Crusher gibt er derweil das Brückenkommando. Das Team, in welchem sich Picard, Troi und Geordi befinden, erreicht einen seltsamen Kuppelbau. Als sie die große Halle betreten, stürmen unzählige Borg in die Halle. Lore tritt mit seinem "Bruder" Data hervor und verkündet: "Die Söhne von Soong haben sich zusammengetan. Gemeinsam werden wir die Föderation vernichten!"

Kritik:

Der erste "Seasonzweiteiler" "Best of Both Worlds" baute seinen Cliffhanger auf das Schicksal vom zum Locutus umgewandelten Picard auf, der zweite "Seasonzweiteiler" "Redemption" handelte von Worfs Schicksal und die Entwicklung im klingonischen Imperium, während es in "Times Arrow" größtenteils um Data ging, dessen Kopf auf der Erde gefunden wurde. So gesehen ist es überraschend, daß der Cliffhanger zum Ende der sechsten Season sich bereits wieder mit Data befaßte, nämlich mit seiner plötzlichen Erfahrung von Gefühlen, was, soweit war schon im ersten Teil klar, etwas mit seinem Gefühlschip zu tun hat, den Soong versehentlich Lore eingebaut hatte. ("Brothers", dt.: Die ungleichen Brüder) Insofern erlebte man in "Descent" zwei sehr interessante Handlungsstränge, einerseits das Schicksal von Publikumsliebling Data, andererseits das Auftauchen des bislang größten Föderationsgegners, den Borg. Das ganze war eingepackt in eine sehr actionorientierte Episode mit ebenso packenden Dialogen, im Gedächtnis blieben insbesondere die Dialoge Picard/Admiral Nechayev (welche bereits im Zweiteiler Chain of Command zu sehen war) und Data/Troi und Data/Crosis haften. Um dem ganzen noch eins draufzusetzen gab's als zusätzlichen Leckerbissen den inzwischen wohl x-mal erwähnten Teaser, in welchem der weltweit berühmte Physiker Stephen Hawking sich selbst spielte. In der Szene pokert Data auf dem Holodeck mit Einstein, Newton und Hawking. Insgesamt also ist "Descent" ein absolut sehenswerter und würdiger Abschluß der bislang wohl besten Season von TNG.

Die Entwicklung der Borg war insoweit sicher sinnvoll, da ein müder Abklatsch von "Best of Both Worlds" sicher nicht wünschenswert und eine weitere Attacke auf die Erde alles andere als originell gewesen wäre. Schließlich heißt die Serie ja STAR TREK und nicht KAMPFSTERN GALACTICA, es ist also durchaus zu begrüßen, daß sich die Autoren immer wieder um Abwechslungsreichtum bemühen. Trotzdem ist die Entwicklung der Borg bedauerlich, weil die stets vorhandenen subtilen Horrorelemente, die mit den Borg verbunden waren, hier völlig fehlten. Die Borg waren bislang die wohl interessantesten Horrorfiguren in STAR TREK, es waren blasse, in schwarz gekleidete Kreaturen, die sich wie Zombies verhielten, langsam, fast träge, schweigsam und doch unzerstörbar. Durch die Umwandlung Picards zu Locutus wurde die Zombie-Parallele noch verstärkt, denn wer vom Zombie befallen wird, wird selbst zum Zombie. Die Borg wollten außerdem alle Mitglieder der Föderation in schwarzgekleidete Zombies umwandeln. Die schwarzen, würfelförmigen Schiffe taten ihr übriges, allein ihr Anblick ließ einem einen Schauer über den Rücken laufen. Das neue Borgschiff sieht zwar wirklich beeindruckend aus und war für den entsprechenden Überraschungseffekt wohl auch notwendig, hatte aber längst nicht so viel Atmosphäre wie die bekannten schwarzen Würfel. Die Borg haben eine neue Aufgabe: Zerstörung. Doch leider ist Zerstörung längst nicht so furchteinflößend wie die Umwandlung in Zombies. Die Borg sind neuerdings aggressiver: Dafür sind sie aber auch planloser, konfuser und wirken dadurch angreifbarer. Es ist längst kein Problem mehr, die Borg mit einem Phaser außer Gefecht zu setzen. All die Eigenschaften, welche die Borg zu etwas Einzigartigem, etwas Bedrohlichem machten, sind gegen gewöhnliche, altbekannte Eigenschaften ausgetauscht worden. Wie Riker sehr treffend meinte: Sie kämpften eher wie Klingonen, das heißt, sie stehen jetzt eher auf dem Level der Klingonen in der Classic-Serie. Noch viel ärgerlicher ist die Entwicklung der Borg in dem, wie ich finde, größtenteils mißlungenen "Descent Part 2". Von einer bedrohlichen Ausstrahlung kann da dann wirklich keine Rede mehr sein. Die Borg, einst die gefährlichsten Gegner der Föderation, sind da nur noch hilflose Hampelmänner, erbärmlich anzusehen und leicht zu überrumpeln.

Weiter auffällig an "Descent" ist der übertrieben hohe "Verschleiß" an Sicherheitsleuten. Jeder der Sicherheitsoffiziere, der anwesend ist, wird von den Borg gekillt, so daß man in diesem Aspekt schon fast eine makabere Homage an die Classic-Serie vermuten möchte. Einen logischen Fehler enthielt die Episode, als Picard sich wunderte, weshalb die Borg nicht mehr daran interessiert sind, fremde Lebensformen der eigenen Lebensform anzugleichen. Beim ersten Kontakt meinte Q ausdrücklich, daß sich die Borg nicht für andere Lebensformen interessieren, nur für die Technologien, so auch Shelbys Überraschung in "Best of Both Worlds", als die Borg Picard herausforderten.

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153: "Descent..."
Letztes Update:
26. Juli 1999

©1999 Thomas Höhl.