Star Trek - The Next Generation: 5
"The Last Outpost" (Der Wächter)

Hauptseite
Staffel1
4: "Code of..."
6: "Where No..."
US-Erstsendung:
23.10.1987

ZDF-Erstsendung:
5.10.1990

Regie:
Richard A. Colla

Drehbuch:
Herbert Wright

Story
Richard Krzemien

Gaststars:

Armin Shimerman
als Letek

Jake Dengel
als Mordoc

Tracey Walker
als Kayron

Darryl Henriques
als Portal

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise verfolgt ein Schiff der Ferengi, die ein Gerät der Föderation gestohlen haben. Es ist nur wenig über die Ferengi bekannt, abgesehen von den Gerüchten, dass sie Händler seien, die nach dem grösstmöglichen Profit streben. Diese Gerüchte bestätigen sich im Verlauf der Folge. In der Nähe eines Planeten verliert die Enterprise plötzlich alle Energie und kann nicht mehr manövrieren.

In der Annahme, die Ferengi seien technisch überlegen, will Picard die Kapitulation anbieten. Es stellt sich jedoch heraus, dass es den Ferengi genau wie der Enterprise ergangen ist: Nun wird man auf den nahegelegenen Planeten aufmerksam und erkennt, dass das Phänomen, das beide Schiffe lahmgelegt hat, von dort aus geht. Picard einigt sich mit dem Ferengi Captain zur Kooperation und schickt ein Aussenteam auf den Planeten, angeführt von Riker.

Auf dem Planeten findet Riker eine Gruppe von Ferengi, die – entgegen der Vereinbarung mit Picard – ebenfalls auf den Planeten gebeamt haben. Die Ferengi greifen sofort an; sie lähmen Riker und sein Team und planen zu behaupten, Riker habe zuerst angegriffen. Bald funktionieren die Waffen der Ferengi nicht mehr, und ebenso wenig die Phaser des Aussenteams. Es erscheint eine Figur, die sich als Wächter des T'Kon Imperiums ausgibt. Er schlief während Hunderten von Jahrtausenden auf diesem Planeten, einem Aussenposten, während das Imperiums selbst zerfiel. Nun will er die Situation zwischen der Enterprise und den Ferengi schlichten: Während ihm die Ferengi Lügen erzählen, erkennt er Rikers ehrliche Absichten und steht ihm zur Seite. Die Ferengi müssen die gestohlene Ware zurückgeben, dürfen aber davonfliegen.

Kommentar

"The Last Outpost" ist eine stimmungsvolle und spannende Episode. Leider ergibt sie gegen Ende wenig Sinn: Der Wächter scheint Riker einem Test zu unterziehen, aber es ist mir rätselhaft, worum es sich bei dem Test handelt oder wie ihn Riker besteht. Allem Anschein nach hat der Wächter die große "Weisheit" Rikers erkannt, die sich in diesem Fall vor allem aus der Kenntnis von Sunzis Werken besteht. "Die Kunst des Krieges" ist ohne Frage kurzweilige Lektüre für Leute, die noch ein paar Jahrzehnte zu verbraten haben und sich zwischendurch langweilen – aber als Kern von Rikers Weltanschauung kann ich sie mir schwer vorstellen. (Es ließe sich natürlich argumentieren, es sei nicht schwierig, Test hin oder her, zwischen den offensichtlich verlogenen Ferengi und dem wackeren Riker eine Wahl zu treffen!)

Vor dem Hintergrund dieser etwas bemühten Auflösung, präsentiert die Episode zwei von Gene Roddenberrys gedanklichen Steckenpferdchen: Die oberste Direktive über die Nichteinmischung, die er der Föderation auferlegt habe, damit wir "die Azteken im Weltall nicht noch Mal auslöschen" – und seine sowohl traurige wie auch hoffnungsvolle Auffassung, die Menschen unserer Zeit seien erst im Kindesalter einer intelligenten Spezies und müssten noch aufwachsen. Von letzterem her rührt Rikers Bemerkung gegen Ende, die Ferengi sollten nicht zerstört werden: Sie würden ihn an die Menschheit von vor nicht allzu langer Zeit erinnern, und wenn man sie zerstöre, so könnten sie nichts mehr lernen. Es ist bemerkenswert, dass Roddenberry die Gier und den Kapitalismus als besonders unreife Züge anprangert. Übrigens auch den Sexismus.

In dieser Episode wird die Tradition der "Next Generation" etabliert, dass Picard in einer Krisensituation eine Konferenz mit seinen Offizieren hält und sich ihre Meinungen anhört. Dies ergibt ein paar stimmungsvolle Szenen im ersten Teil der Episode, obwohl die Meinungen, die Picard zu hören kriegt, noch wenig differenziert sind: Tasha und Worf möchten kämpfen, Troi möchte reden – dies natürlich alles wiederum ein Versuch, ähnlich wie in "The Naked Now", die bislang definierten Charakterzüge der Figuren so gut wie möglich einzubringen. Später in der Serie wird daraus aber ein Forum entstehen für spannende Fragen, die Ethik und Menschlichkeit betreffen. Nicht zuletzt ist dieses "miteinander Reden" auch ein Kennzeichen des hoch zivilisierten Umgangs der Figuren untereinander und mit ihren Problemen, was diese Serie deutlich prägen wird. Das Verhalten der Figuren zeigt Ruhe, Intelligenz und Umsicht.

Bemerkenswertes

Diese Episode führt die Ferengi ein und definiert erstmals ihre Kultur. Sie werden weiter ausgebaut und deutlich freundlicher in "Star Trek: Deep Space Nine", wo alle Züge, die sie in dieser Episode erhalten haben, zum Tragen kommen: Ihre Gier, ihre Verlogenheit, und ihr Sexismus. Sie erlernen jedoch den aufrechten Gang.

Armin Shimerman spielt hier einen Ferengi. Er fand sechs Jahre später eine grösseren Nische im Star Trek Universum und spielte während sieben Seasons den Bartender Quark in "Deep Space Nine" – erneut einen Ferengi! Als Quark ist er die einzige Hauptfigur einer "Star Trek"-Serie, die in "Star Trek: The Next Generation", in "Deep Space Nine" und in "Star Trek: Voyager" zu sehen ist.

Wir haben es hier mit einem noch ungehobelten Worf zu tun, der einmal von den "verdammten Ferengi" spricht. ("Immobilized by the damned Ferengi.")

Die Ferengi wollen sich nicht ohne Bedingungen ergeben, sie seien nicht bereit zu solcher Entehrung ("such dishonor") – das klingt ganz und gar nicht nach den Ferengi, die wir später in der Serie kennenlernen und "Ehre" nicht in ihrem Vokabular haben.

Riker vertreibt einmal zwei Kinder aus der Observation Lounge. Einerseits waren sie dort als Teil der Handlung (sie mussten für Data diese Fingerfallen liegen lassen), sie erinnern aber auch daran, dass die neue Enterprise auch Familien an Bord hat.

Die Episode benützt eine 3D Darstellung in einer Konferenz. Diese verschwindet später und wird durch einen traditionelleren Bildschirm ersetzt.

Zitate

"Sometimes, Riker, the best way to fight is not to be there." (Picard)

Picard äussert einen Satz, der dieser ruhigen Serie entspricht: "We will wait a bit more, Number One."

In einem Gespräch mit den Ferengi erwähnt Picard noch einen gedanklichen Grundpfeiler des Universums, in dem die Serie spielt: "The profit of cooperation is survival."

Die Ferengi sprechen von der Hässlichkeit der Menschen ("the ugliness of humans"), womit uns die Serie vielleicht etwas über die Relativität von Schönheitsbegriffen sagen will – oder vielleicht will sie uns auch nur amüsieren.

"I see them much as we were several hundred years ago. Possessing the technology they now have they're very dangerous. But we can hardly hate what we once were." (Riker)

Picards Premiere ganz am Ende der Episode: "Make it so."

Quoten (von Martin Seebacher)

In den USA erreichte bereits die 4. Folge nach dem Pilot-Zweiteiler den Quoten-Boden der Serie. Tiefer als dieses 8.9 Rating bei Platz 5 fiel die Serie nachher nie wieder.

Im ZDF waren dagegen durchschnittlich 3,54 Mio. Zuschauer dabei – das beste Ergebnis seit dem 1. Teil des Pilotfilms.

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Letztes Update:
20. Januar 2002

©2002 Rafael Scholl.