Star Trek - The Next Generation: 6
"Where No One Has Gone Before" (Der Reisende)

Hauptseite
Staffel1
5: "Last Outpost"
7: "Lonely..."
US-Erstsendung:
30.10.1987

ZDF-Erstsendung:
12.10.1990

Regie:
Rob Bowman

Drehbuch:
Diane Duane
Michael Reaves

Gaststars:

Eric Menyuk
als Reisender

Stanley Kamel
als Kosinski

Herta Ware
als Picards Mutter

Biuff Yeager
als Argyle

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise empfängt einen Ingenieur namens Kosinski und dessen Assistenten, die von Starfleet geschickt wurden, um den Warpantrieb des Schiffes zu verbessern. Riker und der Chefingenieur misstrauen Kosinski, da sie seine Verbesserungen für sinnlos halten. Kosinski gibt seine Daten ein und beginnt den Test des modifizierten Antriebs; doch etwas geht schief, die Enterprise legt in kurzer Zeit mehrere Millionen Lichtjahre zurück und findet sich in einer anderen Galaxie wieder. Die Rückkehr würde mit normalem Antrieb dreihundert Jahre dauern. Während des Experiments beobachtete Wesley den Assistenten von Kosinski und ist nun überzeugt, dass er für die erstaunliche Geschwindigkeit des Schiffes verantwortlich war. Der Assistent ist inzwischen sichtlich erschöpft.

Auch der erste Versuch, wieder in die eigenen Galaxie zurückzukehren, geht schief – nun landet die Enterprise an einem Ort, an dem die Gedanken der Crew real werden. Obwohl Riker zu Anfang kein Ohr für Wesley offen hatte, erkennt er nun auch, dass der Assistent, nicht Kosinski, für das Geschehende verantwortlich ist. Dem Assistenten geht es immer schlechter, so dass er in die Krankenstation gebracht werden muss. Dort erklärt er Picard, er sei ein "Reisender", ein Beobachter von einer weit entwickelten Spezies und habe das Schiff nur aus Versehen an diesen Ort gebracht, an dem Raum, Zeit und Gedanken verschmelzen würden. Die Menschen seien noch zu undiszipliniert dafür. Er will bei einem weiteren Versuch der Rückkehr helfen, aber die Besatzung des ganzen Schiffes müsse sich dafür auf ihn konzentrieren. Während eines kurzen privaten Gesprächs teilt er Picard zudem mit, Wesley sei ein Kind von ganz besonderer Begabung und müsse, zurückhaltend, gefördert werden. Schließlich gelingt die Rückkehr und der Reisende scheint sich aufzulösen; Picard ernennt Wesley zum provisorischen Ensign als Anerkennung für seinen Beitrag in der Krise.

Kommentar

"Where No One Has Gone Before" ist eine besonders langweilige Episode. Sie bringt uns zuerst in weite Ferne, dann in eine andere Dimension und schliesslich wieder an den Ausgangspunkt, ohne uns je zu erklären, weshalb uns das Ganze zu interessieren hat. Gerade die letzte Station an einem Ort, an dem Gedanken Realität werden, hätte die Möglichkeit geboten, die Figuren an der Handlung teilhaben zu lassen und uns einen Einblick in sie zu gestatten. Diese Gelegenheit wird aber verspielt, was besonders offensichtlich wird in einer Szene, die uns die musikalischen Fantasien eine völlig fremden Besatzungsmitglieds offenbart. Eine nicht besonders schlüssige Erklärung für alles folgt in einer langen Szene auf der Krankenstation: Es wird metaphysisch geplaudert über einen Ort, an dem Raum, Zeit und Gedanken verschmelzen würden – das Gespräch wirkt bemüht, macht wenig Sinn und gehört weniger zur Science Fiction als zur Fantasy. Man bedauert geradezu Jonathan Frakes, der in jener Szene mit ernsten Gesicht vorgeben muss, Riker würde die Erklärungen des Reisenden langsam "verstehen".

Ohne hier auf kleinen Fehltritten herumreiten zu wollen, sollte doch ein kurzer Moment im Vorspann der Episode Erwähnung finden. Er ist bezeichnend nicht nur für die bemühten Versuche dieser Episode, Spannung zu erzeugen, sondern auch für die allgemein fehlende Politur der Serie in diesen frühen Episoden. So empfangen Riker und Troi die Gäste an Bord der Enterprise; von Kosinski spürt Troi Arroganz, von seinem Assistenten gar nichts. Dies veranlasst sie zur bedeutungsschweren Feststellung, etwas an der Sache gefalle ihr ganz und gar nicht! Es wäre nun unfair, wenn ich Marina Sirtis nicht ebensoviel Mitleid entgegen bringen würde wie Jonathan Frakes in der oben erwähnten Szene.

Letztlich ist es Sinn und Zweck der Episode, Wesley zum provisorischen Ensign zu machen und ihn endlich auf die Brücke zu bringen. Die Figur lag Gene Roddenberry während der Entwicklung der Serie am Herzen: Er verstand Wesley als das, was er in seine Jugend gerne gewesen wäre, und gab ihm sogar seinen mittleren Namen. Es war aber nie ganz klar, wie man den Jungen mit gutem Grund auf die Brücke bringen konnte. (Quelle: Larry Nemecek: "The Star Trek: The Next Generation Companion)

Der zivilisierte Ton der Serie, der in Zukunft so bezeichnend sein wird, dringt wiederum durch, so wie auch in "The Naked Now" (dt.: Gedankengift) und "The Last Outpost" (dt.: Der Wächter). Nachdem das Problem bekannt ist, verlangt Picard in aller Ruhe Kommentare von seinen Offizieren, hört sie an und bildet anschliessend eine Meinung auf dieser Grundlage. Ebenfalls bemerkenswert ist eine Szene, in der Picard erfahren will, weshalb Wesley von seiner Verdächtigung des Assistenten nicht berichtet habe. Riker nimmt sofort die Schuld auf sich und gesteht, er habe lediglich nicht zugehört.

Erneut bemühte sich die Serie, den bislang bekannten Hintergrund der Figuren auszuschöpfen: So sehen wir Tasha kurz in ihrer grausamen Heimat, bedroht von einer Bande von Vergewaltigern; offenbar hatte sie in ihrem Leben aber doch Platz für eine (erstaunlich saubere) Katze. Schwerer zuzuordnen sind Picards Illusionen, sein Fall in die Leere des Alls sowie seine Begegnung mit seiner Mutter: Was uns diese Illusionen über die Person sagen sollen, bleibt unergründet.

Bemerkungen

Das Schiff hat noch immer keinen Chefingenieur; eine Figur namens Argile, gespielt von Biffy Yeager, wird hier als "einer" der Chefingenieure vorgestellt und später nur noch einmal in "Datalore" gesehen.

Der Reisende wird noch zweimal zur Serie zurückkehren, und zwar in der vierten Season in "Remember Me" (dt.: Das Experiment) und in der siebten Season in "Journey's End" (dt.: Am Ende der Reise).

Die Begleitmusik in dieser Episode, so wie auch in einigen früheren Episoden, verwendet oft das klassische "Star Trek"-Thema von Alexander Courage sowie den Marsch, den Jerry Goldsmith für "Star Trek: The Motion Picture" schrieb und der auch zur Titelmusik der "Next Generation" wurde. In späteren Episoden werden diese Melodien zurückhaltender eingesetzt und unterstreichen nur noch besonders bedeutsame Momente.

Der Originaltitel dieser Episode zitiert aus dem neuen Eröffnungstext, den Patrick Stewart während der Titelmusik liest: Während es in der Originalserie noch "to boldly go where no man has gone before" hieß, so ist es nun, ganz im Zeichen der feministischen Achtziger, "to boldly go where no one has gone before" – erhalten bleibt der gespaltene Infinitiv, der im Englischen als stilistische Unsitte gilt. Auch dieser verschwindet aber vierzehn Jahre später in der Premiere der fünften Star Trek Serie, "Enterprise", in der Zefram Cochrane bemerkt, der neue Warpantrieb erlaube es nun, "to go boldly where no one has gone before".

Regie führte bei dieser Episode Rob Bowman. Er war bis zur vierten Staffel der "Next Generation" dabei und machte später bei der Serie "Akte X" als Regisseur Karriere.

Nitpicking

Wer sieht wessen Illusion? Offenbar wird Worfs Targ auch von Tasha gesehen, hingegen sieht nur Picard seine Mutter, nicht aber Riker. Später scheint aber Picard wiederum das Feuer zu sehen, das ein Crewmitglied bedroht. (Gespielt, übrigens, von Dennis Madalone, dem Stunt Coordinator der Serie ab Season 3.)

Zitate

Picard in aller Ruhe: "Comment is invited."

Quoten (von Martin Seebacher)

Gegenüber der vorangegangen Folge konnte "Where No One has Gone Before" erstmals seit dem Pilot wieder leicht zulegen und erreichte in den USA ein ordentliches Rating von 10.5 und Platz 4.

In Deutschland verlor die Folge jedoch gegenüber der vorigen Episode und erreichte nur 3,12 Mio. Zuschauer.

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Letztes Update:
30. Januar 2002

©2002 Rafael Scholl.