Inhalt:
Die Enterprise trifft sich mit den Jarada, einer insektenhaften Rasse. Die Begrüßungszeremonie erfordert, dass dem Captain kein grammatikalischer Fehler unterläuft, sonst könnten die Jarada sehr böse werden. Damit Picard sich etwas ablenkt, empfiehlt Deanna Troi ihm einen Besuch auf dem Holodeck.
Dort startet Picard die Holonovel Dixon Hill. Er ist schwer beeindruckt von der Realitätsnähe, die das Holodeck erschafft. Eine junge Frau wartet auf ihn im Büro. Sie meint, ihr Leben sei bedroht und hinterlässt ihre Karte.
Begeistert erzählt Picard im Konferenzraum von seinen Erlebnissen auf dem Holodeck. Er bittet Dr. Crusher und den Geschichtshistoriker Whelan, ihn beim nächsten Mal zu begleiten.
Picard besucht kurze Zeit später mit Whelan das Holodeck. Data schließt sich ihnen an. Inzwischen erreichen die Jarada die Enterprise und scannen das Schiff. Dadurch erzeugen sie eine Fehlfunktion im Holodeck. Dr. Crusher hat bereits Probleme, als sie das Holodeck betreten will, die Tür öffnet und schließt sich mehrfach.
Picard erfährt nun, dass seine Klientin ermordet wurde. Er wird verhört, dann jedoch wieder auf freien Fuß gelassen. Als Picard mit den anderen zu seinem Dixon Hill-Büro zurückkehrt, wartet dort Mr. Leach auf ihm, der ihn mit einer Waffe bedroht. Als Whelan sich davon nicht einschüchtern lässt, schießt Leach ihn kurzerhand nieder. Entsetzt müssen Picard und Dr. Crusher feststellen, dass Whelan ernsthaft verletzt ist. Nun erkennt man, dass die Ausgänge sich nicht mehr aktivieren lassen.
Da taucht Cyrus Redblock mit seinen Leuten auf. Sie bedrohen Picard, der erfolglos versucht, den Figuren zu erklären, dass sie Teil einer simulierten Welt sind.
Wesley kann schließlich den Zugang zum Holodecks öffnen. Als Cyrus und seine Leute durch den Ausgang eilen, lösen sie sich auf. Picard kann noch rechtzeitig die Begrüßungszeremonie mit den Jarada durchführen.
Kommentar
"The Big Goodbye" ist eine sehr witzige und unterhaltsame Episode und zugleich der erste große Höhepunkt der ersten Staffel. Besonders kurzweilig sind die gelungenen humorvollen Szenen, zum Beispiel, als Dr. Crusher glaubt, Picard würde sie zu einem Ausflug zu zweit ins Holodeck einladen, woraufhin der Captain aber auch Whelan zu sich bittet.
Die Komik der Episode äußerte sich dann auch in einem eher ungewöhnlichen Umgangston der Figuren. Picard erzählt so überschwänglich und begeistert von der Realitätsnähe des Holodecks, dass er kaum wiederzuerkennen ist. Es ist auch merkwürdig, dass Picard sich für Pulpgeschichten des zwanzigsten Jahrhunderts interessiert. Beispielhaft ist auch die Schlussszene der Episode, als die Crew bei Picards Begrüßungszeremonie in Applaus ausbricht. Man sieht: Die Serie war zu diesem Zeitpunkt noch immer auf der Suche nach ihrer ureigenen Stimmung. Später wären derartige Ausbrüche von Picard und seiner Crew undenkbar gewesen.
Die Holodecks waren zu diesem Zeitpunkt noch immer nicht sehr präzise festgelegt. So meint Wesley, er könne das Programm nicht beenden, ohne dass sich die Besucher des Holodecks auflösen. (Offenbar wurde dieser Fehler später von den Binären korrigiert.) Zugleich beginnt mit dieser Folge eine ganze Reihe von Geschichten, bei denen es zu einer Fehlfunktion auf dem Holodeck kommt. Dies erkannten auch die Autoren, und in der "Deep Space Nine"-Episode "The Way of the Warrior" (dt.: Der Weg des Kriegers) meint O'Brien auch zu Worf, man habe auf der Enterprise alles geschafft, nur nicht die Holodecks zu reparieren.
Die Episode selbst ist ein Science-Fiction-Klassiker: Eine Simulation wird plötzlich grausame Wirklichkeit. Der eindrucksvolle Film "Westworld" fällt einem hier als erstes ein, und der Moment, in dem auf Whelan geschossen wird, erinnert an eine vergleichbare Szene in "Westworld". Es zeigt auch, das die Science Fiction doch verblüffend häufig eine eher konservative Botschaft hat. Die Moral der Geschichte von "The Big Goodbye" könnte man dahin auslegen, dass aus harmlosem Spiel mit der Technik sehr leicht blutiger Ernst werden kann. Also denkt daran, Leute, wenn ihr euch das nächste Mal mit eurem DVD-Player vergnügt. Es könnte sich daraus eine ernste Gefahr entwickeln...
Zu loben bleiben noch die gelungenen Anspielungen an die Filmklassiker der 40er Jahre, die unter dem Begriff "Film noir" bekannt sind. Das Büro von Dixon Hill wurde dem Film "Die Spur des Malteserfalken" nachempfunden. Auch die Musik unterstützt wirkungsvoll die Stimmung der Episode. Das Holodeck sollte nicht der letzte Ausflug in eine Filmära sein, und bereits hier konnte man sehen, wie gut es sich für Ausflüge in andere Genres eignet.
Das hohe Budget der Episode führte dazu, dass die Jarada nicht mehr gezeigt werden konnten. Das war bedauerlich, da die Episode sie als "insektenhaft" angekündigt hatte, und man daher entsprechend gespannt auf sie war.
Bemerkenswertes
Der Regisseur der Episode wollte die Holodeck-Szenen in Schwarz-Weiß drehen, doch Bob Justman und Rick Berman waren dagegen. Erst in "Star Trek: Voyager" wurde diese Idee schließlich aufgegriffen.
Ursprünglich sollte der Detektiv Dixon Steele heißen, wie Humphrey Bogart in "Die Spur des Malteserfalken". Doch dann wurde der Name geändert, weil man keine Anspielung auf die TV-Serie "Remington Steele" haben wollte.
Dixon Hill erschien erstmals 1934 im Pulp-Magazin "Amazing Detective Stories". Sein Büro ist in Room 312, 350 Powell, Union Square, San Francisco, Kalifornien. So jedenfalls kann man es auf dem Sichtschirm lesen. Echte Dixon Hill-Geschichten hat es nie gegeben.
Ausgehend von dem Verhalten von Dr. Crusher kann man schlussfolgern, dass es im 24ten Jahrhundert offenbar keine Kaugummis mehr gibt. Beverly nimmt den Kaugummi, kaut und schluckt ihn herunter. Stellt sich nur die Frage: Wie kommt es, dass es Schundstories wie Dixon Hill, nicht aber Kaugummis ins 24te Jahrhundert geschafft haben?
Details:
Walen wird einmal als "Fiction expert" und einmal als "20th century historian" betitelt.
Nitpicking
Diese Episode enthält eine Reihe von Widersprüchen, die vor allem darauf zurückzuführen sind, dass das Holodeck und seine Funktionen noch nicht hinreichend geklärt wurden.
Wesley muss sehr vorsichtig sein. Wenn das Programm abbricht, verschwinden alle Personen im Holodeck. Ist das nicht ein wenig sehr gefährlich? Man stelle sich vor, ein Energieausfall führt den Abbruch der Simulation herbei.
Warum können die Holofiguren plötzlich den Ausgang sehen? Als Picard auf einer vollbelebten Straße durch den Eingang erscheint, nimmt niemand davon Notiz. Später aber sehen die Figuren den Ausgang und gehen hindurch. Es könnte natürlich an der Fehlfunktion liegen, die von den Jarada herbeigeführt wurde. Allerdings nahm auch niemand von Dr. Crusher Notiz, als sie die belebte Straße betrat, und das war nach dem Scan durch die Jarada.
Niemand erörtert die Möglichkeit, die Personen aus dem Holodeck herauszubeamen.
Als Picard das Holodeck von Dixons Büro aus verlässt, lässt er den Spielstand von dem Computer speichern. Als er zurückkehrt, öffnet sich der Eingang und führt auf eine Straße. Warum führt er nicht dorthin, wo Picard das Spiel verlassen hat?
Die Holodeckfiguren können das Holodeck verlassen. Erst dann lösen sie sich auf. Später demonstriert Picard, dass sich Holomaterie beim Durchqueren der Tür auflöst.
Vielleicht wäre es ohnehin sinnlos gewesen, aber niemand weist den Computer an, das Programm zu beenden oder anzuhalten.
Der Scan der Jarada führt dazu, dass die Enterprise erschüttert wird. Dies scheint Picard im Holodeck jedoch nicht zu interessieren. Er sieht keinen Anlass, sich nach dem Grund zu erkundigen. Ist ein Schwanken des Schiffes ein so alltägliches Ereignis?
Wo waren Wesley und Riker, als Picard endlich das Holodeck verlassen konnte?
Die Sternzeit beträgt in dieser Folge 41997.7. Das ist eine höhere Zahl als alle anderen Sternzeiten der ersten Staffel. (Auch wenn die Zahlen nach wie vor frei erfunden sind, so werden sie in den neueren "Star Trek"-Serien hochgezählt, und eine Einheit von 1000 entspricht stets einem Jahr. Daher ist die zweite Ziffer bei der "Next Generation" immer die Staffelnummer der Serie.)
Als Picard das erste Mal mit dem Historiker und Data zusammen das Holodeck betritt, sieht man sehr bald in der Szene im Hintergrund ein Plakat mit dem Buchstaben "NRA" und einem blauen Adler. Das ist das Symbol für die National Recovery Administration, eine New Deal Institution. Sie wurde jedoch 1935 vom obersten Gerichtshof für verfassungswidrig erklärt und ist deshalb im Jahr 1941, das von Picard spezifiziert wurde und auch in den Zeitungsschlagzeilen bestätigt wird, ein Anachronismus.
"The Big Goodbye" ist eine Anspielung auf den Raymond Chandler Roman "The Big Sleep", der auch als Film Noir verfilmt wurde.
Gruß in die Zukunft
Es ist doch erstaunlich, dass sich im 24ten Jahrhundert 400 Jahre alte Pulp-Stories so ohne weiteres in Datenbanken abrufen lassen, und dass sie nicht über die Jahrhunderte verschwunden oder in Vergessenheit geraten sind. Es könnte natürlich auch sein, dass in der Zukunft die Datenbanken so umfangreich werden, dass irgendwann jedes nur erdenkliche Schriftstück, das irgendwann einmal geschrieben wurde, archiviert wird. Und wer weiß: Vielleicht werden auf diese Weise auch alle Internet-Daten irgendwann einmal gesammelt und für die Nachwelt festgehalten, wobei sie dann für jedermann abrufbar sind. Sollte dies der Fall sein, und sollte ZUFÄLLIG jemand aus dem 24ten Jahrhundert diesen Text hier lesen: Herzliche Grüße aus dem 21ten Jahrhundert!
Einschaltquoten (von Martin Seebacher)
"The Big Goodbye" konnte in den Syndication Charts einen guten 3. Platz bei einem Rating von 11.5 erreichen und sich gegenüber der letzten Erstausstrahlung steigern und dies, obwohl in den Wochen vorher Wiederholungen gezeigt wurde, was der ersten neuen Folge dann zumeist Zuschauer kostet.
In Deutschland konnte das ZDF 3,2 Millionen Zuschauer mit dieser Episode erreichen.
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