Star Trek - The Next Generation: 27
"The Child" (Das Kind)

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Staffel2
26: "The Neutral..."
28: "Where Si..."
US-Erstsendung:
19.11.1988

ZDF-Erstsendung:
13.4.1991

Regie:
Rob Bowman

Drehbuch:
Jaron Summers
Jon Povill
Maurice Hurley

Gaststars:
Seymour Cassel
als Hester Dealt

R. J. Williams
als Ian Andrew Troi

Colm Meaney
als Transporter Chief O'Brien

Dawn Arnemann
als Miss Gladstone

Whoopi Goldberg
als Guinan

Zachary Benjamin
als junger Ian

Dore Keller
als Ensign

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise ist unterwegs nach Odet IX, um dort Proben von gefährlichen Plasmaviren abzuholen, die zu einer Forschungseinrichtung gebracht werden sollen. Dafür hat LaForge extra besondere Behälter entwickelt.

Unbemerkt gelangt ein Energiewesen an Bord. Data hat eine Energiefluktuation gemessen, kann den Grund dafür aber nicht finden. Das Wesen gelangt ins Schlafzimmer von Deanna Troi, wo es unter ihre Bettdecke schlüpft.

Picard wundert sich, dass Dr. Pulaski mit ihm noch keinen Kontakt aufgenommen hat. Sie ist in Zehn Vorne. Picard ist darüber verärgert. Auf Zehn Vorne stellt er aber fest, dass Dr. Pulaski dort ein Gespräch mit Deanna und deren plötzliche Schwangerschaft führt.

Wesley soll nach der Mission zu seiner Mutter auf die Erde gebracht werden. Er gesteht gegenüber Picard, dass er die Enterprise ungern verlässt.

Bei einer Besprechung wird Deannas Schwangerschaft erörtert. Pulaski stellt fest, dass die Schwangerschaft mit rasender Geschwindigkeit abläuft. Deanna macht klar, dass ein Schwangerschaftsabbruch nicht in Frage kommt. Sie will das Baby zur Welt bringen. Es ist eine ungewöhnlich unproblematische und schmerzfreie Geburt. Troi nennt den Jungen Ian Andrew nach ihrem Vater. Bereits einen Tag später hat Deanna einen vierjährigen Sohn, der sogar sprechen kann.

Die Enterprise ist unterwegs zur Station Tango Sierra, wo der Virus untersucht werden soll. Dr. Pulaski findet heraus, dass der Virus aufgrund des Übereifers eines Genetikers mutierte. Sollten die Container ausfallen, würde der Inhalt alles Leben auf der Enterprise in kurzer Zeit vernichten. Doch bald bringt eine neue Strahlung das Plasma zum Wachsen. Ian erkennt, dass er es ist, der diese Strahlung aussendet. Daher muss er die Enterprise verlassen. Er stirbt. Das Energiewesen verlässt seinen Körper und übermittelt Deanna eine Nachricht. Das Wesen wollte erleben wie es ist, ein organisches Wesen zu sein.

Kommentar:

"The Child" ist ein ruhiger wie eindrucksvoller Auftakt für eine zweite Staffel. Es ist kein Höhepunkt der Serie, vielmehr ist es eine Verkörperung all der positiven Eigenschaften, die bald typisch für das erste "Star Trek"-Spin-Off werden sollten. Die Episode zeigt die qualitative Verbesserung der Serie, die sich ab der zweiten Staffel abzeichnete. "Star Trek - The Next Generation" wurde nicht etwa actionreicher, die Serie wurde eleganter. Alles wirkt flüssiger, und zugleich ruhiger. Es ist erholsam, dass hier noch gar nicht das Bedürfnis der Produzenten vorherrschte, mit mehr Action für höhere Quoten zu sorgen. Im Gegenteil, die Serie beginnt mit ruhigen und sachlichen Tönen, und diese Episode setzt gezielt Detail auf Detail.

Da ist zunächst der lange Kameraschwenk über die Brücke der Enterprise, der wohl einmalig in der Serie sein dürfte. Damit beginnt die zweite Staffel, und es werden zunächst alle Figuren an ihrem alten oder auch neuen Platz gezeigt. Später gibt es eine ruhige Besprechung, die von dem sachlichen Gespräch der Crewmitglieder überwechselt zu Deanna Troi. Bald hört man die Stimmen der Offiziere nur noch als fernes Echo, und die Szene nähert sich dem Innenleben und den Emotionen von Deanna. Es ist ein schönes Beispiel, wie bei der "Next Generation" sachliche Diskussionen mit Empfindungen vermischt werden. In vielen anderen Serien und auch in späteren "Star Trek"-Spin-Offs würde eine Diskussion nur dann emotional werden, wenn die Figuren plötzlich anfangen, sich anzuschreien. Wie es auch anders geht, zeigt "The Child".

Sehr clever ist auch eine Szene mit Picard und Wesley im Turbolift. Es herrscht betretenes Schweigen. Es gelingt Wesley nicht, Picard zu sagen, dass er die Enterprise nicht verlassen möchte, und auch Picard schafft es nicht, Wesley zum Bleiben zu bitten. Hier wird ein Dialog mit Unausgesprochenem geführt, und Patrick Stewart hat zu diesem Zeitpunkt seine Rolle als Picard fest im Griff: Er zeigt ihn väterlich, aber ein wenig distanziert, stark, und zugleich unbeholfen.

Ebenfalls sehr gelungen ist die Geburt von Ian, bei der die Macher sich gar nicht darum bemühen, eine bedrohliche Atmosphäre aufzubauen. Vielmehr vertraut man den Emotionen der Szene, die dadurch erweckt werden, dass ein staunender Data die Hand von Deanna hält. Zugleich beobachtet von weitem heimlich Riker die Geburt. Dies zeigt, dass Riker noch immer an Deanna hängt, dass er aber aus irgendwelchen Gründen nicht wagt, sich ihr zu sehr zu nähern. Vielleicht, um sie nicht erneut zu enttäuschen? Das ist viel dramatischer als wenn die Macher so täten, es könne gleich das Horrorbaby aus Deanna schlüpfen. "The Child" zeigt, wie man als Zuschauer ganz ohne oberflächliche Action deshalb mit Spannung die Ereignisse verfolgt, weil man sich den Figuren so nahe fühlt.

Wohl kaum eine Staffel der Next Generation startete mit so vielen Neuerungen wie "The Child": Guinan, gespielt von Whoopi Goldberg, ist an Bord und leitet die Bar Zehn Vorne. Dr. Crusher wurde von Dr. Pulaski ersetzt, Geordi ist Chefingeneuer und Worf ist Chef der Sicherheit. Riker hat einen Bart, den er erst im neunten Kinofilm wieder verliert, und O'Brien erleben wir als Transporterchef. Diese Änderungen wurden sehr clever eingeführt. Nur wenige dürfen wir als Zuschauer direkt miterleben, die meisten sind bereits etabliert, so als sei seit "The Neutral Zone" (dt.: Die neutrale Zone) viel Zeit vergangen. Daher gibt es in der Serie immer wieder Neues zu entdecken, ohne dass die Episode dafür den Erzählfluss unterbrechen muss. Es beweist auch, dass nicht jede Neuerung eine großangelegte Einführung braucht.

"The Child" ist eine wundervoll ausbalancierte Episode, und sie ist der Staffelauftakt für eine ebenso ausbalancierte Serie. Deanna Troi steht im Mittelpunkt der Episode, und sie ist zugleich das Symbol für die neu gefundene Ausgeglichenheit. Das erkennt man bereits an ihrer Erscheinung. Deanna hat nun genau die richtige Mischung aus Eleganz, Schönheit, Wärme und Seriosität, und das sowohl in ihrem Outfit als auch in ihrer Darstellung. In der ersten Staffel war sie noch planlos vom Gouveranten-Look zum Cheerleader-Outfit gewechselt.

Zugleich ist "The Child" ein wahrer Hochgenuss, was optische Effekte angeht, von denen kein einziger dem Aufbau einer Actionszenen dient. Es geht immer um das Erzeugen einer besonderen Stimmung, zum Beispiel, als Wesley mit Guinan vor den Aussichtsfenstern steht und die Enterprise auf Warp geht. Viele der Effekte, die man in "The Child" sieht, wären später als unnötig eingestuft und wohl gestrichen worden.

Einziger Schwachpunkt der Episode war Dr. Pulaski, die ein unnötig arrogantes Verhalten an den Tag legt und daher als einzige Figur diese Ausgeglichenheit vermissen lässt, die der Rest der Crew nun endlich gefunden hat. Nach dem Weggang von Denise Crosby als Tasha Yar wollten die Produzenten offenbar erneut eine starke Frauenfigur etablieren, und sie dachten dabei anscheinend an etwas Vergleichbares wie McCoy aus der Classic-Serie, der dafür bekannt war, immer das zu sagen, was er gerade dachte. Dummerweise hat ein intelligenter Mensch auf einem Schiff wie der Enterprise gar keinen Anlass zu widersprechen oder mit seiner Meinung zu provozieren, er kann sie jederzeit auf ruhige und zivilisierte Weise äußern. Sehr verkrampft war daher auch das Bemühen der Autoren, Dr. Pulaski anecken zu lassen. Völlig unsinnig war ihr Eigenart, den Namen Data stets falsch auszusprechen. Ihr Argument, er sei kein Mensch, daher wäre es egal, ist kaum nachvollziehbar, wäre dies doch Anlass, alle Bezeichnungen von Gegenständen inkorrekt zu betonen. Man stelle sich vor, man habe einen Papagei, der Lora heißt. Was würde man von einem Menschen halten, der sich diesen Namen nicht merken kann und daher immer Laro sagt? Etwas ungeschickt umgesetzt war auch eine Szene, als sie Worf und seine Leute anfährt, man möge ihr nicht im Weg stehen, und das, als die Sicherheitsoffiziere im Eingangsbereich stehen bleiben und gar keine Anstalten machen, den Raum weiter zu betreten. Man kann nicht behaupten, dass Dr. Pulaski wie ein dunkler Schatten auf der zweiten Staffel liegt, ihre Figur wird im weiteren Verlauf ohnehin immer bedeutungsloser. Dennoch: Mit Dr. Crusher wäre "The Child" wohl in sich noch stimmiger gewesen.

Bemerkenswertes:

In dieser Episode wird von Abtreibung als etwas völlig Selbstverständliches gesprochen. Zugleich wird deutlich, dass es der Mutter überlassen bleibt, eine Abtreibung kategorisch abzulehnen.

Details:

Rob Bowman ist bekannt dafür, Budget und Drehtage zu überziehen. Doch grenzenlos war offenbar kein Geld vorhanden. Daher erinnert der Kindergarten verdächtig an eine umgebaute Krankenstation.

Die Schwangerschaft von Betazoiden dauert laut Pulaski 10 Monate.

Die USS Repulse brachte Dr. Pulaski an Bord.

Diana Muldaur (Dr. Pulaski) spielte bereits zweimal in der Classic-Serie mit. In der Episode "Return to Tomorrow" (dt.: Geist sucht Körper) war sie Dr. Ann Mulhall, und in "Is There in Truth No Beauty?" (dt.: Die fremde Materie) war sie die blinde Dr. Mirinda Jones. Es gibt viele Gaststars, die mehrere Rollen in "Star Trek" spielten, doch Diana Muldaur ist die einzige, die ausschließlich Doktoren verkörperte.

Ab der zweiten Staffel ist die Darstellung des Weltraums bei Warpflug einheitlich. Es sind die charakteristischen Warpstreifen zu sehen. In der ersten Staffel war das nicht immer so.

Neuerungen:

Hier noch einmal eine Liste alle Neuerungen:

  • Die Bar Zehn Vorne wird von Guinan (Whoopi Goldberg) geleitet
  • Dr. Crusher hat die Enterprise verlassen und wurde von Dr. Pulaski ersetzt
  • Geordi ist zum Lieutenant befördert. Er ist Chefingeneuer und trägt nun eine gelbe Uniform
  • Worf ist Chef der Sicherheit. Er trägt eine gelbe Uniform und eine metallene Schärpe
  • Riker hat einen Vollbart
  • O'Brien ist offenbar Transporterchef
  • Wesley hat ebenfalls ein neues Outfit
  • Deanna Troi wurde neu frisiert und eingekleidet
  • Der Captain hat einen neuen Sessel
  • Im Besprechungsraum gibt es nun auch Bildschirme
  • Die Wände auf der Brücke sind untergliederter
  • Die Conn- und Ops-Stationen haben neue Sessel
  • Hintergrund:

    Der Beginn der zweiten Staffel kollidierte mit dem Streik der Fernsehautoren, der im Jahr 1988 sechs Monate andauerte. Daher wurde eine bereits vorhandene Story als Grundlage für die Episode benutzt. Die Geschichte war ursprünglich für die Neuauflage der Classic-Serie geschrieben worden. (Das Drehbuch ist nachzulesen im Sachbuch "Star Trek Phase II" von Judith und Garfield Reeves-Stevens, erschienen bei Pocket Books.) Zu dieser Neuauflage war es nie gekommen, als Paramount sich entschloss, die Serie im Kino fortzusetzen. Die Schwangerschaft hätte der Navigationsoffizierin Ilia widerfahren sollen. Wegen des Streiks startete die zweite Staffel erst im November. Demzufolge hat sie auch nur 22 Episoden.

    Whoopi Goldberg, langjähriger "Star Trek"-Fan, hörte von dem Ausstieg von Denise Crosby und bat ihren Freund LeVar Burton, Gene Roddenberry zu informieren, dass sie an der Rolle interessiert sei. Zunächst konnte man das nicht glauben, so dass sie tatsächlich im Büro anrief und um die Rolle bat. Noch heute sagt sie, Uhura auf dem Bildschirm habe sie inspiriert, Schauspielerin zu werden.

    Nitpicking:

    Als Deanna Troi meint, eine Abtreibung käme nicht in Frage, erwidert Picard, damit sei die Diskussion beendet. Warum das? Sollte man dann nicht gerade darüber reden, wie die Sicherheit von Deanna und die des Schiffes gewährleistet werden kann?

    Picard wundert sich, dass er noch nichts von Dr. Pulaski gehört hat. Das ist in der Tat merkwürdig. Die leitende Schiffsärztin kommt mit der USS Repulse, beamt auf die Enterprise, befindet sich in der Krankenstation, und Picard wechselt kein Wort mit ihr? Wäre es nicht nett von ihm gewesen, sie gleich im Transporterraum zu begrüßen, immerhin ist sie eine der wichtigsten Offiziere des Schiffes.

    Der Behälter kann nicht ins All gebeamt werden, weil die Viren dort andere Schiffe befallen könnten. Das mag ja sein, aber wäre das nicht ein Anfang? Außerdem könnte man sie ja in eine Sonne beamen, oder sie gar nicht materialisieren lassen.

    Zehn Vorne ist auf Deck 10 ganz vorne. Wesley steht am Fenster und sieht gerade aus. Vor ihm ist der Planet. Das kann aber nur sein, wenn die Enterprise auf den Planeten zu fliegt. Sie umkreist ihn aber.

    Guinan behauptet, sie habe Picard erst auf der Enterprise kennen gelernt. Im Zweiteiler "Time's Arrow" (dt.: Gefahr aus dem 19ten Jahrhundert) erfahren wir aber, dass sie ihn bereits vor 500 Jahren auf der Erde getroffen hat. Und als sie sich etwa 71 Jahre vor "The Child" auf einem Flüchtlingsschiff befand und in den Nexus geriet, hat sie erneut Picard aus der Zukunft aufgesucht. (Richtigerweise hätte sie sagen müssen: Er hat mich erst auf der Enterprise kennen gelernt.)

    Pulaskis Wiederbelebungsversuche beim toten Ian sind ein wenig dürftig. Völlig unsinnig ist aber, dass sie ihm den Puls fühlt, nachdem sie ihren Tricorder benutzte. Damit kann man selbst heute keinen Tod feststellen, und kein Arzt würde noch nach dem Puls tasten, wenn er bereits einen Pulsmonitor angeschlossen hat, es sei denn, es bestehen Zweifel, ob das Gerät funktioniert. Im 24ten Jahrhundert ist ein Herzstillstand jedoch vollkommen uninteressant, es geht ausschließlich um den Gehirntod.

    Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

    Die zweite Staffel startete in den USA mit einem guten 10.9 Rating und einen 4. Platz in den Syndication Charts.

    In Deutschland waren dagegen nur sehr schwache 1,68 Millionen Zuschauer dabei – die bisher schwächste Zuschauerzahl der Next Generation im ZDF!

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    Letztes Update:
    1. April 2002

    ©2002 Thomas Höhl.