Star Trek - The Next Generation: 30
"The Outrageous Okona" (Der unmögliche Captain Okona)

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Staffel2
29: "Data Sherl..."
31: "Loud as..."
US-Erstsendung:
10.12.1988

ZDF-Erstsendung:
11.5.1991

Regie:
Robert Becker

Drehbuch:
Burton Armus

Story:
Les Menchen
Lance Dickson
David Landsberg

Gaststars:
William O. Campbell
als Captain Thaduin Okona

Douglas Rowe
als Debin

Albert Stratton
als Kushell

Rosalind Ingledew
als Yanar

Kieran Mulroney
als Benzan

Teri Hatcher
als Lt. B.G. Robinson

Joe Piscopo
als Komiker

Whoopi Goldberg
als Guinan

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise hilft Okona, dem Captain eines Transportschiffes. Okona ist eine freizügige, unverschämte Person, die sich sehr bald mit Besatzungsmitgliedern anfreundet, vor allem mit weiblichen. Bald tauchen jedoch zwei Schiffe auf, je eines von den zwei verfeindeten Planeten des Systems, in dem sich die Enterprise befindet. An Bord befinden sich die beiden Regenten mit ihren jeweiligen Kindern, einer Tochter und einem Sohn. Beide Regenten verlangen die Auslieferung von Okona; einmal wegen des Diebstahls eines Diamanten, einmal, weil Okona die Tochter des Regenten geschwängert habe. Es stellt sich jedoch heraus, dass Okona bloß der Schmuggler war, der die Tochter des einen Regenten zum Sohn des anderen brachte und so ihre geheime Liebesbeziehung ermöglichte. So ist denn auch nicht Okona der Vater, sondern der Sohn des Regenten. Dieser eignete sich auch den vermeintlich gestohlenen Diamanten an, um ihn als Verlobungsgeschenk zu verwenden. Nach anfänglicher Missmut heißen die beiden Regenten die Ehe ihrer Kinder gut und freuen sich auf baldige Versöhnung.

Derweil entdeckt Data, dass er Okonas Witze nicht versteht, was ihn veranlasst, auf dem Holodeck Lektionen über Humor zu besuchen.

Kommentar:

"The Outrageous Okona" ist eine der schlechtesten und vor allem nichtssagendsten Episoden der Serie. Sie mischt zwei völlig verschiedene Handlungsfäden: Okona und die Streitereien auf der einen Seite und Data und den Humoristen auf der anderen. Der Ton der beiden Geschichten unterscheiden sich grundlegend, und es ist jedes Mal nahezu zerrüttend, wenn von einem zum anderen geschnitten wird, besonders gegen Ende. Beide Geschichten leiden unter Schwächen der Handlung, der Darsteller und des Humors.

Riker bemerkt zu Beginn der Episode, dieser Okona sei ein interessanter Mann. Vielleicht missfällt mir die Episode zu einem Teil, weil ich dieses Urteil nicht teile: Okonas Witze finde ich schlecht und seine Liebeserklärungen einfallslos, und viel mehr ist von der Figur nicht übrig. Er ist Teil von den unnatürlichsten Szenen. Beispielsweise sein erster Auftritt auf der Enterprise, als er sich als erstes bei Teri Hatcher einschmeichelt: Warum genau gibt sie ihm ein scheues Lächeln statt einer Ohrfeige, oder, um dem pazifistischen Geist der Serie zu entsprechen, statt einer bissigen Antwort? Man könnte denken, sie habe noch nie einen Mann gesehen. (Ob es das Piratenkostüm ausmachte?) Oder eine zweite Szene etwas später: Okona befindet sich im Quartier einer Frau und wird von Worf auf die Brücke geholt. Nun scheint es die Frau überhaupt nicht zu kümmern, dass der Sicherheitsoffizier ihres Schiffes jene völlig fremde Person abholen will, an deren Lippen sie hängt. So begeistert ist sie von Okona! Was ist mit diesen intelligenten Frauen der Enterprise bloß geschehen? Es hilft natürlich gar nicht, dass die Frau keine Sprechrolle hatte (das spart Geld) und dementsprechend dümmer wirkt. Vielleicht ist das alles als Kommentar über die sexuelle Freizügigkeit in diesem Serienuniversum gemeint; allerdings erinnert das, was dargestellt wird, an eine Art Männerphantasie, die schon vor fünfzehn Jahren datiert gewirkt haben muss.

Hier nun die vernichtende Schlussbemerkung: Nichts davon spielt eine Rolle in der Geschichte. Okonas Vergnügungen belegen Zeit, aber nicht unser Interesse, bis dass sich das Geheimnis um seine Person in einer Szene ganz am Ende lüftet und erledigt. Die Auflösung hat nur noch insofern mit Okonas Ausschweifungen zu tun, als dass sie sich auf dessen angebliche Liederlichkeit bezieht. Wenigstens ist die Auflösung sinnig, wenn auch langweilig, aber sie ist schwer zu ertragen – das Wort "quälend" drängt sich auf – aufgrund der schwachen Darstellerleistungen, allen voran jener von Rosalind Ingledew als schwangere Yanar. Ihr gegenüber wirkt William O. Campbells Okona geradezu glaubwürdig. Mit besserer Besetzung wäre die Auflösung weniger schmerzhaft, aber nicht besser: Für wen soll ich mich interessieren? Für was? Troi hat ganz Recht, wenn sie zu Picard bemerkt, es sei für ihn vermutlich schwierig, den Ärger und das Anliegen von Yanars Vater nachzuvollziehen. Die Person und ihre Wertvorstellung seien ihm schließlich unbekannt. Das ist ganz richtig. Es ist für uns nicht leichter. Es wäre Sache der Episode, uns den Figuren und ihrer Welt näher zu bringen, wenn wir uns für sie interessieren sollen.

Datas Experimente mit Facetten des Menschseins sind über die ganze Serie verteilt. Seine Begegnung mit Humor in dieser Episode ist kein Höhepunkt davon. Zu einem Teil liegt das daran, dass Datas Reise durch den Humor wieder endet, wo sie begann: Er lernt nichts dazu. Damit ließe sich leben; nur ist die Reise hier auch nicht sehr befriedigend. Es verwirrt bereits Datas Wahl, mit einem Komiker aus einem Nachtclub zu arbeiten. Ist das der Höhepunkt des Humors? Wenn es schon Humor aus unserem Jahrhundert sein muss: Warum ein Nachtclub? Wie viele Leute verbinden Humor tatsächlich mit diesen "stand up comedians" Nordamerikas? Und wenn auch das so sein muss: Findet Data wirklich keinen besseren Nachtclub Komiker? Vielleicht ist die Lektion, die wir aus dieser langen Nebengeschichte lernen, dass ein Computer nicht von einem anderen Computer über Humor unterrichtet werden kann.

Erstaunlich ist im Übrigen, dass Doktor Pulaski nicht in diese Nebenhandlung eingebaut wurde: Am Beispiel des Humors könnte sie wieder einmal darauf pochen, dass Data kein Mensch sei. Die Gelegenheit erscheint mir günstiger als in "Elementary, Dear Data" (dt.: Data Sherlock Holmes), als es um das Sammeln von Beweisen und die Ableitung einer Lösung ging. Humor ist schwieriger zu fassen. Aber es gilt noch immer, dass Pulaski ein totes Pferd schlägt: Es ist offensichtlich, dass Data kein Mensch ist. Die viel wichtigere Frage, ob Data ein intelligentes Wesen sei, das die gleiche Behandlung wie Menschen verdient, wird schon bald aufgegriffen: in "The Measure of a Man", allerdings nicht von Pulaski. (dt.: Wem gehört Data?)

Guter Humor ist in dieser Episode rar, aber es gibt ihn: Zum Beispiel jene Szene, als Picard zu Riker sagt (bemüht witzelnd), vielleicht werde man das Schiff ja dem weit unterlegenen Feind ergeben. Bevor wir die Szene verlassen, sehen wir noch kurz Worfs Gesichtsausdruck als Reaktion auf diesen Vorschlag. Er ist unbezahlbar. (Und nicht bemüht.)

Bemerkenswertes:

Teri Hatcher spielt das erste weibliche Crewmitglied der Enterprise, das von Okona angepeilt wird. Hatchers bekannte Rollen sind jene von Lois Lane in der Fernsehserie "Lois & Clark: The New Adventures of Superman" und ein "Bondgirl" in "Tomorrow Never Dies" – ein deutlicher Kontrast zu ihrer Unscheinbarkeit in dieser Episode.

Mit Data wird hier eine Tradition aus der ersten Season fortgesetzt: Wenn ihm ein obskures Fakt an den Kopf geworfen wird, weiß er nicht sofort darüber Bescheid, sondern er steht mit verlorenem Blick im Raum und sagt "accessing", während er offenbar eine Art innerer Datenbank liest. Dieser Unsinn überlebt zum Glück nicht mehr lange: Weshalb sollte Data gewisse Dinge einfach wissen, während er auf andere zuerst zugreifen muss? Hat er eine zweite innere Datenbank? Wenn das so ist, weshalb muss er diese merkwürdige Pose einnehmen, während er darauf zugreift?

Viel erfreulicher ist die Tradition, Troi als Beraterin des Captains einzusetzen, was hier bereits sehr gewissenhaft getan wird. Die Figur ist nun weit entfernt von den selbstverständlichen Trivialitäten, die sie in den ersten paar Episoden der Serie verkündete, beispielsweise in "Lonely Among Us" (dt.:"Die geheimnisvolle Kraft").

Eine ebenfalls erfreuliche Tradition, die langsam entsteht, ist der Einsatz von Guinan als Freund und mitfühlendes Ohr für die ganze Besatzung.

Nitpicking:

Die Spannung zwischen den beiden Regenten und ihren Planeten war also so unbegründet, dass eine Heirat zur Versöhnung führen kann? Weshalb mochten sich die beiden Regenten nicht? Aus Prinzip?

Zitate:

Data erhält eine Lektion über Humor von Guinan (mit einem schlechten phonologischen Witz): "Because you're 'a droid', and I'm 'a noid'." Das englische Wort "annoyed" bedeutet soviel wie "verärgert", ein "humanoid" ist ein Humanoide, also ein menschenähnliches Lebewesen.

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Die US-Quoten zu dieser Folge sind leider nicht bekannt.

In Deutschland verfolgen 2,5 Million Zuschauer die Folge im ZDF.

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Letztes Update:
7. April 2002

©2002 Rafael Scholl.