Star Trek - The Next Generation: 32
"The Schizoid Man" (Das fremde Gedächtnis)

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Staffel2
31: "Loud as..."
33: "Unnatural..."
US-Erstsendung:
21.1.1989

ZDF-Erstsendung:
25.5.1991

Regie:
Les Landau

Drehbuch:
Tracy Tormé

Story
Richard Manning
Hans Beimler

Gaststars:
W. Morgan Sheppard
als Dr. Ira Graves

Suzie Plackson
als Lt. Selar

Barbara Alyn Woods
als Kareen Brianon

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise erhält einen Notruf von Gravesworld, der Heimat des zurückgezogen lebenden brillanten und exzentrischen Wissenschaftlers Dr. Ira Graves. Kurz bevor die Enterprise den Planeten erreicht, erhält sie einen weiteren Notruf von einem Raumschiff, das Kolonisten befördert. Es bleibt nur Zeit, ein kleines Team bestehend aus Data, Troi, Worf und Doktor Selar auf den Planeten zu beamen, bevor die Enterprise Kurs auf das Kolonistenschiff nimmt.

Auf dem Planeten wird das Außenteam von Kareen Brianon, der Assistentin von Dr. Graves, begrüßt. Sie hatte bisher weniger Kontakt zu Menschen, da sie beinahe ihr ganzes Leben allein mit dem Wissenschaftler auf dem abgelegenen Planeten verbracht hat. Dr. Graves selbst ist wenig kooperativ, er ist arrogant, unfreundlich und sehr egozentrisch. Dr. Selar entdeckt, dass er an einer unheilbaren Krankheit leidet und nur noch wenige Tage zu leben hat.

Dr. Graves ist von Data fasziniert, da er in ihm die Arbeit seines ehemaligen Schülers Noonian Soong erkennt. Er lässt sich von Data Großvater nennen und verbringt viel Zeit mit ihm.

Als die Enterprise von ihrer Rettungsmission zurückkehrt, will Doktor Selar den todkranken Graves sofort an Bord beamen lassen, doch da erscheint Data und erklärt, dass der große Wissenschaftler soeben verstorben sei.

Auf dem Weg zur Sternenbasis 6, auf der Kareen Brianon abgesetzt werden soll, beginnt Data sich immer merkwürdiger zu verhalten. Er wird unfreundlich, arrogant und begeht immer häufiger Insubordination gegenüber Picard, den er als Konkurrenten in seinen Bemühungen um die Gunst Kareen Brianons ansieht.

Troi kann schließlich feststellen, dass zwei Persönlichkeiten im positronischen Gehirn Datas vorhanden sind, von denen eine immer schwächer wird. Picard erkennt, dass Dr. Graves sein Bewusstsein kurz vor seinem Tod in Datas Positronengehirn transferieren konnte. Als Picard ihn zur Rede stellt, gibt Graves seine Tat zu, ist jedoch nicht bereit Datas Körper wieder freizugeben, da sein menschliches Bewusstsein seiner Ansicht nach wesentlich mehr Wert ist als das des Androiden. Graves beginnt jedoch immer öfters die Beherrschung zu verlieren und verletzt Kareen als auch Geordi und einen Techniker. Als er in seiner Diskussion mit Picard auch noch die Beherrschung verliert und ihn niederschlägt erkennt er, dass er einen Fehler begangen hat. Er transferiert sein Wissen in den Enterprisecomputer und gibt Data wieder frei, doch sein Bewusstsein geht bei der Übertragung verloren.

Kommentar:

"The Schizoid Man" ist eine misslungene Folge, die aber zumindest ein paar interessante Szenen enthält, die das Anschauen rechtfertigen.

Gelungen ist die Szene, in der Data mit einem Vollbart experimentiert. Geschickt wird wieder einmal Datas Naivität und unschuldige Art für einen sehr komischen Moment genutzt. Ebenso am Schluss, als Data erfährt, er hätte in seinem übernommenen Zustand mit einem klingonischen Targ gekämpft, und er herzlich naiv fragt, ob er denn gewonnen hätte.

Das Hauptproblem der Folge ist aber das uralte Thema der von einem fremdem Bewusstsein übernommenen Hauptfigur. Die Umsetzung in der Folge ist weder gut noch interessant genug um den Zuschauer wirklich fesseln zu können. Brent Spiner liefert zwar eine gute Darstellerleistung ab, aber im Prinzip wiederholt er nur seine Darbietung aus "Datalore" (dt.: Das Duplikat) aus der ersten Staffel. Graves ist dem Charakter von Lore auch zu ähnlich; beide sind egoistisch, überheblich und rücksichtslos. Graves soll zwar zusätzlich zu diesen wenig geschätzten Eigenschaften auch ein Genie sein, aber diesen Wesenszug konnte man in der Folge nicht an der Figur entdecken. So fällt es dem Zuschauer auch nicht schwer, die Übernahme nach nur wenigen Minuten (manche mögen auch nur Sekunden gebraucht haben) zu erkennen. Was danach kommt, ist eigentlich bis auf eine Ausnahme einfach nur uninteressant.

Einzig als Picard mit dem in Datas Körper befindlichen Graves über Datas Rechte diskutiert, erhebt sich die Folge über das bisher eher kümmerliche Niveau. Hier werden Datas Persönlichkeitsrechte erstmals angesprochen, die schon bald in der exzellenten Folge "The Measure of a Man" (dt.: Wem gehört Data?) auf die Spitze getrieben werden. Hätte man Graves sympathischer dargestellt, dann hätte es Platz für eine interessante Diskussion gegeben, ob die Rettung eines großen menschlichen Geistes wichtiger ist als das Bewusstsein einer (lebenden) Maschine. In der gezeigten Form war aber klar, dass Graves im Unrecht ist und es irgendeine einfache Lösung geben würde, um Data zurückzubekommen. Wirklich vermissen wird diese unsympathische Person ohnehin kein Zuschauer. Schade eigentlich, da hätte man wesentlich mehr daraus machen können.

Bemerkenswertes:

Der Titel der Folge war von dem Autor Tracy Tormé als Hommage an die britische Serie "The Prisoner" (dt.: Nummer 6) gedacht, in der es eine Episode gleichen Namens gibt. Ursprünglich war für die Rolle von Dr. Graves auch ein Gastauftritt vom Patrick McGoohan, einem Hauptdarsteller der Serie, geplant.

Suzie Plakson stellt hier die vulkanische Ärztin Dr. Selar dar. Sie wird noch in mehreren Next Generation Folgen erwähnt, man bekommt sie jedoch nicht mehr zu sehen. Peter David hat die Figur für seine erfolgreichen "New Frontier" Romane als Chefärztin in die Besatzung der USS Excalibur aufgenommen. Suzie Plakson spielt auch die Halbklingonin K'Ehleyr und damit die Mutter von Worfs Sohn Alexander in "The Emissary" (dt.: Klingonenbegegnung) und "Reunion" (dt.: Tödliche Nachfolge), sowie die weibliche Q und somit auch die Mutter von Qs Sprössling in Voyagers "The Q and the Grey" (dt.: Die Q-Krise).

Data trägt zu Beginn der Folge kurz einen Vollbart wie Commander Riker. Er möchte damit weiser und würdevoller wirken, sieht aber den Fehlschlag ein, als Troi mit einem Lachkrampf aus seinem Quartier flüchtet.

Dr. Ira Graves gilt als brillanter molekularer Kybernetiker, der am Anfang seiner Karriere auch mit Datas Schöpfer Dr. Noonian Soong zu tun hatte. Die Krankheit, die zu seinem Tod führte, nennt sich Darnays Syndrom. Sie verursacht einen Verfall des Gehirns und der Nerven und endet immer tödlich endet.

Die USS Constantinople ist nach der früheren Hauptstadt des oströmischen bzw. byzantinischen Reiches, dem heutigen Istanbul, benannt. Und der Istanbul-Klasse gehört dieses Raumschiff auch an.

Das Lied, das von Dr. Graves gepfiffen wird, heißt "If I Only had a Brain" und stammt aus dem Filmklassiker "The Wizard of Oz" (dt.: Der Zauberer von Oz) aus dem Jahre 1939.

An einer Wand von Dr. Graves Domizil auf Gravesworld hängt eine (leider nicht sehr gut sichtbare) Urkunde, die ihn als Empfänger des Zee-Magnees-Preises ausweist. Der Zee-Magnees-Preis scheint eine ähnlich prestigeträchtige Auszeichnung wie der Nobelpreis zu sein. In der Classic Episode "The Ultimate Computer" (dt.: Computer M-5) wird erwähnt, dass Dr. Richard Daystrom den Preis im Alter von nur 24 Jahren für seine Erfindung der Duotronik erhalten hat.

Nitpicks:

Am Anfang betritt Dr. Pulaski den Turbolift und fährt damit zur Brücke. Da sie weder eine Kontrolle berührt noch ein Ziel nennt, scheinen die telepathischen Fähigkeiten des Bordcomputers an diesem Tag mal wieder sehr stark zu sein.

Die Insignienkommunikatoren haben anscheinend trotz ihrer bescheidenen Größe eine unglaubliche Reichweite. Obwohl die Enterprise nach dem Hinunterbeamen des Außenteams sofort wieder auf Warp geht, kann der Kontakt mit dem Schiff ohne Probleme für einige Zeit aufrechterhalten werden. Respekt, Respekt.

Picard bedauert, dass nach dem Tod von Graves alle seine Forschungsergebnisse mit ihm gestorben seien. Was für ein Blödsinn! Welcher Wissenschaftler führt keine Aufzeichnungen über seine Arbeit? Oder war der Computer von Graves nur für das Aufzeichnen eines Tagebuchs oder zum Solitär spielen da?

Einschaltquoten:

In den USA erreichte die Folge ein ordentliches Rating von 10.8 Punkten, aber nur einen für Next Generation Verhältnisse recht schlechten 8. Platz in den Syndication Charts, in der immerhin über 100 Sendungen vertreten sind.

Das ZDF konnte bei der Folge 2,16 Millionen Zuschauer verbuchen.

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Letztes Update:
7. April 2002

©2002 Thomas Höhl.