Star Trek - The Next Generation: 33
"Unnatural Selection" (Die jungen Greise)

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Staffel2
32: "The Schizo..."
34: "A Matter..."
US-Erstsendung:
28.1.1989

ZDF-Erstsendung:
7.2.1992

Regie:
Paul Lynch

Drehbuch:
John Mason
Mike Gray

Gaststars:
Patricia Smith
als Dr. Sara Kingsley

Colm Meaney
als O'Brien

J. Patrick McNamara
als Captain Taggert

Scott Trost
als Transporter Ensign

Inhalt:

Szenenbild Picard befragt Deanna Troi nach ihrem Eindruck von Dr. Pulaski. Sie meint, sie habe noch nie eine so engagierte Ärztin kennen gelernt. Kurz darauf empfängt Picard ein Notsignal von dem Föderationsversorgungsschiff Lantree. Die Funksprüche sind gestört. Doch als die Enterprise dort ankommt, scheint alles in Ordnung. Man greift auf die Innenkameras des Schiffes zu. Dort sieht man Offiziere, die an Altersschwäche gestorben sind.

Das Schiff war zuletzt bei der Forschungsstation Darwin. Die Enterprise nimmt den Kurs dorthin auf. Dort erfährt man von einem medizinischen Notfall. Eine Krankheit ist auf der Darwin ausgebrochen, bei der sich der Alterungsprozess beschleunigt. Die Ärztin Dr. Kingsley bittet Picard, die Kinder zu retten, die als Objekte der genetischen Forschung auf der Station sind. Sie wurden sofort bei Ausbruch der Krankheit isoliert.

Dr. Pulaski will eines der Kinder in einem Isolierkraftfeld auf die Enterprise beamen, um es zu untersuchen. Man beamt einen angeblich 12 Jahre alten Jungen auf die Enterprise. Es hat aber die Erscheinung eines jungen Mannes. Troi erkennt, dass der Junge telepatisch begabt ist. Offenbar hat er sich sehr viel schneller entwickelt.

Dr. Pulaski möchte den Schutzschild für weitere Test beseitigen. Sie ist sicher, dass der Junge nicht infiziert ist. Picard will aber nicht das Risiko eingehen. Er erlaubt Pulaski jedoch, den Jungen auf einem Shuttle zu untersuchen, das sich in der Nähe der Enterprise befindet. Data soll das Shuttle fliegen. Pulaski weckt den Jungen dort aus der Starre. Er redet mir ihr auf telepatischem Wege. Noch während sie ihn untersucht, hat sie einen schweren Anfall von Arthritis. Pulaski erkennt, dass die Kinder die Überträger der Krankheit sind.

O'Brien hat die Idee, den Virus mit Hilfe des Biofilters des Transporters zu entfernen. Daher will man ältere Transporterprotokolle von Pulaski untersuchen, um den Biofilter entsprechend zu programmieren. Dabei stellt sich heraus, dass Pulaski noch nie den Transporter benutzt hat.

Dr. Kingsley erklärt, dass die Kinder ein aggressives Immunsystem haben, deren Antikörper fremde Viren von weitem zerstören. Dieses Immunsystem traf auf einen Virus, der auf die Station gebracht wurde. Es entwickelte einen Antikörper, der wiederum die schnelle Alterung verursacht.

Man findet ein Haar von Dr. Pulaski, und anhand dieser unversehrten DNS kann der Biofilter des Transporters so programmiert werden, dass die Antikörper herausgefiltert und die Alterung von Dr. Pulaski rückgängig gemacht wird. Die Kinder jedoch sind zu einem Leben in Isolation verdammt.

Kommentar:

"Unnatural Selection" ist eine Episode, die an ärgerlichen Elementen wohl jede andere Folge von "Star Trek" in den Schatten stellt. Man kann sich schon gar nicht mehr darauf konzentrieren, was eigentlich die Prämisse der Story sein soll – wahrscheinlich hat sie etwas mit fehlgeleitetem Ehrgeiz zu tun, nämlich den von Dr. Pulaski und Dr. Kingsley – weil viele bunt durcheinander gewürfelte Elemente mit so viel Unsinn im Detail garniert wurden, dass man aus dem Kopfschütteln und Händeringen gar nicht mehr herauskommt.

Die drei Elemente sind: Vorschnelle Alterung, DNS und Gentechnik. Sie sind in der Science Fiction enorm beliebt, dummerweise sorgen aber eben diese Elemente auch für grauenvoll viel Unsinn. Das gilt auch für "Unnatural Selection". Die böse Gentechnik sorgt für eine schnelle Alterung, die mit dem DNS-Zauberstab wieder beseitigt wird. Ein fürchterlicher Science-Fiction-Humbug.

Die Folge startet bereits auf dem linken Fuß, denn es beginnt schon damit, dass die Enterprisecrew einen Notruf empfängt, woraufhin Picard und seine Offiziere eine endlos lange Zeit mit Kopfschütteln und Stirnrunzeln vertrödeln, bis Riker schließlich auf die bahnbrechende Idee kommt, man könne ja vielleicht mal zum Schiff hinfliegen und nachsehen. Picard nickt und befiehlt erneut unter Zögern den entsprechenden Kurs, immerhin mit Warp 7.

Als die Enterprise die Station Darwin erreicht, erfährt man von den kranken Wissenschaftlern und von den Kindern, die als genetische Versuchsobjekte verwendet werden. Schlimm genug, dass dies völlig alltäglich scheint. Diese Kinder haben auch noch wahre Superkräfte. Sie verfügen über ein verbessertes Immunsystem, sie wachsen schneller heran und verfügen über die Fähigkeiten der Telekinese und der Telepathie. Das mögen ja nützlich Eigenschaften sein, doch niemand findet dies auch nur im geringsten fragwürdig. Man muss nun wirklich kein Gegner von Gentechnik sein, um Versuche an Kindern indiskutabel zu finden. Ebenso wenig wird selbst der größte Anhänger von Genetik dies billigen.

Kurz darauf erweist Dr. Pulaski eine enervierende Sturheit, was uns als Ehrgeiz und Entschlossenheit verkauft werden soll. Sie nutzt jede Gelegenheit, mit Picard zu streiten. Sie ist nicht nur unvernünftig und in ihren Schlussfolgerungen vorschnell, sie liegt in ihren Ansichten ja auch tatsächlich falsch. Als Sahnehäubchen kann sie es wieder einmal nicht lassen, gegen Data zu sticheln, was diesmal einen besonders kindischen Eindruck hinterlässt. Das ganze hat nichts mit der Figur Dr. Pulaski oder der Darstellerin zu tun. Es sind die Autoren, die offenbar den Auftrag hatten, eine starke und selbstbewusste Frau zu kreieren und es nicht konnten. Denn selbst wenn sich so mancher Science-Fiction-Autor die phantasievollsten Welten ausdenken kann, so scheint eine selbstbewusste Frau dann doch die Vorstellungskraft zu überfordern. Sturheit, Übereifer, Bissigkeit... All das sind treffende Eigenschaften von Pulaski, keine davon hat etwas mit Stärke zu tun.

Ganz grauenvoll wird die Episode ab dem Zeitpunkt der Alterung von Pulaski und den anderen Wissenschaftlern auf der Station. Dass diese Szenen an die Classic-Folge "Deadly Years" (dt.: Wie schnell die Zeit vergeht) erinnern (wie in jeder, aber auch wirklich jeder Rezension zu dieser Episode erwähnt wird), ist dabei das geringste Problem. Viel schlimmer ist, dass die Maskenbilder es nach wie vor nicht beherrschen, eine Person überzeugend altern zu lassen. Und die Darsteller kriegen es leider auch nicht auf die Reihe. Patricia Smith, die Dr. Kingsley verkörperte, scheint da etwas verwechselt zu haben: Sie spielt weder Quasimodo aus "Der Glöckner von Notre Dame" noch Frankensteins Helfer Igor; sie ist schlicht eine alte Frau. Kein Grund, andauernd gebückt herumzulaufen, herumzufuchteln, wie ein Specht zu nicken und so zu nuscheln, als hätte sie Angst, die Haftcreme der dritten Zähne würde versagen. Nicht jeder wird im Alter ein schwächlicher Tatterkreis. Dies geschieht meist aufgrund abgenutzter Organe und dem Muskelschwund, der in Folge jahrelangem Bewegungsmangel auftritt. Ein zwangsläufiges Nachlassen körperlicher Fitness diktiert das Alter keineswegs, wie wir aus der Tierwelt sehen können. Selbst wenn Haut und Organe vorschnell altern, so gibt es keinen Grund, plötzlich Verschleißerscheinungen wie eine abgenutzte Alkoholleber zu haben.

Die rasche Alterung erweist sich dann auch als vollkommen überflüssig, sie ist ein Tool, auf das man besser verzichtet hätte, zumal die Serie damals noch immer mit dem ungerechtfertigten Vorwurf zu kämpfen hatte, lediglich Themen der Classic-Serie zu wiederholen. Eine Krankheit mit drastischen Erscheinungsformen wäre sinnvoller gewesen, da hätte man auch die Heilung mit Hilfe des Transporters nachvollziehen können. Die genau setzt dann nämlich dem Fass die Krone auf. Es ist verständlich, wie es dem Transporter gelingt, die schnelle Alterung zu stoppen, rätselhaft aber bleibt, wie er sie rückgängig macht, es sei denn, O'Brien hat so ganz nebenbei aus dem Transporter einen Jungbrunnen gebastelt, eine Entdeckung, welche die Crew verwunderlich kalt lässt.

Letztlich endet die Episode mit dem erhobenen Zeigefinger: Da sieht man, was bei übertriebenem wissenschaftlichen Eifer herauskommt. Das ist natürlich reiner Schwachsinn, weil selbst der übertriebenste medizinische Ehrgeiz nicht automatisch zu Menschenversuchen führt, im Gegenteil: Nur selten war es wissenschaftlicher Ehrgeiz, der in der Geschichte der Menschheit zu derartigen Versuchen veranlasste. Derartige Versuche wurden meist von Medizinern betrieben, denen für eine ernsthafte und sinnvolle Forschung der Verstand fehlte. Wissenschaftlicher Ehrgeiz war dabei nicht selten eine Ausrede und Rechtfertigung, um den eigenen Sadismus und Größenwahn ausleben zu können.

Fazit: Eine unsinnige Handlung, ein vollends demoliertes Image von Dr. Pulaski, grauenvolle Masken und unfähige Gaststars hinterlassen einen fürchterlich negativen Eindruck.

Bemerkenswertes:

Die genetisch aufgebesserten "Kinder" hätten ursprünglich nackt sein sollen (vermutlich um einen Bezug zu Huxleys Roman "Schöne neue Welt" herzustellen). Daher wurden die (erwachsenen) Statisten aufgefordert, sich vom Hals abwärts einer Ganzkörperrasur zu unterziehen. Offenbar gab es dann mit den Ausstattern ein Kommunikationsproblem, denn der Raum, in dem sich die Kinder befanden, wurde mit transparenten Tischen und Stühlen ausgestattet. Da wäre es etwas schwierig geworden, die Statisten so zu filmen, dass man fürs Fernsehen verbotene Körperteile hätte verbergen können. Also gab es dann doch Kostüme für die Leute. (Nemecek: The Star Trek: The Next Generation Companion)

Der Darsteller des Jungen, den Dr. Pulaski untersuchte, hatte ursprünglich Sprechtext. Um Kosten zu sparen, wurde dieser Text vollends gestrichen. Der gewerkschaftlich vorgeschriebene Mindestlohn ist bei Darstellern ohne Sprechrolle deutlich niedriger. (Nemecek: The Star Trek: The Next Generation Companion)

Diana Muldaur hatte Probleme, sich den Text zu merken, also wurde er auf Karten geschrieben. (Gross & Altman: Captain's Logbook)

Details:

Dr. Pulaski schrieb ein Standardwerk über lineare Virusvermehrung.

Das Shuttle heißt Sakharov. Das ist der Name des russischen Physikers und Menschenrechtlers Andrei Sakharov.

Nitpicking:

Es ist die erste Episode, bei der die auffälligen Nitpicks so auf mich einstürmten, dass ich mehrfach die Episode mit der Pausetaste der Fernbedienung anhalten musste, weil ich mit dem Schreiben gar nicht nachkam. Legen wir los:

Abgesehen vom sinnlosen Grübeln und Warten, bevor Picard sich zur Rettungsmission entscheidet... Picard befiehlt Warp 7. Sicherlich, es ist sowieso nie klar, nach welchem System Picard die Warpgeschwindigkeiten auswürfelt, aber gibt es in diesem Moment irgendeinen Grund, nicht mit Warp 9 zu fliegen? Da die Warpgrößen sich per Nummer vervielfachen, ist das ein enormer Unterschied, und in einer Rettungssituation kann oft jede Sekunde entscheidend sein.

Das Logbuch des fremden Captains hat keine Bildaufzeichnung! Gibt es dafür einen Grund?

Die genetische Manipulation der Kinder ist erstaunlich. Sie haben nun die Eigenschaften von Telepathie und Telekinese. Telekinese? Gibt es irgendein Alien im Star-Trek-Universum, das Telekinese beherrscht? Warum nicht gleich Zauberkräfte? Die wären sicher auch nützlich. Und wofür soll das schnellere Altern der Kinder gut sein? Dr. Kingsley klingt nicht so, als sei dies lediglich ein ungewollter Nebeneffekt der genetischen Manipulation.

Ich will ja nicht irgendwie feindselig wirken, aber diese goldigen Kinder wirken ein bisschen so, als hätten sie nur Stroh im Kopf. Ihre Eltern liegen im Sterben, und sie sitzen lächelnd in ihrer Isolationskammer und spielen Schach, gerade so, als ginge sie das alles nichts an. Soll das die Elite der Zukunft sein?

Die Besatzung auf der Lantree alterte rapide und starb. Das ist tückisch. Doch warum gelang es ihnen nicht, einen vernünftigen Notruf abzusenden? Sie sind langsamer gealtert als Dr. Pulaski, und auch ein 60jähriger könnte durchaus in der Lage sein, einen technisch funktionstüchtigen Notruf abzugeben. (Ich meine, selbst Kirk und McCoy waren zuletzt noch dazu in der Lage!)

Data meldet nach einem Scan der Lantree, dass alle Systeme funktionieren. Warum dann der verstümmelte Notruf? Und warum ist es überall auf dem Schiff so dunkel?

Dass der Biofilter des Transporters Dr. Pulaskis Erkrankung aufhebt, ist verständlich und nachvollziehbar. Wie aber kann er Dr. Pulaski verjüngen? Sogar ihre Haare sind plötzlich wieder blond. Heißt das, dass man nur einen DNS-Strang aus seiner Jugend aufzuheben braucht, um sich mit Hilfe des Transporters zu verjüngen? Bloß weil die schnell mutierende DNS repariert wird, heißt das doch nicht, dass Pulaski automatisch wieder jung ist.

Dr. Kingsley meint, die "Kinder" können nicht überleben, wenn die Forscher tot sind. Warum? Wenn sie so schlau sind, können sie doch sicher auch einen Replikator bedienen! (Wahrscheinlich die übertriebene Sorge einer Mutter!)

Als sich zeigt, dass Dr. Pulaski sich infiziert hat, meint Picard bei einer Besprechung, man könne sich nicht länger um die Leute auf der Station kümmern, die erste Priorität hätte die Rettung von Data und Pulaski. Wie das? Ist das Leben von Pulaski mehr Wert als das der Wissenschaftler?

Niemand scheint sich besonders an der genetischen Aufbesserung von Menschen zu stören, noch nicht einmal, wenn dies im Rahmen von Experimenten an Kindern geschieht. Das ist erstaunlich, und es widerspricht dem, was wir später aus "Deep Space Nine" erfahren. Da ist eine genetische Behandlung nur bei ernsthaften Krankheiten und Geburtsfehlern gestattet, ansonsten aber unter sehr hohen Strafen verboten. Laut "Deep Space Nine" existieren diese Vorschriften seit den eugenischen Kriegen, die im 20ten Jahrhundert stattfanden.

O'Brien möchte die früheren Transporterdaten von Pulaski als Muster benutzen. Da stellt man fest: Es gibt keine, denn Dr. Pulaski beamt nicht gerne. Also muss man diese Idee wieder aufgeben. Für die Leute auf der Station interessiert sich also tatsächlich niemand. Sie leiden unter der gleichen Krankheit, und vielleicht gibt es dort jemanden, der Transporterdaten von seinem gesunden Körper hat.

Man schlägt vor, Dr. Pulaski in Stasis zu versetzen und auf die Enterprise zu beamen. Doch sie lehnt ab. Das Risiko sei zu groß für das Schiff. Warum aber versetzen sie und die anderen Wissenschaftler auf der Darwin sich nicht in Stasis? So könnte man vielleicht Zeit gewinnen! Immerhin altert man so schnell, und auf diese Weise könnte man ein Heilmittel finden, bevor es zu spät ist.

Picard muss sehr davon überzeugt sein, dass die Methode mit dem Transporter funktioniert. Er beamt Dr. Pulaski auf die Enterprise, ohne irgendeinen Schutzschild einrichten zu lassen, und kaum dass sie materialisiert ist, eilt er zu ihr und begrüßt sie. Woher will er wissen, ob sie nicht noch immer ansteckend ist? Nachdem er zuvor so übertrieben vorsichtig war, ist das verwunderlich.

Die Kinder sind verdammt, in Isolation zu leben. Warum? Man hat ein wirkungsvolles Heilmittel gefunden, und das Immunsystem der Kinder wird kaum gegen jeden Virus tödliche Antikörper entwickeln, sonst hätte schon viel früher etwas passieren müssen.

Die Lantree wird zerstört. Warum? Man hat nun ein Heilmittel gegen die Antikörper. Warum deswegen ein Schiff zerstören und nicht einfach den Virus vernichten? (Man könnte das Innere des Schiffes zum Beispiel dem Vakuum aussetzen!)

Zu guter Letzt: Am Ende der Episode befiehlt Riker, Photonentorpedos abzufeuern. Worf feuert aber nur einen einzigen ab.

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Ein ganz ordentliches Rating von 11 Punkten und einen 4. Platz in den Syndication Charts konnte "Unnatural Selection" in den USA für sich verbuchen.

In Deutschland erreichte die Folge auf einem neuen Sendeplatz am Nachmittag immerhin 1,56 Millionen Zuschauer. (Die Episode 34 "A Matter of Honor" wurde im ZDF vor dieser ausgestrahlt.)

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Letztes Update:
14. April 2002

©2002 Thomas Höhl.