Star Trek - The Next Generation: 41
"Pen Pals" (Brieffreunde)

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Staffel2
40: "The Icarus..."
42: "Q Who"
US-Erstsendung:
29.4.1989

ZDF-Erstsendung:
3.4.1992

Regie:
Winrich Kolbe

Drehbuch:
Melinda M. Snodgrass

Story:
Hannah Louise Shearer

Gaststars:
Nicholas Cascone
als Davies

Nikki Cox
als Sarjenka

Anne H. Gillespie
als Hildebrandt

Colm Meaney
als O'Brien

Whitney Rydbeck
als Alans

Inhalt:

SzenenbildDie Enterprise untersucht die auffälligen geologische Instabilität des Selcundi Drema Systems. Wesley erhält die Verantwortung für das Team, das die Untersuchungen durchführt. Zu Beginn hat Wesley Mühe, an seine eigene Autorität zu glauben und Befehle zu erteilen. Ein Gespräch mit Riker – und ein Vergleich mit Picard – geben ihm das nötige Selbstvertrauen.

Währenddessen beantwortet Data den Funkruf von Sarjenka, einem Mädchen auf einem der sterbenden Planeten. Er will ihr zwar nur Mut zureden, fürchtet jedoch bald, dass er die Hauptdirektive verletzte haben könnte und verständigt deshalb Picard. ("Ups.") Sarjenkas Volk weiß nichts von interstellarem Leben, und der Enterprise ist die Einmischung deshalb verboten. Die Crew diskutiert das Thema und entschließt sich dazu, die Regeln zu befolgen. Als aber plötzlich Sarjenkas Stimme zu hören ist, wird das abstrakte Problem ein persönliches und kann nicht mehr ohne Anteilnahme betrachtet werden. Die Crew unternimmt deshalb den Versuch, Sarjenkas Welt zu retten, was dank Wesleys Arbeit mit seinem Team gelingt. Währenddessen holt Data Sarjenka auf das Schiff, da sie ihre flüchtende Familie verloren hat. Anschließend löscht Pulaski das Kurzzeitgedächtnis von Sarjenka, und sie wird zurück auf den Planetengeschickt, wo nun auch ihre Familie nach Hause zurückkehren kann.

Kommentar:

"Pen Pals" hinterlässt einen bleibenden Eindruck mit den einzigen Außenaufnahmen der Season. Picards Ausritt ist ein hervorragender Einsatz des Holodecks. Er zeigt auf, wie gewinnbringend es sein kann, die Serie von Zeit zu Zeit von ihren Kulissen zu befreien. Der Rest der Episode ist bemerkenswert für die Form, nicht aber für den Inhalt. Es verhält sich damit wie mit der letzten Episode von der Autorin Melinda Snodgrass, "The Measure of a Man" (dt.: Wem gehört Data?). Stil und Atmosphäre der Episode sind wegweisend für das, was man ab der dritten und definierenden Season von "The Next Generation" erwarten darf: In ruhigen, nachdenklichen Gesprächen werden Fragen erörtert, Probleme gefunden und gelöst, und Figuren können ihre Ansichten und sich selbst erklären. Der Inhalt jener Gespräche ist das Problem: Es wird hier unschlüssig argumentiert, so dass die Form der "Next Generation" wie eine leere Hülle übrig bleibt. Da die Handlung aus den Diskussionen besteht, erhält man außerdem den Eindruck, dass die erzählerischen Zahnräder einfach nicht ineinander greifen.

Beispielsweise geht es um die Frage, ob man einer Zivilisation, die untergehen wird, helfen darf, obwohl sie noch unter dem "Schutz" der Hauptdirektive steht, also noch nicht über das Leben außerhalb des eigenen Planeten Bescheid weiß. Riker verteidigt die Seite der Idiotie und meint, vielleicht sei das so vorgesehen, man dürfe dem Schicksal nicht in die Quere kommen. Dies ist nach seinen unschlüssigen Argumenten in "Measure" ein zweiter Tiefpunkt für Riker. Sollte er nicht durchschauen, dass eine solche Einstellung zur Passivität verdammt? Und erkennen die Autoren nicht, dass diese Aussage nicht zu einem der angeblich "erleuchteten" Menschen des 24. Jahrhunderts passt? Woher nimmt er diesen Glauben an eine Vorsehung? Hat er eine vorübergehende religiöse Phase? Geordi und Troi führen dann Rikers Zirkel zu Ende (als ob es noch kein totes Pferd wäre), und erklären, dass die Einmischung der Enterprise ja Teil dieser Vorsehung sein könnte. Richtig, wenn auch banal. Schwierig ist hier die Entscheidung, was unglaubwürdiger ist: Dass ein Mitglied der Crew an Vorsehung glauben würde, oder dass jemand unter ihnen noch nie diesen Zirkelschluss durchlaufen und zu den Akten gelegt hat? Nennen wir es "Küchentischphilosophie". Der Glaube an eine Vorsehung ginge dem Geist der ganzen Serie völlig zuwider. Die Serie vertritt den positiven Fortschritt, womit ich jede nützliche technische Entwicklung seit der Bändigung des Feuers meine. Es handelt sich dabei immer um Versuche, in die Umwelt einzugreifen und sie zu verbessern, um das Leben von Menschen zu erleichtern oder erst zu ermöglichen. In einem Weltbild, das Vorsehung enthält, müsste man auch Leute sterben lassen, weil ihre Krankheit "vorgesehen" war.

Die Hauptdirektive wurde uns bislang immer als ein Mittel erklärt, das die weniger weit entwickelten Völker schützen sollte; meine liebste Formulierung ist die, dass man die Azteken im Weltraum nicht noch einmal ausrotten sollte. Picard will die Hauptdirektive hier als einen Schutz, unter anderem, für die Sternenflotte darlegen: Denn was könnte alles geschehen, wenn man sich in Kriegen einmischen würde? Das ist in sich schlüssig, hat aber gar keine Anwendung auf die Situation. Hier geht eine Zivilisation unter; es gibt keine erkennbare Gefahr für die Starfleet, wenn sie sich einmischt. Die natürliche Entwicklung einer Zivilisation könnte gestört werden, aber das würde man doch sicherlich ihrem Untergang vorziehen? Wie lässt sich also die Hauptdirektive in dieser Situation anwenden? Die Serie spricht sonst immer von Respekt für alle Lebensformen, aber hier sieht es aus, als ob Picard einen ganzen Planeten auf der Grundlage von wackeligen Prinzipien untergehen lassen will.

Es fällt schwer, eine Entscheidung von Picard ernst zu nehmen, die zwar eine ganze Zivilisation betrifft, sich aber durch einen persönlichen Hilferuf umdrehen lässt. Konnte sich Picard nicht vorstellen, dass eine Zivilisation aus Individuen besteht? Sollte das nicht zuoberst in seinen Gedanken sein, wenn er über eine Zivilisation entscheidet? Seine Entscheidung wirkt damit noch weniger fundiert, als es ohnehin schon der Fall war.

Die ganzen Gespräche gehen, ganz ähnlich wie in "Measure of a Man", am Kern der Sache vorbei. Letztlich kann der Planet beinahe mühelos gerettet werden (was durchaus elegant mit Wesleys Nebenhandlung verknüpft wird), und Sarjenka besucht kurz das Schiff. Beides hat keine weiteres Konsequenzen. Man verlässt den Fernseher frustriert, wenn schließlich klar wird, dass die ganzen Diskussionen nur künstlichen Konflikt schaffen sollten. Dies ist vor allem den Figuren abträglich, da hier wenig von der Kompetenz und auch Intelligenz durchscheint, die sonst so glaubwürdig vermittelt wird.

Die Moral von Wesleys Erlebnis mit seinem ersten Forschungsteam wurde mir nie ganz klar. Falls alles darauf hinausläuft, dass Autorität auf schierem Selbstvertrauen fußt, so spreche ich mein Bedauern aus für die Leute, die unter Wesley arbeiten werden.

Zitate:

Data bespricht sich mit Picard und erhält eine treffende, wenn auch etwas atypische Antwort: "Her society is aware that there is interstellar life?"
Data: "No, sir."
"Ups."

Einer von Pulaskis besseren Momenten.
Data: "Sarjenkas transmission could be viewed as a call for help."
Picard: "Sophistry!"
Pulaski: "I'll buy that excuse."

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Ein 9.7 Rating und Platz 4 in den US-Syndication Charts bedeuteten immerhin eine Verbesserung Der Quoten gegenüber der vorherigen Folge.

Auch in Deutschland konnte sich die Folge mit 0,98 Millionen Zuschauern gegenüber der vorherigen um immerhin 210 000 Zuschauer steigern.

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Letztes Update:
2. Juni 2002

©2002 Rafael Scholl.