Star Trek - The Next Generation: 55
"The Enemy" (Auf schmalem Grat)

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Staffel3
54: "Booby..."
56: "The Price"
US-Erstsendung:
4.11.1989

ZDF-Erstsendung:
21.8.1992

Regie:
David Carson

Drehbuch:
David Kemper and
Michael Piller

Gaststars:
John Snyder
als Zenturio Bochra

Andreas Katsulas
als Commander Tomalak

Colm Meaney
als Chief O'Brien

Steve Rankin
als Patahk

Inhalt:

SzenenbildInnerhalb der Föderation auf Galorndon Core findet man ein abgestürztes Romulanerschiff. Worf entdeckt einen verletzten Romulaner. Als Geordi in eine Grube stürzt, müssen Riker und Worf zurückbeamen, bevor sie Geordi gefunden haben, weil sich das elektromagnetische Fenster in der Atmosphäre des Planeten zu schließen droht. Den Romulaner nehmen sie mit.

Dr. Crusher behandelt den Verletzten. Wegen der Strahlung auf dem Planeten hat er einen irreparablen Zellschaden und braucht dringend eine Transfusion kompatibler Ribosomen, die sich aufgrund ihrer Komplexität nicht replizieren lassen.

Geordi kann sich aus der Grube befreien. Wesley hat die Idee, mit einem Neutrinostrahl das elektromagnetische Feld zu durchdringen. Geordi würde den Strahl mit seinem VISOR sehen und die Stelle aufsuchen. Doch Geordi wird auf seinem Weg zum Strahl von einem Romulaner überrumpelt und niedergeschlagen. Es ist Bochra, der ebenfalls auf dem Planeten gestrandet ist.

Der Romalaner Tomalak nimmt von einem rolumanischen Warbird aus mit der Enterprise Kontakt auf. Er behauptet, ein Romulanerschiff sei vom Kurs abgekommen und dann im Föderationsraum gestrandet. Da Picard ihn verbietet, in den Föderationsraum einzudringen, wartet er am Rande der neutralen Zone, wo er den verletzten Romulaner empfangen will.

Dr. Crusher stellt fest, dass Worf die einzigen kompatiblen Ribosomen hat, die der Romulaner dringend benötigt. Zu ihrem Entsetzen aber weigert Worf sich, den Stoff zu spenden. Weder Riker noch Picard können ihn umstimmen. Schließlich stirbt der Romulaner.

Auf dem Planeten versagen Geordis Synapsen den Dienst. Mit Hilfe von Bochra, der langsam zu Geordi Vertrauen fasst, kann er den VISOR mit dem Tricorder verbinden und den Neutrinostrahl finden.

Tomalak dringt nun entgegen Picards Warnung in den Föderationsraum ein. Als er die Enterprise erreicht, kann man dort Geordis Standort aufspüren. Picard wagt es und senkt die Schilde, um Geordi und den verletzten Romulaner an Bord zu beamen. Tomalak eröffnet nicht das Feuer. Man übergibt Bochra und begleitet Tomalak zur neutralen Zone.

Kommentar:

"The Enemy" ist eine sehr spannende Episode, in der sich die Crew von einer verblüffend harten Seite zeigt. Nicht nur Worf erschüttert mit seinem unstillbaren Hass auf die Romulaner, auch Picard wirkt entschlossener und aggressiver als sonst. Er verbietet Tomalak, den Föderationsraum zu betreten, obwohl dadurch der romulanische Gefangene sicher hätte gerettet werden können.

Aber gerade weil die Stimmung aus Feindseligkeit und Misstrauen so groß ist, wirkt Picards Schritt am Ende so gewagt und eindrucksvoll: Er ist bereit, den ersten Schritt zu tun, und trotz der Bedrohung durch Tomalak die Schilde der Enterprise zu senken. Er setzt dabei auf eine fundamentale Wahrheit, nämlich dass bei jedem Individuum das Interesse an einer friedlichen Lösung allein schon aus Eigennutz überwiegt. Dennoch kostet es ihm große Überwindung, Picard wächst über sich hinaus, indem er eine berechtigte und tief empfundene Furcht vor einem unberechenbaren Feind überwindet.

Wenig überzeugend, wie so häufig bei Star Trek, sind lediglich die Szenen auf dem Planeten. Die Blitze wirken nicht sehr glaubhaft, und durch die Verfremdung der Soundeffekte erscheinen sie nur noch künstlicher. Besonders missglückt ist die Szene, in der Brocha von offensichtlich sehr leichten Kunstfelsen getroffen wird, die dann munter auf ihm und am Boden herumkugeln.

Letztlich verblüfft, dass man Worfs Weigerung bis zur letzten Konsequenz durchzog. Im Grunde muss man sich fragen, wie Worf mit dieser Einstellung durch die Sternenflotte gekommen ist. Dies bot zwar einen Kontrast zu Geordi, dem es gelingt, mit dem Romulaner Brocha zusammenzuarbeiten, es fragt sich allerdings wirklich, ob dieser Kontrast so zwingend notwendig war und ob Worfs Image dadurch nicht einen zu großen Schaden erlitten hat. Die gleichen Befürchtungen hatte auch Michael Dorn, der sich allerdings mit dem Argument umstimmen ließ, Worf sei in der zweiten Staffel zu menschlich geworden. Es ist auch nicht ganz klar, welches Statement hier abgeben werden sollte. Es verunsichert besonders Picards Rede zu Worf. Worf gibt zu, er würde die Ribosomen spenden, wenn Picard es ihm befehle, wovon Picard aus unklaren Gründen Abstand nimmt. Erstreckt sich die Toleranz der Sternenflotte auch auf den Hass auf andere Völker?

Bemerkenswertes:

An dieser Episode ist so einiges bemerkenswert.

Erstmals führt hier David Carson Regie, es war sein persönliches Regiedebüt. Später durfte er den ersten Kinofilm mit der Next Generation inszenieren.

Romulaner Tomalak hat hier seinen ersten Auftritt. Obwohl Tomalak in der Serie nur vier Mal mitspielt, ist er der bekannteste und beliebteste Romulaner. Ganz kurz ist er sogar im Finale der "Next Generation" zu sehen. Der Darsteller Andreas Katsulas spielte später in der SF-Serie "Babylon 5" den Narn G'Kar. In dem Film "Auf der Flucht" (The Fugitive; 1993) war er der einarmige Mörder von Kimbles Frau Helen.

Unter den Autoren und Darstellern gab viele Diskussionen über Worfs Entscheidung. Jedenfalls bot diese Episode mehr Konfliktstoff als all die angeblich konfliktreicheren Nachfolgeserien in "Star Trek", was die immer wieder aufgestellte Behauptung, in der Next Generation habe es keine Konflikte geben dürfen, als absurd entlarvt.

Michael Piller hatte dieses Drehbuch massiv umgearbeitet. Er meinte, der Entwurf sei eines der schlechtesten Drehbücher gewesen, doch dann wurde daraus eine der besten Folgen der ganzen Staffel. Von ihm kam der Vorschlag, den Romulaner sterben zu lassen. Piller meinte, der Zuschauer erwarte, dass Worf seine Entscheidung ändere, weil dies im Fernsehen immer so sei. Damit hätte dann wohl niemand gerechnet. Außerdem wollte man nicht, dass Worf zu menschlich wurde, was seit der zweiten Staffel nach der Meinung von Piller der Fall war. (Gross & Altman: Captain's Logbuch)

Details:

Im ersten Drehbuchentwurf hätte noch Deanna Troi mit auf dem Planeten sein sollen, doch das wurde dann geändert. Ihre Anwesenheit bei der Außenmission hätte auch nicht viel Sinn ergeben.

Galorndon Core wird noch einmal in dem Zweiteiler "Unification" (dt.: Wiedervereinigung) erwähnt.

Picard zieht bei dem Konflikt einen Vergleich zu Pearl Habor.

Der Romulaner Brocha erklärt, dass auf Romulus behinderte Kinder getötet werden.

Nitpicking:

Eine sehr durchdachte Episode, in allen Details. Sehr clever wurde erklärt, weshalb das Beamen, das Replizieren usw. nicht funktioniert. In der ersten Ausgabe des "Nitpicker's Guide" meint Phil Farrand sogar, er habe in dieser Episode keinen einzigen Nitpick finden können. Nun, ganz so ist es nicht, wie er in seinem Nachfolgeband selbst einräumt.

Ist Wesley der Neutrino-Experte? Dass Wesley als einziger auf die Idee mit dem Neutrinostrahl kommt, mag man noch hinnehmen, aber warum meint Geordi, als er den Strahl erblickt: "Thank you, Wesley!" Woher glaubt er auf Anhieb, dass diese Idee nur von Wesley stammen kann?

Kann Deanna wirklich auch über Subraumkanäle empathische Schwingungen empfangen? Als Tomalak – sechs Stunden mit Maximalgeschwindigkeit entfernt – sich am Bildschirm meldet, spürt sie große Feindseligkeit.

Picard tut so, als dürfe Tomalak jederzeit in der neutralen Zone herumdüsen, solange er sich dem Föderationsraum fernhält. Ist nicht bereits das Betreten der neutralen Zone tabu?

Wieso schlägt der Romalaner den armen Geordi von hinten nieder, wenn er doch einen Disruptor besitzt?

An keiner Stelle wird erwähnt, dass Picard bei der Föderation Verstärkung anfordert.

Schwer verletzt beamen Geordi und Brocha direkt auf die Brücke der Enterprise, und siehe da... Der Transporter macht Blinde sehend und Lahme gehend! Das nutzt Picard freilich, denn um den Romulaner auf das andere Schiff zu beamen, lässt er ihn in Begleitung von Geordi und Worf erst zum Transporterraum humpeln!

Am Ende kündigt Picard an, man eskortiere Tomalak zur neutralen Zone. Doch als die beiden Raumschiffe losfliegen, bewegen sie sich in entgegengesetzte Richtungen.

Zitat:

"We have good reason to mistrust one another, but we have even better reason to set those differences aside. Now, of course, the question is, who will take the initiative? Who will make the first gesture of trust. The answer is, I will." (Picard)

Einschaltquoten (von Martin Seebacher):

Die Folge erzielte ein Rating von 10.3 und einen 5. Platz in der US-Syndication Hitliste.

Das ZDF konnte 820 000 Zuschauer bei der dt. Erstausstrahlung vermelden, das von der Sat.1 Erstsendung (20.1.1994) mit 1,82 Millionen Zuschauern bei einem Marktanteil von 19,4% aber deutlich übertroffen werden konnte.

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Letztes Update:
31. Juli 2002

©2002 Thomas Höhl.