Star Trek - The Next Generation: 58
"The Defector" (Der Überläufer)

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Staffel3
57: "The Venge...
59: "The Hunted
US-Erstsendung:
30.12.1989

ZDF-Erstsendung:
11.9.1992

Regie:
Robert Scheerer

Drehbuch:
Ronald D. Moore

Gaststars:
James Sloyan
als Admiral Jarok

Andreas Katsulas
als Tomalak

John Hancock
als Admiral Haden

S. A. Templeman
als John Bates

Patrick Stewart
als Michael Williams

Inhalt:

SzenenbildEin romulanisches Scoutschiff wird von einem Warbird durch die neutrale Zone verfolgt. Der Pilot bittet die Enterprise um Hilfe. Als das Scoutschiff im Föderationsgebiet ist, dehnt die Enterprise ihre Schilde um das verfolgte Schiff aus und fordert die Romulaner zur Umkehr auf. Der Warbird zieht sich daraufhin zurück.

Der Pilot des Scoutschiffs, der sich als Logistikoffizier Setal ausgibt, bittet um eine Unterredung mit Picard. Er erklärt, dass die Romulaner in der neutrale Zone auf Nelvana III eine geheime Basis einrichten, um eine Invasion der Föderation vorzubereiten. Es bleiben nur 48 Stunden Zeit, diese Basis auszuschalten, bevor sie in Betrieb geht.

Die Crew bleibt skeptisch, was die Aussagen des Überläufers betrifft. Tatsächlich finden sich Hinweise, dass der Warbird das Scoutschiff mit Absicht bis zur Enterprise gelangen ließ.

Als der Romulaner erkennt, dass man ihm keinen Glauben schenken will, gibt er sich schließlich als Admiral Jarok zu erkennen. Er erklärt, er wolle um jeden Preis einen neuen Krieg verhindern. Als Picard noch immer skeptisch ist, bietet er Geheiminformationen über Aufmarschpläne, Flottenstärke und Technologie an, um Picard von einem Eingreifen zu überzeugen.

Daraufhin fasst Picard den Entschluss mit der Enterprise nach Nelvana III zu fliegen. Dort angekommen findet sich aber keine Spur einer romulanischen Basis. Plötzlich enttarnen sich zwei Warbirds und fordern die Enterprise zur Kapitulation auf, da sie widerrechtlich in die neutrale Zone eingedrungen ist. Es offenbart sich, dass Admiral Jarok mit falschen Informationen in die Irre geführt wurde um seine Loyalität zu testen.

Picard verweigert eine Kapitulation, und auf sein Zeichen hin enttarnen sich drei klingonische Kriegsschiffe, die von Picard und Worf zur Sicherheit angefordert wurden, bevor sie in die neutrale Zone eingeflogen sind. Als sich eine Pattsituation abzeichnet, ziehen sich die Romulaner zurück.

Admiral Jarok schluckt eine heimlich mitgebrachte Gift-Oblate, als er erkennt, dass er seine Karriere, seine Familie und seine Heimat für Nichts aufgegeben hat. Er hinterlässt einen Brief für seine Frau und Tochter, der aber erst zugestellt werden kann, wenn es dauernden Frieden zwischen der Föderation und dem romulanischen Reich gibt.

Kommentar:

"The Defector" gehört ohne Zweifel zu den besten Episoden der dritten Staffel. Ein durchgehender Spannungsbogen lässt nie Langeweile aufkommen, großartige Schauspielerleistungen und noch bessere Dialoge sorgen dafür, dass man diese Folge nicht so schnell vergisst.

Die Folge beginnt mit einer Holodeckszene, in der Data mit Hilfe des Shakespeare Stücks "Heinrich der V." versucht, wieder etwas über die Menschen zu lernen. Data spielt darin die Titelfigur, die sich verkleidet unter die Soldaten mischt, um etwas über ihre Stimmung am Vorabend einer großen Schlacht zu erfahren. Patrick Stewart, der ja bekanntermaßen ein begnadeter Shakespeare Darsteller ist, ließ es sich nicht nehmen, hier eine der Holodeckfiguren zu spielen. Geschickt wird diese Eingangszene mit der Thematik der Handlung verknüpft, denn Picard kommt hier in die wenig beneidenswerte Lage, über das Schicksal seiner Mannschaft (und im weiteren Sinne über alle Bürger der Föderation) entscheiden zu müssen. Und so fragt er Data später schließlich, wie die Stimmung an Bord der Enterprise sei, am Vorabend eines möglichen Krieges.

Neben dieser cleveren Einbindung eines Shakespeare Themas weiß die Folge vor allem durch die spannende Geschichte über den romulanischen Überläufer und seine sich nur langsam enthüllenden Motive zu begeistern. Ist man am Anfang wie die Crew der Enterprise noch sehr skeptisch über die Motive und die Aufrichtigkeit des Romulaners, so schwinden spätestens bei seiner Erklärung, er mache es für die Zukunft seiner Tochter und aller Kinder, die letzten Zweifel. Dank der hervorragenden Darstellerleistung von James Sloyan wirken diese Ausführungen weder schnulzig noch peinlich, sondern sehr überzeugend und aufrichtig.

Die Aussage von Jarok, dass der Schlächter der einen Welt der Held einer anderen sei, wirkt brutal, ist aber gerade angesichts der Vorfälle in der heutigen Welt aktueller den je. Man denke nur an Selbstmordattentäter oder den ehemaligen serbischen Präsidenten, der zwar vor einem UNO-Kriegsverbrechertribunal angeklagt ist, der aber in seiner Heimat noch immer erstaunliche Popularität und Ansehen genießt.

Schlussendlich entpuppt sich Jarok tatsächlich als geläuterter Mann, der seiner Familie und seiner ganzen Welt eine bessere Zukunft verschaffen will und der dafür bereit ist, eines der größten Opfer zu bringen, indem er seine Heimat und seine geliebte Familie dafür aufgibt. Sein Schock und seine Wut, als er erkennen muss, dass man ihn betrogen und er alles für Nichts aufgegeben hat, ist auch für den Zuschauer deutlich sicht- und spürbar.

Der letzte Akt, als sich Commander Tomalak offenbart und die Enterprise anscheinend kurz vor der Vernichtung steht, ist dann auch einer der vielen Höhepunkte der Folge. Durch einen geschickt eingestreuten Satz während der Folge ist das plötzliche Enttarnen der klingonischen Schiffe nämlich sowohl überraschend als auch absolut nachvollziehbar. Für unaufmerksame Zuschauer muss es dagegen wie eine Deus-ex-Machina Lösung wirken. Picard erweist sich hier wieder einmal mehr als geschickter Taktiker und weiser Anführer, den man im Kontext der Serie nur bewundern kann.

Die wunderbare Folge schließt mit dem wunderbaren Satz von Picard: "Aber wenn es noch andere gibt, die so viel Mut wie Admiral Jarok haben, dann besteht die Hoffung, dass eines Tages Frieden herrscht, und dass wir dann seinen Brief übergeben können." Ein Satz, der Hoffnung macht und zeigt, dass die Gemeinsamkeiten trotz aller Unterschiede doch überwiegen, seien es nun Menschen oder – wie in diesem Fall im fiktiven Star Trek Universum – Menschen und Romulaner.

Bemerkenswertes:

Von der Folge existieren zwei leicht unterschiedliche deutsche Versionen. In der ersten, aus ZDF Tagen, die auch bei den ersten paar Sat.1 Ausstrahlungen gezeigt wurde, ist bei der Einblendung des deutschen Titels eine falsche Szene zu sehen, aber der Originalton ist zu hören. Sat.1 hat das bei späteren Ausstrahlungen korrigiert. Bei den Folgen, die im Auftrag des ZDF synchronisiert wurden, war das einfügen von anderen Szenen generell üblich, da das Ausblenden des Originaltitels damals anscheinend als zu teuer oder als technisch noch nicht so gut durchführbar angesehen wurde. In dieser Folge ist die ZDF-Methode aber sehr schlecht und auffällig eingesetzt worden, da man wildes Disruptorfeuer hört, während in der ursprünglichen ZDF Version aber nur eine friedlich im All fliegende Enterprise zu sehen ist.

Nach nur drei Folgen hat Commander Tomalak (Andreas Katsulas, bekannt als G'Kar aus "Babylon 5") erneut einen Auftritt. Er hat hier übrigens die deutsche Synchronstimme von Ernst Meincke, der ab "The Loss" (dt.: Das kosmische Band) Rolf Schult als Synchronsprecher von Picard ablöste.

Die Ereignisse aus der Folge "The Enemy" (dt.: Auf schmalem Grat) werden mehrfach erwähnt.

Der Vertrag von Algeron und die Schlacht von Cheron (in der deutschen Version falsch als Schlacht von Algeron bezeichnet) werden hier erwähnt. In der Schlacht von Cheron im Jahr 2160 besiegten die Streitkräfte der Erde die Romulaner, was zur Einrichtung der neutralen Zone führte. Der Vertrag von Algeron wurde im Jahr 2311 zwischen der Föderation und dem romulanischen Reich ausgehandelt. Darin wird beiden Seiten das Eindringen in die neutrale Zone ohne vorherige Absprache untersagt, da dieses als kriegerischer Akt angesehen wird. Außerdem wurde der Föderation in diesem Vertrag die Entwicklung von Tarntechnologie untersagt ("The Pegasus", dt.: Das Pegasus-Projekt).

Zu Beginn der Folge spielt Data auf dem Holodeck eine Szene aus Shakespeares "Heinrich der V.". Patrick Stewart ist in dieser Holodeckszene gleich doppelt zu sehen, einmal als Picard und dann auch noch als Hologramm der Figur Williams. Im Original erkennt man Stewart trotz der Maske sofort anhand seiner eindrucks- und ausdrucksvollen Stimme. Data erwähnt auch die großen Shakespearedarsteller (Sir Laurence) Olivier, (Kenneth) Brannagh, Shapiro und Kulna, wobei die letzten beiden natürlich erfunden sind.

Ursprünglich sollte sich ein Verhältnis zwischen dem Überläufer und Dr. Crusher ergeben. Diese Idee wurde dann aber (glücklicherweise) fallengelassen, um mehr auf die politischen Auswirkungen der Situation einzugehen.

Auch die Holodeckszene am Anfang der Episode wurde geändert. Ursprünglich sollte Data wieder als Sherlock Holmes auftreten, aber rechtliche Probleme verhinderten dies.

Admiral Alidar Jarok wird von James Sloyan gespielt. Er verkörpert auch Odos Ziehvater Dr. Mora Pol in den "Deep Space Nine"-Folgen "The Alternate" (dt.: Metamorphosen) und "The Begotten" (dt.: Das Baby). In Voyager spielte er den Wissenschaftler Dr. Mabor Jetrel in "Jetrel" (dt.: Dr. Jetrels Experiment).

Nitpicking:

In der Holodeckszene befiehlt Data dem Computer das Programm anzuhalten, aber das Feuer brennt weiter.

Obwohl Picard befiehlt, das Schiff per Traktorstrahl anzukoppeln, ist ein solcher nie zu sehen.

Der Computer kann mit der romulanischen Onkian-Temperaturskala nichts anfangen. Hat der Universalübersetzer versagt, der normalerweise sogar fremde Zeitangaben präzise ins Irdische übersetzen kann?

Warum kann der Replikator kein romulanisches Ale replizieren? Da das Getränk zu Classic Zeiten anscheinend recht populär war, sollte das doch kein Problem sein, oder?

Zitate:

"What you call massacres were called the Norkan campaigns on my world, Captain. One world's butcher is another world's hero." (Admiral Jarok zu Picard)

"There comes a time in a man's life you can not know. When he looks down at the first smile of his baby girl and realizes he must change the world for her, for all children! It is for her that I am here! Not to destroy the Romulan Empire but to save it!" (Admiral Jarok zu Picard)

"A letter to his wife and daughter." "Sir, he must have known that it is impossible for us to deliver it."
"Today, perhaps. But if there are others with the courage of Admiral Jarok, we may hope to see a day of peace when we can take his letter home."
(Riker, Data und Picard)

Einschaltquoten:

In den USA erreichte die Folge ein 10.5 Rating bei einem 4. Platz in den Syndication Charts.

Im ZDF waren 900 000 Zuschauer bei der Erstausstrahlung der Folge dabei. Bei der Erstsendung auf Sat.1 (25.1.1994) waren es dann immerhin 1,6 Millionen bei 15,3% Marktanteil.

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Letztes Update:
5. August 2002

©2002 Martin Seebacher.