Inhalt:
Die Crew der Enterprise soll einen Bericht über die Zustände auf Angosia III verfassen. Die Angosianer haben einen Antrag auf Mitgliedschaft zur Föderation gestellt.
Während sich Picard auf dem Planeten befindet, erhält der Premierminister Nayrok die Mitteilung, dass der Gefangene Roga Danar aus einem Hochsicherheitsgefängnis ausgebrochen ist. Nayrok bittet Picard um Hilfe, doch Danar benutzt raffinierte Taktiken, um der Enterprise zu entkommen. Data kann ihn schließlich in einer Rettungskapsel ausfindig machen und ihn auf die Enterprise beamen, wo er allerdings mehrere Sicherheitsoffiziere außer Gefecht setzt, bis er endlich in einer Arrestzelle untergebracht werden kann.
Deanna Troi spricht mit Roga. Sie wird misstrauisch, als sie merkt, dass er nicht das Psychogramm eines Gewaltverbrechers hat. Sie geht der Angelegenheit nach und findet heraus, dass Roga einst ein Soldat war, der in den tarsianischen Kriegen gedient hat. Dort hatte man ihn konditioniert. Doch als der Krieg vorbei war, war für Supersoldaten wie ihn in der angosianischen Gesellschaft kein Platz mehr. Also wurde er mit seinen Kameraden kurzerhand in Sicherheitsgewahrsam gesteckt, ohne dass man versucht hätte, die Konditionierung rückgängig zu machen.
Picard sieht dennoch keine andere Möglichkeit als Roga auszuliefern. Doch bei der Übergabe gelingt es Roga zu fliehen und sich auf ein Polizeischiff zu beamen. Kurz darauf greift er das Gefängnis an und befreit weitere Soldaten.
Premierminister Nayrok bittet Picard erneut um Hilfe. Picard beamt mit einem Außenteam auf den Planeten, wo der Regierungssitz gerade von den Soldaten gestürmt wird. Picard gibt Nayrok zu verstehen, dass er das Unrecht, das er den Soldaten antat, nun wieder gut machen müsse. Wenn dies geschehen sei, würde erneut über seinen Antrag auf Aufnahme in die Föderation nachgedacht.
Kommentar:
"The Hunted" ist eine einfach gestrickte Episode mit deutlichen Anspielungen auf die Integrationsprobleme der Vietnamveteranen. Die Episode ist flott erzählt, wäre aber ansonsten nicht weiter aufregend, wäre da nicht die eindrucksvolle Jagd durch die Enterprise.
Roga Danar wird durch die Korridore und die einzelnen Sektionen der Enterprise verfolgt, ohne dass es gelingt, ihn aufzuhalten. Clever wurden dabei die Szenen so miteinander verbunden, dass für den Zuschauer der Eindruck eines riesigen Schiffes mit vielen Sektionen und Abschnitten entsteht. Im Stil von "The Hunted" sollten noch häufig Jagdszenen auf der Enterprise oder ähnlich auf der Voyager oder der Defiant stattfinden. "The Hunted" legte dafür nicht nur den Grundstein, die Episode ist in Sachen Cleverness, Originalität, Tempo und Spannung nach wie vor unerreicht. Rogas Taktiken sind weit vorausschauend, doch auch die Crew lässt sich nicht einfach übertölpeln. Data erkennt sehr frühzeitig, dass Roga darauf aus ist, Finten zu legen, und Worf durchschaut, dass Roga sich noch immer im Frachtraum befindet. Trotz aller Action sind es also sehr intelligente Szenen, die in ihrer Taktik eher einem Schachspiel ähneln, bei dem sowohl Roga als auch die Offiziere der Enterprise überlegt und ruhig zu Werke gehen.
Unterstützt wird diese große Chase-Szene von einer sehr stimmungsvollen Musik von Dennis McCarthy, wobei McCarthy auch elektronische Soundeffekte verwendet, ein Mittel, das später von Rick Berman ausdrücklich untersagt wurde. Sehr clever genutzt werden auch Sound und Beleuchtung, um verschiedene Abschnitte der Enterprise darzustellen.
"The Hunted" hat die wohl längste und cleverste Actionsequenz der "Next Generation". Sie ist ein einziges Vergnügen und lädt ein zum wiederholten Ansehen. Dagegen verblasst die gut gemeinte aber etwas schale und aufdringliche Vietnam-Parallele.
Bemerkenswert bleibt, dass es mehrere Dialoge zwischen dem Gefangenen Roga Danar und den Enterpriseoffizieren Deanna Troi, Data und Captain Picard gibt. Jede dieser Szenen ist sehr clever geschrieben und trifft die jeweiligen Figuren exakt. Besonders positiv fällt die Entschlussfreudigkeit auf, die Deanna Troi an den Tag legt.
Bemerkenswertes:
Wieder einmal hat Deanna Troi viele Szenen. Sieht man sich die Serie auf DVD noch einmal an, muss man sich fragen, wie man jemals die Meinung haben konnte, sie sei eine der Randfiguren der Serie gewesen. Würde sich jemand die Mühe machen, die Textmenge der einzelnen Figuren zu vergleichen, so würde er wahrscheinlich überrascht feststellen, dass die Rolle von Marina Sirtis fast ebenso groß war wie die von Data. In der ersten Staffel hatte man Marina Sirtis noch aus den Drehbüchern entfernt, weil ihre Eigenschaft, versteckte Absichten zu erahnen, nur störte. Daran sollte in den späteren Staffeln nichts mehr erinnern.
James Cromwell spielt den Premierminister von Angosia. In der Episode "Birthright" (dt.: Moment der Erkenntnis) spielte er Yridian. Später erhielt er eine größere Rolle als Warpantrieb-Erfinder Cochrane im achten "Star Trek"-Film "First Contact".
Sehr schön ist die Anfangssequenz: Ein Matte-Painting auf die Hauptstadt von Angosia. Auch die Angosia-Kulissen können sich sehen lassen. Später gab es leider sowohl in der "Next Generation" als auch in den anderen "Star Trek"-Spin Offs viel zu viele Dorfkulturen und Höhlenkulissen.
Erstmals ist eine Jefferies-Röhre zu sehen, sie ist allerdings hier noch fast so geräumig wie ein normaler Korridor, was allerdings kein Widerspruch sein muss, da es sich um eine Röhre in der Nähe des Warpkerns handelt. (Es ist tatsächlich ein anders beleuchteter und leicht umgebauter Korridor.) Die Röhren haben ihren Namen von Matt Jefferies, der für die Entwürfe der Classic-Enterprise verantwortlich war. Erst für die vierte Staffel wurden eigene Kulissen für die Jefferies-Röhren gebaut. Die korridorgroße Jefferies-Röhre ist nur in dieser Folge zu sehen.
Die Arrestzelle wurde erstmals in der Episode "Heart of Glory" (dt.: Worfs Brüder) gezeigt, da sah sie jedoch noch ein wenig anders aus. Das Design, das in "The Hunted" vorgestellt wurde, sollte im weiteren Verlauf der Serie beibehalten werden.
Hintergrund:
Ursprünglich sollte die Episode mit einem großen Phasergefecht enden, bei dem sehr viele Figuren getötet worden wären. Da hierfür das Budget fehlte, entschloss man sich für dieses deutlich niveauvollere Ende. (Gross & Altmann: Captain's Logbuch)
Michael Piller war mit der Story nicht so sonderlich zufrieden, weil er sie für sehr dünn hielt. Das fertige Ergebnis allerdings fand es dank der guten Action nicht so übel. Dennoch zählt er "The Hunted" zu den drei schlechtesten Folgen der dritten Staffel. (Gross & Altmann: Captain's Logbuch)
Nitpicking:
Es heißt, dass bei den Soldaten nur die chemischen Zusätze entfernt werden können, nicht die geistige Konditionierung. Dr. Crusher bemerkt, dass Roga Danars Fähigkeiten auf chemische Substanzen in seinem Körper zurückzuführen sind. Daher kann er auch nicht vom Computer gescannt werden. Wenn es möglich ist, warum hat man diese Substanzen nicht aus seinem Körper entfernt, als Roga im Gefängnis war? Es müsste auch im Interesse der Wächter sein, dass die Lebenszeichen der Gefangenen gescannt werden können.
Obwohl Roga von den Scannern nicht aufgespürt werden kann, ist es für den Transporter möglich, ihn zu beamen.
Einschaltquoten (von Martin Seebacher):
In den US-Syndication Charts war die Folge mit einem 10.6 Rating bei einem 3. Platz vetreten.
Im ZDF waren bei der Erstausstrahlung 0,7 Millionen Zuschauer dabei, in Sat.1 (26.1.1994) dagegen 1,59 Mio. bei 16,2% Marktanteil.
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