Inhalt:
Die Enterprise befindet sich bei Bre'el IV, dessen Mond bald auf den Planeten stürzen wird. Plötzlich erscheint Q auf der Brücke. Er wurde als Strafe für seine Untaten vom Kontinuum verstoßen und zum Menschen gemacht (also auch sterblich). Während Q sich noch an Neuigkeiten wie Schlaf und Essen gewöhnen muss, versucht er, sich in der Schiffsbesatzung zu integrieren und sich mit seinem Wissen und Können nützlich zu machen doch es hapert mit der Teamfähigkeit. Bald tauchen die Calamarein auf: Energiewesen, die von Q gequält wurden. Sie wollen sich an ihm rächen, da er nun verwundbar ist. Die Calamarein greifen Q jedes Mal an, wenn die Enterprise ihre Schilde senken muss, um einen weiteren Versuch zu unternehmen, den Mond von Bre'el IV in eine sichere Umlaufbahn zu bringen. Data riskiert sein eigenes Leben, um Q zu schützen.
Q kommt zum Schluss, dass er kein guter Mensch werden kann und es für alle leichter wird, wenn er das Schiff auf einem Shuttle verlässt, sich den Calamarein stellt und die Enterprise ihrer Aufgabe überlässt. Dieser selbstlose Akt wird jedoch von den anderen Q beobachtet und als ein Zeichen der Besserung aufgefasst. Q erhält seine Kräfte zurück. Als Dank an Picard, der ihn aufgenommen hatte, bringt er dein Mond von Bre'el in die korrekte Umlaufbahn. Er verspricht, sich in naher Zukunft zu revanchieren, und schenkt Data zum Abschied ein herzhaftes Lachen.
Kommentar:
Während der zweiten Season hörte ich nie auf mit den Klagen darüber, dass die "Next Generation" schon einen Stil gefunden habe, aber noch nichts damit anzufangen wisse. Hier, nun, präsentiere ich ein gutes Beispiel für eine Episode, die diesen Stil sehr selbstsicher anwendet. Sie konzentriert sich auf die persönlichen, menschlichen Probleme von Q, während die Enterprise damit beschäftigt ist, einen Mond davon abzuhalten, auf einen Planeten zu stürzen. Letzteres wäre in der ersten Season vielleicht als Haupthandlung behandelt worden, hier aber dient es nur als Katalysator für die Geschichte um die Figuren, die ja auch wesentlich mehr interessiert. Der Unterschied zur zweiten Season besteht für mich darin, dass Qs Teil der Episode auch tatsächlich einem roten Faden folgt und einen Punkt hat (was nicht das gleiche ist wie eine Botschaft). Es unterscheidet sich von den oft ziel- und witzlosen Charaktergeschichten während der zweiten Season. Dies ist natürlich eine äußerst skizzenhafte Betrachtung der Entwicklung der "Next Generation", aber sie scheint mir, alles in allem, gut zu passen.
Die Episode hat also einen "Punkt": Sie dreht sich um ein Thema. Und, wie eigentlich alle guten Episoden, die unter Michael Pillers Obhut entstanden, handelt sie von einer Person. Diese ist Q, und das Thema ist nichts weniger als das Menschsein. Dies ist ein großer Anspruch, aber das Thema ist nicht überraschend: Während die Autoren der dritten Season nach Geschichten suchten, die von einer Person und über ein Thema erzählten, stießen sie auf sehr grundlegende Fragen. (Mehr dazu, vor allem ein paar weitere Beispiele, im Kommentar zu "Evolution" (dt.: Die Macht der Naniten).)
Das erstaunliche an "Deja Q" ist das, was ich während der ersten zwei Akte noch bezweifelte: Die Episode hat tatsächlich einen Beitrag zu leisten. Sie hat nicht nur einen Punkt, sie trifft ihn eine große Leistung bei einem derart abstrakten Thema wie dem "Menschsein". Zu Beginn geht es um allerlei Klamauk: Q hat Schmerzen, Q hat Hunger, Q hat Angst. Menschlich, ja, aber nicht weiter nennenswert. Die Episode stößt dann aber schnell zum Kern der Sache vor: Qs großes Problem besteht darin, dass er sich nicht in Gruppen integrieren kann. Unabhängig von seinen Fähigkeiten und seinem Wissen kann er diese Hürde zum Menschsein nicht überwinden und sich nicht auf der Enterprise zurechtfinden. Die "Next Generation" hat eine sehr große Wertschätzung für das Individuum und dessen Unberührbarkeit. (Mehr dazu an anderer Stelle.) Jedoch: Individualismus, nicht Egoismus. Denn letztlich sieht die Serie den Menschen als Teil einer Gesellschaft. Der Austausch in der Gesellschaft ist für sie Teil des Menschseins. Ausgrenzung aus der Gesellschaft ist jeweils ein Anzeichen für ein Problem, wie bei Barclay in "Hollow Pursuits" (dt.: Der schüchterne Reginald) oder Ro Laren ab "Ensign Ro" (dt.: Fähnrich Ro). In einer bezeichnenden Szene der Episode bemerkt Q, Selbstsucht habe ihm bisher stets gut gedient; Picard erwidert, auf der Enterprise werde das nicht der Fall sein. Letztlich erhält Q seine Kräfte zurück, weil er einen selbstlosen Akt begeht.
Sehr elegant ist die Episode darin, Q und Data miteinander zu verbinden, oder besser: einander gegenüber zu stellen. Q empfindet das Menschsein als Last und Schande; das selbe ist für Data ein unerreichtes, angestrebtes Ziel. Die beiden sind ein gelungener Gegensatz. Wenn Q Recht hat und Data tatsächlich der "bessere Mensch" ist: Mag es daran liegen, dass Data danach strebt, sich zu verbessern?
Bemerkenswertes:
Der Titel der Episode ist eine Anspielung auf den (auch im Englischen üblichen) Ausdruck "déjà vu", französisch für "schon gesehen" das Gefühl, man habe einen Augenblick bereits erlebt. Die korrekte englische Schreibweise enthält die französischen Accents, in der Episode (und in vielen Guides) wird jedoch "Deja Q" geschrieben.
Q meint sarkastisch zu Guinan, er werde sich bessern und von nun an Missionar werden. Data kommentiert, das sei ein "nobles" Ziel. Gibt es einen Missionar in einem nicht-religiösen Sinn? Andernfalls ist dies eine sehr merkwürdige Einstellung für die Serie, die uns "Who Watches the Watchers" (dt.: Der Gott der Mintakaner) zeigte. Vielleicht dringt hier ein religiös veranlagter Autor durch, sagt doch Picard an einer Stelle, er sei nichts Qs Beichtvater. (Warum sollte dieses Bild dem sekulären Jean-Luc als erstes in den Sinn kommen?) Noch interessanter der Schluss der Episode: Q will sich umbringen, und im Drehbuch (erschienen bei Pocket Books: "The Q Chronicles") sagt Picard: "There is no dignity in suicide." Keine Würde im Selbstmord eine christliche Einstellung. Erstaunlicherweise gelangte diese Version nicht in die endgültige Episode. Picard sagt letztlich: "There is no dignity in this suicide."
Unchristlich ist hingegen Geordi (und auch Riker, der nicht widerspricht), als er meint, Q sei es nicht wert, einen Kontinent zu riskieren. Wo ist die Konsequenz? Was ist mit der Vergebung und all dem? (Vielleicht wirken die beiden einfach deshalb so kalt, weil wir als Zuschauer eine große Sympathie für Q haben, die den Figuren verständlicherweise fehlt.)
Unvergesslich Rikers Blick, nachdem ihm Q sagt, er sei stumpf geworden, seit er sich einen Bart wachsen liess. Ebenso Q2, gespielt von Corbin Bernsen, der, neu in der menschlichen Form, von seinen eigenen Händen abgelenkt wird, während er spricht. Corbin Bernsen war und vielleicht ist das nur meine erste Assoziation ein Börsenmakler/Obdachloser in einer Episode von "The Nanny": "The Stock Tip".
Dies ist Qs erster Auftritt seit "Q Who" (dt.: Zeitsprung mit Q) in der zweiten Season. Er erwähnt am Ende der Episode seine Dankbarkeit Picard gegenüber. Er wird seine Schuld zurückzahlen (eher energisch) in der viert-season Episode "Qpid" (dt.: Gefangen in der Vergangenheit). Diese Episode wird uns auch die Rückkehr von Vash (Jennifer Hetrick) bescheren, die in "Captain's Holiday" (dt.: Picard macht Urlaub) erstmals zu sehen sein wird.
In der Zusammenfassung nenne ich Datas Lachen "herzhaft", aber man könnte vermutlich von "hysterisch" sprechen!
Trois Begeisterung für Schokolade (eingeführt in "The Price" (dt.: Der Barzanhandel)) wird von Data nebenbei erwähnt.
Zitate:
"It's difficult to work in a group when you're omnipotent." (Q)
"The king who would be man…" (Q)
Einschaltquoten (von Martin Seebacher):
Einen 3. Platz bei einem guten Rating von 11.3 erreichte die Folge in den USA.
Im ZDF waren bei der Erstausstrahlung 1,03 Mio. Zuschauer dabei, bei der ersten Sat.1 Ausstrahlung (28.1.1994) waren es dagegen 1,78 Millionen bei 15,8% Marktanteil.
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