Inhalt:
Data schreibt einen Brief an Commander Maddox, indem er seine Eindrücke eines "gewöhnlichen" Tages auf der Enterprise schildert. An diesem Tag soll die Hochzeit zwischen Keiko und O'Brien stattfinden, doch Keiko sagt die Hochzeit kurzfristig ab. Doch Geordi meint, Keiko hätte nur kalte Füße bekommen, sie würde es sich noch anders überlegen. Daher soll sich Data weiter auf die Hochzeit vorbereiten.
An Bord kommt die vulkanische Botschafterin T'Pel. Sie soll sich zu Verhandlungen nach Romulus begeben. Inzwischen bittet O'Brien Data, noch einmal mit Keiko zu sprechen. Keiko weist Data aber empört ab, während sie sich später bei Data für seine Hilfe bedankt.
Später fragt T'Pel Data nach geheimen Sicherheitsprotokollen. Als Data die Auskunft verweigert, meint sie, sie habe ihn nur testen wollen. Bei einem Tanzunterricht mit Dr. Cruhser lernt der Androide komplizierte Stepptänze in Sekundenschnelle, hat aber Probleme beim normalen Walzer.
Die Enterprise trifft sich am Rande der neutralen Zone mit einem romulanischen Warbird. Als T'Pel auf das andere Schiff beamt, kommt es zu einem unerklärlichen Transporterunfall, bei dem T'Pel getötet wird. Data untersucht den Fall. Er findet heraus, dass die Überrest von T'Pel repliziertes Material sind, offenbar versuchten die Romulaner, T'Pels Tod vorzutäuschen.
Picard befiehlt Kurs auf das Romulanerschiff und fordert den romulanischen Kommandanten auf, die entführte Botschafterin freizulassen. Da erfährt er, dass T'Pel eine romulanische Agentin war.
Schließlich endet der Tag mit der Heirat zwischen Keiko und O'Brien.
Kommentar:
"Data's Day" ist eine reichhaltige, intelligente und witzige Episode. Sie reiht fast ein Kabinettstückchen ans andere, wählt eine für "Star Trek" ungewöhnliche und daher erfrischend neue Erzählform, und hat fast überflüssigerweise eine solide und raffiniert konstruierte Science-Fiction-Nebenhandlung.
Besonders clever ist die Idee, einen Tag in Datas Leben aus seiner Sichtweise schildern zu lassen. Erfreulicherweise knüpfte man dabei an eine glaubwürdige Vorgeschichte an: Data schreibt einen Brief an Commander Maddox aus "The Measure of a Man" (dt.: Wem gehört Data), der sich für Androiden wie Data interessiert, weil er selbst welche entwerfen möchte.
Diese für Star Trek bis dahin einmalige Erzähltechnik wurde voll und ganz ausgenutzt. Sie charakterisiert Data und hat zugleich einen hohen Unterhaltungswert. Das beginnt schon damit, dass Data eine mehr als seltsame, aber aus seiner Perspektive logische Schlussfolgerung zieht. Wenn es Keiko glücklich macht, die Heirat abzusagen, und wenn O'Brien sich über das Glück von Keiko freut, dann muss auch O'Brien über Keikos Entscheidung erfreut sein.
Es folgen mehrere großartige Szenen, die Datas einzigartige und stets auf Folgerichtigkeit ausgelegte Denkweise darlegen. Wie immer bei "Star Trek" geht es dabei keineswegs in erster Linie darum, zu zeigen, wie eine künstliche Intelligenz seine Umwelt wahrnehmen würde. Es geht in erster Linie um uns Menschen, und aus der Perspektive eines rein auf Vernunft und Logik ausgerichteten Wesens werden menschliche Charakterzüge mit ihren Unberechenbarkeiten und Widersprüchen verdeutlicht. Idealerweise wählte man dafür eine bevorstehende Hochzeit, denn bei Paarbeziehungen gehen Logik und Emotion, Handeln und Wollen usw. oft weit auseinander, was sich dann für jemanden wie Data natürlich als besonders unberechenbar herausstellt.
Besonders schön ist eine Szene, in der O'Brien Data bitten möchte, noch einmal mit Keiko zu reden. Data sieht, dass sich O'Brien nicht wohl fühlt und bietet Verköstigungen und bequemere Kissen an, weil er gelernt hat, dass dies höflich ist und den Aufenthalt für Menschen angenehmer gestaltet. Data erkennt nicht, dass O'Brien etwas auf dem Herzen hat, das er sich nicht zu sagen traut.
Ein Evergreen ist freilich der Tanzunterricht von Dr. Crusher, ein perfektes Zusammenspiel von Choreografie und Slapstick, was zeigt, dass die Figur Data nicht nur im Dialog verdeutlicht werden kann, und dass diese scheinbar immer gleich bleibende Rolle einen körperlich sehr geschickten Darsteller wie Brent Spiner benötigt.
Herausragend an der "Data's Day" ist natürlich der Humor, der die Figuren auf- und nicht abwertet. Wir finden Datas Logik komisch, aber wir lachen dabei nicht über ihn, vielmehr lachen wir über uns selbst, weil hier die Unlogik menschlicher Verhaltensweisen auf amüsante Weise verdeutlicht wird. Bei all den Comedy-Elementen spürt man in jeder Szene die gegenseitige Wertschätzung der Figuren füreinander. Als Data gegenüber Deanna Troi zugibt, dass auch er überlegt habe, eines Tages zu heiraten, da auch er eine Menge zu bieten habe, ist sie erst verblüfft, doch dann nimmt sie ihn in den Arm und meint: "Data, you do have a lot to offer." Und das wirkt weder kitschig noch rührselig, es wirkt auf angenehme Weise offen und kultiviert.
Die Episode beweist selbst für alberne Komik ein gutes Gespür. Vor allem in der Szene mit dem bolianischen Barber V'Sal verstehen es die Macher, kleine Bildgags so unaufdringlich einzubauen, dass sie nicht zu lächerlich wirken. Zugleich erlaubt sich die Episode in der Szene einige kleine futuristische Gags, darunter ein Haarfärbestab. Wenn heute noch Leute behaupten, die "Next Generation" sei häufig humorlos und trocken gewesen, dann haben sie die Serie vielleicht einfach nur nicht aufmerksam genug verfolgt.
Die "Science Fiction Handlung" um die falsche Vulkanierin war in ihrer Grundstory nicht umwerfend originell, doch auch hier wurde die Erzählperspektive zur Spannungssteigerung genutzt. Normalerweise wissen wir alles, was Picard weiß. Hier aber müssen wir dank der Erzählperspektive mit Data den Raum verlassen, wenn Picard eine Unterredung mit T'Pel hat, und wir werden daher von einigen Entscheidungen Picards so überrascht wie Data, was der Story eine spannungssteigernde Unberechenbarkeit verlieh. Eindrucksvoll auch das Ende. Obwohl die Romulaner die Enterprise ausgetrickst haben, zieht sich Picard zurück, ohne einen Kampf zu riskieren. Ein solches Verhalten gab es bei Captain Kirk in keiner einzigen Episode, und es sind solche Elemente, die der "Next Generation" eine so glaubwürdige Atmosphäre verleihen. Zum Glück machte sich damals noch niemand Sorgen, ob ein Captain in einer "Star Trek"-Serie dadurch zu schwach wirken könnte.
"Datas Day" ist eine der besten Episoden der ganzen Serie. Auch wenn sie mit Datas Erzählperspektive das übliche Erzählmuster verlässt, ist sie dennoch regelrecht sinnbildlich für die "Next Generation". Allein der Teaser gleitet von einer ruhigen und harmonischen Szene auf der Brücke nahtlos über zu einer sehr privaten, familiären Szene, nämlich Datas Besuch bei Keiko und O'Brien bei den Hochzeitsvorbereitungen. Das Familiäre und Dienstliche ist in der Serie eng miteinander verknüpft, wodurch ein sehr harmonisches Gefühl vermittelt wird. Es verstärkt den Eindruck, dass diese Enterprise das Zuhause der Figuren ist, und dass es die Menschheit mit ihren Eigenheiten ist, die es täglich neu zu entdecken gilt.
Bemerkenswertes:
Die Episode endet mit einer sehr schönen Hochzeitszeremonie, die mich angesichts von "Star Trek Nemesis" zu der grimmigen Spitze verleitet: Damals wussten die Macher noch, wie man eine gute Hochzeitszeremonie in "Star Trek" schreibt und umsetzt. Und weil wir gerade dabei sind: Bei der Szene, in der Data und Worf am Replikator ein Hochzeitsgeschenk aussuchen, meint Data, eine gläserne Schwanenskulptur würde ihn nicht an Worf erinnern. Damals wusste man auch noch, wie man das komische Element der Worf-Figur auf heitere Art zu Tage fördert, ohne die Figur dabei ins Lächerliche zu ziehen.)
Bemerkenswert ist natürlich die Heirat zwischen O'Brien und Keiko. Was hier noch wie ein unwichtiges Element für eine bekannte Nebenfigur aussieht, wird überraschenderweise bereits eine Episode später fortgeführt. Wenn später O'Brien zur Hauptfigur in "Deep Space Nine" aufsteigt, rückt das Ehepaar sogar ins Zentrum. Die O'Briens sind somit das erste Hauptfiguren-Ehepaar in "Star Trek". Bis zum Beginn von "Deep Space Nine" zieht sich die Ehe der O'Briens wie ein roter Faden durch die "Next Generation".
Nicht nur bei der Erwähnung von Commander Maddox bemühte sich die Episode um die Stärkung der inneren Kontinuität der Serie, Picard benutzte bei der Hochzeit auch die gleichen Worte wie Kirk in der Classic-Folge "Balance of Terror" (dt.: Spock unter Verdacht). Ron Moores Begeisterung für die Classic-Serie zeigte sich in weiteren Anspielungen. Erneut wurden die Andorianer erwähnt. Der Murasaki Quasar stammt aus der Folge "Galileo Seven" (dt.: Notlandung der Galileo Seven).
Erstmals zu sehen ist Datas Katze, die erst in der Folge "In Theory" (dt.: Datas erste Liebe) einen Namen erhalten sollte. Die Idee, dass Data eine Katze bekommen solle, kam von Brent Spiner. (Quelle: Nemecek: The Next Generation Compandium)
Rosalind Chao, die ab dieser Episode für die nächsten neun Jahre regelmäßig O'Briens Ehefrau spielen sollte (was sie sich zu diesem Zeitpunkt unter Garantie nicht hatte träumen lassen), war hier erstmals zu sehen. Sie hatte zuvor in der Serie "M*A*S*H" als Frau von Corporal Klinger mitgespielt.
Gates McFadden hat sogar schon einige Musicals inszeniert und choreografierte daher die Tanzszene selbst. Bei der Szene verfassten Brent Spiner und Gates McFadden auch ihre eigenen Dialoge. (Quelle: Nemecek: The Next Generation Compandium)
Während die Idee, einen Tagesablauf einer Figur zu schildern, von Harold Apter stammte, setzte sich Ron Moore dafür ein, Data zu nehmen. Rick Berman und Michael Piller bestanden auf eine SF-Story, so dass die Geschichte um die falsche Vulkanierin T'Pel eingeführt wurde.
Man spielte lange Zeit mit dem Gedanken einer Heirat auf der Enterprise, und Michael Piller setzte sich zu dieser Zeit sogar dafür ein, Picard heiraten zu lassen, um der Figur neue Geschichten zu geben. (Quelle: Nemecek: The Next Generation Compandium)
Das Arboretum der Enterprise wurde schon mehrfach erwähnt, hier bekam man erstmals einen Teil davon zu sehen.
Während "Star Trek" eine religiös-neutrale Haltung einnimmt und sogar vermuten lässt, dass Religionen das 24te Jahrhundert nicht erreicht haben, wird in dieser Episode auf ein hinduistisches Fest hingewiesen. Der Hinduismus hat es also ins 24te Jahrhundert geschafft, wie es scheint.
Details:
T'Pel erreicht mit der Zhukov die Enterprise, auf ihr hatte zuvor Lt. Barclay gedient.
Data hat O'Brien und Keiko mit einander bekannt gemacht.
An diesem "gewöhnlichen" Tag ereigneten sich vier Geburtstage, zwei Versetzungen, vier Beförderungen, zwei Schachtourniere, eine Schüleraufführung, eine Feier des hinduistischen Fests des Lichts, mehrere kleine Unfälle, die Geburt eines Babys und eine Heirat.
Die Enterprise ist seit 1550 Tagen im Dienst. Da die Enterprise D am 4. Oktober 2363 startete, würde diese Episode am 20. Oktober 2366 spielen.
Dr. Cruhser gewann an der St. Louis Akademie den ersten Preis bei einem Stepp- und Jazzwettbewerb. Damals hatte sie sich den Spitznamen "The Dancing Doctor" eingehandelt.
Keikos Mädchenname ist Ishikawa.
Nitpicking:
Es ist unklar, ob dieses etwas größere Replikations-Zentrum eine Bezahlung erfordert, oder ob sich hier jeder nach Herzenslust bedienen kann. Während es auf der einen Seite Credits gibt, wurde in "Star Trek" öfter die Abschaffung von Geld betont. Wenn man sich aber kostenlos Dinge replizieren kann, wären eignen sie sich dann noch als Geschenk? Natürlich könnte sich das als Brauchtum gehalten haben, in dem Fall könnte man aber wohl davon ausgehen, dass Geschenke im 24ten Jahrhundert viel persönlichere Gegenstände sind.
Tag- und Nachtwache auf der Brücke werden durch einen unterschiedlichen Helligkeitsgrad der Beleuchtung dargestellt. Nachts ist das Kunstlicht schwächer. Ich finde das merkwürdig, und es würde mich interessieren, ob das vielleicht irgendeinen militärischen Hintergrund hat (zum Beispiel auf U-Booten).
Mein Tanzkurs ist schon eine Weile her, aber nach der Musik, die Dr. Crusher im Holodeck fordert (sie nennt es "Isn't it romantic") könnte ich keinen Walzer tanzen. Es klingt eher nach Foxtrot. Das, was Data dann mit dem vom Holodeck erschaffenen weiblichen Partner tanzt, hat auch keine Ähnlichkeit mehr mit einem Walzer.
Einschaltquoten (von Martin Seebacher):
In den amerikanischen Syndication Charts war die Folge mit einem dritten Platz bei einem Rating von 11.7 Punkten vertreten.
Die Erstausstrahlung erzielte in Deutschland 1,61 Mio. Zuschauer und einem sehr guten Marktanteil von 19,2%.
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