Inhalt:
Gul Lemec gibt gegenüber Jellico zu, daß die Cardassian Picard
in ihrer Gewalt haben. Gul Madred will von Picard wissen, welche Verteidigungsmaßnahmen
die Flotte anwenden würde bei einem Invasonsangriff auf Minos Korva.
Obwohl Picard sogar unter einer Wahrheitsdroge beteuert, es nicht zu wissen,
beginnt Gul Madred, Picard zu foltern. Dr. Crusher und Worf kehren auf
die Enterprise zurück. Jellico ist überzeugt, daß Picard
tot ist und weigert sich, eine Rettungstruppe nach Celtris Drei zu schicken.
Gul Madred beginnt mit einer grausamen Gehirnwäsche. Durch ein Implantat
kann er Picard massive Schmerzen zufügen. Er zeigt ihm vier Lichter,
behauptet aber, es seien fünf. Er fragt Picard, wie viele Lichter
er sehe und quält ihn bei jeder richtigen Antwort. Jellico erfährt
von Gul Lemec, daß Picard noch lebt, will aber dennoch nichts unternehmen.
Als Riker ihm deswegen Vorwürfe macht, enthebt er Riker seines Kommandos,
Data wird Jellicos erster Offizier. Jellico vermutet, die Cardassian könnten
an den strategischen Kenntnissen Picards interessiert sein. Geordi entdeckt
am Schiff der Cardassian Spuren eines stellaren Nebels, welcher sich elf
Lichtjahre entfernt von Minos Korva befindet. Jellico zieht daraus den
Schluß, die Cardassian könnten sich im Nebel versteckt halten
um Minos Korva anzugreifen. Er fliegt mit der Enterprise nach Minos Korva.
Geordi überzeugt Jellico, daß Riker der beste Shuttle-Pilot
sei für die geplante Mission im Nebel. Jellico unterbreitet Riker,
daß er ihn für arrogant und unfähig hält, woraufhin
Riker entgegnet, er halte Jellico ebenfalls für arrogant, engstirnig
und für einen schlechten Captain. Trotzdem bittet Jellico Riker, das
Shuttle zu fliegen. Riker legt unbemerkt im Nebel Antimaterie-Minen aus.
Indem er droht, die Minen zu zünden, zwingt Jellico die Cardassian-Schiffe
zur Kapitulation. Zugleich verlangt er die sofortige Übergabe von
Picard. Gul Madred erzählt dem völlig erschöpften Picard,
die Enterprise sei vernichtet. Er könne wählen zwischen lebenslangen
Qualen und einem angenehmen Leben als Philosoph im Cardassian-Sektor. Er
müsse nur sagen, daß er fünf Lichter sehe. Bevor Picard
antwortet, kommt Gul Lemec, um ihn abzuholen. Später auf dem Schiff
erzählt Picard Deanna Troi, daß er Gul Madred alles gesagt hätte
um die Folter zu beenden und daß er am Ende tatsächlich habe
fünf Lichter sehen können.
Kritik:
Der zweite Teil von "Chain of Command" enthielt sicher die
bis dahin grausamsten und härtesten Szenen, die je in einer TNG-Episode
zu sehen waren, nämlich die zahlreichen und sehr drastisch in Szene
gesetzten Folterungen Picards, der zum Beispiel über eine ganze Nacht
nackt an seinen Händen aufgehängt wird. Stewarts darstellerische
Leistungen während der Folterszenen war überwältigend eindrucksvoll
und glaubwürdig. So erlebte man einen schreienden, weinenden Picard,
der nichts gemein hatte mit den klischeehaften Film-Helden, die tapfer
jede Tortur ertragen.
Die Dialoge zwischen Gul Madred (David Warner, bekannt aus "Star
Trek 6") und Picard waren intelligent und glaubwürdig. Die Autoren
bewiesen großes Wissen um Gehirnwäsche und dem Bedürfnis
des Folterers, sein Opfer erst zu "entmenschlichen". Das wurde
in einer Szene deutlich, als Gul Madred seiner Tochter erklärt, Menschen
seien "anders", Menschen würden ihre Kinder nicht so lieben
wie es Cardassianer tun. Überraschend war auch, daß man bemüht
war, Gul Madred nicht als eindimensional böse zu zeichnen, da der
Zuschauer erfuhr, daß Gul Madred in seiner grausamen Kindheit selbst
Opfer brutaler Gewalt war, in einer anderen Szene wurde gezeigt, daß
er seine kleine Tochter über alles liebt. Trotzdem drängten sich
gerade bei diesen Szenen große Ähnlichkeiten mit dem bekannten
Roman 1984 von George Orwell auf. Unterstrichen wurden die nervenbelastenden
Folterszenen durch einen stimmungsvollen Soundtrack vom immer überzeugenden
Jay Chattaway.
Darüber hinaus erfuhr man noch einiges über die Geschichte
der Cardassianer, welche einst friedvoll waren, aber von Hungersnöten
und Epidemien geplagt wurden. Jellico erwies sich wiederum als interessanter
Charakter, als er gegenüber Geordi langsam zugänglicher wird,
auch wenn er nach wie vor bedingungslosen Gehorsam fordert und wohl deshalb
mit Riker nicht zurechtkommt. Fest steht jedoch, daß sich Jellicos
Handlungen als im Nachhinein sinnvoll und erfolgreich erwiesen und Riker
sich übertrieben ablehnend verhielt. Trotzdem war "Chain of Command"
wie keine Trek-Folge zuvor überraschend militärfeindlich. Das
Militär, von dem sich die Cardassian erhofften, das Leiden würde
enden, hat die Zahl der Toten nur erhöht, die militärische Vorgehensweise
von Jellico erscheint herzlos und für die Crew unnötig strapazierend.
Insgesamt ist "Chain of Command" durchaus ein interessanter
Zweiteiler, den jeder gesehen habe sollte, der Starfleet einmal von einer
anderen, düsteren Seite kennenlernen möchte. Die Handlung ist
aber eher lächerlich. So läßt sich kaum nachvollziehen,
weshalb Picard, der noch nicht einmal Wissenschaftler ist, als einziger
in ganz Starfleet Erfahrungen mit Theta-Band-Wellen haben soll. Daß
man ihn als Starfleet-Captain, zumal er nun wirklich nicht mehr der Jüngste
ist, dann auch noch auf ein solches Himmelfahrtskommando schickt, ist absolut
unglaubwürdig. Das stärkste Stück ist natürlich, daß
alles eine Falle der Cardassianer war, was zu der provokanten Frage führt,
woher die Cardassians wußten, daß Starfleet derart unlogisch
und unvernünftig reagieren würde. Ärgerlich ist außerdem,
daß offenkundig bei diesem Zweiteiler das Budget krampfhaft niedrig
gehalten wurde. Langsam sehnt man sich nach der zweiten Season zurück,
in der auch dann neue Special-Effects zu sehen waren, wenn sie von der
Handlung her nicht zwingend erforderlich gewesen wären.
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