Inhalt:
Die
Enterprise soll sich bei Sternenbasis 310 mit Admiral Necheyev treffen.
Zudem besucht Wesley Crusher die Enterprise. Wesley verhält sich seltsam
distanziert bis unverschämt. Necheyev beauftragt Picard, die Kolonie
auf Dorvan Fünf umzusiedeln, da sich die Kolonie nach dem neu ausgehandelten
Vertrag im Gebiet der Cardassianer befindet. Picard hat Bedenken, weil
es sich um Indianer handelt, die vor 200 Jahren die Erde verließen,
um in ihrer Kolonie ihre kulturelle Identität zu bewahren, willigt
jedoch ein, den Auftrag auszuführen. Erwartungsgemäß weigert
sich Anthwara, der Häuptling des Stammes, sich umsiedeln zu lassen.
Die Besprechung wird auf den nächsten Tag verschoben. Picard lädt
die Indianer zu einem Bankett auf der Enterprise ein. Dort wird Wesley
vom Indianer Lakanta angesprochen. Lakanta meint, er erwarte Wesley seit
über zwei Jahren. Wesley besucht Lakanta auf dem Planeten und wird
zur heiligen Stätte Habak geführt, wo Wesley eine Vision hat.
Er sieht seinen Vater, der Wesley sagt, er solle ihm nicht länger
folgen. Häuptling Anthwara erzählt Picard, einer seiner Vorfahren
habe 1690 den blutrünstigen Vergeltungsschlag auf die Pueblo-Revolte
von 1680 in New Mexico angeführt. Zudem erreicht Cardassianer Gul
Evek den Planeten. Evek beschwert sich, weil das Dorf noch nicht evakuiert
ist. Picard läßt von Worf die Zwangsumsiedlung vorbereiten.
Wesley erfährt davon und warnt die Indianer. Es kommt zum Aufruhr.
Als Picard Wesley Vorhaltungen macht, erklärt Wesley nur seinen Austritt
aus der Sternenflottenakademie. Auf dem Planeten nehmen die Indianer einige
Cardassianer gefangen. Picard bittet Gul Evek, seine Leute hochzubeamen,
um eine kriegerische Auseinandersetzung zu verhindern. Als einer der Cardassianer
sich losreißt, kommt es zu einem Phasergefecht. Plötzlich friert
die Zeit ein, nur Wesley und Lakanta sind davon nicht betroffen. Lakanta
verwandelt sich in den Reisenden, der Wesley erklärt, Wesley habe
nun eine höhere Daseinsstufe erreicht. Gul Evek läßt die
cardassianischen Wachen hochbeamen. Picard erreicht eine Übereinkunft,
die Indianer dürfen auf dem Planeten bleiben, jedoch unter cardassianischer
Vorherrschaft. Wesley bleibt vorerst mit dem Reisenden auf dem Planeten.
Kritik:
In "Journey's End" nahm die Entwicklung von Wesley Crusher eine sehr
überraschende Wendung, die jedoch keineswegs im Widerspruch zur ersten
Season stand, da die Andeutungen des Reisenden nun sogar mehr Sinn machten.
Wesley
entwickelte sich bald zur unbeliebtesten Figur der Serie, was bedauerlich,
aber nachvollziehbar war. Wesley dämpfte das Niveau der ersten Season
gewaltig, nicht selten sah man sich an kindische Jugendromane von Enid
Blyton erinnert. Wesley war der klassische, altkluge Jugendliche, auf den
die dummen Erwachsenen sturerweise nie hören wollen (obwohl natürlich
immer der Jugendliche recht hat). So war die Wesleyfigur zweifellos ein
plumper Versuch, "Star Trek - The Next Generation" für Kinder und
junge Jugendliche attraktiv zu machen. Glücklicherweise wurde dieser
Fehler bei DS9 nicht wiederholt. Jack Sisko ist zwar übertrieben
brav, aber ein halbwegs gewöhnlicher Junge. Das alles soll natürlich
nicht die radikalen Ausbrüche mancher Fans entschuldigen, die den
sympathischen Wil Wheaton mit regelrechten Beleidigungen attackierten.
Ab
der dritten Season entwickelte sich Wesley zu einer völlig uninteressanten
Nebenfigur, seine einzige Aufgabe bestand nur mehr darin, auf irgendwelche
Befehle hin aufs Knöpfchen zu drücken. Die übertriebene
Wesley-Allergie mancher Fans war daher auch später nicht mehr recht
nachvollziehbar. Auch gab es in der fünften Season keinen Grund mehr,
sich gegen Wesley zu sperren, immerhin waren Episoden wie "The First Duty"
oder "The Game" zumindest recht kurzweilig. Nach Wesleys Ausscheiden in
"Final Mission" trat Wil Wheaton nur viermal als Gaststar auf (darunter
in einer sehr kleinen Rolle in "Parallels"). Insbesondere in "The First
Duty" und jetzt in "Journey's End" wurde massiv an Wesleys Image gekratzt.
Außerdem ist Wesley nun eine der seltenen Figuren in STAR TREK, die
nicht ihren Lebenssinn darin sehen, der Sternenflotte beizutreten, wobei
ohnehin auffällt, daß es in STAR TREK kaum Personen gibt, die
nicht Mitglied der Sternenflotte sind.
Bemerkenswert war der (leider extrem kurz geratene) Überraschungsauftritt
des Reisenden, der nun zum dritten Mal die Enterprise Crew besuchte.
Wie es mit Wesley weitergeht, vermag man kaum zu sagen. Daß er
in einem der Kinofilme mitspielen wird, ist zweifelhaft. Eher möglich
wäre ein Auftritt in STAR TREK - VOYAGER oder natürlich DS9.
Auch wenn Wesley nun wirklich nicht zu den beliebtesten TNG-Charakteren
zählt, könnten die Macher auf diese Art vielleicht dennoch viele
TNG-Fans ködern, die allein aus Neugierde einschalten würden.
Jedenfalls wäre Wesley (abgesehen von Q natürlich) die einzige
TNG-Figur, die in VOYAGER überhaupt einen Gastauftritt haben könnte,
da Wesley durch seine Begabung eine höhere Daseinsstufe erklommen
hat und nun ähnliche Fähigkeiten hat wie der "Reisende", wobei
natürlich unklar ist, inwieweit die Fähigkeiten des Reisenden
gehen.
"Journey's End" ist aber auch insofern interessant, als in der Folge
erstmals die Konflikte erwähnt wurden, die aus dem Vertrag zwischen
der Föderation mit den Cardassianern resultieren. Die Geschichte mit
den Indianern wirkte im ersten Moment etwas aufgesetzt, war aber letztendlich
gar nicht einmal so unglaubwürdig. Wesleys Visionen auf dem Planeten
erinnerten an Szenen aus DS9 (man denke an die "geheimnisvollen" Drehkörper),
genauso wie die Reibereien an der cardassianischen Grenze die ersten Vorboten
des Maquis waren. Wie später in "Preemptive Strike" wurde hier TNG
dazu benutzt, auf die "Ersatz"-Serien DS9 und STAR TREK - VOYAGER überzuleiten.
Im Gegensatz zu "Preemptive Strike" war das in "Journey's End" nicht weiter
störend.
Seltsam war auch die Entwicklung von Admiral Necheyev. Necheyev ist
eine der wenigen Admiräle in STAR TREK, die nicht kurz davor ist,
aus irgendwelchen Gründen wahnsinnig zu werden. So war Necheyev bislang
"nur" steif und unsympathisch, sie erlitt also das klassische Schicksal
einer Nebenfigur in STAR TREK. Als sich Necheyev plötzlich zum wiederkehrender
Charakter entwickelte, glaubten die Macher offenbar, Necheyev positiver
darstellen zu müssen und verpaßten ihr eine neue Frisur und
ein verkrampftes Grinsen. Wie auch immer Necheyev nach ihrer Wandlung wirkte,
sympathisch ist bestimmt nicht der passende Ausdruck. Es ist natürlich
durchaus denkbar, daß die Autoren aus Necheyev tatsächlich einen
zwiespältigen Charakter machen wollten.
Eine der gelungensten Szenen von ganz STAR TREK war die Stelle, als
sich der Konflikt zwischen den Cardassianern und den Indianern zuspitzte
und Wesley die Zeit anhält. Die Szene, in der sich Wesley mit dem
Reisenden abwendet, während der Kampf zwischen den Cardassianern und
Indianern weitergeht, gehört zum Originellsten, das STAR TREK zu bieten
hat.
Insgesamt war "Journey's End" eine durchaus fesselnde Episode mit einem
überraschenden Ende.
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