TNG: 172
"Journey's End" (Am Ende der Reise)

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Staffel7
171: "Genesis"
173: "First Born"
US-Erstsendung:
28.3.1994

SAT1-Erstsendung:
19.7.1994

Regie:
Corey Allen

Drehbuch:
Ronald D. Moore

Musik:
Jay Chattaway

Gaststars:
Wil Wheaton
als Wesley Crusher

Natilija Nogulich
als Admiral Necheyev

Ned Romero
als Anthwara

George Aguilar
als Wakasa

Eric Menyuk
als der Reisende

Tom Jackson
als Lakanta

Doug Wert
als Jack Crusher

Richard Poe
als Gul Evek

Inhalt:

CoverDie Enterprise soll sich bei Sternenbasis 310 mit Admiral Necheyev treffen. Zudem besucht Wesley Crusher die Enterprise. Wesley verhält sich seltsam distanziert bis unverschämt. Necheyev beauftragt Picard, die Kolonie auf Dorvan Fünf umzusiedeln, da sich die Kolonie nach dem neu ausgehandelten Vertrag im Gebiet der Cardassianer befindet. Picard hat Bedenken, weil es sich um Indianer handelt, die vor 200 Jahren die Erde verließen, um in ihrer Kolonie ihre kulturelle Identität zu bewahren, willigt jedoch ein, den Auftrag auszuführen. Erwartungsgemäß weigert sich Anthwara, der Häuptling des Stammes, sich umsiedeln zu lassen. Die Besprechung wird auf den nächsten Tag verschoben. Picard lädt die Indianer zu einem Bankett auf der Enterprise ein. Dort wird Wesley vom Indianer Lakanta angesprochen. Lakanta meint, er erwarte Wesley seit über zwei Jahren. Wesley besucht Lakanta auf dem Planeten und wird zur heiligen Stätte Habak geführt, wo Wesley eine Vision hat. Er sieht seinen Vater, der Wesley sagt, er solle ihm nicht länger folgen. Häuptling Anthwara erzählt Picard, einer seiner Vorfahren habe 1690 den blutrünstigen Vergeltungsschlag auf die Pueblo-Revolte von 1680 in New Mexico angeführt. Zudem erreicht Cardassianer Gul Evek den Planeten. Evek beschwert sich, weil das Dorf noch nicht evakuiert ist. Picard läßt von Worf die Zwangsumsiedlung vorbereiten. Wesley erfährt davon und warnt die Indianer. Es kommt zum Aufruhr. Als Picard Wesley Vorhaltungen macht, erklärt Wesley nur seinen Austritt aus der Sternenflottenakademie. Auf dem Planeten nehmen die Indianer einige Cardassianer gefangen. Picard bittet Gul Evek, seine Leute hochzubeamen, um eine kriegerische Auseinandersetzung zu verhindern. Als einer der Cardassianer sich losreißt, kommt es zu einem Phasergefecht. Plötzlich friert die Zeit ein, nur Wesley und Lakanta sind davon nicht betroffen. Lakanta verwandelt sich in den Reisenden, der Wesley erklärt, Wesley habe nun eine höhere Daseinsstufe erreicht. Gul Evek läßt die cardassianischen Wachen hochbeamen. Picard erreicht eine Übereinkunft, die Indianer dürfen auf dem Planeten bleiben, jedoch unter cardassianischer Vorherrschaft. Wesley bleibt vorerst mit dem Reisenden auf dem Planeten.

Kritik:

In "Journey's End" nahm die Entwicklung von Wesley Crusher eine sehr überraschende Wendung, die jedoch keineswegs im Widerspruch zur ersten Season stand, da die Andeutungen des Reisenden nun sogar mehr Sinn machten.

Wesley entwickelte sich bald zur unbeliebtesten Figur der Serie, was bedauerlich, aber nachvollziehbar war. Wesley dämpfte das Niveau der ersten Season gewaltig, nicht selten sah man sich an kindische Jugendromane von Enid Blyton erinnert. Wesley war der klassische, altkluge Jugendliche, auf den die dummen Erwachsenen sturerweise nie hören wollen (obwohl natürlich immer der Jugendliche recht hat). So war die Wesleyfigur zweifellos ein plumper Versuch, "Star Trek - The Next Generation" für Kinder und junge Jugendliche attraktiv zu machen. Glücklicherweise wurde dieser Fehler bei DS9 nicht wiederholt. Jack Sisko ist zwar übertrieben brav, aber ein halbwegs gewöhnlicher Junge. Das alles soll natürlich nicht die radikalen Ausbrüche mancher Fans entschuldigen, die den sympathischen Wil Wheaton mit regelrechten Beleidigungen attackierten.

Ab der dritten Season entwickelte sich Wesley zu einer völlig uninteressanten Nebenfigur, seine einzige Aufgabe bestand nur mehr darin, auf irgendwelche Befehle hin aufs Knöpfchen zu drücken. Die übertriebene Wesley-Allergie mancher Fans war daher auch später nicht mehr recht nachvollziehbar. Auch gab es in der fünften Season keinen Grund mehr, sich gegen Wesley zu sperren, immerhin waren Episoden wie "The First Duty" oder "The Game" zumindest recht kurzweilig. Nach Wesleys Ausscheiden in "Final Mission" trat Wil Wheaton nur viermal als Gaststar auf (darunter in einer sehr kleinen Rolle in "Parallels"). Insbesondere in "The First Duty" und jetzt in "Journey's End" wurde massiv an Wesleys Image gekratzt. Außerdem ist Wesley nun eine der seltenen Figuren in STAR TREK, die nicht ihren Lebenssinn darin sehen, der Sternenflotte beizutreten, wobei ohnehin auffällt, daß es in STAR TREK kaum Personen gibt, die nicht Mitglied der Sternenflotte sind.

Bemerkenswert war der (leider extrem kurz geratene) Überraschungsauftritt des Reisenden, der nun zum dritten Mal die Enterprise Crew besuchte.

Wie es mit Wesley weitergeht, vermag man kaum zu sagen. Daß er in einem der Kinofilme mitspielen wird, ist zweifelhaft. Eher möglich wäre ein Auftritt in STAR TREK - VOYAGER oder natürlich DS9. Auch wenn Wesley nun wirklich nicht zu den beliebtesten TNG-Charakteren zählt, könnten die Macher auf diese Art vielleicht dennoch viele TNG-Fans ködern, die allein aus Neugierde einschalten würden. Jedenfalls wäre Wesley (abgesehen von Q natürlich) die einzige TNG-Figur, die in VOYAGER überhaupt einen Gastauftritt haben könnte, da Wesley durch seine Begabung eine höhere Daseinsstufe erklommen hat und nun ähnliche Fähigkeiten hat wie der "Reisende", wobei natürlich unklar ist, inwieweit die Fähigkeiten des Reisenden gehen.

"Journey's End" ist aber auch insofern interessant, als in der Folge erstmals die Konflikte erwähnt wurden, die aus dem Vertrag zwischen der Föderation mit den Cardassianern resultieren. Die Geschichte mit den Indianern wirkte im ersten Moment etwas aufgesetzt, war aber letztendlich gar nicht einmal so unglaubwürdig. Wesleys Visionen auf dem Planeten erinnerten an Szenen aus DS9 (man denke an die "geheimnisvollen" Drehkörper), genauso wie die Reibereien an der cardassianischen Grenze die ersten Vorboten des Maquis waren. Wie später in "Preemptive Strike" wurde hier TNG dazu benutzt, auf die "Ersatz"-Serien DS9 und STAR TREK - VOYAGER überzuleiten. Im Gegensatz zu "Preemptive Strike" war das in "Journey's End" nicht weiter störend.

Seltsam war auch die Entwicklung von Admiral Necheyev. Necheyev ist eine der wenigen Admiräle in STAR TREK, die nicht kurz davor ist, aus irgendwelchen Gründen wahnsinnig zu werden. So war Necheyev bislang "nur" steif und unsympathisch, sie erlitt also das klassische Schicksal einer Nebenfigur in STAR TREK. Als sich Necheyev plötzlich zum wiederkehrender Charakter entwickelte, glaubten die Macher offenbar, Necheyev positiver darstellen zu müssen und verpaßten ihr eine neue Frisur und ein verkrampftes Grinsen. Wie auch immer Necheyev nach ihrer Wandlung wirkte, sympathisch ist bestimmt nicht der passende Ausdruck. Es ist natürlich durchaus denkbar, daß die Autoren aus Necheyev tatsächlich einen zwiespältigen Charakter machen wollten.

Eine der gelungensten Szenen von ganz STAR TREK war die Stelle, als sich der Konflikt zwischen den Cardassianern und den Indianern zuspitzte und Wesley die Zeit anhält. Die Szene, in der sich Wesley mit dem Reisenden abwendet, während der Kampf zwischen den Cardassianern und Indianern weitergeht, gehört zum Originellsten, das STAR TREK zu bieten hat.

Insgesamt war "Journey's End" eine durchaus fesselnde Episode mit einem überraschenden Ende.

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Letztes Update:
21. September 1998

©1998 Thomas Höhl.