Die Handlung
Die Enterprise ist bei der Kartographierung dieses Sektors der Galaxis, als sich ein in vielen Farben schillernder Würfel dem Schiff nähert und seinen Weg blockiert. Nachdem dieser Würfel der Enterprise immer näher kommt und dabei radioaktiv strahlt, wird er, da er eine Gefahr für das Schiff darstellt, zerstört. Anschließend dringt die Enterprise weiter in diese unbekannte Gegend des Alls vor. Da die Besatzung bei dem Zwischenfall mit dem Würfel nicht optimal reagiert hat, trainiert sie bei einigen simulierten Angriffen. Inzwischen hat Kirk von Janice Rand seinen Diät-Salat erhalten. Er ist nicht so glücklich, einen weiblichen Yeoman zu haben. Glücklicherweise muß er seinen wohlschmeckenden Salat aber nicht aufessen, da sich ein anderes Raumschiff der Enterprise nähert. Es ist riesengroß und sieht aus, als hätte man viele Kugeln zusammengeklebt. Neben dem fremden Schiff wirkt die Enterprise wie ein Zwerg. Bald kommt auch über die Steuerung eine Meldung vom anderen Schiff herein. Balok, der Commander, erklärt, daß die Enterprise seine Warnboje zerstört und damit ihre feindlichen Absichten erklärt hat, so daß sie nun von seinem Schiff, der Fesarius von der ersten Föderation, zerstört werden wird. Balok glaubt Kirks Worten, daß die Enterprise in friedlicher Mission unterwegs sei und sie die Boje nur in Notwehr zerstört hatten, nicht. Er ist aber so gnädig und gibt der Besatzung zehn Minuten, damit sie Vorbereitungen für ihren Tod treffen kann. Inzwischen kann Spock auch mal ein Bild von Balok auf dem Schirm der Enterprise erscheinen lassen. Balok hat einen langen, dünnen Kopf, aber mit dickem Schädel und katzenartigen Pupillen. Nachdem Spock erwähnt, daß die Enterprise schachmatt sei, wendet Kirk ein, daß sie hier nicht Schach spielen sollten, sondern Poker. Er erklärt dem Commander der Fesarius, daß das an Bord befindliche Corbomite im Falle, daß die Fesarius die Enterprise angreift, explodieren und beide Schiffe vernichten wird. Seitdem dieses Corbomite an Bord der Föderationsschiffe eingeführt worden ist, hat nie mehr ein anderes Raumschiff ein Schiff der Föderation angegriffen. Kirk lehnt es ab, den Nachweis für die Existenz des Corbomites zu bringen, und Balok, der nicht weiß, ob es das Corbomite nun wirklich gibt oder nicht, sieht von der Zerstörung erst einmal ab. Von der Fesarius löst sich ein Beiboot, das aus vier aneinandergeklebten Kugeln besteht, und zieht die Enterprise im Schlepptau hinter sich her. Unter Aufwendung aller Antriebsreserven gelingt es der Enterprise, dem Traktorstrahl des Beibootes zu entkommen. Als das durch dieses Manöver schwer beschädigte Beiboot einen Notruf an die Fesarius schickt, beschließt Kirk, der Besatzung des Schiffes zu helfen. Kirk, Dr. McCoy und der Navigator Lt. Dave Bayley, der angesichts der drohenden Vernichtung die Nerven verloren hatte und an Xenophobie leidet, beamen an Bord des Schiffes. Hier entdecken sie, daß Balok nur eine Puppe ist. In einem Nebenraum wartet der echte Balok auf sie. Er hat die Statur eines Kindes. Der Notruf an die Fesarius war gefälscht, um herauszufinden, wie die Enterprise sich verhält. Balok wollte nicht die Speicherbänke der Enterprise anzapfen, weil die eine Fälschung sein könnten. Balok fühlt sich alleine auf der Fesarius doch sehr einsam und hätte gerne Begleitung. Ein Mensch wäre ihm ganz recht, da beide Kulturen von diesem Austausch profitieren würden. Lt. Bayley erklärt sich bereit, einige Zeit zum kulturellen Austausch mit Balok auf der Fesarius zu verbringen. Nachdem alle ein Glas köstliches Tranya getrunken haben, führt Balok sie stolz durch sein Schiff.
Besprechung
"The Corbomite Maneuver" ist die erste der regulären Star Trek-Folgen. Es ist daher kein Wunder, daß einiges noch anders ist, als wir es von den anderen Episoden her kennen.
Das beginnt schon bei den Charakteren, die hier am Anfang ihrer Entwicklung stehen. Uhura, die noch eine gelbe Uniform trägt, ist hier in ihrer typischen Rolle und sagt nicht viel mehr als "hailing frequencies open". Kirks Verhältnis zu Janice Rand ist auch noch nicht das beste. Die beiden kommen sich erst in den späteren Folgen näher. Janice hat auf ihrem Kopf zwar schon das Korbgeflecht, trägt aber die restlichen Haare noch zum Pferdeschwanz gebunden. McCoy, der wie Uhura, noch ganz neu auf der Enterprise ist, sehen wir zu Beginn von "The Corbomite Maneuver" bei einer Untersuchung von Kirk, doch später hält er sich fast nur noch auf der Brücke auf und gibt seine Kommentare zu den Ereignissen, wie wir es von den späteren Folgen her kennen. Am ungewohntesten erscheint aber Spock. Seine Augenbrauen sind steiler nach oben gerichtet, fast so wie in den Pilotfilmen, und bisweilen zeigt er eine emotionelle Reaktion. Hier erwähnt Spock auch zum ersten Mal seine Eltern. Er meint, daß Balok seinem Vater ähneln würde und sagt interessanterweise, daß seine Mutter eine sehr glückliche Erdenfrau war. Der Kragen seiner Uniform ist noch viel höher, wie auch bei Sulu und Bayley.
"The Corbomite Maneuver" befaßt sich mit dem Thema Xenophobie, der Furcht vor dem Fremden, die an Lt. Bayley dargestellt wird. Es ist typisch für Star Trek, daß gerade der Offizier, der sich vor dem Fremden Balok fürchtete, dann freiwillig an Bord der Fesarius bleibt, um mehr über ihn und seine Kultur zu erfahren. Er braucht zwar noch einen kleinen Anstoß von Kirk, freut sich dann aber sehr auf seine neue Aufgabe. Balok, der böse Fremde, erscheint am Ende als sehr sympathisches Wesen. Es ist nun einmal nicht so, daß alle Außerirdischen automatisch böse sind, was Gene Roddenberry bereits in "The Cage" vermittelte und sich durch alle Episoden aller ST-Serien ziehen wird. "The Corbomite Maneuver" enthält damit eine der wichtigsten Grundaussagen von Star Trek. Dazu gehört auch, daß Kirk gar nicht den Versuch macht, sich den Weg freizuschießen, sondern den Kopf mit einem Bluff aus der Schlinge zieht. Es ist ironisch, als sich am Ende herausstellt, daß Balok die ganze Zeit auch nur geblufft hat. Daher ist am Ende auch unklar, ob es die erste Föderation nun wirklich gibt oder ob Balok ganz alleine ist. Wenn es die erste Föderation gibt, muß es sich um eine sehr große Macht halten, und es ist zu erwarten, daß die Föderation in näheren Kontakt mit ihr tritt. In dem Roman "Gulliver's Fugitives" hat die Enterprise-D zwei Botschafter der ersten Föderation an Bord.
Obwohl "The Corbomite Maneuver" als erste reguläre Folge gedreht wurde, wurde sie erst als zehnte gesendet, da NBC die Serie mit möglichst vielen Planetenepisoden beginnen lassen wollte, um das Publikum durch die fremden, neuen Welten für die Serie zu begeistern.
Als Uhuras Charakter in die Serie eingebaut wurde, war "The Corbomite Maneuver" schon geschrieben, und im ersten Skript war Lt. Bayley noch der Kommunikationsoffizier. Er, der an Xenophobie leidet, ist der erste, der die Botschaft von Balok empfängt, und das ist wohl der Grund dafür, weshalb in der gedrehten Version Baloks Botschaft über die Navigationskonsole hereinkommt, damit Bayley sie hier empfängt.
Clint Howard war zu der Zeit von "The Corbomite Maneuver" noch ein Kind und wurde mit einer künstlichen Glatze versehen sowie mit der Stimme eines Erwachsenen nachsynchronisiert, um ihn fremd erscheinen zu lassen. Als Erwachsenen sehen wir Clint Howard als Geistesgestörten in dem DS9-Zweiteiler "Past Tense". Vic Perrin spricht auch die Stimme von Nomad und ist in "Mirror, Mirror" als der Halkaner Tharn zu sehen. Ted Cassidy spielt den Androiden Ruk in "What are Little Girls Made of?".
Diese Folge ist, was die Spezialeffekte betrifft, eine der besten. Es beginnt mit dem rotierenden Würfel, der die Brücke in wechselnde Farben taucht. Dann erscheint die Fesarius, neben der die Enterprise wie eine Mücke wirkt, und schließlich das Beiboot. Die beiden fremden Schiffe bestehen aus vielen aneinandergeklebten Kugeln, die ständig aus verschiedenen Seiten beleuchtet werden und daher pulsierend wirken. Es ist eines der ungewöhnlichsten Designs im Star Trek-Universum und findet Nachahmer in den Borg. Wenn der Kopf des "bösen" Baloks auf dem Schirm erscheint, ist sein Bild verschwommen, und der Hintergrund schimmert in vielen Farben. Dadurch erkennt man den Kopf nicht so leicht als Puppe. Das Innere von Baloks Beiboot ist sehr einfach gehalten, und die Wände bestehen hauptsächlich aus Tüchern. Warum auch nicht einmal etwas anderes als die sonst gezeigten Raumschiffe. Der eigentliche Grund für dieses ungewöhnliche Design ist aber ein ganz praktischer: Damit wird nicht so leicht klar, daß es sich hierbei schlicht und einfach um den Konferenzraum der Enterprise handelt.
Die Eröffnungsszene, in der man die fliegende Enterprise sieht, stammt aus "The Cage" und wird in dem Moment abgebrochen, als man in "The Cage" von oben die Geschehnisse auf der Brücke sieht. Den Corbomite-Bluff verwendet Kirk in "The Deadly Years" ebenso erfolgreich gegen die Romulaner. Die Musik von Fred Steiner ist eine sehr aggressive, besonders das Thema, das verwendet wird, wenn sich der Würfel der Enterprise nähert, wie auch, als Baloks Kopf auf dem Schirm erscheint oder als die Enterprise abgeschleppt wird. Diese Musikstücke erscheinen wieder bei der UFO-Jagd in "Tomorrow is Yesterday" und gehören zu den einprägsamsten der Serie.
Der Voyager-Roman "Ragnarok" dreht sich um ein weiteres Schiff der ersten Föderation.
Die Kürzungen des ZDF sind in "The Corbomite Maneuver" kaum zu übersehen. Die deutsche Fassung beginnt gleich mit dem Vorspann, die Annäherung des Würfels davor wird nicht gezeigt. Außerdem wurde herausgekürzt, wie Sulu das Abbild der Fesarius verkleinert, so daß sie dann als ganzes Raumschiff auf dem Bildschirm zu sehen ist. Dies sind die beiden wichtigsten und auffallendsten Kürzungen. Aber auch an einigen kleineren Stellen hat die ZDF-Schere noch zugeschlagen.
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