Die Handlung
Die Friedensverhandlungen zwischen der Föderation und den Klingonen sind gescheitert, und es droht ein Krieg. Die Enterprise nimmt Kurs auf den Planeten Organia, um zu verhindern, daß die Klingonen den Planeten annektieren. Berichten zufolge leben die Organier ähnlich wie die Menschen im englischen Mittelalter. Auf dem Weg nach Organia wird die Enterprise von einem Klingonenschiff angegriffen, kann es aber vernichten. Sulu übernimmt das Kommando über die Enterprise, mit der Order, sofort zu flüchten, wenn die klingonische Flotte Organia erreicht, und Kirk und Spock beamen auf den Planeten.
Sie werden vor dem Stadttor freundlich von Ayelborne, dem Vorsitzenden des Ältestenrats, begrüßt. Er bringt Kirk in die Ratshalle, während sich Spock noch ein wenig in der Stadt umsieht. Er stellt fest, daß diese Kultur stagniert. Kirk berichtet den Organiern von der geplanten Invasion durch die Klingonen, aber die Organier lehnen jede Hilfe ab und betonen, daß sie in keiner Gefahr sind. Auch die angebotene Entwicklungshilfe durch die Föderation lehnen sie ab.
Inzwischen sind die Klingonen im Orbit, und Sulu muß fliehen, also sind Kirk und Spock gestrandet. Kirk wird als Organier maskiert, Spock als vulkanischer Händler. Die Klingonen errichten in einer Zitadelle ihr Hauptquartier und marschieren in die Stadt ein. Gouverneur Kor betritt die Ratskammern und macht den Organiern klar, daß sie sich nun nach seinen Regeln zu richten haben oder mit dem Tode bestraft werden. Da Kirk nicht das gleiche treudoofe Lächeln wie die Organier aufsetzt, fällt er Kor auf und wird zu seinem Verbindungsmann ernannt. Spock muß sich dem klingonischen Wahrheitsfinder unterziehen, kann aber seine falsche Identität aufrechterhalten.
Kirk beschließt, die klingonische Invasion nicht so einfach hinzunehmen, und er jagt mit Spock ein Munitionslager in die Luft. Da Kor in der Ratshalle Wanzen installieren ließ, bekommen die Klingonen heraus, wer für den Anschlag verantwortlich ist, und sie nehmen Kirk und Spock fest. Um Kirk den Wahrheitsfinder zu ersparen, sagt Ayelborne Kor, wer Kirk in Wirklichkeit sei. Spock und der Captain werden in einer Zelle gesperrt, und Kor gibt Kirk 12 Stunden Zeit, um zu reden. Doch da erscheint Ayelborne vor der Zelle und befreit die beiden. Die klingonischen Wachen bemerken die Flucht zu spät, und als Vergeltungsmaßnahme läßt Kor 2000 Geiseln erschießen, doch die Organier läßt das kalt. Ihnen mißfallen nur die Aktionen, die Kirk und Spock gegen die Klingonen unternehmen.
Die beiden kehren ins klingonische Hauptquartier zurück und können bis in Kors Büro vordringen. Sie erfahren von Kor, daß eine Flotte der Föderation sich Organia nähert, die es kaum mit der klingonischen Flotte aufnehmen kann. Der Krieg über dem Planeten ist wohl vorprogrammiert. In diesem Moment werden alle Waffen und Ausrüstungen unerträglich heiß, und diese Situation herrscht auch in jedem Schiff der beiden Flotten. Ayelborne und Claymare kommen ins Büro und machen klar, daß es keinen Krieg geben wird. Sie werden es nicht zulassen. Kirk und Kor beschuldigen jeweils den anderen und bestehen auf ihrem Recht zu kämpfen, aber die Organier geben nicht nach. Dann zeigen sie auch ihre wahre Natur: Sie sind reine Energiewesen und stehen über uns so weit, wie wir über den Amöben. Sie haben die menschliche Form nur angenommen, um die Menschen und die Klingonen nicht zu verwirren. Doch nun sollen die beiden fremden Rassen den Planeten verlassen, da die Organier sie unerträglich finden. Der Krieg findet nicht statt, und beide Parteien trennen sich.
Besprechung
Es ist klar, daß Star Trek nicht ohne die "Bösewichte vom Dienst" auskommt, und doch dauert es 27 Episoden, bis sie endlich auftreten: die Klingonen. Sie sind das genaue Gegenteil der Föderation und schlicht und einfach "der Gegner". Sie werden ziemlich schnell populär im Star Trek-Universum. Keiner der Kinofilme kommt ohne sie aus (sogar die Kobayashi Maru-Simulation in ST II benutzt klingonische Schiffe). Es gibt kaum noch einen ST-Roman ohne Klingonen und unzählige Fanzines mit ihnen. In The Next Generation ist dann soweit, daß sogar ein Klingone an Bord der Enterprise ist, und zu dieser Zeit ist der von den Organiern vorhergesagte Frieden zwischen den beiden Parteien eingetreten. Dieser Friedensschluß wird in ST VI besiegelt und in der 4. Season von DS9 wieder gebrochen.
In den Zeiten von TNG, DS9 und Voyager sind die Klingonen so populär geworden, daß es Klingonen-Clubs gibt und auch eine komplette klingonische Sprache mit Wortschatz und Grammatik, sowie ein klingonisches Sprachinstitut in den USA.
Die Klingonen in "Errand of Mercy" sind von einem dunkelhäutigen, orientalischen Typ. John Colicos schlug damals den Maskenbildner vor, aus Kor eine Art Dschingis Khan zu machen. Es gibt aber auch eine andere Klingonenrasse, die sich von den Menschen eigentlich gar nicht unterscheidet ("Friday's Child", "The Trouble with Tribbles") . Seit den Kinofilmen unterscheiden sich die Klingonen noch stärker von den Menschen, weil die Klingonenszene in ST I zuletzt gedreht wurde und noch Geld übrig war, so daß man es verwendete, um den Klingonen eine aufwendigere Maske zu verpassen, die seitdem beibehalten wurde. Alle Theorien über das unterschiedliche Aussehen der Klingonen in den Serien sind in dem Moment zusammengebrochen, als Kor in DS9 ("Blood Oath") wieder erscheint (zusammen mit Koloth aus "The Trouble with Tribbles" und Kang aus "Day of the Dove") und dann ebenfalls die bucklige Stirn hat. Man erkennt ihn am Gesicht aber immer noch, und er wird dort auch wieder von John Colicos gespielt. Kor besucht DS9 ein zweites Mal in "Sword of Kahless", wo auch seine Konfrontation mit Kirk auf Organia erwähnt wird.
Kor erwähnt einige Male, wie wichtig Ehre und Ruhm für einen Klingonen sind, doch das wird in späteren Episoden nicht weiter beachtet, und sie rutschen immer tiefer in das "böse Buben"-Klischee hinab. Erst seit ST III wird die Ehre wieder erwähnt, und in TNG kommt sie voll zum Tragen. Dort handeln gleich mehrere Episoden von diesem Thema (z.B. "A Matter of Honor", "Sins of the Father"). Obwohl die Enterprise gleich zu Beginn ein klingonisches Schiff vernichtet und beiden Flotten aufeinandertreffen, sieht man in der ganze Folge kein Raumschiff der Klingonen. In "Friday's Child" sieht man dann ein Klingonenschiff aus der Ferne, erkennt aber nicht viel. Tatsächlich dauert es bis "Elaan of Troyius" (dritte Season), bis die uns bekannten klingonischen Schiffe zu sehen sind.
"Errand of Mercy" präsentiert die Klingonen als böse Wesen, die nur Kampf und Eroberung im Kopf haben, doch die Menschen kommen hierbei nicht besser weg. Besonders schlecht steht Kirk da. In seiner Diskussion am Ende mit Kor pocht er auf sein Recht, Krieg gegen die Klingonen führen zu dürfen, wie auch Kor auf das Kriegsrecht pocht. Hier haken die Organier nach: Recht, unzählige Leben zu vernichten? Erst da wird Kirk wieder bewußt, daß er eigentlich auf diese Mission geschickt wurde, um einen Krieg zu verhindern. Aber nicht er schafft dies, sondern die Organier. Sie immobilisieren beide Flotten und lassen keine der Seiten gewinnen. Sie bestehen dann auch auf einem Friedensvertrag, der in "The Trouble with Tribbles" erwähnt wird. Sollte es zum Krieg kommen, werden die Organier eingreifen, was James Blish in seinem Roman "Spock Must Die" schildert. Die DS9-Drehbuchautoren sollten das nicht vergessen, wenn es zu einem Krieg zwischen der Föderation und den Klingonen kommen sollte.
Die Episode enthält einige Ungereimtheiten, die sich zwar erklären, als die Organier sich als Energiewesen entpuppen, die aber zumindest Spock weitaus stutziger hätten machen müssen. Die Organier halten es für selbstverständlich, daß zwei Männer vor ihrer Stadt materialisieren, dann reagieren sie so, als erhalten sie regelmäßig Besuch von fremden Wesen. Sie erklären auch, daß sie Spock als vulkanischen Händler tarnen, denn warum sollten keine Händler auf ihrem Planeten (der einer Zivilisation des irdischen Mittelalters entspricht!) landen? Sie sind daher auch nicht überrascht, daß es so etwas wie eine Föderation oder Raumschiffe gibt. Es ist dann aber unlogisch, daß die Organier jede Hilfe von außen ablehnen, da das Leben dann für sie viel einfacher wäre. Sie haben nicht einmal ein bißchen Technik, aber andererseits öffnet sich die Tür ihrer Ratskammer jedesmal von selbst, sobald jemand hereinkommt oder hinausgeht. Es ist ungewöhnlich für Spock, daß er der Sache nicht weiter nachgeht, auch wenn jeden Moment der Krieg ausbrechen könnte.
"Errand of Mercy" ist die letzte Episode in der ganzen Serie, in der Dr. McCoy nicht vorkommt. John Abbott ist 1986 mit über 90 Jahren gestorben.
Organia ist wieder der rot-weiße Planet wie z.B. Janus VI oder Gothos.
Das ZDF hat einige Szenen herausgeschnitten: Zu Beginn die Szene als Kirk und Spock auf dem Planeten materialisieren und die Zitadelle bemerken, dann die Vorbereitungen zur Sprengung und einen Teil des Gespräches zwischen Kirk und Kor.
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